In der aktuellen Ausgabe werden Regens Leja und Pfarrer Winter als Dompräbendaten eingeführt. Außerdem gibt es eine Ankündigung für ein Podium zu Papst Leo XIV. mit Bischof Kohlgraf (26.6.), Markus Günther wurde im Dom zum Ständigen Diakon geweiht, Bischof Kohlgraf war beim Bonifatiusfest im Priesterseminar und das Ökumenische Pfingstläuten in Mainz (7.6.) ist Thema. Außerdem wird die Pfingstpredigt von Bischof Kohlgraf dokumentiert.
Pontifikalvesper mit Bischof Peter Kohlgraf für neue Mitglieder des Mainzer Domstifts
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat den Mainzer Regens Michael Leja und Pfarrer Thomas Winter, Pfarradministrator in den Mainzer Innenstadtgemeinden Dom St. Martin, St. Stephan, St. Ignaz, St. Peter und St. Quintin, als Dompräbendaten am Mainzer Dom eigeführt. Zu Beginn der Pontifikalvesper am Pfingstsonntag, 8. Juni, würdigte er die beiden neuen Dompräbendaten und dankte ihnen für ihre Bereitschaft zum Dienst am Mainzer Dom. Leja und Winter sprachen das Apostolische Glaubensbekenntnis und legten den Amtseid ab. Als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zum Domstift legte ihnen Bischof Kohlgraf eine schwarze Mozetta um. Anschließend führte sie der Mainzer Domdekan Henning Priesel zu ihren Plätzen im Mainzer Chorgestühl. Musikalisch gestaltet wurde die Vesper vom Mädchenchor am Dom und St. Quintin unter Leitung von Domkantor Michael Kaltenbach, einer Schola und Domorganist Professor Daniel Beckmann.
Dompräbendat ist ein geistliches Amt an der jeweiligen Bischofskirche. Dompräbendaten sind keine Mitglieder des in Mainz aus sieben Klerikern bestehenden Domkapitels. Als Mitglieder des Mainzer Domstifts gehören Dompräbendaten allerdings zum erweiterten Kreis des Domkapitels und unterstützen das Kapitel vor allem in der Liturgie und bei seelsorglichen Aufgaben am Mainzer Dom. Zur liturgischen Kleidung des Dompräbendaten gehören – jeweils in Schwarz - die Mozetta (Schulterumhang), das Birett (Kopfbedeckung ) und das Zingulum (Gürtel).
Michael Leja wurde 1985 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Abitur in Gießen studierte er von 2005 bis 2010 Katholische Theologie in Mainz und Innsbruck. Kardinal Karl Lehmann weihte ihn am 23. Juni 2012 im Mainzer Dom zum Priester. Anschließend war er bis 2014 als Kaplan und Dekanatsjugendseelsorger in der Pfarrgruppe Alsfeld/Homberg (Ohm). Von 2014 bis 2016 war er Bischöflicher Sekretär des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann. Von 2016 bis 2024 war er Pfarrer der Pfarrgruppe St. Andreas und St. Martin in Klein-Winternheim/Ober-Olm/Essenheim und Leiter des Pastoralraumes Nieder-Olm. Von 2018 bis 2023 war er außerdem Dekanatsjugendseelsorger für das Dekanat Mainz-Süd, wo er ab 2021 auch Dekan war, bis es im Rahmen des Pastoralen Weges zur Aufhebung der Dekanate kam. Bischof Kohlgraf ernannte ihn zum 1. April 2024 zum Regens des Mainzer Priesterseminars.
Thomas Winter wurde 1973 in Hanau geboren. Nach dem Abitur am Ketteler-Kolleg in Mainz studierte er Theologie in Mainz und Salzburg. Kardinal Karl Lehmann weihte ihn am 1. Juli 2006 im Mainzer Dom zum Priester. Zunächst war er als Kaplan in der Pfarrgruppe Alsfeld/Homberg tätig sowie als Dekanatsjugendseelsorger im Dekanat Alsfeld. Seine Kaplanszeit setze er ab 2009 in Gießen-St. Albertus und Gießen-St. Bonifatius fort. Im Jahr 2011 wurde der Pfarrer in Schwabenheim. 2014 wurde er zusätzlich Vorsitzender des Caritas-Aufsichtsrates des Caritasverbandes Mainz e.V. und stellvertretender Dekan des Dekanates Bingen. Zum 1. August 2020 kam er als Pfarradministrator in den Mainzer Innenstadtgemeinden St. Stephan, St. Ignaz und St. Peter nach Mainz und 2021 kamen die Gemeinden Dom St. Martin und St. Quintin hinzu.
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Nachricht voraus am 8.6.25 tob (MBN)
Podiumsdiskussion mit Bischof Peter Kohlgraf an der Mainzer Universität
Mainz. Auf Einladung der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz findet am Donnerstagabend, 26. Juni, auf dem Campus der Mainzer Universität eine Podiumsdiskussion zu Erwartungen und Perspektiven zum neuen Papst statt. Unter der Überschrift „Papst Leo XIV. – Brückenbauer und Hoffnungsträger?“ diskutieren: der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, Dr. Regina Heyder (Kirchenhistorikerin und Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken - ZdK) und Jürgen Erbacher (Leiter der ZDF-Redaktion „Religion und Leben“). Die Moderation übernimmt Antje Pieper vom ZDF. Die rund 90-minütige Veranstaltung beginnt um 18.15 Uhr im Hörsaal RW 1 (00 125) im Gebäude Recht und Wirtschaft I, Jakob-Welder-Weg 9, auf dem Campus der Mainzer Universität.
PM (MBN)
Bischof Peter Kohlgraf weihte Markus Günther zum Ständigen Diakon
Mainz. Durch Handauflegung und Gebet hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Samstag, 7. Juni, Markus Günther aus Urberach bei einem Gottesdienst im Mainzer Dom zum Ständigen Diakon weiht. „Als Diakon werden Sie die verantwortungsvolle Aufgabe haben, Menschen auf einem persönlichen Glaubensweg zu begleiten, zu unterstützen und zu einem eigenen Zeugnis der Freude und der Hoffnung zu ermutigen“ betonte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt. Und weiter: „Es ist eine Ermutigung für unsere Diözese und die ganze Kirche, dass Sie diesen Schritt gehen.“ Markus Günther wird als Diakon mit Zivilberuf als nebenberuflicher pastoraler Mitarbeiter in der Pfarrei Heilige Familie, in Langen, Egelsbach und Erzhausen tätig werden. Günther hatte sich den Vers „Die Freude am Herrn ist eure Stärke“ aus dem Buch Nehemia als Motto für die Weihe ausgewählt.
Wörtlich sagte Bischof Kohlgraf: „Ich ermutige Sie heute, Bote und Zeuge der Hoffnung zu sein, die Menschen Mut macht, neue Anfänge zu setzen. Sie werden wirklicher Seelsorger sein, der mit Menschen Wege geht, die hoffnungsvoll in die Zukunft weisen. Eine Ihrer Hauptaufgaben wird sein, Menschen Mut zu machen, ein Leben in Fülle zu suchen und im Glauben an Christus zu finden. Die Freude an Gott ist der Grund der Hoffnung, damals bei Nehemia, und heute bei Ihnen. Sie laden uns ein, über die Freude am Glauben nachzudenken, diese Freude neu zu suchen und so hoffnungsvoll die Zukunft zu gestalten.“
Der Mainzer Bischof wies außerdem auf die Aufgaben des Diakons in Liturgie, Diakonie und Verkündigung hin: „Als Diakon werden Sie das Wort Gottes verkünden, und es wird dann andere berühren, wenn Sie selbst berührt sind, wenn auch für Sie die Heilige Schrift Quelle der Hoffnung und Freude wird, die mehr ist als Gesetze und Gebote.“ Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hatten Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Domorgel, eine Diakonenschola und Regionalkantorin Mechthild Bitsch-Molitor übernommen.
Markus Günther (Jahrgang 1969) ist verheiratet und hat drei Kinder. Er ist Diplomkaufmann und Diplomphysiker und arbeitet im Zivilberuf als Manager in Frankfurt. In seiner katholischen Heimatgemeinde engagiert er sich in der Trauerpastoral. Als Katechet ist er seit vielen Jahren ehrenamtlich für und mit Familien tätig. Ebenso übernimmt er Organistendienste in verschiedenen Gemeinden. Er absolvierte im Jahr 1989 die C-Prüfung für nebenamtliche Kirchenmusiker. Weiter übernimmt er regelmäßig Dienste als Vorbeter und Lektor.
Stichwort: Diakon / Ständiger Diakon
Diakone sind bereits in der Apostelgeschichte erwähnt. In der frühen Kirche wirkte der Diakon (griechisch: Diener) in der Armenpflege oder als Gehilfe des Bischofs beim Gottesdienst. Seit dem fünften Jahrhundert verlor das Amt an Bedeutung. Lange Zeit war der Diakon nur noch eine Durchgangsstufe auf dem Weg zur Priesterweihe. Das Sakrament der Weihe ist in der katholischen Kirche in drei Stufen gegliedert: die Diakonenweihe, die Priesterweihe und die Bischofsweihe. Das Zweite Vatikanische Konzil hat das eigenständige Amt des Diakons in der Dogmatischen Konstitution über die Kirche „Lumen Gentium“ vom 21. November 1964 erneuert und sein spezifisches Profil betont.
Dort heißt es: „Mit sakramentaler Gnade gestärkt, dienen sie in der liturgischen Diakonie, in der Diakonie des Wortes und der Liebe in Gemeinschaft mit dem Bischof und seinem Presbyterium dem Volke Gottes. Sache des Diakons ist es, je nach Weisung der zuständigen Autorität, feierlich die Taufe zu spenden, die Eucharistie zu verwahren und auszuteilen, der Eheschließung im Namen der Kirche zu assistieren und sie zu segnen, die Wegzehrung den Sterbenden zu überbringen, vor den Gläubigen die Heilige Schrift zu lesen, das Volk zu lehren und zu ermahnen, Gottesdienst und Gebet der Gläubigen zu leiten, die Sakramentalien zu betreuen, den Beerdigungsritus vorzunehmen.“ (Lumen Gentium 29)
Das Zweite Vatikanische Konzil eröffnete auch verheirateten Männern die Weihe zu so genannten Ständigen Diakonen. Dabei wird zwischen dem „Diakon mit Zivilberuf“ und dem „Diakon im Hauptberuf“ unterschieden. In der Diözese Mainz wurden 1971 die ersten Männer zu Ständigen Diakonen geweiht. Die Bezeichnung „Ständiger Diakonat“ macht deutlich, dass es sich nicht um eine Durchgangsstufe zur Priesterweihe handelt. Der Diakon ist in besonderer Weise zum helfenden Dienst aufgerufen und kann mit verschiedenen pastoralen und karitativen Aufgaben betraut werden. In der Liturgie assistiert er unter anderem bei Eucharistiefeiern. Er leitet Wortgottesdienste und spendet das Sakrament der Taufe. Außerdem kann er mit Beerdigungen und Trauungen beauftragt werden. Das Mindestalter bei der Diakonenweihe für Ständige Diakone liegt bei 35 Jahren für Verheiratete. Eine Bedingung für den Ständigen Diakonat ist, dass die Ehefrau des Bewerbers die Entscheidung zur Diakonatsweihe mitträgt. Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat im Bistum Mainz ist P. Ralf Sagner OP.
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Nachricht voraus am 7.6.25 tob (MBN)
Bischof Kohlgraf feierte Pontifikalamt zum Bonifatiusfest im Mainzer Priesterseminar
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Donnerstagabend, 5. Juni, in der Mainzer Augustinerkirche den Gottesdienst zum Bonifatiusfest des Mainzer Priesterseminars gefeiert: „Wenn es in diesem Haus immer mehr gelingt, und auch in den wissenschaftlichen Ausbildungsstätten, Menschen zu gesprächsfähigen Zeuginnen und Zeugen auszubilden, zu Menschen der Offenheit und des Dialogs, sehe ich mit Hoffnung und Dankbarkeit in die Zukunft“, sagte Kohlgraf. Er hatte in seiner Predigt an die Äußerungen von Papst Leo XIV. zum Missionsauftrag von Kirche vom Tag der Papstwahl erinnert. Ins Priesterseminar waren unter anderen auch Generalvikar Dr. Sebastian Lang und die Bevollmächtigte des Generalvikars, Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, gekommen.
Kohlgraf verwies unter anderem auf das „beeindruckende Dokument“ der franzözischen Bischöfe, die sich vor einigen Jahren unter der Überschrift „Den Glauben anbieten“ mit Fragen der Glaubensweitergabe beschäftigt haben. Drei Punkte hob der Mainzer Bischof besonders hervor: „Erstens: Bevor wir unsere Antworten aus dem Glauben formulieren, müssen wir zunächst einmal die Fragen der Menschen hören. Zweitens: Glaube überträgt sich nicht durch Sätze, sondern durch Erfahrungen, die man mit dem Glauben machen kann.“
Und drittens verwies Kohlgraf darauf, dass Mission nicht in besonderer Weise durch große Aktionen erfolge: „Natürlich hilft manchem die Erfahrung eines Weltjugendtags, in der Suche nach der eigenen Berufung weiterzugehen. Ich meine allerdings, dass anderes prägender ist. Es sind die kleinen Dinge, die den Alltag von glaubenden Menschen in der Nachfolge Jesu prägen sollten. Die Bischöfe nennen Lebenseinstellungen wie Bescheidenheit gegen die Habsucht, Engagement gegen die Gleichgültigkeit. Christinnen und Christen sind Menschen der Hoffnung in einer Welt, die oft keine Perspektive mehr sieht. Sie sind gefragt, wenn es um das Geschenk des Lebens geht, das heute immer mehr machbar, planbar und damit unmenschlicher wird.“
Wörtlich sagte Bischof Peter Kohlgraf in seiner Predigt: „Wenn wir den Glauben in diesem Sinne anbieten, dann ist Mission weder peinlich, noch gefährlich. Weil wir das leben, was wir glauben, ohne große Parolen und ohne großes Getue. Mission respektiert die Freiheit, und sie bleibt gelassen, weil Gott viele Wege kennt, Menschen auf seinen Weg zu führen. Wenn jemand gefragt würde: warum bist du Christ, sollte er eine gute, klare Antwort haben. Ich würde antworten, weil in keiner Religion Gott dem Menschen so nahegekommen ist und so nahe bleibt, wie Gott in Jesus Christus. Das möchte ich anderen gerne anbieten.“
Personelle Veränderungen im Haus der kirchlichen Berufe
Am Ende des Gottesdienstes überreichte Kohlgraf neuen Mitarbeitenden aus Priesterseminar und Haus der kirchlichen Berufe in ihre Dekrete und verabschiedete zwei Kolleginnen. Eingeführt zur als Ausbildungsreferentin im Pastoralkurs zur Studienbegleitung der Pastoralreferentinnen und -referenten wurde Sara-Marie Hüser sowie Stefanie Bitz-Künster zur Studienbegleitung der Pastoralreferentinnen und -referenten. Neuer Sekretär im Haus der Kirchlichen Berufe ist Dominic Linzmeier. Außerdem begrüßte Bischof Kohlgraf zwei neue Dozenten im Haus: Pfarrer Johannes Zepezauer (Pastoralliturgie) und Dr. Anna Ott (Kirchenrecht). Aus dem Sekretariat verabschiedete Kohlgraf Patricia Aumüller, die ins Personaldezernat wechselt. Der Bischof würdigte außerdem Pastoralreferentin Lucia Kehr, die im September ihren Dienst als Ausbildungsleitung im Pastoralseminar beendet. Diakon Klaus Baum aus dem Personaldezernat würdigte Kehr, die seit 2011 im Bistum Mainz tätig war.
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Nachricht voraus am 5.6.25 tob (MBN)
Tradition des Stadtgeläutes wird in Mainz fortgesetzt
Mainz. Mit dem Stadtgeläute am Vorabend des Pfingstfestes, Samstag, 7. Juni, wird die im Dezember 2023 begonnene ökumenische Läutetradition in der Stadt Mainz (Vorabend des ersten Advents, Trauerläuten am 27. Februar und Pfingsten) fortgesetzt. Um 16.30 Uhr beginnen an diesem Tag die Glocken von St. Peter und der Christuskirche. Desweiteren erklingen die Geläute der Karmeliterkirche, St. Bonifaz, Antonius-Kapelle, Altmünsterkirche, St. Klara-Kapelle, St. Quintin, Dom, Augustinerkirche, St. Ignaz und St. Stephan. Das Läuten der Innenstadtkirchen wird gegen 17.00 Uhr enden. Von zwölf Kirchtürmen werden insgesamt fast 50 Glocken läuten und so eine achthundertjährige Mainzer Glockengeschichte hörbar machen.
Auch in diesem Jahr wird wieder eine Glockenführung durch die Mainzer Innenstadt angeboten, Treffpunkt ist an diesem Tag um 16.20 Uhr am Ernst Ludwig-Platz vor dem Dativius Victor-Bogen. Die Führung endet gegen 17.00 Uhr am Höfchen.
Nachricht voraus am 2.6.25 PM (MBN)
Predigt von Bischof Peter Kohlgraf an Pfingstsonntag
Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf an Pfingstsonntag, 8. Juni, im Mainzer Dom ein Pontifikalamt gefeiert und dabei die Predigt gehalten. Im Folgenden dokumentieren wir den Predigttext im Wortlaut:
„Wir alle hören sie in unseren Sprachen reden.“ – das ist die Erfahrung des Pfingstfestes. Die Menschen in der Kirche erfahren sich als ein „Wir“, als eine Gemeinschaft, über alle Grenzen und menschengemachte Unterschiede hinweg. Man kann nach diesem roten Faden im Neuen Testament suchen und wird schnell fündig.
Die Völker, die in der Pfingstgeschichte genannt werden, finden in Christus ihre Einheit, obwohl sie ansonsten nicht nur in friedlichen Beziehungen zueinander stehen. In Christus aber verstehen sie sich in einer Tiefe, die nicht menschengemacht ist.
Die Pfingstgeschichte zeigt die weltweite Kirche als das gelungene Modell einer friedlichen Welt. Alle Völker und Nationen sind vereint in dem einen Glauben. So könnte die Welt nach Gottes Willen sein. Alle sprechen die eine Sprache. Der Apostel Paulus konkretisiert diese Wirklichkeit im dritten Kapitel des Galaterbriefes: „Denn alle seid ihr durch den Glauben Söhne (und Töchter) Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“
Immer wieder spricht Paulus von der Kirche als Leib, einem geordneten Organismus, in der jeder/jede jeden braucht, um leben und glauben zu können. Auf niemanden kann verzichtet werden, jeder und jede ist für den Glauben und das Leben des anderen unverzichtbar.
Pfingsten feiert das „Wir“ der unterschiedlichen Menschen in der einen Kirche. Das ist eine prophetische, zeitkritische Botschaft für unsere Welt. Denn auch ohne den religiösen Hintergrund zu bemühen, kann die Menschheit nur überleben, wenn sie nach dem „Wir“ sucht und Wege des Miteinanders findet. Oft genug aber geht es um ein „Wir“ gegen „Die“, eine Mauer zwischen Menschen und nicht um die Suche nach Gemeinschaft. Dazu müssen wir uns nicht nur die großen Konflikt- und Kriegsherde anschauen. In der großen Politik dienen die anderen oft dazu, die eigenen Interessen zu bedienen. In scheinbar friedlichen Deals versucht man, die Not anderer für die eigenen Interessen auszunutzen. Politik ist nicht selten ein Machtspiel, um sich selbst groß zu machen. Tatsächlich sollten wir als Kirche dazu ein gelingendes Gegenmodell sein.
„Wir alle hören sie in unseren Sprachen reden". Gibt es noch das „Wir“ der Weltkirche? In den letzten Wochen nach dem Tod von Papst Franziskus und der Wahl von Papst Leo haben erstaunlich viele Menschen das Gefühl der Weltkirche erlebt – eine große Gemeinschaft in der Trauer, der Hoffnung und der Freude. Nicht nur überzeugte glaubende Menschen haben sich in Rom als dem Zentrum der römischen Weltkirche versammelt. Auch Vertreterinnen und Vertreter der Weltpolitik kamen, und sie konnten erleben, wie es sein kann, wenn alle das Evangelium in einer Sprache hören und verstehen können.
Katholische Kirche ist Weltkirche – es gibt keine deutsche Kirche, keine afrikanische Kirche. Vielmehr gibt es die eine Kirche in Deutschland, in Afrika, in Amerika, oder wo auch immer. Pfingsten ist da Vorbild.
Als ich noch Professor an der Katholischen Hochschule in Mainz war, hatten wir dort einen Gast aus der evangelischen Kirche, der im Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf tätig ist. In diesem Rat sind viele Kirchen und kirchliche Gemeinschaften zusammengefasst, es werden dort viele Themen bearbeitet, die weltweit interessant und relevant sind: Themen des Glaubens, Friede, Gerechtigkeit, auch Themen der Umwelt.
Nicht selten scheitern dort Projekte an nationalen Interessen einzelner Kirchen. Manche Kirchen identifizieren sich etwa stark mit der Politik ihres Landes. Religiöse Identität ist dann gleichbedeutend mit nationaler Identität. Religiöse Identität dient aber auch zur Abgrenzung gegenüber anderen Menschen und Gruppen.
Der Gast aus Genf stellte den großen Reichtum gerade der katholischen Kirche heraus. Dieser besteht darin, dass sie Weltkirche ist. Das wird konkret in vielen Missionsprojekten sichtbar. Aber auch, indem ausländische Priester und Ordensfrauen bei uns arbeiten, dass wir zunehmend sogar hinschauen müssen, was wir von Christen anderer Länder lernen können. Manchmal geschehen da kleine Pfingstwunder. Oder sie deuten sich wenigstens an.
Ich erlebe aber manchmal auch anderes. Als ich nach einer Diakonenweihe in Mainz von einer Gruppe für die Ordination von Frauen Demonstrierenden zu diesem Thema befragt wurde, kam ein Einwand: „Kommen Sie mir nicht mit der Weltkirche“. Doch, als Bischof werde ich auch immer bei aller notwendigen Positionierung auch das weltkirchliche Argument mitbedenken müssen. Man kann die Weltkirche als Bremserin von Reformen sehen. Aber ebenso kann man sie als notwendiges Korrektiv erleben, als wichtige Gesprächspartnerin. Weltkirche kann auch die sein, die uns kritisiert, ermutigt, bestätigt und so in der Suche nach passenden Wegen weiterführen kann. Es gibt daher keinen einzigen Bischof in Deutschland, der einen deutschen Sonderweg sucht, wie oft aus bestimmten Kreisen vorgeworfen wird. Aber es gibt das Bemühen, auch die Sichtweisen der Gläubigen und der Gesellschaft in Deutschland in ein weltweites Gespräch einzubringen. Der Synodale Weg in Deutschland ist natürlich daran interessiert, sich als Teil einer Weltkirche mit den Themen der Menschen in Deutschland in ein weltweites Gespräch einzubringen.
„Wir alle hören sie in unseren Sprachen reden." Gibt es noch das „Wir“ der Kirche im Bistum Mainz? Die Kirche Jesu Christi lebt in den Teilkirchen, so auch bei uns im Bistum. Der Dienst der Einheit ist der wichtigste Dienst des Bischofs. In vielen Zusammenhängen mache ich die erfreuliche Erfahrung, dass es ein „Wir“-Gefühl noch gibt, wenn wir uns trauen, an die Quellen unseres Glaubens zu gehen. In den vielen Veränderungen geht es oft gar nicht mehr um Glaubensfragen. Aber die anstehenden Themen lassen sich davon auch nicht trennen. Wir werden Kirchen und andere Gebäude aufgeben. Wir sind mitten in diesen von verständlichen Emotionen – Trauer etwa – begleiteten Prozessen.
Die in allen Diözesen und auch evangelischen Landeskirchen laufenden Veränderungen sind zum einen der Veränderung der Gesellschaft geschuldet. Zum anderen ergeben sich die Veränderungen aus den zahlreichen Kirchenaustritten. Viele werden ihre guten Gründe haben. Auch vor diesem Hintergrund werden wir versuchen müssen, glaubwürdiger zu werden als Kirche von Mainz und Kirche in Deutschland. Aber jeder Kirchenaustritt hat auch Konsequenzen, der die Gestalt der Kirche verändern wird. Es wird Dörfer ohne Kirchtürme und kirchliche Zentren geben. Das wird auch unsere Gesellschaft nicht zum Guten verändern.
Wie können wir, die in der Kirche sind, zusammenbleiben, glaubwürdiger werden, einladender, missionarischer? Da stoßen unterschiedliche Meinungen und Vorstellungen aufeinander. Als Bischof ist es meine Aufgabe, diese Meinungen zu relativieren, auf die weltkirchliche Dimension der Einheit mancher Fragen hinzuweisen, auch wenn das Enttäuschung auslöst. Einheit in der Diözese muss auch bedeuten, dem Bischof zuzugestehen, dass er einen anderen und weiteren Blick hat als manche Gemeinde und mancher, der die eigene Glaubenserfahrung zum Maßstab für alle nimmt. Für mich wäre es ein großer Schritt zur Einheit, wenn wir von der Rede wegkämen: „die in Mainz – wir an der Basis“ oder „der Bischof in Mainz – wir hier.“
Kirche sein können wir auch im Bistum nur gemeinsam in verschiedenen Perspektiven, die erst zusammen ein Bild ergeben. Es wäre furchtbar, wenn der Bischof isoliert von den Gläubigen sein Amt wahrnehmen wollte. Auch dazu dienen die Schritte der Synodalität. Kirche sein können wir nur in Einheit und Gemeinsamkeit, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Glaubenserfahrungen. Bei aller Unterschiedlichkeit sollten wir das „Wir“ nicht aufgaben.
„Wir alle hören sie in unseren Sprachen reden.“ Gibt es noch das „Wir“ des Glaubens? „Wir glauben an den einen Gott“ – so beginnt in der deutschen Übersetzung das Credo, das im Gottesdienst gesprochen wird. Es geht auf die Konzilien von Nizäa und Konstantinopel zurück. In diesem Jahr feiern wir das 1700. Jubiläum des Konzils von Nizäa. In diesem Bekenntnis ist das zusammengefasst, was Christinnen und Christen von Beginn an zusammenbindet. Der Glaube an den Vater, der die Welt erschaffen hat, an den Sohn, der die Menschen erlöst, und an den Geist, der in der Kirche lebt und wirkt, und der Glaube an das ewige Leben.
Die letzte Umfrage der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung vor einigen Monaten belegt, dass längst nicht mehr alle Kirchenmitglieder diesen Glauben teilen. Was heißt das, wenn dieses „Wir“ des Pfingstfestes verloren ist? Damit ist der Kern unserer Botschaft in Gefahr. Es ist nicht belanglos, wenn die meisten unserer Gläubigen nicht mehr die Pfingsterfahrung teilen: „Wir hören sie in unseren Sprachen die machtvollen Taten Gottes verkünden.“ Viele verstehen die Sprache der Kirche nicht mehr. Zufriedengeben dürfen wir uns damit nicht. Vielmehr wird es zunehmend Menschen brauchen, die ihre Erfahrungen mit diesem Glauben mit denen teilen, die noch die Frage nach Gott und seiner Gegenwart stellen. Theoretische Erörterungen über Gott und den Glauben muss es geben, aber daneben braucht es das persönliche Zeugnis: Wo höre ich Gott sprechen, in meinem Leben, in meinem Umfeld, in meiner Kirche? Was trägt mich? Und vielleicht kann es so gelingen, Religion verstehbar zu machen, die für viele Menschen nur noch eine Fremdsprache ist – innerhalb und außerhalb der Kirche.
Heute öffnen wir uns dem Geist, der die vielen Völker und Glaubenserfahrungen vereint. Er lädt ein zum „Wir“ – in Kirche und Gesellschaft, mit Freunden und Fremden. Immer wieder möge es gelingen, neue Erfahrungen von Pfingsten zu erleben, mit Gottes Hilfe und mit unserer Offenheit.
(MBN)