Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 12

Bischof-Peter-mittendrin-00011a (c) Bistum Mainz / Matschak
Bischof-Peter-mittendrin-00011a
Datum:
Mi. 6. Mai 2020
Von:
tob (MBN)

Berichte

  • Möglichkeit für öffentliche Gottesdienste sind eine „Notlösung“ - Bischof Peter Kohlgraf zu ersten Schritten, Gottesdienste wieder zuzulassen
  • „Von christlichem Glauben geprägt“ - Bischof Peter Kohlgraf zum Tode von Norbert Blüm
  • Gottesdienste im Mainzer Dom (ab 10.5.) - Telefonische Anmeldung erforderlich / 50 Personen pro Gottesdienst zugelassen
  • „Schnell gute Lösungen finden“ - Telefonkonferenz führender Geistlicher mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer
  • Zwei Priesteramtskandidaten aus Nigeria zu Diakonen geweiht - Nicht-öffentlicher Gottesdienst mit Weihbischof Bentz in der Augustinerkirche

  • Bewusst im Gebet vernetzen (2. & 3.5.) - Initiative „Werft die Netze aus“ wirbt für Gebet um Berufungen

Dokumentation

  • „Fürchtet Euch nicht“  - Predigt von Bischof Peter Kohlgraf beim ZDF-Gottesdienst in der Osternacht

  • Die Welt braucht Gott gerade jetzt - Predigt von Bischof Peter Kohlgraf an Karfreitag

  • Zeit für eine neue „Kultur der Sehnsucht“ - Predigt von Bischof Peter Kohlgraf an Gründonnerstag 

 

  • Religiöse Sendungen aus dem Bistum Mainz

Berichte

Möglichkeit für öffentliche Gottesdienste sind eine „Notlösung“

Bischof Peter Kohlgraf zu ersten Schritten, Gottesdienste wieder zuzulassen

Mainz. Auch im Bistum Mainz werden in absehbarer Zeit wieder unter bestimmten Bedingungen öffentliche Gottesdienste möglich sein. Seitens der Hessischen Landesregierung besteht diese Möglichkeit ab Freitag, 1. Mai; von Seiten der Landesregierung in Rheinland-Pfalz sind Gottesdienste wieder ab Sonntag, 3. Mai, möglich. Das Gebiet des Bistums Mainz erstreckt sich sowohl auf Hessen als auch auf Rheinland-Pfalz. In einem Schutzkonzept, das auch auf der Internetseite des Bistums Mainz veröffentlicht ist, sind die Bedingungen veröffentlicht, unter denen im Bistum Mainz künftig wieder Gottesdienste mit einer erweiterten Öffentlichkeit möglich sein können. Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, betont darin, dass bei der Umsetzung der Gottesdienste der Gesundheitsschutz der Teilnehmer oberste Priorität habe.

Weihbischof Bentz empfiehlt den Gemeinden frühestens ab Montag, 4. Mai, wieder Gottesdienste zu feiern, da sich die strengen Auflagen für die Werktagsgottesdienste mit ihrer normalerweise geringeren Besucherzahl zunächst einfacher umsetzen lassen. Das Konzept orientiert sich an den Empfehlungen, die im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz im Benehmen mit dem Deutschen Liturgischen Institut und in Abstimmung unter den Bistümern erarbeitet worden sind.

Wörtlich heißt es im vorläufigen Schutzkonzept: „Ob in den nächsten Wochen solche Gottesdienste mit einer erweiterten Öffentlichkeit gefeiert werden können, soll unter Abwägung der pastoralen Aspekte vor Ort der Pfarrer gemeinsam mit dem Pastoralteam und den Verantwortlichen aus dem Pfarrgemeinderat entscheiden. Selbstverständlich sollen wie bisher möglichst vielen auch weiterhin auf verschiedenen medialen Wegen die Mitfeier von Gottesdiensten und anderen Gebetsformen ermöglicht werden.“

Kohlgraf: „Meine persönliche Gefühlslage ist zwiespältig“

Mit der Möglichkeit, künftig wieder Gottesdienste mit einer erweiterten Öffentlichkeit zu feiern „sind wir noch lange nicht in der Normalität angekommen“, betont der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. „Diejenigen, die künftig einen öffentlichen Gottesdienst mitfeiern, werden dies trotz aller Freude schmerzlich wahrnehmen“. Trotz aller Beschränkungen könne dies „ein kleiner Schritt“ sein, „der hoffentlich sensibel gestaltet wird, damit es nicht zu einer erneuten Verschärfung kommen muss“. Gleichzeitig dankt Kohlgraf den Landesregierungen von Hessen und Rheinland-Pfalz für die gute Zusammenarbeit in dieser Frage und die Möglichkeit, künftig wieder Gottesdienste mit einer erweiterten Öffentlichkeit zu feiern.

Bischof Kohlgraf hebt auch hervor: „Meine persönliche Gefühlslage ist zwiespältig. Zum einen freue ich mich auf gemeinsame Gottesdienste, auch wenn sie noch nicht die notwendige Feierlichkeit haben können. Zum anderen fehlen gerade der in dieser eingeschränkten Form stattfindenden Eucharistiefeier eigentlich notwendige Voraussetzungen. Eine Heilige Messe ist ja immer mehr als die Gültigkeit der Abläufe und die nur individuelle Christusbegegnung in der Eucharistie. Sie ist eine Feier der Kirche, die sich in der örtlichen Gemeinde versammelt. Um zu einer echten Feier zu gelangen, müssten selbstverständlich auch die gemeinsamen Feierformen in ihrer Vielfalt möglich sein. So bleibt es bei einer Notlösung, deren Hintergründe ich kenne und akzeptiere.“ 

Unter anderem bedränge ihn die Sorge, dass „manche Vorschläge, wie denn derzeit die Eucharistie empfangen werden könne, der Würde des Sakraments in keiner Weise gerecht werden“, betont Kohlgraf. Und weiter: „Ich will auch eine allein auf das eigene Seelenheil gerichtete Frömmigkeit nicht gutheißen. Es ist für mich kein geistlicher Gewinn, wenn einzelne Gläubige unter doch eher unwürdigen Bedingungen endlich wieder die Heilige Kommunion empfangen können und andere nicht. Insofern lade ich je nach örtlichen Möglichkeiten dazu ein, in kleineren Gruppen unter den genannten Bedingungen auch andere Gottesdienstformen zu pflegen, und so eine betende Gemeinschaft der Kirche zu bleiben.“ 

Hinweis: Das Schutzkonzept zur Feier der Liturgie im Bistum Mainz ist unter folgendem Link verfügbar:

http://bistummainz.de/export/sites/bistum/organisation/.galleries/downloads/Bistum-Mainz-Anordnung-zur-Feier-der-Liturgie.pdf

tob (MBN

„Von christlichem Glauben geprägt“

Norbert_bluem (c) Bistum Mainz
Norbert_bluem

Bischof Peter Kohlgraf zum Tode von Norbert Blüm

Mainz. Am Freitag, 24. April, ist der ehemalige Bundesarbeits- und Sozialminister Norbert Blüm gestorben. Im Folgenden dokumentieren wir das Statement des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf:

Mit Trauer habe ich den Tod des früheren Arbeits- und Sozialministers, Norbert Blüm, zur Kenntnis genommen. Norbert Blüm stammt aus unserem Bistum, in Rüsselsheim ist er geboren und größtenteils aufgewachsen, dort hat er seine Lehre zum Werkzeugmacher absolviert. In Mainz hat er am Ketteler-Kolleg das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt. Und in unserem Bistum ist er in die katholische Kirche hineingewachsen: Er war Messdiener und engagierte sich bei den Pfadfindern, auch später pflegte er Kontakte ins Bistum Mainz.

Zeitlebens hat sich Norbert Blüm ausdrücklich zum christlichen Glauben und zur Zugehörigkeit zur katholischen Kirche bekannt. Die Prinzipien der Katholischen Soziallehre, zumal der Solidarität und der Subsidiarität, waren maßgebend für seine sozialpolitischen Ideen, in seinem politischen Engagement versuchte er, sie Wirklichkeit werden zu lassen. 

Ich bin Norbert Blüm sehr dankbar für sein Wirken als Politiker, das von seinem christlichen Glauben geprägt war. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und allen, die jetzt um ihn trauern.

Gottesdienste im Mainzer Dom (ab 10.5.)

Der Mainzer Dom vom Leichhof aus gesehen. (c) Bistum Mainz/Blum
Der Mainzer Dom vom Leichhof aus gesehen.

Telefonische Anmeldung erforderlich / 50 Personen pro Gottesdienst zugelassen

Mainz. Ab Sonntag, 10. Mai, werden im Mainzer Dom wieder Gottesdienste mit einer erweiterten Öffentlichkeit gefeiert. Darauf hat der Mainzer Domdekan, Prälat Heinz Heckwolf, hingewiesen. Für die Teilnahme den Gottesdiensten, die im Westchor stattfinden werden, ist jeweils eine telefonische Anmeldung und Registrierung bei der Dominformation erforderlich.

Zu jedem Gottesdienst sind maximal 50 Personen zugelassen. Der Aufenthalt im Dom ist auf 60 Minuten begrenzt. Der Zugang zum Mainzer Dom erfolgt nur über das Liebfrauenportal; der Ausgang erfolgt nur über das Leichhofportal. Der Dom wird frühestens 20 Minuten vor dem jeweiligen Gottesdienst geöffnet. Beim Betreten und beim Verlassen des Domes besteht Maskenpflicht.

Die Messfeiern finden künftig zu folgenden Zeiten im Westchor des Domes statt:

Sonntags: 7.00 Uhr / 8.00 Uhr / 10.00 Uhr / 11.30 Uhr

Werktags: 7.00 Uhr / 8.15 Uhr


Telefonische Anmeldung in der Dominformation

Bei der telefonischen Anmeldung zu den Gottesdiensten muss jeder Anrufer seinen Namen, Vornamen, die Anschrift, Telefonnummer, E-Mail-Adresse und gegebenenfalls den Namen des Partners und der Kinder angeben. Dies ist für etwaige Rückverfolgungen von Kontakten bei einer Ansteckung wichtig. Nach 21 Tagen werden die Listen vernichtet. Es gibt nur zugewiesene Plätze. Diese werden nach dem Eingang der Telefonate vergeben. Der Einlass zu allen Gottesdiensten ist nur mit vorheriger telefonischer Anmeldung und Registrierung in der Dominformation möglich. Ab Mittwoch, 6. Mai, ist die Anmeldung zu Gottesdiensten im Mainzer Dom montags bis freitags von 10.00 bis 14.00 Uhr möglich unter Telefon: 06131/253-412.

„Schnell gute Lösungen finden“

Kreuz über dem Altar im Westchor des Mainzer Doms (c) Bistum Mainz / Blum
Kreuz über dem Altar im Westchor des Mainzer Doms

Telefonkonferenz führender Geistlicher mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer

Mainz. Ministerpräsidentin Malu Dreyer und die Spitzen der rheinland-pfälzischen Bistümer und Landeskirchen wollen Gottesdienste unter strengen Schutzauflagen möglichst von Mai an wieder zulassen. „Die Landesregierung und die Kirchen und Religionsgemeinschaften im Land wollen gemeinsam sehr schnell gute Lösungen für die Gläubigen finden“, sagte die Ministerpräsidentin im Anschluss an eine Telefonkonferenz am Samstag, 18. April, mit den führenden Geistlichen des Landes. 

Wer ein überzeugendes Schutzkonzept vorlegen könne, solle in Rheinland-Pfalz die Möglichkeit erhalten, gemäß den jeweils aktuellen Vorgaben des Bundes und der Länder wieder zu Gottesdiensten nach dem 30. April einladen zu dürfen, so die Ministerpräsidentin. Sie werde in den kommenden Tagen dazu auch Gespräche mit der jüdischen Gemeinschaft und mit dem Runden Tisch Islam führen.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer dankte den Kirchen ausdrücklich dafür, dass sie die Corona-Maßnahmen der vergangenen Wochen so entschieden mitgetragen hätten. Sie zeigte sich beeindruckt, wie kreativ die Kirchen in der gegenwärtigen Situation das Osterfest gestaltet hätten.

Am vergangenen Freitag war in einem Gespräch im Bundesinnenministerium in Berlin vereinbart worden, darauf hinzuarbeiten, dass nach dem 30. April wieder öffentliche Gottesdienste unter strenger Einhaltung der Corona-Sicherheitsmaßnahmen zugelassen werden. Die Entscheidung darüber wollen die Regierungschefinnen und -chefs der Länder in ihrem nächsten Gespräch mit der Bundeskanzlerin am 30. April treffen. Die Kirchen legen dazu konkrete Schutzkonzepte für die Diözesen und Landeskirchen in Deutschland vor. Die Eckpunkte sollen in der kommenden Woche mit Bund und Ländern abgestimmt werden.

Bischof Dr. Georg Bätzing dankte der Ministerpräsidentin dafür, dass die Landesregierung den religiösen Belangen der Menschen eine solche Aufmerksamkeit zukommen lasse. Die bisherige Klarheit und Besonnenheit des politischen Handelns im Bund und in den Ländern in der Pandemie sei „stark und gut“ gewesen, die ständige Transparenz hilfreich. „Die Kirche hat sich hier aus Überzeugung angeschlossen. Jetzt ist es notwendig, den Blick nach vorne zu richten und behutsam Konzepte zu entwickeln, wie auch das religiöse Leben in Gottesdiensten und Seelsorge Schritt für Schritt wieder stärker öffentlich gestaltet werden kann“, so Bischof Bätzing.

Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, der an dem Gespräch teilgenommen hatte, begrüßte das Ergebnis der Telefonkonferenz. „Im Bistum Mainz werden nun sorgfältig die nötigen Schritte vorbereitet, dass wir nach Möglichkeit bald wieder mit der Feier von Gottesdiensten beginnen können. Dafür stimmen wir uns auch mit anderen Bistümern ab. Klar ist aber, dass es im Moment nur um erste, vorsichtige Schritte geht. Weiterhin ist mit Einschränkungen zu rechnen, und es wird noch einige Zeit dauern, bis wir wieder in der gewohnten Weise gemeinsam Gottesdienste feiern können“, sagte er.

„Ich bin dankbar, dass es aufgrund der Initiative der Ministerpräsidentin heute zu einem so konstruktiven und vertrauensvollen Austausch darüber kam, wie wir schrittweise wieder Feiern von Gottesdiensten ermöglichen können. Dabei hat für uns der verantwortungsvolle Umgang mit Risiken und der Schutz von Gesundheit und Leben auch weiterhin oberste Priorität. Deshalb werden wir bis Mitte nächster Woche abgestimmte Schutzkonzepte und Regelungen vorlegen. Unter diesen Voraussetzungen ab dem 3. Mai unsere Kirchen wieder für Gottesdienste zu öffnen, trägt sowohl den notwendigen Schutzanforderungen Rechnung als auch dem Grundrecht auf freie Religionsausübung“, sagte der Präsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dr. Christian Schad.

Die Ministerpräsidentin und die Spitzen der evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümer waren sich einig, dass eine schrittweise Wiederzulassung öffentlicher Gottesdienste nach dem 30. April noch keine Rückkehr zu den Verhältnissen vor der Pandemie bedeuten könne. Es müsse vor Ort sehr genau geschaut werden, ob die Schutzmaßnahmen tatsächlich eingehalten würden. Der Gesundheitsschutz der Gläubigen und der Seelsorger und Seelsorgerinnen müsse immer an erster Stelle stehen.

„Dass Menschen in der Krise gemeinsam beten können und seelsorgerliche Begleitung erfahren, ist mir auch persönlich sehr wichtig. Es ist zutiefst traurig, wenn Menschen keinen Besuch bekommen können oder sich von geliebten Menschen am Grab nicht verabschieden können“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Die Kirchen bestätigten, dass die stark eingeschränkte Möglichkeit, Kranke und Sterbende zu begleiten oder an der Beerdigung von Freunden und Verwandten teilzunehmen, zu den härtesten Folgen der Corona-Pandemie gehörten.

Die folgenden Geistlichen nahmen an der Telefonkonferenz teil:

Katholisch: Bischof Dr. Georg Bätzing, Limburg; Bischof Prof. Dr. Peter Kohlgraf, Mainz; Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Speyer; Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg, Trier; Ordinariatsdirektor Dieter Skala, Katholisches Büro Mainz. Evangelisch: Präses Manfred Rekowski, Evangelische Kirche im Rheinland; Kirchenpräsident Dr. h.c. Christian Schad, Evangelische Kirche der Pfalz/Protestantische Landeskirche; Stellvertretende Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf, Evangelische Kirche in Hessen und Nassau; Oberkirchenrat Dr. Thomas Posern, Evangelisches Büro Mainz.

PM (MBN)

Zwei Priesteramtskandidaten aus Nigeria zu Diakonen geweiht

Mainz, 25. April 2020: Die beiden neu geweihten Diakone: Valentine Ede (links) und Francis Ozochi. (c) Bistum Mainz
Mainz, 25. April 2020: Die beiden neu geweihten Diakone: Valentine Ede (links) und Francis Ozochi.

Nicht-öffentlicher Gottesdienst mit Weihbischof Bentz in der Augustinerkirche

Mainz. Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, hat die beiden Priesteramtskandidaten Francis Ozochi und Valentine Ede aus dem Bistum Enugu in Nigeria zu Diakonen geweiht. Der Weihegottesdienst fand aufgrund der aktuellen Be-stimmungen zur Corona-Pandemie am Samstag, 25. April, unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Mainzer Augustinerkirche statt. Die beiden Priesteramtskandidaten sind derzeit zur Ausbildung im Mainzer Priesterseminar. Ihre Priesterweihe ist für den 12. Dezember in ihrem Heimatbistum Enugu vorgesehen.

Nah am Leben und nah am Evangelium

In seiner Predigt ging Weihbischof Bentz auf die Aufgaben der neuen Diakone ein: „Wer sich dieser Aufgabe stellt, der muss vertraut sein mit den ganz konkreten Lebenssituationen der Menschen - nah am Leben! Der muss aber auch vertraut sein mit dem Wort des Lebens - nah am Evangelium!“ Und weiter: „Wenn das die beiden Standbeine des Diakons sind - nah am Leben und nah am Evangelium - dann erahnen wir auch, was es heißt, eine diakonische Kirche zu sein! Dann erkennen wir, was die wesentlichen Fragen und Aufgaben im Blick auf die Zukunft der Kirche sind, denen wir uns zu stellen haben: Wie nah sind wir am Leben der Menschen heute? Wie nah sind wir in unsren Lebensvollzügen als Kirche am Evangelium?“

Weihbischof Bentz betonte, dass sich Ozochi und Ede „eingelassen haben auf unsere Weise, Kirche zu sein“, das Evangelium zu leben und den Glauben zu bezeugen. „Wie vieles war daran für Sie neu und fremd! Sie haben sich darauf mit Neugierde und Vertrauen eingelassen - und ihr Eigenes dabei nicht aufgegeben.“ Diese Verbindung der beiden kulturellen Kontexte sei „ein Geschenk für die Menschen, zu denen Sie gesandt sind - hier in unserem Bistum - und umgekehrt für die Menschen in ihrem Heimatbistum Enugu“. Daran  zeige sich, „welche Dynamik und Kraft das immer gleiche Evangelium hat, sich an verschiedenen Orten zu inkulturieren, seine eigene Ausdrucksweise zu finden und sich in immer neuen Kontexten auch neu zu entfalten“, betonte Weihbischof Bentz.

Foto unter www.bistummainz.de/presse 

Bewusst im Gebet vernetzen (2. & 3.5.)

Die Startseite der Gebetsinitiative
Die Startseite der Gebetsinitiative "Werft die Netze aus"

Initiative „Werft die Netze aus“ wirbt für Gebet um Berufungen

Mainz. Eigentlich hätte zum Abschluss des 24-stündigen Gebetes am Sonntag, 3. Mai, ein Gottesdienst zur Gebetsinitiative „Werft die Netze aus“ (www.werft-die-netze-aus.de) in der Mainzer Augustinerkirche stattgefunden. Aber das ist in der aktuellen Situation der Corona-Krise natürlich nicht wie geplant möglich. Gleichwohl soll das Anliegen des Gebets um Berufungen im Bistum Mainz auch in diesem Jahr in Erinnerung gerufen werden und seinen Platz finden. Darauf hat der Leiter der Mainzer Diözesanstelle „Berufe der Kirche“, Pfarrer Markus W. Konrad, hingewiesen. Bereits im vergangenen Jahr hatte er den dezentralen Charakter der Gebetsinitiative betont: „Bei dem 24-Stunden-Gebet verbinden sich Menschen im Anliegen geistlicher Berufungen mit Gott und miteinander. Es geht ja nicht nur darum, dass Leute zum Gebet nach Mainz kommen. Es wäre schön, wenn sie sich auch zuhause oder in ihren Gemeinden dieser Gebetsgemeinschaft anschließen. Gott bewirkt Dinge, die wir nicht so einfach machen können.“ Anlässlich des Welttags für geistliche Berufungen lädt das Deutsche Zentrum für Berufungspastoral in jedem Jahr zu der Gebetsinitiative „Werft die Netze aus“ ein.

Im vergangenen Jahr hatte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bei einem Gottesdienst  anlässlich der Initiative „Werft die Netze aus“ in der Mainzer Augustinerkirche zum Gebet um geistliche Berufungen von Priestern, Diakonen, Ordensleuten sowie Pastoral- und Gemeindereferenten aufgerufen: „Wir brauchen Hirten im besonderen Dienst als Priester und in anderen pastoralen Berufen. Deren Aufgabe ist es, andere zu befähigen durch die Sakramente, die Verkündigung, den Dienst am Wort und in der Caritas, den eigenen Weg der Nachfolge zu gehen. Wir brauchen glaubende Menschen, die sich dem Hirtendienst Jesu anschließen. Beten Sie, beten wir, dass Menschen den Mut finden, sich in die Nachfolge zu begeben.“ Kohlgraf machte damals deutlich, dass der Hirtendienst Jesu gekennzeichnet ist „durch Heilen, Verbinden, Stärken, Suchen, Aufrichten und Nahrung geben“. Und weiter: „Hirtendienst ist kein Machtinstrument, sondern eine sehr verantwortungsvolle und sensible Aufgabe, in der Welt und in der Kirche. Eine schöne Aufgabe, die sehr viel Herz und Fingerspitzengefühl erfordert. Wer eine Hirtenaufgabe erfüllt, übernimmt Verantwortung für den anderen Menschen.“ 

Hinweis: www.werft-die-netze-aus.de  

tob (MBN)

„Fürchtet Euch nicht“

Ostersonntag (c) Bistum Mainz
Ostersonntag

Predigt von Bischof Peter Kohlgraf beim ZDF-Gottesdienst in der Osternacht

Mainz. Die Feier der Osternacht wurde fand aufgrund der Corona-Krise in diesem Jahr in der Gotthard-Kapelle des Mainzer Domes statt. Der Gottesdienst mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf wurde am Samstag, 11. April, von 23.00 bis 0.05 Uhr vom Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) live übertragen. Im Folgenden dokumentieren wir die Predigt des Mainzer Bischofs:

„Fürchtet euch nicht“ ist das erste Wort der Engel an die Frauen am Grab, „Fürchtet euch nicht“ ist die Botschaft des Auferstandenen selbst. Die gesamte Szene ist ungeheuerlich. Himmel und Erde werden erschüttert, so beschreibt der Evangelist den österlichen Morgen. Die Osterbotschaft ist für mich auch deshalb so glaubwürdig, weil da nicht einfach Jesus vor den Frauen steht und sagt: Alles ist wieder gut, oder: Da bin ich wieder. Er kommt in die Erschütterung der Welt, und die Frauen müssen sich erst einmal dem Schrecken und der Furcht stellen. „Fürchtet euch nicht“ lautet die Osterbotschaft in eine erschütterte Welt. 

Erschüttert sind wir wahrhaftig. Furcht ist das derzeit bestimmende Lebensgefühl vieler Menschen. Furcht vor der Ansteckung, tiefe Angst vor dem Tod, Angst vor dem Alleinsein, die Erfahrung der Überforderung, die Angst vor dem Verlust auch der materiellen Grundlagen, berufliche Sorgen und vieles andere mehr. Menschen und Welt sind erschüttert. Die Osterbotschaft lautet dabei nicht: alles halb so wild. Oder: Ihr müsst keine Sorgen haben, also lebt derzeit wie es euch gefällt. Furchtlosigkeit ist nicht Leichtsinn. Die Frauen am Grab leben tatsächlich in einer existenziellen Erschütterung. So wie die anderen Jünger haben sie ihr Leben auf Jesus und seine Botschaft gebaut. Sie haben geglaubt, was er sagte, sie haben gesehen, was er tat. Sie haben versucht, nach seinem Beispiel zu leben, es war eine tiefe Freundschaft. Am Ende stand dann die große Enttäuschung, er stirbt den Verbrechertod, scheinbar von Gott und den Menschen verlassen. Damit brach auch die Grundlage des eigenen Lebens weg. Sie mussten das Gefühl haben, ihr Leben vergeudet zu haben, eine Perspektive ist nicht in Sicht. Dafür steht auch sinnbildlich der Stein vor dem Grab. Nicht nur ist Jesus tot und begraben, sondern auch die eigenen Perspektiven. Diesen Stein bekommt man nicht selbst weggerollt. Kann man Gott noch glauben, wenn er selbst seinen Messias und Christus so verlassen hat? 

Die Situation derzeit ist auch eine Anfrage an den Glauben, den Glauben der Kirche, ihre Verkündigung und den persönlichen Glauben. Das Bild vom offenen Grab und dem weggerollten Stein ist ein starkes Bild der Hoffnung. Fürchtet euch nicht, das heißt: Lasst euch eine Perspektive für die Zukunft geben. Lasst euch ein Fundament schenken, dass euch gerade auch in dieser Zeit trägt. Gott ist stärker als der Tod, seine Liebe trägt, seine Liebe ist da, Jesus ist auferstanden. Er zeigt seine Treue, wenn auch anders, als wir Menschen planen und denken. Gerne hätten wir in unseren Kirchen diese Hoffnung gemeinsam gefeiert, Menschen Mut gemacht, ihnen das Licht und die Wärme von Ostern zugesagt und spüren lassen. Es ist schmerzlich, dies gerade an Ostern nicht mit den Zeichen und der Festlichkeit feiern zu können, wie wir es gewohnt sind. Aber „Ostern findet statt!“, hat Bischof Bätzing dieser Tage formuliert. Das Licht leuchtet in die Wohnungen. Die Botschaft ist nicht: alles halb so schlimm; die Botschaft ist: Du bist nicht allein, das Leben siegt, du hast eine Perspektive, der Stein wird weggerollt. Dein Fundament bricht nicht weg. Das ist leicht gesagt in den Erschütterungen dieser Zeit. Aber umso dringender ist für mich dieser Glaube: Ich versinke nicht in den Fluten, ich bleibe nicht im Dunkel, in allen Situationen bin ich, sind wir, in seiner Hand. Die Frauen und die Jünger haben durch diese Erfahrung neuen Mut und neuen Schwung bekommen. Ich glaube ihnen. Ich lade alle ein, dies zu feiern, im kleinen Kreis der Familie, auch allein, mit dem Licht von Ostern, das leuchten und wärmen will. Fürchtet euch nicht! Das heißt: Das Leben siegt, es gibt eine Perspektive, eine Zukunft, ein Leben an Gottes Hand. 

Die Botschaft des Auferstandenen lautet: Geht und sagt die Botschaft weiter. Ein wenig später wird er sie alle in die Welt senden, Botinnen und Boten der Hoffnung zu sein. Ostern wird derzeit weniger üppig gefeiert als vielmehr gelebt. Vielleicht entdecken wir Ostern neu. Viele Menschen geben Hoffnung weiter, obwohl sie manchmal selbst nicht weiterwissen, obwohl sie berechtigte Angst um die Gesundheit und die eigene Existenz haben. Menschen werden hoffentlich über die Krise hinaus wachsamer füreinander. Wir lernen bestimmte Berufe neu schätzen, und die Menschen, die sie ausüben. Christsein ist eben nicht allein die feierliche Liturgie, sondern das Tun, das Leben, das Bezeugen der Hoffnung. 

Ich lade Sie alle ein, nicht nur im häuslichen Rahmen eine Kerze zu entzünden, sondern die Sendung mitzunehmen, Botinnen und Boten der österlichen Hoffnung zu sein, zu werden und zu bleiben. Dann fällt Ostern tatsächlich nicht aus, dann findet Ostern statt. Ich danke von Herzen allen, die dies in diesen Tagen aufopferungsvoll leben. Sie sind wirkliche Fenster, die das österliche Licht in diese Welt hineinlassen. Geht, und seid meine Zeuginnen und Zeugen - das ist der österliche Auftrag. Ich wünsche von Herzen allen die neue Hoffnung, in Gottes Liebe zu sein, den Mut, Ostern zu leben. 

(MBN)

Die Welt braucht Gott gerade jetzt

Karfreitagsgottesdienst 2020 (c) Floservice
Karfreitagsgottesdienst 2020

Predigt von Bischof Peter Kohlgraf an Karfreitag

Mainz. Die Feier vom Leiden und Sterben Christi fand am Karfreitag, 10. April, aufgrund der Corona-Krise in der Memorie des Mainzer Domes statt. Die Karfreitagsliturgie war ab 15.00 Uhr auf der Internetseite des Bistums Mainz als Video-Livestream übertragen worden. Im Folgenden dokumentieren wir die Predigt von Bischof Peter Kohlgraf:

Wir könnten Gott mit einigem Recht auf die Anlagebank setzen. Wo ist Gott in dieser Zeit, in der Tausende von Menschen sterben, Glaubende und Nichtglaubende krank werden, unzählige Menschen wahrscheinlich vor den Scherben ihrer Existenz stehen? Wo ist Gott? Ich spüre zum einen, dass zu einfache Antworten nicht helfen, ich spüre zum anderen, dass viele Menschen in diesen Tagen Halt im Glauben suchen.

1755 wurde Gott zum ersten Mal auf die Anklagebank gesetzt. In jenem Jahr wurde Lissabon von einem gewaltigen Erdbeben heimgesucht, ein solch starkes Erdbeben war bis dahin in der europäischen Geschichte nicht überliefert. Heute gehen Historiker davon aus, dass es damals bis zu hunderttausend Tote in der Hauptstadt Portugals gab. Diese Naturkatastrophe hat Europa verändert. Sie war der Ausgangspunkt eines neuen Denkens über den Menschen und ein dramatischer Einschnitt in die optimistische Weltsicht und Fortschrittsgläubigkeit der damaligen Zeit. Gleichzeitig wurde 1755 zu einem Datum, ab dem eine große Bewegung weg vom Christentum einsetzte. Gott wurde zur Verantwortung gezogen: Entweder, so die Argumentation, ist Gott machtlos, dann ist es unsinnig, an ihn zu glauben. Oder er ist allmächtig, wie wir es ihm zuschreiben, aber dann ist er gnadenlos grausam. An einen solchen Gott wollten viele Menschen damals nicht glauben. Gott kam also auf die Anklagebank. Ein neues theologisches Wort wurde geprägt: „Theodizee“, das heißt Gott muss sich rechtfertigen vor der Vernunft. Für viele bedeutete dies: Gott muss weg, damit der Mensch endlich frei leben und atmen kann.

Die Reaktion damals war konsequent. In der Verkündigung war viel von der Allmacht Gottes die Rede. Gott kann alles, er steuert alles, er lenkt alles bis ins Kleinste. Folglich hat er auch das Erdbeben geschickt und hunderttausend Menschen in den Tod getrieben. Dieser Gott wird unerträglich, eine solche Allmacht erdrückt und vernichtet den Menschen. Denn sie ist ja reine Willkür. Und warum sterben diese hunderttausend, und andere überleben?

Die Rede von der alles steuernden Allmacht Gottes entsprach durchaus auch dem naturwissenschaftlichen Denken damals. Die Welt wurde als große Ordnung erlebt, alles hatte seinen Platz, alles erfüllte seinen von Gott gegebenen Auftrag. Was aber ist dann der Sinn dieses Massensterbens? Mit dem Erdbeben veränderte sich nach und nach auch das naturwissenschaftliche Denken, bis heute. Nach heutiger Vorstellung folgt nicht alles einem festen Plan und einer genau vorgeschriebenen Ordnung. Dies müssen auch unsere Verkündigung und unsere Sicht auf heutige Fragen ernst nehmen. Die Naturwissenschaften müssen, so sagt es einmal Papst Benedikt, auch unser theologisches Denken verändern. Es folgt nicht alles einer festen Ordnung; es gibt Zufall, Chaos, ja, es gibt so etwas wie freie Entwicklung in der Schöpfung. Ein neues Denken über Gott findet hier Raum: Gott, der Allmächtige, zeigt seine Allmacht nicht, indem er alles lenkt und steuert, sondern indem er freie Entfaltung, Naturprozesse, Zufälle, ja, natürliche Vorgänge laufen lässt und indem er Schöpfung sich frei entfalten lässt.

So geht der allmächtige Gott ja auch mit dem Menschen um, und genauso verhält er sich gegenüber der lebendigen Schöpfung, die sich in einer ständigen Entwicklung befindet. 1755 verabschieden sich Menschen von einem Bild Gottes, der aus unerklärlichen Gründen Leid zulässt, gute Menschen straft, und andere davonkommen lässt. Es ist ein Abschied von einem allmächtigen Gott, der willkürlich handelt und Leid und Strafen verhängt ohne Rücksicht auf Verluste.

Wir springen in unser Jahr 2020. Der Abschied von Gott in unserer heutigen Situation kann für mich nicht die Lösung sein. Ich will auf ihn vertrauen. Es bleiben jedoch Fragen: an Gott, den Allmächtigen, der vielleicht nicht die beste aller Welten geschaffen hat, der Leid zulässt, und Krankheit nicht verhindert, der in einer Welt wirkt, in der viele Menschen an ihre Grenzen kommen, physisch und psychisch, die nach ihm rufen und schreien, oder die es längst aufgegeben haben, nach ihm zu fragen. Wiederum sehen wir voll Entsetzen die grauenhafte Situation unserer Welt und vieler Menschen, die zahlreichen unschuldigen Opfer. Das fragt unser Gottesbild an. Wir können um der Vernunft willen nicht an dem Glauben festhalten, dass Gott alles willkürlich steuert - und den Tod dieser Menschen will. Papst Benedikt hatte genau dies in seiner sogenannten „Regensburger Rede“ betont: Gott kann nicht gegen sein Wesen handeln, das Liebe und Vernunft heißt. Allmacht bedeutet nicht Willkür. Gott säße erneut auf der Anklagebank. Ein schreckliches Bild Gottes. Und dennoch bleiben viele Fragen offen. Auch unser Glaube beantwortet sie vordergründig nicht mit ein paar schlauen Sätzen. Wo ist Gott?

  1. Er kommt durch Menschen ins Spiel, die sich bewusst für andere einsetzen. Dass Menschen sich geben für andere, scheint mir einer der größten Gottesbeweise zu sein, die wir haben. Auch wir kommen ins Spiel, unser Gebet und unsere konkrete Hilfe, die wir leisten können. In den letzten Wochen haben wir herausragende Beispiele menschlicher Hingabe gesehen. Damit sind auch die alltäglichen Beispiele gemeint, wo Menschen ihre Arbeit tun, und sich dabei selbst in Gefahr bringen. Sie tun es vielleicht gar nicht so sehr aus einer bewusst christlichen Haltung heraus, sondern aus dem Gefühl, gebraucht zu werden.
  2. Gott kommt ins Spiel, wo wir für die Menschen beten. Das Gebet wird ja wirklich erst sinnvoll, wenn wir Gott nicht für alles Unheil verantwortlich machen. Ja, es wäre geradezu grotesk zu sagen, er schickt es, und jetzt soll er helfen. Gebet öffnet Gott ein Fenster in diese Welt. Gebet verändert vielleicht nicht direkt die Welt, aber es verändert Menschen, und diese verändern die Welt. So beten wir, dass die Menschen gute Helfer finden, dass sie nicht in Mutlosigkeit versinken. Dass Gott Fenster öffnet, Heilung schenkt und neue Perspektiven schenkt. Das Gebet bewahrt vor menschlicher Überheblichkeit, als hinge alles von uns ab, von unserer Stärke, unserer Schnelligkeit, unserer Kraft. Wir lernen heute brutal unsere Grenzen kennen.
  3. Es kommt eine wichtige religiöse Erfahrung ins Spiel: Wenn ich sehe, was derzeit geschieht, erfahre ich, wie hilflos und klein, wie vergänglich und vorläufig Leben und irdisches Glück sein können. Das ist eine Form von Glaubenserfahrung. Und doch glaube ich, dass Gott das Schicksal jedes Menschen kennt und Leben schenken will, über den Tod hinaus. Dafür steht unser Kreuz. Gerade am Karfreitag sehen und bekennen wir einen Gott, der keine theoretische Antwort auf das Leid gibt. Bevor wir Gott auf die Anklagebank setzen, sehen wir, dass er mit uns ist, das Leid trägt, durch Krankheit und Tod hindurchgeht - mit uns. In ihm sehen wir einen Gott, der sich mit allen Menschen im Leiden und Sterben identifiziert, und ihr Kreuz für sie mitgetragen hat. Dieser Glaube trägt mich und viele andere. Vor diesen Gekreuzigten tragen Menschen alles Leid der Welt. Sie glauben nicht an einen Zauberer, der alles Leid hinwegschafft. Sie glauben an einen Gott, der in das Dunkel geht und Mut macht. Und der am Ende den Tod besiegt. Warum dieser Gott Leiden zulässt in seiner Allmacht, darauf gibt er keine einfachen Antworten, sondern er antwortet durch sein Da-Sein!

Heute ist die Zeit zu beten. Für Lebende und Verstorbene, und für alle Helferinnen und Helfer. Ich schaue auf den Gekreuzigten: Gott ist der Liebende, ja, aber er ist auch der Rätselhafte, Undurchschaubare. Wir dürfen, ja wir müssen Fragen und Klagen äußern. Aber wir sollten nicht wie 1755 versuchen, von ihm Abschied nehmen. Die Welt braucht ihn gerade jetzt. Das Kreuz lädt uns zum Vertrauen ein, und dazu, ihm unsere Arme, Hände, Füße, Herz und Hand zu leihen, damit er auch durch uns handeln kann.

(MBN)

Zeit für eine neue „Kultur der Sehnsucht“

Impuls Bischof zu Gründonnerstag (c) Bistum Mainz
Impuls Bischof zu Gründonnerstag

Predigt von Bischof Peter Kohlgraf an Gründonnerstag

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat das Abendmahlsamt am Donnerstag, 9. April, aufgrund der Corona-Krise ohne Öffentlichkeit im Mainzer Dom gefeiert. Im Folgenden dokumentieren wir sende Predigt:

 „Das ist heute“

  „Am Abend, an dem Jesus ausgeliefert wurde, nahm er das Brot, dankte, brach das Brot und reichte es seinen Jüngern mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Ebenso nahm er den Kelch, dankte wiederum, gab den Kelch seinen Jüngern: Nehmt und trinkt alle daraus. Das ist mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird.“ Diese Worte sprechen wir in jeder Heiligen Messe, heute am Gründonnerstag wird hinzugefügt: „Das ist heute“.

Dieser kleine Satz hat mich in jedem Jahr berührt, heute ist er sogar erschütternd. Denn er macht deutlich: Die Hingabe Jesu vollzieht sich hier, so wie sie sich damals vollzogen hat. Wir feiern keine rührselige Erinnerung, vielmehr gibt Jesus sich heute - wie damals - und in jeder Messfeier. Er will die Nahrung der Jünger sein. Nach Ostern feiern die Gemeinden diesen Auftrag, immer im Bewusstsein, dass sie tun, was er getan hat, ja mehr noch, dass er selbst mit ihnen feiert und sich verschenkt. Er wird zur Nahrung und verteilt sich an die Menschen. Es ist bitter und traurig, dass wir in diesem Jahr noch nicht einmal mit zwölf Personen diesen Auftrag Jesu öffentlich feiern können. Heute nicht und auch nicht am Ostersonntag. Für viele glaubende Menschen hinterlässt dies eine offene Wunde. Die Bilder aus Rom, der Papst vor einem leeren Petersplatz, sind Sinnbild für diese Situation. Aber die Nachrichten von den vielen Schwerkranken und Toten zeigen: Diese einmaligen Maßnahmen sind notwendig. Der Verstand erkennt die Notwendigkeit, aber das Herz kommt bei vielen nur schwer hinterher.

Es ist Zeit für eine neue „Kultur der Sehnsucht“

Die kirchliche Tradition kennt den Gedanken der „eucharistischen Sehnsucht.“[1] Bereits die Psalmen sind Lieder der Sehnsucht. Sie sprechen von einer dürstenden Seele, von einer inneren Unruhe, die den Menschen erst in Gott Ruhe finden lässt. Diese Sehnsucht wird in diesem irdischen Leben nie gestillt werden. Der Mensch wird Gott in diesem Leben nie besitzen. Gerade wenn er von Gott berührt wird, entfacht dies die Sehnsucht nach seiner Nähe neu. Im Empfang der Eucharistie wird der Mensch mit Christus eins, so sagt die katholische Tradition, aber nicht, um sich in dieser Einheit einzurichten, sondern um stets neu auf die Suche nach tieferer Einheit zu gehen. Vielleicht ist jetzt die Zeit der Sehnsucht. Zu oft gehe ich gedankenlos zur Heiligen Kommunion, sie ist selbstverständlich. Ist sie aber auch Ausdruck dieser tiefen und unergründlichen Sehnsucht nach dem großen Gott, dessen Liebe wir nie ausschöpfen können? Es ist die Zeit der Sehnsucht. Es gilt, die Sehnsucht neu zu entdecken, die uns auch schmerzlich erkennen lässt: Wir werden in dieser zerbrechlichen Welt das letzte Glück nicht finden, schon gar nicht in vergänglichen Dingen. Manche denken schon über die Zeit nach der Krise nach. Was wird sich verändern? Vielleicht die Aufmerksamkeit füreinander, vielleicht das Bewusstsein für die Zerbrechlichkeit der Welt und dafür, dass Glück nicht zu machen und nicht zu kaufen ist. Vielleicht erwacht eine neue „Kultur der Sehnsucht“[2], auch in der Kirche, und das Bewusstsein dafür, dass Glaube nicht allein in Routinen besteht; dass Christus nicht als Besitz und Rechtsanspruch gelten darf; dass Christsein mehr ist als das Pochen auf Wahrheitsanspruch und Moral, sondern das Entfachen einer tiefen Sehnsucht im Menschen und das Angebot einer Wegbegleitung für die Menschen, die das Suchen nach etwas Größerem noch nicht aufgegeben haben. Vielleicht ist jetzt die Zeit, in der wir manches in uns neu spüren, was in der Normalität des Sakramentenempfangs längst verschüttet war: die Bereitschaft, sich verwandeln zu lassen und sich die unstillbare Seele von ihm füllen zu lassen. Christus ist ja nicht fort. Er hat viele Weisen, seine Gegenwart zu schenken, denn er hat ja auch Sehnsucht nach dem Menschen. Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, ist er da. Wo Menschen beten, ist er da. Wo sich einzelne Menschen an ihn wenden und beten, ist er da. Er bleibt bei uns in seinem Wort, in den vielen Zeichen der Liebe, die wir einander schenken. Natürlich findet auch dieses Jahr Ostern statt: in der Gestalt großen Verzichts, aber vielleicht in neu erwachender Sehnsucht nach ihm. Lassen Sie sich Liebe schenken in den vielen Möglichkeiten, miteinander zu sein, zu beten, zu hören, zu reden, auch in der Form eines gemeinsamen Agape-Mahles. In den frühchristlichen Gemeinden gehörten derartige Mähler eng zur Eucharistie und „verlängerten“ sie (Vgl. 1 Kor 11,17ff.).

Es ist Zeit, die Caritas zu leben als die Kehrseite der Eucharistie

Jesus feiert nicht nur ein Mahl, er zeigt die Folgen. Wer nicht bereit ist, anderen den Dienst der „Fußwaschung“ zu schenken, hat nicht verstanden, welche Verwandlung zur Hingabe im Empfang der Eucharistie steckt. In diesem Jahr müssen ja nicht nur die meisten Gläubigen auf den Kommunionempfang verzichten, es fehlt auch die Erfahrung der Gemeinde. Unsere medialen und digitalen Angebote können sie vielleicht ein wenig ersetzen, aber sie bleiben eine Notlösung. Es ist vielleicht Zeit, wieder stärker den Wert auch der betenden Gemeinde zu erfahren. Bereits der Hebräerbrief stellt traurig fest, wie sich viele der Gemeinschaft entziehen (Hebr 10,25). Für gewöhnlich brauchen vielen Menschen Kirche und Gemeinde und deren Gottesdienste offenbar nicht. Aber in diesen Zeiten brauchen wir uns auch emotional dringender. Vielleicht ist es Zeit, christliche Gemeinde wieder mehr zu schätzen lernen – und nicht nur zu fragen: „Was habe ich von ihr?“, sondern sich bewusst zu machen: „Auch die Gemeinde braucht mich“. Derzeit bleiben wir auf Distanz - aus bekannten Gründen. Manche haben ihre Enttäuschung auch mir gegenüber geäußert. In diesem Jahr ist aber nicht Nähe Ausdruck der Nächstenliebe, sondern Distanz und Rücksichtnahme auf die Gesundheit und das Leben der anderen. Bewusster Verzicht auf den gemeinsamen Gottesdienst ist in diesem Jahr tiefster Ausdruck der Caritas, die Jesus im Abendmahlssaal vorgelebt hat. Merkwürdig: auf die eucharistische Christusgemeinschaft verzichten wir schmerzlich, um die Gegenwart im Nächsten ernst zu nehmen und den Auftrag zum Dienst an ihm. Frömmigkeit kann in diesem Jahr nicht darin bestehen, auf Kosten der Gesundheit anderer die eigene Frömmigkeit zu leben. Fußwaschung tun derzeit viele Menschen: Pflegerinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte, Menschen, die in den Krankenhäusern und sozialen Einrichtungen arbeiten, diejenigen, die unsere Versorgung aufrechterhalten. Ihnen allen ist von Herzen Danke zu sagen. Es ist die Zeit der Entdeckung des Auftrags zur Caritas: Viele Menschen sind derzeit besonders bedroht: die Kranken, die alten Menschen, die Wohnungslosen, Helferinnen und Helfer, um nur einige zu nennen. Ich sehe auch die Bilder der Geflüchteten, die nun aus dem öffentlichen Interesse rücken. Es ist Zeit, diese Menschen neu sehen zu lernen. Und diese tiefere Sorge um sie darf auch nach den Wochen der Krise nicht nachlassen. Eucharistie ohne Caritas ist nicht die Gabe, die Jesus uns schenkt, damals wie heute.

Zeit der Sehnsucht, Zeit einer neuen Gemeinschaft und einer stärkeren Verantwortung für andere. Wenn diese Impulse von diesem Jahr ausgehen, können sie wichtige Bausteine sein auf dem Weg einer geistlichen Erneuerung. Möge Christus unsere Wege segnen und besonders die von der Krise am meisten Betroffenen.

(MBN)

[1] Vgl. www.jesuiten.org/news/sehnsucht-nach-eucharistie (Abruf am 30.03.2020).

[2] Vgl. Dieter Emeis, Art. Sehnsucht. II. Praktisch-theologisch, in: LThk³ 2009, Bd 9, 403.

Religiöse Sendungen aus dem Bistum Mainz

6.5.-10.5. Moment Mal 
mit Christina Ellermann, Darmstadt
di und do. ca. 18.15 Uhr
ca. 7.15 Uhr HR 3

7.5.-9.5.  Anstöße / Morgengruß
mit Mario Junglas, Mainz
mo- sa. 5.57 und 6.57 Uhr SWR 1 und SWR 4

8.5. Ökumenischer Gottesdienst
zum 75. Jahrestag des Kriegsendes aus dem Berliner Dom
10.00 Uhr Das Erste

10.5. Morgenfeier
mit Alexander Matschak, Wiesbaden
7.30 bis 8.00 Uhr HR 2

10.5.  Sonntagsgedanken
mit Beate Hirt, Mainz
ca. 7.45 bis 7.55 Uhr HR 1

10.5. Begegnung
Martin Wolf im Gespräch mit Jutta Asal-von Wuthenau, Leiterin des Caritas-Altenzentrums St. Hedwig in Kaiserslautern
9.15-9.30 Uhr SWR 1

10.5.  Katholischer Fernsehgottesdienst
aus Wien
9.30 Uhr  ZDF

10.5. Katholischer Gottesdienst
aus Kaarst-St. Martinus
10.05 Uhr NDR Info

10.5.-16.5.Gedanken
mit Martin Wolf, Kaiserslautern
täglich zwischen 9.00 und 12.00 Uhr SWR 3
um 9.50 Uhr  SWR aktuell

11.5.-16.5. Carpe Diem! 
mit Pastoralreferentin Andrea Emmel
mo- sa. 6.15 Uhr Klassikradio

17.5. Kirche
mit Pfarrer Hans-Peter Weindorf, Mainz-Gonsenheim
7.20 Uhr Antenne Mainz

17.5. Katholischer Gottesdienst
aus St. Stephan in Mainz-Gonsenheim
10.05 Uhr DLF

17.5. Katholischer Fernsehgottesdienst
aus München-St-Bonifaz
10.15 Uhr   BR

18.5.-22.5. Zuspruch
mit Christoph Schäfer, Rüsselsheim
mo- fr. ca. 5.20 und ca. 19.15 Uhr HR 1

18.5.-23.5. Zuspruch
mit Alexander Matschak, Wiesbaden
mo- sa. 6.30 Uhr HR 2

18.5.-23.5. Anstöße / Morgengruß
mit Martin Wolf, Kaiserslautern
mo- sa. 5.57 und 6.57 Uhr SWR 1 und SWR 4

18.5.-24.5. Übrigens
mit Andreas Meyer, Ockenheim
mo- fr. 17.45 Uhr
so 7.45 Uhr HR 4

19.5.-24.5.  Moment Mal 
mit Christina Ellermann, Darmstadt
und do. ca. 18.15 Uhr
ca. 7.15 Uhr HR 3

21.5. Katholischer Fernsehgottesdienst
zu Christi Himmelfahrt aus Waldsassen
10.00 Uhr Das Erste

21.5.  Kirche
mit Dr. Sven Herget
7.20 Uhr Antenne Mainz

31.5.  Feiertagsgedanken 
mit Stephanie Rieth, Mainz-Kastel
ca. 7.45 bis 7.55 Uhr HR 1

31.5. Bibel Aktuell
mit Pfarrer Matthias M. Schmid, Gießen
7.35 Uhr Hit Radio FFH

31.5. Kirche
mit Pastoralreferentin Claudia Fontana
7.20 Uhr Antenne Mainz

31.5. Katholischer Gottesdienst
aus dem St. Petri Dom in Bremen
10.05 Uhr  DLF

31.5. Katholischer Fernsehgottesdienst
aus Bensheim mit Bischof Franz-Josef Overbeck
9.30 Uhr ZDF

2.6.-3.6.  Anstöße / Morgengruß
mit Beate Hirt, Mainz
di und mi. 5.57 und 6.57 Uhr SWR 1 und SWR 4

Hinweis: Die religiösen Sendungen des Hessischen Rundfunks und des Südwestrundfunks stehen nach Ausstrahlung zum Nachlesen und -hören im Internet unter www.kirche-im-hr.de bzw. www.kirche-im-swr.de bereit. Die Sendungen des privaten Hörfunks können auf der Internetseite des Bistums Mainz www.bistum-mainz.de nachgehört werden.

(MBN)

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