Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 9 / 2021

Mainz, 16. September 2021: Doris Ahnen verlieh die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz an Andreas Schmitt. (c) Bistum Mainz / Blum
Mainz, 16. September 2021: Doris Ahnen verlieh die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz an Andreas Schmitt.
Datum:
Do. 30. Sept. 2021
Von:
hoff (MBN)

In dieser Ausgabe unter anderem mit der Wahl von Bischof Peter Kohlgraf zum neuen Vorsitzenden der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, der Segnung des ersten Teilabschnitts der neuen Mainzer Domorgel, der Sendung von neuen Pastoralreferenten, dem Pastoralen Weg, den neuen Sprecherinnen der Frauenkommission, der Dieburger Wallfahrt und einem Interview zu 60 Jahren FSJ.

Kohlgraf neuer Vorsitzender der Pastoralkommission

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf (c) Bistum Mainz / Blum
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf

Mainzer Bischof auf Herbstvollversammlung der Bischöfe in das Gremium gewählt

Fulda/Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ist auf der Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda zum Vorsitzenden der Pastoralkommission gewählt worden. Dies wurde am Dienstagabend, 21. September, von der Deutschen Bischofskonferenz bekannt gegeben. Die Herbstvollversammlung findet noch bis 23. September in Fulda statt, wo sich die Bischöfe traditionell am Grab des heiligen Bonifatius versammeln.

Wesentliche Aufgabe der Pastoralkommission (Kommission III) ist laut Angaben der Deutschen Bischofskonferenz die Beobachtung der Gemeindepastoral und der Veränderungen der pastoralen Strukturen sowie der verschiedenen Seelsorgebereiche (zum Beispiel Polizeiseelsorge, Gefängnisseelsorge, Krankenhausseelsorge, Telefonseelsorge, Landpastoral, Betriebsseelsorge etc.). Darüber hinaus analysiert sie neuere Entwicklungen zur Verkündigung des Evangeliums im Internet, in der Welt des Tourismus und in den Erlebnisräumen von Großstädten. Ihr arbeiten insbesondere Inhaber der Lehrstühle der Pastoraltheologie, eine Reihe von Verbänden und geistlichen Gemeinschaften zu. Der Pastoralkommission zugeordnet ist die Unterkommission Frauen in Kirche und Gesellschaft.

Bischof Kohlgraf wurde im Jahr 2010 im Fach Pastoraltheologie an der Universität Münster habilitiert und vor seiner Bischofsweihe fünf Jahre als Professor für Pastoraltheologie an der Katholischen Hochschule Mainz gelehrt. Bislang war Bischof Kohlgraf Mitglied der Kommissionen für „Erziehung und Schule“ und „Ehe und Familie“. Künftig wird er diesen Kommissionen nicht mehr angerhören, sondern daneben noch Mitglied der Migrationskommission sein. Bischof Kohlgraf ist außerdem Mitglied der Gemeinsamen Konferenz von Deutscher Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Darüber hinaus ist er seit 2019 Präsident der deutschen Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi.

Auch der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, nimmt an der Vollversammlung teil. Bentz ist Mitglied der „Jugendkommission“, der „Kommission Weltkirche“ und der „Unterkommission für Lateinamerika“ (insbesondere Adveniat). Zudem ist er Vorsitzender der Arbeitsgruppe „Naher und Mittlerer Osten“ der „Kommission Weltkirche“. Zudem ist er bei der aktuellen Vollversammlung zum Mitglied in der Bischöflichen Arbeitsgruppe für Kinder- und Jugendschutz gewählt worden.

Hinweis: Weitere Informationen auf den Internetseiten der Deutschen Bischofskonferenz unter www.dbk.de 

 

Nachricht voraus am 21.9.2021                                                               hoff (MBN)

Rund 50 Pfarreien bis zum Jahr 2030

Bestandsaufnahme zum Pastoralen Weg im Bistum Mainz

 

Mainz. Der Pastorale Weg ist ein Prozess, mit dem sich das Bistum Mainz geistlich und strukturell auf die Zukunft vorbereitet. Derzeit befindet sich der Prozess am Ende der sogenannten „Phase I“. Bis zum 26. November haben die Dekanate Zeit, Voten zu erarbeiten für neue Pfarreien und neue Konzepte. An vielen Orten wurde bereits abgestimmt, etwa über die Form der möglichen Zusammenlegung von Pfarreien. Über die Strukturierung wird Bischof Peter Kohlgraf die letzte Entscheidung fällen. „Er wird sich aber an den Vorschlägen orientieren“, sagt Dr. Wolfgang Fritzen, Leiter der Koordinationsstelle des Pastoralen Weges.

Bis Ostern 2022 sollen die Gebiets-Strukturen im Bistum so reformiert werden, dass bis zum Jahr 2030 insgesamt rund 50 neue Pfarreien gebildet werden können. „Dabei geht es aber nicht um die einseitige Verschiebung und Neu-Strukturierung von Gebietsgrenzen. Vielmehr ist das Ziel, zu schauen, was die Menschen an welchem Ort brauchen, und wie das mit knapper werdenden Ressourcen und weniger Gläubigen als bisher gestaltet werden kann“, betont Fritzen.

„Wir müssen uns verändern“, sagt Wolfgang Fritzen. Er verweist auf weniger Kirchenmitglieder, weniger Priester und weniger Geld, das in Zukunft zur Verfügung stehen wird. „Wir wollen nicht nur diesem Druck nachgeben, sondern den Prozess als Chance nutzen, um unsere Zukunft aktiv zu gestalten und neue Dinge zu entwickeln.“ Fritzen wirbt dafür, die größeren Räume als Chance zu sehen: „Es muss nicht mehr jeder und jede Ehrenamtliche an jedem Ort alles anbieten. Was wir vor Ort nicht können, gelingt uns besser gemeinsam“, ermutigt er. Seine Hoffnung ist, dass es gelingt, die Zusammenarbeit auf eine neue Stufe zu heben. Gleichzeitig versichert er: „Wenn etwas gut läuft an einem Ort, soll es auch dort bleiben können.“

„Chance für mehr Vielfalt“

Gleichwohl nimmt Fritzen Verunsicherung wahr. „Es gibt zwar relativ wenige Gegner des Projektes, aber manchen fällt die Veränderung schwer. Viele sehen es pragmatisch, und es gibt auch Leute, die sagen: Endlich bewegt sich etwas.“ Fritzen sieht in dem Prozess auch Chancen für künftige pastorale Teams. Denn wenn Pfarreien zusammengelegt werden, werden „echte Teams pastoraler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entstehen, die sich die Arbeit untereinander aufteilen. Das birgt die Chance für mehr Vielfalt“, sagt Fritzen. Wichtig sei, zu verstehen, dass es sich nicht um ein zentralisiertes Gebilde handele, sondern um ein Netzwerk, bei dem die Menschen noch enger zusammenarbeiten werden.

Es liegen große Aufgaben vor den Pfarreien: So müssen zum Beispiel die Ausgaben für Gebäude wie Gemeindehäuser um 50 Prozent reduziert werden. Der Leiter der Koordinationsstelle betont, bei dem Prozess nicht nur Gebäude und Finanzen im Blick zu haben: „Das kann nicht das Entscheidende sein, sondern es geht darum, dass Menschen gute Orte haben, an denen sie Leben und Glauben teilen können“, sagt er. Die Leitfrage müsse sein: Was brauchen die Menschen? Viele Dekanate hätten bereits Umfragen durchgeführt, um herauszufinden, was die Menschen in ihrem Gebiet besonders benötigen.

Parallel zur Arbeit in den Dekanaten wurden zudem neun so genannte „Teilprojektteams“ (kurz TPT) gebildet. Sie arbeiten auf Bistumsebene und sind in verschiedene Themenbereiche unterteilt, wie zum Beispiel „Sozialpastoral“, „Pfarrei als Netzwerk“, oder „Gebäude“. Sie tauschen sich mit den Dekanaten aus.

Phase II ab Ostern 2022

An Ostern 2022 wird Bischof Peter Kohlgraf die neuen, rund 50 Pastoralräume errichten und für jeden Pastoralraum einen Leiter und eine Koordinatorin oder einen Koordinator beauftragen. Alle Pastoralräume haben dann den Auftrag, die Gründung einer neuen Pfarrei auf ihrem Gebiet vorzubereiten. Mit der Gründung der neuen Pfarrei beginnt dann Phase III, die Entwicklungsphase der neuen Pfarrei.

Stichwort: Der Pastorale Weg

Der Pastorale Weg ist ein geistlicher und struktureller Prozess im Bistum Mainz. Er steht unter dem Leitwort „Eine Kirche, die teilt“ und wurde von Bischof Peter Kohlgraf in der Fasten- und Osterzeit 2019 begonnen. Derzeit arbeiten verschiedene Arbeitsgruppen an der Entwicklung. Im ersten Jahr seiner Amtszeit hat Bischof Peter Kohlgraf in zahlreichen Besuchen und Gesprächen in den Pfarreien und Dekanaten des Bistums Mainz die Voraussetzungen für den Pastoralen Weg geschaffen. Zudem entsandte er Kundschafter in andere Diözesen, um sich deren Erfahrungen berichten zu lassen. In seinem Hirtenbrief zur Österlichen Bußzeit 2019 hat Bischof Kohlgraf dem Pastoralen Weg das Motto „Eine Kirche, die teilt“ gegeben und die vier Dimensionen des Teilens entfaltet. Dabei geht es darum, dass Leben zu teilen, den Glauben, die Ressourcen und die Verantwortung für die gemeinsame Zukunft und das Glaubensleben im Bistum Mainz.

 

Nachricht voraus am 17.9.2021                                                                              hoff (MBN)

 

Neue Königin im Mainzer Dom

Bischof Peter Kohlgraf segnet den ersten Teilabschnitt der neuen Mainzer Domorgel (c) Bistum Mainz/ Hoffmann
Bischof Peter Kohlgraf segnet den ersten Teilabschnitt der neuen Mainzer Domorgel

Segnung des ersten Teils der neuen Domorgel durch Bischof Peter Kohlgraf

Mainz. In einem Gottesdienst hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Sonntag, 19. September, das erste von drei Teilwerken der neuen Mainzer Domorgel gesegnet. „Es war ein langer Weg bis hierher“, sagte Domdekan Prälat Heinz Heckwolf zur Begrüßung. Aber nun sei die Orgel fertig und es gelte, Danke zu sagen „für die finanzielle und ideelle Unterstützung.“

Domdekan Heckwolf zitierte Wolfgang Amadeus Mozart, der einst an seinen Vater geschrieben habe: „Die Orgel ist in meinen Augen und Ohren der König der Instrumente.“ Heute spreche man eher von der Königin der Instrumente. „Wir sind froh, dass wir eine neue Königin unter uns haben“, betonte Heckwolf. Sie löse die „schöne alte Dame“ ab, wie der ehemalige Domorganist Albert Schönberger die alte Orgel genannt habe. Heckwolf dankte besonders den beiden Orgelbauern Simon Hebeisen von der Firma Goll und Wendelin Eberle von der Firma Rieger.

Bischof Peter Kohlgraf sagte in seiner Ansprache, dass es kirchenhistorisch betrachtet ein langer Weg gewesen sei, bis die Orgel zur „Königin der Instrumente“ wurde, „die Menschen beten hilft, die die Herzen zu Gott erhebt, die ein eigener Ausdruck des Betens wird.“ Der erste Abschnitt der Mainzer Domorgel sei solch ein Helfer im Gebet, betonte er. Und das auf verschiedene Weise, denn „Jedes Register hat Charakter, es geht nicht um Lautstärke und Kraft“, sagte er. Kohlgraf verglich die verschiedenen Klänge einer Orgel mit den unterschiedlichen Gaben der Menschen in einer Gemeinde: „Es geht nicht nur um die lauten Stimmen, sondern um den Zusammenklang aller in der je eigenen Schönheit.“ Unendliche Vielfalt könne den Raum so erfüllen. „Dabei sind oft die leisen Stimmen die interessanten, wir sollten sie nicht überhören oder geringschätzen. Die Orgel verwirklicht die Einheit in der Vielfalt, sie ist Vielfalt in der Einheit“, so Kohlgraf.

Bischof Kohlgraf bedankte sich bei allen, die bei der Verwirklichung des ersten Abschnitts mitgeholfen haben: „Viele haben sich beteiligt, durch Spenden, durch Mitsorgen, durch die praktische Arbeit, durch Planungen und Werbung, und vieles andere mehr.“ Diese Orgel sei kein Luxus, sondern notwendig, um dem Auftrag der Verkündigung nachzukommen. Sie diene dazu, die Gemeinde als Einheit zusammenzuführen: „Gerade dieser erste Abschnitt des Mainzer Orgelprojekts dient auch der Unterstützung des Gemeindegesangs, und das auf eine Art, wie sie die Orgel im Westwerk nicht leisten kann. Damit ist sie unverzichtbarer Bestandteil der Liturgie.“ Orgelspiel sei Gebet und helfe beten. „Musik führt die Gemeinde zu einer betenden Gemeinschaft zusammen“, sagte Kohlgraf. An mögliche Kritiker gewandt sagte er: „Gotteslob ist kein Beiwerk, so dass auch das Orgelprojekt hier kein überflüssiges Beiwerk ist. Kirche muss diakonisch sein, eine festliche Liturgie und ein niveauvolles musikalisches Gebet sind kein Gegensatz.“

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Mädchenchor am Dom und St. Quintin unter der Leitung von Domkantor Michael Kaltenbach, von der Domkantorei St. Martin und Mainzer Dombläsern unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Karsten Storck. Im Anschluss an den Gottesdienst gab Domorganist Professor Daniel Beckmann sein erstes Konzert an der neuen Orgel. Er spielte „Präludium und Fuge über den Namen Bach“ von Franz Liszt, „O Gott, du frommer Gott“, von Johann Sebastian Bach und „Prélude, Adagio et Choral varié sur le „Veni Creator““ von Maurice Duruflé. Das Konzert vermittelte den Anwesenden einen ersten Eindruck von der klanglichen Vielfalt, zu der die neue Orgel fähig ist.

Hinweis: Spenden sind weiterhin möglich. Kontakt zum Dombauverein über www.dombauverein-mainz.de 

 

Nachricht voraus am 19.9.2021                                                                hoff (MBN)

Positives Votum aus dem Priesterrat zum Pastoralen Weg

Bistumskarte Ausschnitt (c) Bistum Mainz
Bistumskarte Ausschnitt

Einstimmige Zustimmung zu bisherigen Rückmeldungen aus den Dekanaten

 

Mainz. Der Priesterrat des Bistums Mainz hat zu den bisherigen Rückmeldungen aus den Dekanaten über Zahl und Zuschnitt der zukünftigen Pfarreien ein positives Votum abgegeben. Die Rückmeldungen aus bislang 15 der 20 Dekanate im Bistum Mainz fanden bei einer Sondersitzung des Priesterrates zum Pastoralen Weg am Mittwoch, 15. September, einstimmige Zustimmung. Der Leiter der Koordinationsstelle für den Pastoralen Weg, Dr. Wolfgang Fritzen, hatte bei der Sitzung den aktuellen Stand vorgestellt. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf dankte den Mitgliedern des Gremiums „für das positive Signal zum Pastoralen Weg aus der Priesterschaft“. Die Planungen für die übrigen fünf Dekanate werden auf der nächsten Sitzung des Priesterrates behandelt.

Bis zum 26. November haben die Dekanate Zeit, Voten für neue Pfarreien und neue Konzepte zu erarbeiten. Die Gebiets-Strukturen im Bistum werden im Rahmen des Pastoralen Weges so reformiert, dass bis zum Jahr 2030 insgesamt rund 50 neue Pfarreien gebildet werden können. An Ostern 2022 wird Bischof Peter Kohlgraf die neuen Pastoralräume errichten und für jeden Pastoralraum einen Leiter und eine Koordinatorin oder einen Koordinator beauftragen.

Hinweis: www.pastoraler-weg.de

 

Nachricht voraus am 17.9.2021                                                                                  tob (MBN)

Erster Teilabschnitt der neuen Domorgel vorgestellt

Der erste Teilabschnitt der neuen Mainzer Domorgel. Oben im Bild: Domorganist Professor Daniel Beckmann (c) Bistum Mainz/ Hoffmann
Der erste Teilabschnitt der neuen Mainzer Domorgel. Oben im Bild: Domorganist Professor Daniel Beckmann

Orgel am neuen Standort soll vor allem Gemeindegesang unterstützen 

Mainz. Im Vorfeld der Segnung des ersten Teilabschnitts der neuen Mainzer Domorgel am kommenden Sonntag, 19. September, ist das Instrument der Presse vorgestellt worden. Über dem neu gestalteten Windfang des Eingangs am Marktportal hängt die neue Orgel auf einer im Gewölbe verankerten Stahlplattform. An sechs Stahlseilen hängt das Werk mit einem Gewicht von insgesamt etwa 20 Tonnen, auf etwa zehn Quadratmetern Grundfläche sind 49 Register untergebracht, die primär zur Unterstützung des Gemeindegesangs ausgelegt sind.

„Der kommende Sonntag ist für den Mainzer Bischof, das Mainzer Domkapitel und alle Freundinnen und Freunde des Mainzer Domes ein Tag der Freude und des Dankes: Der erste Bauabschnitt der neuen Domorgelanlage ist fertig aufgebaut und wird von Bischof Peter Kohlgraf gesegnet“, sagte Domdekan Prälat Heinz Heckwolf am Freitag, 17. September vor Journalisten im Mainzer Dom. „Ich spreche ausdrücklich von einer Segnung des ersten Bauabschnittes, eine feierliche Orgelweihe wird erst stattfinden, wenn der größte Teil der neuen Domorgelanlage aufgebaut ist. Eine lange Zeit des Planens und des Bauens geht nun zu Ende.“ Heckwolf dankte im Namen des Bischofs, des Domkapitels und des Domstiftes den Unternehmen Orgelbau Goll und Rieger Orgelbau „für die außerordentlich gute Zusammenarbeit“. Außerdem dankte er allen weiteren beteiligten Unternehmen, der Dombauhütte und dem Dombauamt, sowie der Domorgelkommission und der Dombaukommission. Besonders bedankte er sich auch bei allen, die das Projekt finanziell unterstützen.

Das erste Teilwerk befindet sich über dem Windfang an der Marienkapelle, an einem völlig neuen Standort. Dieser Teil der Orgel ist besonders für die Unterstützung des Gemeindegesangs konzipiert. „Dieser Standort spielt eine Schlüsselrolle für den Klang der neuen Orgel“, erklärte Domorganist Professor Daniel Beckmann. Die Orgel sorge für sehr transparente Klänge im Dom, besonders im Langhaus sei sie gut zu hören. „Bislang hat sich die Gemeinde von der Orgel nicht getragen gefühlt, sie war unsichtbar und auch teilweise unhörbar. Das wird sich jetzt ändern“, freut er sich.

Über die Herausforderungen des Orgelprojektes sprach Simon Hebeisen von der Firma Orgelbau Goll aus Luzern. Im Jahr 2013 begann der Wettbewerb für den Auftrag, im Mai 2018 hatte die Firma gemeinsam mit der Orgelbaufirma Rieger aus Schwarzach in Österreich den Auftrag für das Projekt erhalten. Im März 2020 lieferte Goll die benötigten Orgelteile im Dom an und wollte mit dem Aufbau beginnen. „Nach nur einer Woche Arbeit mussten wir unsere Mitarbeiter aufgrund der Corona-Pandemie wieder nach Hause schicken“, sagte Hebeisen. Montage und Intonation mussten aufgrund von coronabedingten Reisebeschränkungen und Quarantäne-Regelungen zwei Mal für längere Zeit unterbrochen werden. 

„Die Spenden für die neue Mainzer Domorgel sind eine regelrechte Bürgerbewegung“, sagte Sabine Flegel, die Vorsitzende des Mainzer Dombauvereins. Es sei noch möglich, Patenschaften für einzelne Pfeifen zu übernehmen. „Wir sehen das als ein Jahrhundertprojekt“, hob Flegel die Bedeutung hervor. 1,1 Millionen Euro konnte der Dombauverein bislang zum Bau der neuen Orgel beisteuern. Im Hinblick auf die Fragestellung, ob ein solcher Orgelbau nötig sei, sagte Flegel: „Ja, er ist notwendig. Gerade in der heutigen Zeit, in der sich viele Menschen nach einer Möglichkeit zur inneren Einkehr sehnen.“

Neben dem Dombauverein unterstützt auch die Stiftung Hoher Dom zu Mainz das Orgelbau-Projekt, die den Spieltisch finanziert hat. Vorstands-Mitglied Hans-Günter Mann erklärte, die Stiftung sei mit einem Gründungskapital von 800.000 Euro begonnen worden und das Stiftungskapital belaufe sich inzwischen auf rund 4,2 Millionen Euro. „Das Geld wird eingesetzt für die finanzielle und ideelle Förderung des Doms“, sagt Mann.

Die Kosten für den ersten Bauabschnitt des Domorgelprojektes belaufen sich auf insgesamt rund 1.480.000 Euro. Finanziert wird der Bau durch den Dombauverein, über Pfeifenpatenschaften durch das Bischöfliche Domkapitel Mainz, und durch die Stiftung Hoher Dom zu Mainz. Dazu kommen Baunebenkosten in Höhe von etwa 250.000 Euro. Noch zu erwarten sind Kosten in Höhe von etwa 31.000 Euro für die Anbindung der Orgel an die Medienanlage.

Am 18. Oktober beginnt der zweite Bauabschnitt. „Wenn alles nach Plan verläuft, gehen wir davon aus, dass wir im Sommer nächsten Jahres mit dem ersten und dem zweiten Bauabschnitt fertig sein werden“, sagte Domdekan Heckwolf. Wann der dritte Bauabschnitt und somit die gesamte Orgel fertiggestellt sein wird, steht noch nicht fest. Auch wenn der Termin für den Abschluss des Projektes noch nicht feststeht, freut sich Domorganist Beckmann schon jetzt darauf. Denn, so sagt er: „Es braucht alle drei Teilstücke, die sich miteinander verbinden und ergänzen. Dann wird es möglich sein, dass man alle Stilrichtungen spielen können wird.“

 

Hinweise:

  • Kontakt zum Dombauverein über www.dombauverein-mainz.de 
  • Stiftung Hoher Dom zu Mainz über www.bistummainz.de/stiftung/hoher-dom 
  • Die Bistumsakademie Erbacher Hof bietet drei offizielle Orgelführungen mit Domorganist Professor Daniel Beckmann an: am Donnerstag, 23. September um 18.00 Uhr, am Montag, 27. September, und am Donnerstag, 7. Oktober, jeweils um 19.00 Uhr. Infos und Anmeldung unter www.ebh-mainz.de 

 

Nachricht voraus am 17.9.2021                                                                hoff (MBN)

Frauenkommission hat vier Sprecherinnen gewählt

Die vier Sprecherinnen der Frauenkommission (von links): Nicola Diefenbach, Andrea Keber, Ursula Büsch (im Bildschirm), und Ina May. Rechts daneben: Bischof Peter Kohlgraf (c) Bistum Mainz/ Hoffmann
Die vier Sprecherinnen der Frauenkommission (von links): Nicola Diefenbach, Andrea Keber, Ursula Büsch (im Bildschirm), und Ina May. Rechts daneben: Bischof Peter Kohlgraf

Konstituierende Sitzung des neuen Gremiums mit Bischof Peter Kohlgraf

Mainz. Bei der konstituierenden Sitzung der Frauenkommission am Mittwochabend, 15. September, hat das Gremium vier Sprecherinnen gewählt: Ursula Büsch aus Ingelheim-Heidesheim, Nicola Inés Diefenbach aus Eppertshausen, Andrea Keber aus Nieder-Olm und Ina May aus Darmstadt werden künftig als gleichberechtigte Ansprechpersonen zur Verfügung stehen.

Bei der ersten Sitzung im Erbacher Hof in Mainz ging es den Frauen darum, sich gegenseitig kennenzulernen und sich über ihre Hintergründe und Ziele auszutauschen. Auch Bischof Peter Kohlgraf war am Austausch beteiligt. Er stellte klar: „Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, Themen zu setzen.“ Das überlasse er den Frauen. Der Bischof sieht in dem Gremium „einen Baustein für Synodalität im Sinne von Papst Franziskus. Es ist ein Experiment mit der Fragestellung, wie sich Synodalität entwickeln kann.“ Zur Rolle der Frauenkommission sagte er: „Ich dachte mir, das könnte eine gute Gruppe sein, um die Arbeit zu Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, Verkündigung und Sprache aus Sicht der Frauen zu gestalten.“

„Wir machen uns auf den Weg, ohne uns direkt festzulegen, was in zwei Jahren umgesetzt werden kann“, sagte Ina May. Und Schwester Marija Hope Nuculaj ist sich sicher: „Der Heilige Geist ist am Werk und hier schwer am Schaffen.“ Angesprochen auf mögliche Ziele sagte Renate Flath: „Wir wünschen uns, dass Kirche glaubwürdiger wird, indem sie geschwisterlicher wird.“ Die Kommission versteht sich selbst als offen nach außen: „Wir wünschen uns auch Kontakt zu Gruppen, die bislang noch nicht direkt bei uns vertreten sind, etwa zu den muttersprachlichen Gemeinden“, sagte Anne-Kathrin Lamke. Der Austausch mit anderen ist den Frauen wichtig, sie sind auch offen für Einladungen von Gruppen zu Gesprächen. „Jede sollte sich eingeladen fühlen, seine Frau zu stehen und Dinge einzubringen“, betonte Nicola Inés Diefenbach.

Am 29. Oktober findet die nächste Sitzung statt, sie wird nicht öffentlich sein. Voraussichtlich im November wird eine neue Geschäftsführerin ihre Arbeit aufnehmen. Bei den kommenden Treffen wird es vor allem darum gehen, eine Arbeitsweise zu entwickeln und Themen zu erörtern, die bearbeitet werden sollen. Um sich noch besser kennenzulernen, planen die Frauen zudem eine gemeinsame Kletterpartie.

Stichwort: Frauenkommission

Frauen aus den Verbänden „Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands“ (kfd) und „Katholischer Deutscher Frauenbund“ (KDFB) hatten Bischof Peter Kohlgraf die Einrichtung einer Frauenkommission vorgeschlagen, in der die Fragen von Frauen aufgegriffen und in den Prozess des Pastoralen Weges eingebracht werden sollen. Der Bischof hatte diesen Vorschlag zusammen mit dem Diözesanpastoralrat und dem damaligen Seelsorge-Dezernenten Hans Jürgen Dörr angenommen und die Einrichtung einer Frauenkommission beauftragt. Im Juni hatte sich eine Frauenversammlung mit mehr als 200 Beteiligten virtuell getroffen, und die zwölf Mitglieder der Frauenkommission gewählt.

Hinweise:

  • Weitere Informationen: www.bistummainz.de/frauenkommission 
  • Kontakt: Geschäftsstelle der Frauenkommission, Barbara Wolf, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz, E-Mail: frauenkommission@bistum-mainz.de, Telefon: 06131/253-253

 

Nachricht voraus am 16.9.2021                                                                              hoff (MBN)

 

Traditioneller Austausch kann wieder in Präsenz stattfinden

Mainz, 14. September 2021:  Treffen von EKHN und Bistum Mainz (v.l.n.r.): Heinz Thomas Striegler, Weihbischof Udo Markus Bentz, Bischof Peter Kohlgraf, stv. Kirchenpräsdientin Ulrike Scherf und Kirchenpräsident Volker Jung. (c) Bistum Mainz / Blum
Mainz, 14. September 2021: Treffen von EKHN und Bistum Mainz (v.l.n.r.): Heinz Thomas Striegler, Weihbischof Udo Markus Bentz, Bischof Peter Kohlgraf, stv. Kirchenpräsdientin Ulrike Scherf und Kirchenpräsident Volker Jung.

Treffen von Kirchenleitung der EKHN mit Leitung des Bistums Mainz

 

Mainz. Die Dezernatsleitungen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und die Leitung des Bistums Mainz haben sich am Dienstagnachmittag, 14. September, im Erbacher Hof zu einem Austausch getroffen. Von Seiten der EKHN waren neben Kirchenpräsident Volker Jung, der stellvertretenden Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf und dem Leiter der Kirchenverwaltung, Leitender Oberkirchenrat Heinz Thomas Striegler, unter anderen die Dezernatsleiter gekommen. Auf Seiten des Bistums Mainz nahmen neben Bischof Peter Kohlgraf sowie Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz unter anderen die Mitglieder der Dezernentenkonferenz an dem Treffen teil. Das in verschiedener Besetzung regelmäßig stattfindende Treffen fand nach längerer Corona-Unterbrechung erstmals wieder in Präsenz statt.

Die Herausforderungen der kommenden Jahre sind für die Evangelische wie für die Katholische Kirche in vielen Punkten ähnlich. Deshalb stand auf der Tagesordnung des Treffens der Austausch über die derzeit laufenden Veränderungsprozesse in EKHN und Bistum Mainz im Mittelpunkt. Weiterhin ging es um Möglichkeiten der Zusammenarbeit in den neuen Strukturen, gemischtkonfessionelle Lerngruppen im Religionsunterricht, die Finanzsituation der Kirchen sowie ein Rückblick auf den Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in Frankfurt. Das Treffen wurde mit einem Gottesdienst in der Bernhardkapelle des Erbacher Hofes abgeschlossen.

 

Nachricht voraus am 14.9.2021                                                                tob (MBN)

Rund 300 Firmbewerber bei Begegnungstag im Mainzer Dom

Mainz, 18. September 2021: Bischof Peter Kohlgraf mit den Moderatoren Anna Mersch und Aaron Torner beim Firmlingstag im Mainzer Dom. (c) Bistum Mainz / Blum
Mainz, 18. September 2021: Bischof Peter Kohlgraf mit den Moderatoren Anna Mersch und Aaron Torner beim Firmlingstag im Mainzer Dom.

Jugendvesper mit Bischof Kohlgraf und Stationenlauf durch die Innenstadt

 

Mainz. Zwei Jahre nach dem zuletzt coronabedingt ein Firmlingstag im Mainzer Dom stattfinden konnte, sind am Samstagnachmittag, 18. September, rund 300 Firmbewerber aus dem ganzen Bistum Mainz zusammen mit etwa 50 Katecheten wieder zu einem Begegnungstag nach Mainz gekommen. „Ich freue mich sehr, dass dieser Tag mit Euch heute stattfinden kann, gerade nach der so langen Zeit, in der ein solches Treffen überhaupt nicht möglich war“, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in seiner Begrüßung im Mainzer Dom: „Die Firmgottesdienste, die ich im Bistum erlebe, sind immer sehr schöne Gottesdienste und tolle Begegnungen.“ Der Bischof hatte die Firmbewerber aus dem Bistum mit den anderen Firmspendern zu dem Begegnungstag eingeladen. Der Tag stand unter der Überschrift „Zum Leben berufen! Christ-Sein erleben in vielen Facetten“.

Im Gespräch mit den Moderatoren Aaron Torner und Anna Mersch vom Bischöflichen Jugendamt stellten sich die Firmspender den Jugendlichen vor. Kohlgraf verriet dabei, dass er außer dem guten Essen kaum noch etwas von seiner eigenen Firmung im Alter von elf Jahren erinnert. Auch seinen ersten Berufswunsch gab er preis: „Als Kind wäre ich gerne Straßenbahnfahrer in meiner Heimatstadt Köln geworden.“ Neben Bischof Kohlgraf waren zum Begegnungstag gekommen: der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, Domkapitular Professor Franz-Rudolf Weinert und Ehrendomkapitular Michael Ritzert.

Nach der Begrüßung im Dom waren die Firmbewerber mit ihren Katecheten zu einem Stationenlauf durch die Mainzer Innenstadt eingeladen. An insgesamt 15 Orten wurde die Begegnung mit Menschen angeboten, die ihren Beruf, Ehrenamt oder Hobby als Berufung erleben. Zum Gespräch hatten sich unter anderen Ordensleute, Musiker, Unterstützer der Ahrtalhilfe, eine Hebamme und ein Start Up-Gründer bereitgefunden. Zum Abschluss des Tages feierte Bischof Kohlgraf mit den Firmbewerbern eine Jugendvesper im Mainzer Dom. Musikalisch gestaltet wurde der Tag von einem Chor unter Leitung von Johannes Wallbaum (Klavier) aus dem Musikzentrum St. Gabriel in Hainburg. Veranstaltet wurde der Tag vom Bischöflichen Jugendamt gemeinsam mit der Infostelle Berufe der Kirche im Bistum. Für das Jahr 2022 wird es anstelle der beiden klassischen Begegnungstage für Firmbewerber das „granDIOS-Festival“ geben (9. und 10. Juli 2022).

 

Nachricht voraus am 18.9.2021                                                                                  tob (MBN)

 

„Eine Ahnung von der Gegenwart Gottes“

Teilnehmende mit Kerzen in der Hand vor der Prozession (c) Bistum Mainz/Hoffmann
Teilnehmende mit Kerzen in der Hand vor der Prozession

Weihbischof Bentz als Festprediger bei der Dieburger Wallfahrt

Dieburg. „Wir können etwas von der Gegenwart Gottes spüren, auch wenn wir sie noch nicht vollständig erkennen können“, sagte der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, in seiner Predigt bei der „Großen Dieburger Wallfahrt“ am 7. September, am Vorabend des Festes Mariä Geburt.

Weihbischof Bentz verknüpfte den Gedanken mit einem persönlichen Erlebnis aus seinem Urlaub. Er hatte in den Sommerferien ein paar Tage in Zermatt am Matterhorn verbracht. Da er eine „Lerche“ sei, gelinge es ihm auch in den Ferien selten, länger als bis sechs Uhr morgens zu schlafen. Das hätte ihm die Gelegenheit geboten, morgens aus dem Fenster zu schauen, mit Blick auf das Matterhorn: „Das Tal lag noch im Dunkeln, es war ganz grau. Die Sonne war noch nicht über die Berge aufgestiegen, sie war noch nicht da. Doch in der Höhe wurde der Gipfel des Matterhorns angestrahlt und leuchtete intensiv in den Farben Rot, Orange und Gelb.“ Da kam ihm der Gedanke, dass es mit dem Matterhorn sei wie mit der Gegenwart Gottes: „Auch, wenn sie noch nicht sichtbar ist, ist es uns möglich, sie zu erahnen. Auch Gott wirkt lange, bevor wir es erahnen.“ Das mache uns Christen zu Hoffnungsträgern. Wir sollten nicht pessimistisch in der Welt leben, sondern uns dieser Hoffnung vergewissern, die wir haben dürfen.

Bentz stellte auch einen Bezug zur Gottesmutter Maria her: „Sie wird oft die Morgenröte des Heils Gottes genannt. Und in der Tat, wurde durch sie schon etwas vom Wirken Gottes in der Welt spürbar, noch bevor es durch das Wirken Jesu sichtbar wurde.“ So sei es zum Beispiel bei der Hochzeit von Kanaa gewesen, als sie schon voller Hoffnung war, und Jesus etwas zutraute, obwohl dessen Zeit eigentlich noch nicht gekommen war. „Gottes Heilswillen strahlt in ihr auf.“ Das sei auch der Grund, warum viele Pilgerinnen und Pilger in der Pietà der Dieburger Gnadenkapelle Trost und Hoffnung finden würden: „In diesem Bild ist noch nichts von Ostern zu erkennen. Aber die Menschen schauen mit den Augen des Glaubens auf das Gnadenbild und können die österliche Botschaft darin schon sehen.“ Bentz ermutigte die Teilnehmenden der Wallfahrt, auf diese Ahnung Gottes zu vertrauen, und ihm zuzutrauen, dass er einen Plan habe für ihr Leben. Diese Worte richtete er besonders an die jungen Pilgerinnen und Pilger.

 

Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie

Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Wallfahrt mit Einschränkungen statt. Die Zahl der Teilnehmenden war auf 300 begrenzt. Es galten Abstandsgebot und Maskenpflicht. Trotzdem strahlte Dekan Alexander Vogl Zuversicht aus: „Wir sind froh und dankbar, die Wallfahrt in dieser Form feiern zu können“, sagte er zur Begrüßung. „Es war schlimm und traurig letztes Jahr, als nichts stattfinden konnte“, erinnerte er sich. „Und wir freuen uns, dass auch Firmlinge, Ministranten, Kinder und Jugendliche da sind“, richtete er einen besonderen Gruß an die Jüngeren.

Nach dem Festgottesdienst zogen die Teilnehmenden in einer „kleinen Lichterprozession“ um die Wallfahrtskirche und durch die Dieburger Innenstadt. Dabei sangen sie Marienlieder und hielten Fürbitte. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Kirchenchor unter der Leitung von Werner Utmelleki. Der Gottesdienst war der Auftakt zu weiteren Gottesdiensten und Wallfahrten zur Dieburger Gnadenkapelle.

 

Stichwort: Die Wallfahrtstradition in Dieburg

Der Anfang der Dieburger Wallfahrt liegt im Dunkeln. Das heute noch in Dieburg verehrte Gnadenbild entstand um das Jahr 1420. Der Künstler der Pietà ist unbekannt. Sie stellt Maria als Inbegriff von Leid und Schmerz dar, wie ihr toter Sohn an ihrer Brust lehnt. Am 7. April 1498 weihte der Mainzer Weihbischof Erhard die Dieburger Pietà. Verehrt wurde diese schmerzhafte Muttergottes in der 1232 erbauten Muttergotteskapelle neben der Pfarrkirche. Ob dort vorher ein anderes Gnadenbild verehrt wurde, ist nicht überliefert.

Der von 1670 bis 1679 in Dieburg tätige Pfarrer Johann Caspar Diemer erwarb sich besondere Verdienste um die Wiederbelebung der Wallfahrt nach dem Dreißigjährigen Krieg. Auf ihn geht die jetzige Form der Wallfahrt im Wesentlichen zurück. Er bestimmte das Fest Mariä Geburt am 8. September als Hauptwallfahrtstag, da ihm dieser Termin nach Abschluss der landwirtschaftlichen Arbeiten besonders günstig erschien. Für das 18. Jahrhundert wird von einer größeren Zahl wunderbarer Heilungen vor dem Gnadenbild berichtet. 1697 wurde die Marienkapelle im Zuge der Erweiterung der angrenzenden Wallfahrtskirche abgerissen. 1930 entstand im Rahmen einiger baulicher Erneuerungen ein Außenaltar an der Wallfahrtskirche.

Der Standort der heutigen Wallfahrtskapelle war Mittelpunkt des römischen Dieburg gewesen. Bereits im neunten Jahrhundert wurde dort eine dreischiffige Basilika erbaut, auf deren Grundmauern das Hauptschiff der heutigen Wallfahrtskirche steht. Heute wird die Wallfahrt an Mariä Himmelfahrt (15. August) mit Kräuterweihe in Dieburg üblicherweise als „Kleine Wallfahrt“ bezeichnet und die Wallfahrt an Mariä Geburt (8. September) als „Große Wallfahrt“.

 

Hinweise:

 

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40 Jahre gelebte Ökumene in Darmstadt-Kranichstein

Bischof Kohlgraf und Kirchenpräsident Jung beim „Ökumenischen Teamgespräch“

 

Darmstadt. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, haben die Arbeit im Ökumenischen Zentrum Darmstadt-Kranichstein gewürdigt. Gemeinsam hatten beide das Ökumenische Gemeindezentrum am Dienstagabend, 7. September, im Rahmen eines „Ökumenischen Teamgesprächs“ besucht. Er habe „schon viele gute ökumenische Begegnungen an diesem Ort erleben dürfen“, bekannte Bischof Kohlgraf. Das Ökumenische Zentrum sei „bis heute ein außergewöhnliches Projekt, aber auch ein Stück Normalität“. Kirchenpräsident Jung bezeichnete das Zentrum als „ökumenisches Zentrum par exellence“. Anlass des Gesprächsabends war das 40. Jubiläum der Einrichtung, das eigentlich bereits 2020 anstand, allerdings coronabedingt verschoben werden musste. Die rund 100-minütige Veranstaltung ist auf dem Youtube-Kanal des Ökumenischen Gemeindezentrums in voller Länge verfügbar.

 

Für ihn mache das ökumenische Zentrum deutlich, „dass die Kircheneinheit, um die wir beten, keine Vereinheitlichung der Kirchen sein wird“, sagte Kohlgraf. Es gelte, die unterschiedlichen Traditionen als Kirche Jesu Christi ernst zu nehmen. Und weiter: „Das wird der Weg zu einer Einheit sein. Das Ökumenische Zentrum zeigt einen solchen Weg und ich könnte mir vorstellen, dass das ein zukunftsfähiger Weg ist.“

 

Kohlgraf wies in der offenen Aussprache des Abends darauf hin, dass die laufenden pastoralen Prozesse in beiden Kirchen „auch als Chance gesehen werden müssen, wie wir angesichts gemeinsamer Herausforderungen auch gemeinsam agieren können. Das ist eine ökumenische Chance.“ Kirchenpräsident Jung berichtete, dass in der kommenden Woche die Kirchenleitungen von Bistum Mainz und EKHN zu einem Treffen zusammenkommen, um unter anderem auch Fragen von Kooperationen zu besprechen.

 

Bischof Kohlgraf betonte, dass er von Anfang an betont habe, dass die anstehenden Veränderungen in der Kirche immer auch in ihrer geistlichen Dimension gesehen werden müssten: „Die Veränderungsprozesse werden bei den Ressourcen am konkretesten. Aber die Frage nach dem Geld hat immer auch eine spirituelle Dimension“, bekräftigte Kohlgraf. „Ich muss auch geistlich bewältigen, dass ich jetzt in dieser Zeit Bischof bin. Und ich versuche mit meinen Kräften in dieser Zeit Gott Raum zu geben. Das ist ein geistlicher Weg für mich. Wir alle gestalten hier das Reich Gottes in dieser Zeit mit.“

 

„Mit einer christlichen Stimme in diesem Stadtteil präsent zu sein“

 

„Heute geht es uns im Ökumenischen Zentrum darum, mit einer christlichen Stimme in diesem Stadtteil präsent zu sein“, fasste Pastoralreferentin Sonja Knapp die gegenwärtige Situation zusammen. In Kranichstein seien nur noch rund 4.000 der etwa 12.000 Einwohner aus 80 Nationen Christen. Früher sei es eher darum gegangen, dass sich die beiden Konfessionen besser kennen gelernt hätten. Unter anderen gab Pfarrer i.R. Lothar Landvogt, der erster katholischer Pfarrer am Ökumenischen Zentrum war, Einblicke in die Anfangszeit. Moderiert wurde das Gespräch von Ulrike Schmidt-Hesse, der Dekanin des Dekanates Darmstadt-Stadt, und Pfarrer Kai Hüsemann, stellvertretender Dekan des katholischen Dekanates Darmstadt.

In dem Format des „Ökumenischen Teamgesprächs“ stellten Kohlgraf und Jung zunächst die Hälfte des Abends Fragen an verschiedene haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentrums, um die Einrichtung kennenzulernen. Das Gespräch, das live gestreamt wurde, fand in der Evangelischen Philippuskirche statt und stand unter der Überschrift „Kohlgraf und Jung stellen Fragen zu 40 Jahre gelebte Ökumene“.

 

Das Ökumenische Gemeindezentrum in Darmstadt-Kranichstein war Anfang November 1980 eingeweiht worden und ist das einzige ökumenische Gemeindezentrum im Bistum Mainz und der EKHN. Zum Ökumenischen Gemeindezentrum gehören die Evangelische Philippuskirche, die Katholische Kirche St. Jakobus sowie die evangelische Kindertagesstätte Arche Noah und das Ökumenische Kinder- und Jugendhaus.

 

Hinweise: www.youtube.com/watch?v=psGmU4gaJ8k und www.oegz.de

 

Nachricht voraus am 8.9.2021                                                                                  tob (MBN)

 

 

 

Bischof Kohlgraf würdigte Weihejubilare

Mainz, 2. September 2021: Bischof Peter Kohlgraf mit dem Weihejubilaren im Garten des Mainzer Priesterseminars. (c) Bistum Mainz / Blum
Mainz, 2. September 2021: Bischof Peter Kohlgraf mit dem Weihejubilaren im Garten des Mainzer Priesterseminars.

Gemeinsamer Gottesdienst und Begegnung im Priesterseminar

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat im Rahmen eines Gottesdienstes am Donnerstag, 2. September, in der Mainzer Seminarkirche Priestern und Diakonen aus dem Bistum Mainz zu ihren Weihejubiläen in diesem Jahr gratuliert: „Sie haben treu Ihren Dienst geleistet und leisten ihn noch jetzt, und wenn es das Gebet für die Menschen und die Welt ist. Dafür sage ich Ihnen ganz herzlichen Dank.“ Dreizehn Geistliche haben an diesem zweiten Termin für die Weihejubilare mit dem Mainzer Bischof teilgenommen.

In seiner Predigt ging Bischof Kohlgraf darauf ein, dass Christ sein und die Grundentscheidung zum Glauben „viel mit Geduld, Ausdauer und Treue zu tun hat, gerade auch in Zeiten der scheinbaren Gottferne“. Weiter sagte er: „Ich glaube nach wie vor, dass es kaum einen interessanteren und erfüllenderen Beruf gibt, als sich in den Dienst Jesu zu stellen.“

Im Anschluss an den Gottesdienst nahm sich Bischof Kohlgraf Zeit für die Begegnung mit den Jubilaren bei Kaffee und Kuchen in der Aula des Priesterseminars. Teilgenommen haben unter anderen der Bischöfliche Beauftragte für die Priester, Ehrendomkapitular Michael Ritzert, und Pfarrer Markus Warsberg, Bischöflicher Beauftragter für die Ständigen Diakone. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hatten Domorganist Professor Daniel Beckmann und Thomas Höpp als Kantor übernommen.

 

Nachricht voraus am 2.9.2021                                                                                    tob (MBN)

Bischof Peter Kohlgraf diskutierte mit Präses Anna-Nicole Heinrich

Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich, in der Diskussion mit Bischof Peter Kohlgraf (rechts), moderiert von Dr. Ulrich Oelschläger, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (c) Bistum Mainz/ Hoffmann
Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich, in der Diskussion mit Bischof Peter Kohlgraf (rechts), moderiert von Dr. Ulrich Oelschläger, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Podium in Worms zur Lage der christlichen Kirchen und Zukunftsperspektiven

 

Worms. Unter dem Motto „Hier stehe ich. Wo stehen Kirchen heute?“ hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf am Sonntag, 12. September, an einer Podiumsdiskussion in Worms teilgenommen. Ihm gegenüber saß die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich. Moderiert wurde das Gespräch von Dr. Ulrich Oelschläger, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Veranstalter war der Freundes- und Förderkreis der Nibelungen-Festspiele Worms.

Im Fokus der Diskussion standen Themen, die beide Kirchen betreffen, wie der Schwund der Mitglieder und damit einhergehende Herausforderungen. Etwa die Rolle der Ehrenamtlichen und ihre Unterstützung bei weniger werdenden Hauptamtlichen oder die Frage nach einem möglichen Bedeutungsverlust der Kirchen durch weniger Mitglieder.

Gleich zu Beginn wurde Präses Anna-Nicole Heinrich von Dr. Oelschläger mit dem Inhalt einer Karikatur konfrontiert, in der es darum ging, dass von ihr erwartet wird, dass sie als neue Präses die Kirche wieder beleben möge. „Da hängt mir die Latte jetzt zu hoch“, antwortete Heinrich. Sie habe nicht auf alle Fragen eine Antwort, aber oft sei es schon hilfreich, selbst Fragen zu stellen. Sie verwies auf drei Hashtags (Schlagworte) als Impulse, die sie geben will: #Hinausgeheninsweite, #Wagemuttutgut und #Manmussauchgönnenkönnen. Unter dem #Präsestour ist Heinrich derzeit mit dem Zug vier Wochen lang quer durch Deutschland unterwegs, von Flensburg nach Freiburg, um neue Netzwerke für die Kirche zu knüpfen. „Mir wurde noch nirgends die Tür vor der Nase zugeschlagen, als ich sagte, dass ich zur evangelischen Kirche gehöre“, sagte sie.

Bischof Peter Kohlgraf wurde von Oelschläger mit seinen Vorgängern konfrontiert, etwa mit Bischof Albert Stohr, der sich etwa gegen konfessionsverbindene Ehen gestellt habe. Bischof Kohlgraf sagte im Hinblick auf die heutige Haltung: „Wir stellen es in die religiöse Gewissensfreiheit der Einzelnen, ob Paare in konfessionsverbindenden Ehen als Hauskirche gemeinsam zur Kommunion gehen.“

 

Kirche nach wie vor gesellschaftlich relevant

Zum Thema Rückgang der Mitglieder-Zahlen in beiden Kirchen sagte Heinrich, man solle die Kirchen nicht kleiner reden, als sie sind. „Ich glaube, wir sind trotzdem noch ein gesellschaftlich relevanter Player, und geringere Mitgliederzahlen heißt nicht, dass wir weniger wirksam sind.“ Bischof Kohlgraf sagte: „Ich will das Thema nicht schönreden. Es geht darum, auch weiterhin präsent zu sein. Allerdings sind wir als Kirche nicht immer offensichtlich, etwa im Hinblick auf Einrichtungen der Caritas oder der Telefonseelsorge, die gerade während der Corona-Pandemie sehr gefragt waren und sind. Wir werden den Trend nicht umkehren, aber wir müssen kreativ und innovativ in die Gesellschaft hineingehen. Die Menschen sind nicht mehr automatisch katholisch, Begründungen sind gefragt, aber wir haben diese guten Gründe.“ Zur Frage von Dr. Oelschläger, was sich die Kirchen künftig noch leisten könnten, etwa im Hinblick auf Kitas und Schulen, sagte Bischof Kohlgraf: „Wir werden uns gute Kitas auch in Zukunft leisten. Wir arbeiten gerade an Qualitätsstandards, die verschiedene Aspekte berücksichtigen. Etwa auch, ob eine Kita in einem sozialen Brennpunkt liegt, oder inwieweit sie dem kirchlichen Auftrag entspricht.“ Präses Heinrich stellte klar: „Wir werden nicht untergehen, wenn wir nicht mehr alles machen.“

 

Taufwürde stärken und Ehrenamtliche unterstützen

Im Hinblick auf den Pfarrermangel betonte Kohlgraf: „Selbst wenn wir genug Priester hätten, müssten wir die Taufwürde stärken.“ Heinrich unterstrich als wichtigen Aspekt, der in beiden Kirchen eine Rolle spiele: „Wie können wir die Ehrenamtlichen stärken? Denn viele haben Angst davor, dass es immer weniger Hauptamtliche gibt.“

 

Kohlgraf: „Da müssen wir ran“

Angesprochen auf die Rolle von Frauen in der Kirche, sagte Kohlgraf: „Die Sache ist nicht vom Tisch, die Diskussionen sind da, und wir brauchen andere Begründungsmuster, mit einem ‚Basta‘ ist es nicht getan.“ Darauf entgegnete Heinrich ihm: „Wir haben gute Erfahrungen gemacht mit der Frauenordination.“ Die Präses sagte, es würde sie immer wieder beeindrucken, mit welcher Inbrunst Frauen katholische Theologie studierten, obwohl sie doch davon ausgehen müssten, „immer gegen Mauern zu laufen, wenn sie in dem Laden bleiben.“ Bischof Kohlgraf betonte daraufhin: „Wir hätten gerne mehr Frauen in qualifizierten Leitungspositionen in der Kirche. Da müssen wir ran.“ Moderator Oelschleger bemerkte, dass es auch in der evangelischen Kirche noch nicht lange eine Frauenordination gebe: „Die erste Frauenordination in Deutschland war eine Rabbinerin, Regina Jonas, im Jahr 1935.“

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage, wie dem wachsenden Antisemitismus in Deutschland begegnet werden könne. Bischof Kohlgraf sagte dazu: „Es ist wichtig, Antisemitismus wahrzunehmen und zu benennen.“ Darüber hinaus seien persönliche Begegnungen essentiell. Er ergänzte: „Das Judentum prägt die Städte, ist eine lebendige Religion und gehört zum Reichtum religiösen Lebens.“ Heinrich betonte, es sei wichtig, Menschen persönlich miteinander in Kontakt zu bringen: „Wenn sich Jugendliche mit jüdischen Jugendlichen treffen, können sie erfahren, was es bedeutet, heute mit jüdischem Glauben in Deutschland zu leben.“

Zu der Frage, wie es gelingen könne, mehr junge Menschen in die Kirche zu bekommen, betonte Heinrich: „Wir haben viele junge Menschen in der Kirche, die sich engagieren, dieses Engagement aber nicht an die große Glocke hängen.“ Bischof Kohlgraf stellte klar: „Wir machen nicht den Glauben. Wir bieten den Glauben an, und müssen auch damit leben, dass sich junge Menschen auf andere Wege begeben.“

Im Hinblick auf die Zukunft der Kirchen betonten beide, dass es sinnvoll sei, sich noch stärker zu vernetzen und besonders in der kategorialen Seelsorge noch mehr als bisher zusammenzuarbeiten. Naheliegend sei dies etwa bei Einrichtungen wie Kitas, auch könne man Gebäude wie Pfarrzentren künftig gemeinsam nutzen, oder noch mehr ökumenische Beratungsdienste anbieten.

Nachricht voraus am 13.9.2021                                                                             hoff (MBN)

Kohlgraf: Sich von Gott in den Dienst nehmen lassen

Mainz, 4. September 2021: Bischof Peter Kohlgraf mit den drei neu gesendeten Pastoralreferenten (v.l.n.r.): Dominique Humm, David Haub und Christoph Flößer. (c) Bistum Mainz / Blum
Mainz, 4. September 2021: Bischof Peter Kohlgraf mit den drei neu gesendeten Pastoralreferenten (v.l.n.r.): Dominique Humm, David Haub und Christoph Flößer.

Sendungsgottesdienst für drei neue Pastoralreferenten im Mainzer Dom


Mainz. Der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, hat am Samstag, 4. September, drei Männer als Pastoralreferenten in den Dienst des Bistums Mainz gesendet. Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes im Mainzer Dom erhielten Christoph Flößer, David Haub und Dominique Humm die bischöfliche Sendung für den pastoralen Dienst im Bistum Mainz. Bischof Kohlgraf dankte den Pastoralreferenten für die Bereitschaft, sich in Dienst nehmen zu lassen. Als Zeichen ihrer Sendung überreichte der Bischof den drei Kandidaten jeweils eine Heilige Schrift. „Eine Sendungsfeier ist immer auch ein Fest des gesamten Bistums“, betonte Kohlgraf. Ihren Dienst im Bistum werden die drei in der Gemeindeseelsorge beginnen, und zwar im Odenwald (Christoph Flößer), in Darmstadt (Dominique Humm) und in Bingen (David Haub). Die Sendungsfeier stand unter dem biblischen Leitwort „Nehmt Neuland unter den Pflug! Es ist Zeit, den Herrn zu suchen (Hos 10,12b)“.

„Gott suchen heißt auch, ihn nicht zu besitzen, sondern sich in den Dienst nehmen zu lassen“, betonte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt zum Leitwort aus dem Prophetenbuch Hosea. Das gelte auch für die Hauptamtlichen in der Kirche. Und weiter: „Wie oft sagen Menschen: ‚Der Glaube an Gott bringt mir nichts, der Gottesdienst bringt mir nichts‘. Gott muss uns nichts bringen, da ist der Prophet sehr deutlich. Wenn es Gott gibt, sind wir ihm unsere Anbetung schuldig. Wenn es ihn nicht gibt, hilft uns auch ein selbstgemachter Götze nichts. Wir sind seine Kinder, er ist uns liebender Vater und liebende Mutter. Immer wieder versuchen biblische Autoren, diese Liebe neu zu entfachen und uns der Gleichgültigkeit zu entreißen.“

Wörtlich sagte Kohlgraf: „Liebe Sendungskandidaten, Sie haben Theologie studiert. In der Logik des Propheten Hosea haben Sie damit nicht Gott verstanden, allenfalls den Saum seines Gewandes berührt. Immer wieder werden Sie in Situationen kommen, in denen Sie Menschen eine Ahnung von der Schönheit und auch Unbegreiflichkeit Gottes vermitteln können. Da hilft natürlich eine gute Theologie, aber mindestens genauso das persönliche Berührt- und Ergriffensein von diesem Gott. Wieviel Banales haben wir vielleicht angesichts der Pandemie oder einer Flutkatastrophe von uns gegeben, das der Größe und auch Verborgenheit Gottes nicht gerecht wird. Wir müssen auch im Angesicht eines leidenschaftlich liebenden Gottes ernst nehmen, dass Gott dem Hiob nach langen Gesprächen und tiefem Ringen ins Gesicht sagt, dass sein Versuch, Gott zu verstehen, auch vermessen ist.“ Es gehöre mit einem Wort von Karl Rahner zum Glauben, ein „Leben lang die Unbegreiflichkeit Gottes auszuhalten“, betonte Bischof Kohlgraf.

Und weiter: „Liebe Sendungskandidaten, ich kann Sie nur ermutigen, einen Gott zu suchen und zu verkündigen, den man ernst nehmen kann und in den man sich verlieben kann. Denn auch Gott, so der Prophet Hosea, liebt die Menschen mit der ganzen Leidenschaft seines Herzens, um im Bild zu sprechen. Wer liebt, macht sich verletzlich. Das gilt, so der Prophet, auch für diesen Gott, den er predigt. Es ist ein leidenschaftlicher Gott, ja, auch ein verletzt Liebender.“ Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, überreichte am Ende des Gottesdienstes die Dekrete für die künftigen Aufgabenfelder. Die Kollekte des Gottesdienstes ist für die Betroffenen der Flutkatastrophe im Kreis Ahrweil bestimmt.

An dem Gottesdienst nahmen außerdem unter anderen teil: Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt als Personaldezernent, die Bischöfliche Beauftragte für die Berufsgruppe der Pastoralreferent/inn/en im Bistum Mainz, Ordinariatsrätin Carola Daniel, sowie die Ausbildungsleitung, Lucia Kehr und Regens Dr. Tonke Dennebaum. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Mainzer Domorganisten, Professor Daniel Beckmann, und einer Schola unter der Leitung von Regionalkantorin Mechthild Bitsch-Molitor.

 

Stichwort: Pastoralreferent/Pastoralreferentin

Pastoralreferenten sind Diplom-Theologen bzw. Theologen mit dem Abschluss „Magister Theologiae“ im pastoralen Dienst der Kirche. Der Beruf steht Männern und Frauen - verheiratet oder unverheiratet - gleichermaßen offen. Grundlage für den Beruf ist der Leitgedanke des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche als Volk Gottes in der dogmatischen Konstitution „Lumen Gentium“ vom 21. November 1964: „Das Apostolat der Laien ist Teilnahme an der Heilssendung der Kirche selbst. Zu diesem Apostolat werden alle vom Herrn selbst durch Taufe und Firmung bestellt.“ (Lumen Gentium 33)

Bei der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland, der so genannten „Würzburger Synode“ von 1971 bis 1975, wurde dieser Ansatz weitergeführt, und so entstand dieser pastorale Beruf für Laien mit theologischem Hochschulabschluss. Pastoralreferenten ergänzen neben Gemeindereferenten den Dienst des kirchlichen Amtes, also von Diakonen, Priestern und Bischöfen, mit eigener Kompetenz in bestimmten pastoralen Sachgebieten. Die Beauftragung für ihren Dienst erhalten Pastoralreferenten in einem Sendungsgottesdienst durch den Bischof.  

Im Bistum Mainz, wo es den Beruf seit 1973 gibt, sind Pastoralreferenten vor allem in der kategorialen Seelsorge tätig. Einen wichtigen Schwerpunkt stellt dabei der Religionsunterricht an Gymnasien und Berufsschulen sowie die Schulseelsorge dar. Darüber hinaus sind Pastoralreferenten in der Krankenhaus-, Gefängnis-, Hochschul- und Betriebsseelsorge eingesetzt, ebenso wie in Cityseelsorge, Polizeiseelsorge, Telefonseelsorge und der geistlichen Begleitung. Ebenso sind sie als Referenten und leitende Mitarbeiter im Bischöflichen Ordinariat oder als Dekanatsreferenten tätig. Nur wenige Pastoralreferenten arbeiten im Bistum Mainz in der Gemeindeseelsorge. In den deutschen Bistümern sind die Arbeitsfelder für Pastoralreferenten sehr unterschiedlich.

 

Hinweis: Bischöfliche Beauftragte für Pastoralreferenten im Bistum Mainz ist Ordinariatsrätin Carola Daniel, Tel.: 06131/253-185, E-Mail: pastoralref@bistum-mainz.de, Internet: www.bistum-mainz.de/pastoralreferenten 

 

Nachricht voraus am 4.9.2021                                                        tob (MBN)

 

Drei Fragen - drei Antworten

Martin Jobst (c) BDKJ/BJA Mainz
Martin Jobst

Martin Jobst zum Jubiläum „60 Jahre FSJ im Bistum Mainz“

 

Mainz. Vor 60 Jahren sind die ersten Vorläufer des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) in Deutschland entstanden. Martin Jobst, Leiter des Referates Freiwilligendienste im Bund Deutscher Katholischer Jugend (BDKJ) und Bischöflichen Jugendamt (BJA), berichtet im Interview über die Geschichte der Freiwilligendienste und ihre Bedeutung im Bistum.

 

Mainzer Bistumsnachrichten (MBN): Auch in diesem Sommer sind wieder viele junge Menschen im FSJ gestartet. Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden vom BDKJ betreut und wie sieht die momentane Situation aus?

Martin Jobst: Aktuell werden circa 270 Freiwillige über uns als FSJ-Träger in unterschiedlichen Einsatzstellen eingesetzt und pädagogisch begleitet. Coronabedingt gab es wie auch schon im letzten Jahr viele Bewerbungen - unter anderem auch deshalb, weil etliche keinen Ausbildungsplatz bekamen, nicht ins Ausland konnten oder die unter solchen Bedingungen kein Studium beginnen wollten. Die Pandemie ist natürlich eine Herausforderung, die wir bisher gut digital bewältigt haben, aber wir hoffen, dass es bald wieder präsente Seminarformen und Kontakte zu den Einsatzstellen geben wird.

 

MBN: Sie begleiten junge Menschen seit vielen Jahren in ihrem Freiwilligendienst. Welchen Stellenwert haben diese Dienste heute für die Entwicklung der Lebenswege junger Menschen?

Jobst: Im Laufe der Jahre hat sich einiges verändert und das FSJ ist mittlerweile bei jungen Menschen bekannt und hat sich etabliert. Während früher noch manche (Eltern) das FSJ als „verlorenes Jahr“ gesehen haben, so erfahren junge Menschen heute meist viel Unterstützung bei der Entscheidung für ein FSJ. Viele Jahre galt für die allermeisten Freiwilligen die Formel „weiblich - Abi - FSJ - soziale Arbeit studieren“. Das hat sich ziemlich gewandelt. Die FSJ-Gruppen sind „bunter“ geworden, aber auch betreuungsintensiver, weil die Zahl der Freiwilligen mit psychischen Belastungen stark zugenommen hat. Im FSJ finden die Freiwilligen persönliche und berufliche Orientierung und sie erwerben soziale Kompetenzen (etwa Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit), die bei Bewerbungen - auch für nichtsoziale Berufe und Studiengänge - förderlich sind.

Das FSJ bringt zahlreiche Vorteile (Wartezeitanrechnung, praktischer Teil der Fachhochschulreife, Nachweis Sozialversicherung etc.) und viele nutzen das Jahr als Auszeit nach der Schule und zur sinnvollen Gestaltung der Übergangsphase in eine Ausbildung oder ins Studium.

 

MBN: Wie hat sich das FSJ denn im Bistum in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt und welche Angebote betreuen Sie heute im Referat Freiwilligendienste?

Jobst: In den ersten Jahren gab es nur wenige Freiwillige (anfangs nur junge Frauen). Sie waren vorher nicht - wie die allermeisten heutzutage - in der Schule, sondern sie stiegen für ein Jahr aus ihrem Beruf aus („Ein Jahr für Gott - ein Jahr für die Kirche“). Zu diesem „aufopfernden Aspekt“ kam im Lauf der Zeit auch die legitime Haltung, selbst etwas von diesem Jahr zu haben („gut für mich - hilfreich für andere!“).

Als verantwortlicher Träger mussten und müssen wir oft dafür sorgen, dass das FSJ als Orientierungsjahr seinen „Eigenwert“ hat und die jungen Menschen nicht als „billige Arbeitskräfte“ missbraucht werden um etwas gegen den Personalnotstand - vor allem im Pflegebereich - zu tun. Auch mussten und müssen wir immer wieder deutlich machen, dass möglichst vielen jungen Menschen ein FSJ ermöglicht werden sollte, wir aber die Einführung eines sozialen Pflichtjahres für alle grundsätzlich ablehnen. Um den vielfältigen Bedarfen gerecht zu werden, haben wir das FSJ flexibilisiert. So gibt es zum Beispiel zwei Gruppen für unter 18-Jährige oder eine „Flexigruppe“ mit unterschiedlichen Startzeiten beziehungsweise unterschiedlicher Dauer. Momentan werden die FSJler*innen in zehn Gruppen mit jeweils einem pädagogischen Team begleitet. Zukünftig möchten wir verstärkt den „inklusiven Charakter“ des FSJ betonen, damit noch mehr junge Menschen mit einer Beeinträchtigung dieses Freiwilligendienstformat zur persönlichen Reifung nutzen können.


Insgesamt haben in all den Jahren knapp 6.000 junge Menschen ein FSJ gemacht. Dabei sind viele mit Kirche „in Berührung“ gekommen - so manche sind später beruflich wieder bei Kirche oder Caritas gelandet. Im FSJ liegt somit auch eine „pastorale Chance“ in der junge Menschen katholische Kirche neu oder anders erleben können. In den 60 Jahren hat sich das FSJ zu einem Erfolgsmodell entwickelt und wir haben allen Grund zu feiern - auch wenn es coronabedingt keine große Geburtstagsparty geben wird.

 

Hinweis: Referat Freiwilligendienste, Am Fort Gonsenheim 54, 55122 Mainz, Telefon: 06131/253639, E-Mail: fsj@bistum-mainz.de, Internet: www.freiwilligendienste-bdkj.de   

 

Nachricht voraus am 27.9.2021                                                                 tob (MBN)

Dritte unabhängige Ansprechperson für Betroffene von sexualisierter Gewalt

Ute Leonhardt (c) Bistum Mainz
Ute Leonhardt

Ute Leonhardt nimmt ab sofort ihre Arbeit für Missbrauchsfälle im Bistum Mainz auf

 

Mainz. Ab Mittwoch, 1. September, steht Ute Leonhardt aus Mainz als weitere Ansprechperson des Bistums Mainz für Betroffene von sexualisierter Gewalt zur Verfügung. Ute Leonhardt nimmt die Aufgabe der unabhängigen Ansprechperson gemeinsam mit Schwester Marie Bernadette Steinmetz RSM und Volker Braun wahr. Sie ist Diplom-Psychologin und seit über 20 Jahren ehrenamtlich in der Telefonberatung von Menschen mit Lebensproblemen sowie in der Beratung von Opfern von Straftaten engagiert.

Die drei Ansprechpersonen sind im Bistum Mainz unabhängig von der Bistumsleitung. Sie stehen nicht in einem aktiven Dienstverhältnis zum Bistum, arbeiten aber mit der Bistumsleitung in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz konstruktiv zusammen.

Entsprechend der „Ordnung für den Umgang mit sexuellem Missbrauch Minderjähriger und schutz- oder hilfebedürftiger Erwachsener durch Kleriker und sonstige Beschäftigte im kirchlichen Dienst“ sind die unabhängigen Ansprechpersonen für die Aufnahme und Weitergabe von Meldungen sexuellem Missbrauchs im Bistum Mainz zuständig. Für Betroffene oder Angehörige, die ein seelsorgliches Gespräch wünschen, stehen die Mitarbeiter des Instituts für Geistliche Begleitung zur Verfügung.

 

Hinweise:

Nachricht voraus am 1.9.2021                                                                                PM (MBN)

Zuversicht aus dem Glauben in bedrängter Zeit

Das Jahresprogramm 2021/2022 der Bistumsakademie Erbacher Hof ist erschienen. (c) Bistum Mainz / Blum
Das Jahresprogramm 2021/2022 der Bistumsakademie Erbacher Hof ist erschienen.

Jahresprogramm 2021/2022 der Mainzer Bistumsakademie Erbacher Hof erschienen

Mainz. Das Jahresprogramm 2021/2022 der Mainzer Bistumsakademie Erbacher Hof ist gerade erschienen. Unter dem Jahresmotto „‚Mir steht Jesus bei‘ Zuversicht aus dem Glauben in bedrängter Zeit“ sind darin auf 90 Seiten über 100 Veranstaltungen bis Juli 2022 verzeichnet. Die offizielle Eröffnung des bereits laufenden Jahresprogramms findet am Dienstagabend, 28. September, um 18.00 Uhr statt. Im Rahmen einer Eucharistiefeier mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf wird dabei das Triptychon „Völkerwallfahrt zum Zion“ (Jes 60,1) des Künstlers Karl Heinz Traut aus Taunusstein in der Bernhard-Kapelle des Hauses gesegnet.

„Mit unserem Programm wollen wir einen Beitrag zur Orientierung in der Gesellschaft durch die Religion leisten“, betont der Direktor der Bistumsakademie, Professor Dr. Peter Reifenberg. „Dabei stehen Nachfolge und Weltgestaltung im Mittelpunkt.“ Ein wichtiger Beitrag dazu sei im kommenden Jahr die coronabedingt bereits einmal verschobene Akademietagung zu Kardinal Karl Lehmann (1936-2018) am 4./5. März 2022. Dazu werden zahlreiche Weggefährten des früheren Mainzer Bischofs erwartet. Unter anderen auch Kardinal Walter Kasper, Lehmanns Doktorvater Weihbischof Peter Henrici SJ sowie der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz. Bischof Kohlgraf trifft sich außerdem am 26. April 2022 zum Gedankenaustausch mit dem Präsidenten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Professor Dr. Georg Krausch.

Gemeinsam mit dem Mainzer Domkapitel bietet die Akademie auch wieder das Abendlob im Advent („Die Kraft der Hoffnung ist die Liebe“) im Mainzer Dom an. Die Predigten werden von Generalpriorin Scholastika Jurt OP aus Arenberg (28. November) und Professor Dr. Meinrad Walter aus Freiburg (5. Dezember) gehalten. In seine elfte Runde geht mittlerweile der Gesprächsabend zur fünften Jahreszeit. Am 1. Februar 2022 sind zum Thema „Rechts des Rheins ist auch noch Mainz“ Johannes Bersch, Bardo Frosch, Peter Krawietz und Jürgen Wiesmann zu Gast.

Kunsthistorische Angebote und auch Exkursionen und Konzerte gehören wieder zum Jahresprogramm, etwa „Kirchen, Kunst und Wein – im südlichen Rheinhessen (17. September) oder die Orgel- und Kunststudienreise „Von der Baar über den Hegau an den Bodensee“ (7.-11. März 2022). Mit der Interdisziplinären Akademiereihe „Nationalkulturen vor der Erfindung des Nationalstaates“ in Kooperation mit der Forschungsplattform „Frühe Neuzeit“ setzt der Erbacher Hof seine kulturgeschichtliche Zusammenarbeit mit der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz fort. In zwei Vorträgen geht es um die „Germania“ in Rüdesheim (20. Juni 2022) und um das Thema „Auf dem Weg zum Nationalstil: Musikalische Idiome in der Frühen Neuzeit“ (5. Juli 2022). Bei „Gemalt mit Licht und Glas“ (5. April 2022) werden die Glasfenster des Künstlers Markus Lüpertz in Regensburg im Mittelpunkt stehen.

Neu angeboten werden Kurse, um das Alte Testament einmal in der Originalsprache zu lesen. Neben einem Schnupperkurs „Biblisches Hebräisch“ (2. Mai 2022) gibt es ab 16. Mai 2022 auch an neun Abenden einen Sprachkurs „Das Alte Testament im Original lesen. Biblisches Hebräisch für Einsteigerinnen und Einsteiger ohne Vorkenntnisse“. Studienleiter Dr. Johannes Bremer möchte dabei Interessierten die Sprache „locker und in fröhlicher Atmosphäre“ nahebringen. Angeboten wird auch ein Studientag zur „Einführung in die Biblische Archäologie“ (2. April 2022).

Die Junge Akademie bietet in Kooperation mit Mainzer Schulen das Projekt „Fehlinformationen im Netz erkennen und richtig handeln“ an, zu dem der bei Youtube als „MrWissen2go“ bekannte Mirko Drotschmann als Referent gewonnen werden konnte. Ergänzt wird das vielfältige Angebot durch weitere Veranstaltungen wie „Online-Dating: Chancen und Herausforderungen der digitalen Partnersuche“ (28. Oktober) und „Wie zukunftsfähig ist unser Rentensystem?“ (11. November).

 

Zwei neue Studienleiter im Erbacher Hof

Zwei neue Studienleiter haben in der Nachfolge von Professor Dr. Ralf Rothenbusch in der Akademiearbeit des Erbacher Hofes ihren Dienst angetreten: Diplom-Theologin Katharina Pultar und Dr. Johannes Bremer teilen sich die Stelle. Pultar war zuletzt als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bei Professorin Dr. Heike Grieser (Alte Kirchengeschichte und Patrologie) tätig. Derzeit arbeitet sie an einer Promotion zum Thema „Aspekte des Christseins bei Sulpicius Severus, Salvian von Marseille und Caesarius von Aries“. Bremer promovierte sich im Fachbereich Altes Testament bei Professor Frank-Lothar Hossfeld in Bonn zum Thema: „Wo Gott sich auf die Armen einlässt. Der wirtschafts- und sozialgeschichtliche Hintergrund der achämenidischen Provinz Yehud und seine Implikationen für die Armentheologie des Psalters“. Er arbeitete als Lehrstuhlassistent im Alttestamentlichen Seminar in Bonn und später nach verschiedenen Studienaufenthalten an den Universitäten Tel Aviv/Israel und Pretoria/Südafrika am Lehrstuhl für Altes Testament in Augsburg. Bremer habilitiert derzeit mit der Arbeit „Landkonzeptionen im Pentateuch“ am Alttestamentlichen Seminar der Universität Bochum.

Hinweis: Bistumsakademie Erbacher Hof, Grebenstraße 24-26, 55116 Mainz, Telefon: 06131/257-0, E-Mail: 06131/257-525, E-Mail: ebh.akademie@bistum-mainz.de, Internet: www.ebh-mainz.de 

 

Nachricht voraus am 8.9.2021                                                                                 tob (MBN)

 

 

Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz für Andreas Schmitt

Mainz, 16. September 2021: Doris Ahnen verlieh die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz an Andreas Schmitt. (c) Bistum Mainz / Blum
Mainz, 16. September 2021: Doris Ahnen verlieh die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz an Andreas Schmitt.

Finanzministerin Ahnen würdigt seine „Wutpredigt gegen Rechts“ aus der Fastnacht 2020

 

Mainz. Andreas Schmitt ist am Donnerstag, 16. September, für sein besonderes ehrenamtliches Engagement mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet worden. Die rheinland-pfälzische Finanzministerin Doris Ahnen überreichte die Auszeichnung im Namen von Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Rahmen eines Empfangs im Mainzer Finanzministerium. „Mit ihrem Mut, für unsere Demokratie einzustehen, sind Sie ein Vorbild für Viele. Es braucht Menschen wie Sie, die sich entschlossen für die Verteidigung demokratischer Werte einsetzen“, sagte Ahnen. Im Februar 2020 hatte Schmitt bei der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“ mit einer „wuchtigen und wortgewaltigen Büttenrede auf den rechtsextremen Terroranschlag in Hanau reagiert und damit bundesweite Aufmerksamkeit erfahren“, betonte Ahnen.

 

Für seine „Wutpredigt gegen Rechts“ habe er damals viel Zustimmung in der Bevölkerung erfahren, sagte Ahnen. Die Rede habe ihn aber auch zur Zielscheibe für Beleidigungen und Bedrohungen gemacht, „von denen er sich nicht hat einschüchtern lassen“, hob die Ministerin hervor. Es sei ein besonderer Verdienst von Schmitt, dass er dadurch die Verbindung von Humor mit ernsten und politischen Botschaften im Rahmen der politisch-literarischen Mainzer Fastnacht in besonderer Weise bundesweit bekannt gemacht habe, sagte Ahnen. Als „leidenschaftlicher Kommunalpolitiker“ im Stadtrat von Nieder-Olm setze er sich darüber hinaus für die Menschen in seiner Umgebung ein und engagiere sich für ein weltoffenes und soziales Miteinander. An der Verleihung nahmen unter anderen der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, und die Landrätin im Landkreis Mainz-Bingen, Dorothea Schäfer, teil. Die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz wird seit 1996 verliehen.

Andreas Schmitt, der seit 2014 als Sitzungspräsident der Fernsehsendung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ überregional bekannt ist, tritt in der Mainzer Fastnacht seit 2005 als Büttenredner in der Rolle des „Obermessdieners vom Hohen Dom zu Mainz“ auf. Am vergangenen Sonntag hat Schmitt, der in der EDV-Abteilung des Bischöflichen Ordinariates in Mainz arbeitet, seinen 60. Geburtstag gefeiert.

Nachricht voraus am 16.9.2021                                                                tob (MBN)

Sieger des Wettbewerbs „Prüf die Pumpe“ gekürt

Heizungspumpe in der Pfarrei St. Johannes der Täufer in Fürth (c) Bistum Mainz
Heizungspumpe in der Pfarrei St. Johannes der Täufer in Fürth

Gewinner aus drei Kategorien bekommen neue Heizungspumpen spendiert

Mainz. Bei diesem Wettbewerb gibt es drei Sieger, aber noch viele weitere Gewinner. Bei dem Wettbewerb „Prüf die Pumpe“ des Bistums Mainz lauten die drei Sieger: die Pfarrei St. Petrus in Gedern in der Kategorie „Kirche“, die Pfarrei St. Johannes der Täufer in Fürth in der Kategorie „Pfarrheim“ und die Pfarrei St. Maria Goretti in Biebesheim in der Kategorie „Pfarrhaus“. Gesucht wurde jeweils die älteste Umwälzpumpe in Heizungsanlagen katholischer Pfarreien und Einrichtungen im Bistum. Anlass der Verleihung ist der Ökumenische Tag der Schöpfung am ersten Septemberwochenende.

Ausgeschrieben wurde der Preis in Zusammenarbeit des Arbeitskreises Klimaschutz und des Dezernates Bau und Kunst im Bischöflichen Ordinariat Mainz. Der Wettbewerb steht im Zusammenhang mit dem Klimaschutzkonzept des Bistums, Schirmherr ist der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz. Er gratuliert den Siegern: „Die Sorge um die Schöpfung bedeutet auch manchmal, auf etwas zu schauen, was eigentlich läuft, wie eine Heizungspumpe zum Beispiel. Meistens fallen diese erst auf, wenn sie nicht mehr laufen und die Heizung kalt bleibt. Die Teilnehmer des Wettbewerbs haben hingeschaut, die Heizungspumpen überprüft und festgestellt: Es gibt Handlungsbedarf - aus finanzieller, aber vor allem auch aus ökologischer Perspektive. Ich gratuliere den Gewinnern des Wettbewerbs und hoffe, dass ihr Beispiel Schule macht in der gemeinsamen Verantwortung für unsere Schöpfung.“

Der Arbeitskreis Klimaschutz des Bistums Mainz betont, dass es neben den drei Siegern viele weitere Gewinner gebe. In den drei Kategorien gibt es jeweils eine Pfarrei, in der die Kosten für eine neue Heizungspumpe vom Bistum übernommen werden. Als Gewinner könnten sich jedoch alle Teilnehmenden und auch alle anderen fühlen. „Denn jede Heizungspumpe, die ausgetauscht wird, hilft der Umwelt durch die Energie-Einsparung und den verminderten Ausstoß von CO2. Und ist somit ein Gewinn für alle“, stellt der Arbeitskreis fest. Und ergänzt: „Mit jeder weiteren ausgetauschten überalterten Pumpe gegen eine Hocheffizienzpumpe kann der persönliche und der Gewinn für uns und die Umwelt weiter erhöht werden.“ Durch den Einbau neuer, energie-effizienter Heizungspumpen könnten bis zu 80 Prozent Energie und dadurch entstehende Stromkosten eingespart werden.

 

Nachricht voraus am 3.9.21                                                                                      hoff (MBN)

„Synodalität in Leben und Sendung der Kirche“

Impulstext von Bischof Peter Kohlgraf auf der Herbst-Vollversammlung der DBK

 

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat während der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch, 22. September, in Fulda beim Studienhalbtag „Synodalität und Synodaler Weg – Aspekte und Perspektiven“ einen Impulstext vorgetragen. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut seines Textes:

„Das Thema der Synodalität ist Papst Franziskus ein Herzensanliegen. Jüngst hat er dies in seiner Ansprache am 18. September 2021 vor den Gläubigen in Rom erneut herausgestellt. Dass eine Weltsynode kein Spaziergang werde, ist dabei wohl jedem klar geworden. Der Papst selbst nennt eine Synode eine „ernste Angelegenheit“. In dieser Ansprache kritisierte der Papst zum wiederholten Male einen Klerikalismus als „Perversion“ und kirchlich starre Hierarchien. „Jeder ist Protagonist, keiner nur Statist“, so Papst Franziskus. „Und keiner, auch nicht der Papst, sei mehr Protagonist als die anderen“, weiß katholisch.de zu zitieren.

Natürlich ist die Synodalität keine Erfindung des aktuellen Papstes. Medard Kehl stellt in der 3. Auflage des „Lexikon für Theologie und Kirche“ die Synodalität als konstitutives Element der Kirche heraus, entsprechend Papst Franziskus als zur Natur der Kirche gehörig. Medard Kehl begründet die Synodalität trinitätstheologisch, Einheit ist in Vielheit möglich, Vielheit gelingt nur in einer Einheit ohne Uniformität. Allerdings stellt auch Kehl fest, dass in der nachkonziliaren Zeit die Grundlagen nicht konsequent zur Umsetzung gekommen und auch kanonistisch nicht eingeholt worden seien.

Die synodalen Bemühungen dieses Pontifikats sind vielleicht ein bedeutsamer Schritt zur Umsetzung theologisch längst bekannter Grundlagen, auch wenn manches, das sage ich als persönlichen Eindruck, nebulös bleibt. Eine theologische Grundlage zur Praxis werden zu lassen, ist dann auch erfahrbar eine ernsthafte Angelegenheit, wir erleben es ja gerade bei uns. Für eine gelingende Synodalität genügt es offenbar nicht, die theoretischen und dogmatischen Grundlagen einfach nur zu wiederholen: Irgendwann muss man losgehen. Es ist notwendig, daran zu erinnern, dass im Begriff der „Synodalität“ der Wegcharakter der Kirche und des Glaubens enthalten ist. Es muss um mehr gehen als um die Weitergabe von in Sätzen gefasstem Glaubensgut, so notwendig selbstverständlich ein gemeinsames Credo ist. Andererseits bringt uns eine reine Emotionalität ohne solide Theologie auch nicht weiter. Die Rede vom Leben der Kirche als Weg ohne die Bejahung einer Möglichkeit vertiefter Zugänge zum Depositum Fidei und auch sich verändernder Zugänge wäre unsinnig. Wiederholt hat der Papst vor der Glaubenslehre als Museum gewarnt. Dass Papst Franziskus die von ihm im Vorfeld der römischen Synode zur Synodalität geforderten Prozesse in den Teilkirchen selbst als „Synodalen Weg“ bezeichnet, möge manchen Kritiker des Weges in der katholischen Kirche in Deutschland ein wenig durchatmen lassen. Wir erinnern uns an die Auseinandersetzung um den Begriff als Hendiadyoin, die natürlich das gesamte Bemühen ins Lächerliche ziehen wollte. Das sollte nun vom Tisch sein.

Einige Kernworte aus dem Vorbereitungsdokument zur Synode 2023 vom 7. September 2021 müssen genannt werden: Gemeinsames Gehen, Offenheit für Überraschungen, partizipative Ausübung der Verantwortung, die Kirche als verlässlicher Partner im Aufbau der Demokratie, Geschwisterlichkeit, soziale Freundschaft, Gebet, die Gläubigen als Anhänger des Weges, Jesus selbst als der Weg. Die Bischöfe sind Hirten, Hüter, Ausleger, Zeugen; sie brauchen Mut, Vertrauen, Bereitschaft zur Umwandlung; schließlich benennt Papst Franziskus die Versuchung der Hirten, den „Geist auszulöschen“.

Die Kirche bildet in ihren synodalen Bemühungen keine binnenkirchliche Sonderwelt. Die „epochalen Veränderungen der Gesellschaft“ können bei der Suche nach Wegen der Evangelisierung nicht ignoriert werden. Zudem weist Papst Franziskus auf die Vielfältigkeit der Bedingungen kirchlichen Lebens in den unterschiedlichen Kulturen ausdrücklich hin. Die weltweite Realität der Kirche steht in der Spannung zwischen einer dramatischen Säkularisierung und einem religiösen Integralismus, der Intoleranz und Gewalt fördert. Weltweit gesehen scheint eher die Reaktion auf den Versuch einer Anpassung an säkulare Gesellschaften lehramtlich kritisch beäugt zu werden als die Formen von Ausgrenzung und Intoleranz in anderen kirchlichen Kontexten. Auch darauf muss Synodalität eingehen. Es ist klug, dass der Papst zehn Themenfelder in die Teilkirchen zur Bearbeitung gibt. Er fragt nach den Weggefährten und weitet den Blick über die kirchlichen Binnenkreise hinaus. In den Diskussionen fordert der Papst Freimut. Er erinnert an das sakramentale Zentrum der Eucharistie und das Gebet als Grundlage der Einheit. Er wiederholt den Gedanken, dass jeder und jede Getaufte Protagonist des Weitergehens sein muss. Der Papst nimmt die Traditionen kritisch aufs Korn, inwieweit sie Mission fördern oder behindern. Er ruft zum Dialog mit der Gesellschaft und anderen Konfessionen und auch Religionen auf. Und er mahnt zu Wegen geistlicher Unterscheidung.

Der Blick auf den Synodalen Weg in Deutschland ist für mich durchaus zwiespältig. Ich will einige Spannungsfelder kurz nennen. Eingehen muss ich auf den Vorwurf, wir beschäftigten uns mit reinen Strukturdebatten ohne den Aspekt der Evangelisierung ernst zu nehmen, natürlich ein klassisches „Totschlagargument“. Nicht erst durch den Brief von Papst Franziskus an die Gläubigen in Deutschland vom 29. Juni 2019 ist dieser Vorwurf aufgekommen. Ich habe mich mehrfach gegenteilig geäußert. Ich glaube fest, dass ein Ringen um eine glaubwürdige und authentische Gestalt und Praxis der Kirche eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass Menschen der Kirche und den Verantwortlichen in ihr die Botschaft abnehmen können. Selbst der Papst macht ja bis in die letzten Monate die Erfahrung, dass Verhaltensweisen im Umgang mit den Kirchenfinanzen seine berechtigten Anliegen nicht wirklich unterstützen. Auch die Autorität des Papstes wird durch unglaubwürdige Strukturen geschädigt. Es ist gut, dass der Papst den Horizont über unsere Themen in Deutschland weitet, aber obsolet werden sie dadurch nicht. Indem der Papst immer wieder auf den geistlichen Prozess der Unterscheidung zu sprechen kommt, weist er auf unsere Versuchung hin, kirchliches Leben einfach „machen“ zu wollen. Es stellt sich die Frage nach dem Charakter eines geistlichen Weges. Bischof Felix Genn hat dazu Grundlegendes gesagt, das muss ich hier nicht wiederholen. Ein Weg wird nicht dadurch geistlich, dass wir ihn mit religiösem Zuckerguss überziehen, sondern indem wir an Haltungen arbeiten.

Den Synodalen Weg nehme ich zunächst auch positiv wahr: Wir haben an Debattenkultur dazugelernt. Ich erlaube mir aber auch einen deutlichen kritischen Hinweis auf die nicht zu bewältigende Textflut. Wir haben versäumt, zu Beginn eine Verständigung über die Art und Weise zu erzielen, was am Ende stehen soll. Der Papst sagt es deutlich im Hinblick auf die römische Synode 2023: „Wir erinnern daran, dass es nicht Zweck dieser Synode und daher auch nicht der Konsultation ist, Dokumente zu produzieren, sondern ,Träume aufkeimen zu lassen, Prophetien und Visionen zu wecken, Hoffnungen erblühen zu lassen, Vertrauen zu wecken, Wunden zu verbinden, Beziehungen zu knüpfen, eine Morgenröte der Hoffnung aufleben zu lassen, voneinander zu lernen und eine positive Vorstellungswelt zu schaffen, die den Verstand erleuchtet, das Herz erwärmt, neue Kraft zum Anpacken gibt‘“. Was heißt das für unseren Weg in Deutschland? Die Textproduktion ist enorm, die anderen vom Papst genannten Aspekte erkenne ich nicht in derartiger Intensität. Und ich wage die Frage zu stellen, ob außerhalb von Foren und Synodalversammlung geführte Paralleldiskussionen den geistlichen Prozess fördern, wie ihn sich der Papst vorstellt. Es ist manchmal darauf hingewiesen worden, dass unsere gewachsenen Rätestrukturen manche Innovation verhindern, weil sie sich in scheinbar sicheren und festgefahrenen Bahnen bewegen.

 

Weitere Spannungsfelder erkenne ich: Sind wir wirklich im Gedanken der Einheit unterwegs, wie verhalten sich in unseren Überlegungen Einheit und Vielheit zueinander? Geht es um Mitreden oder Mitbestimmen – oder ist das Wort des Papstes von allen als Protagonisten (auch er selbst!) eine schöne, aber nichtssagende Floskel? Wo haben Minderheiten ihren berechtigten Raum? Wenn Papst Franziskus uns als Unterstützer der Demokratie sieht, wieso werden demokratische Prozesse derart kritisch gesehen? Erzähle uns niemand, die Diskussionskultur etwa beim II. Vatikanum sei nicht politisch, sondern rein geistlich gewesen. Natürlich geht es bei Synoden und Konzilien nie ohne Absprachen, Gruppenbildung und kirchenpolitische Interessen ab. Alles andere ist eine historische Konstruktion. Sollten wir uns nicht dagegen bemühen, Vorbilder demokratischer Prozesse zu sein, auf der Grundlage einer lebendigen Tradition? Welche Rolle spielt der consensus fidelium? In allen Synoden spielen selbstverständlich auch Mehrheiten eine Rolle. Worin besteht unsere Einheit? Natürlich ist es keine Grundlage kirchlicher synodaler Debatten, wenn jeder Beteiligte seine eigene Wahrheit definiert.

Es gäbe viel zu sagen. Vor wenigen Tagen war die Tageslesung dem 1. Timotheusbrief entnommen (6, 3–10). Dort wird vor Wortgefechten gewarnt, die vorwiegend vom Eigennutz getrieben sind. Das kann mit Synodalität nicht gemeint sein.

 

(MBN)