Bentz: Geistliche Grundhaltungen für Frage nach Macht in der Kirche

Gottesdienst zum geistlichen Tag der Diakone mit Institutio und Admissio im Dom

Mainz, 21. November 2020: Überreichung von Hostienschale und Weingefäß durch Weihbischof Udo Markus Bentz beim Gottesdienst zum Geistlichen Tag der Diakone. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Sa. 21. Nov. 2020
Von:
tob (MBN)

Mainz. Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, hat zum Geistlichen Tag der Diakone notwendige geistliche Grundhaltungen für die Diskussion zur Frage der Macht in der Kirche und die Teilhabe an Leitungsverantwortung benannt.

Im Bistum Mainz werde in besonderer Weise in den Beratungen zum Pastoralen Weg deutlich, „dass eigentlich alle Berufsgruppen über ihre derzeitigen und über mögliche zukünftige Berufsrollen diskutieren. Und das ist gut so, denn die Frage nach der gemeinsamen Verantwortung drängt sich derzeit mit umso größerer Wucht auf, weil die Kirche in der Vergangenheit an vielen Punkten dieses Thema nur mit ‚angezogener Handbremse‘ behandelt hat.“ Das sagte Weihbischof Bentz, am Samstag, 21. November, in seiner Predigt im Mainzer Dom.

Wörtlich sagte der Weihbischof: „Das Thema ‚Macht‘ hat uns in der Kirche derzeit fest im Griff. Von asymmetrischen Machtverhältnissen wird da gesprochen. Sehr schnell wird der Begriff ‚Machtmissbrauch‘ in den Mund genommen. ‚Macht‘ ist für uns in Kirche derzeit grundsätzlich negativ besetzt. Ich kann das verstehen, weil wir sehr viel sensibler geworden sind, nicht zuletzt auch durch das vertiefte Wissen über die inneren Zusammenhänge von sexuellem Missbrauch und seinen strukturellen Ursachen. Das Thema weitet sich aber hin zu sehr grundsätzlichen Themen - auch bei uns im Bistum: Es gibt eine gute Sensibilität für die Gefährdungen der Macht und für die Notwendigkeit zu teilen und Strukturen zu schaffen, die übersteigerten Machtversuchungen vorbeugen. Es gibt aber auch eine leichtfertige Fixierung auf Macht. Machtmissbrauch wird dann für manchen zum schnellen Etikett, wenn konsequent Leitungsverantwortung wahrgenommen wird und Grenzen gesetzt werden, wenn die Dinge nicht so laufen, wie man es selbst gerne hätte, und andere anders entscheiden.“

Bentz: „Teilhabe aber bedeutet: gemeinsam verantworten.“

Gerade beim Pastoralen Weg dürfe man bei der Frage nach der Teilhabe an der Leitungsverantwortung nicht dabei stehen bleiben zu fragen: „Wer darf was? Wer bekommt wieviel vom Kuchen der Macht ab. Dann wird das Ringen um Teilhabe an der Verantwortung schnell zu einem Kampf der Durchsetzung von Partikularinteressen“, sagte Bentz. „Teilhabe aber bedeutet: gemeinsam verantworten.“ Eine erste geistliche Grundhaltung für die Diskussion müsse sein, in „Dankbarkeit wahrzunehmen, was mir und ebenso, was den anderen an Gaben des Geistes gegeben ist“. Außerdem stehe zweitens „nicht das eigene besondere Können im Vordergrund, sondern der Nutzen für die Gemeinde“. Als dritte geistliche Grundhaltung benannte der Weihbischof: „Wahrnehmen, dass die Gnadengaben, die Charismen nicht in Konkurrenz zu einander sondern in gegenseitiger Ergänzung und Komplementarität gegeben sind.“ Und weiter: „Nur wenn wir uns so unter dem Gedanken der Ergänzung einander verstehen, nur dann dienen wir ‚dem ganzen Christus‘, und nicht doch wieder nur uns selbst und unserem engen Blickwinkel.“

Instituio und Admissio

Im Rahmen des Gottesdienstes fand die Institutio (Übertragung der Dienste des Lektors und des Akolythen) und die Admissio (Aufnahme unter die Kandidaten für das Weihesakrament) statt. Institutio und Admissio empfingen Dr. Simon Helms aus Ludwigshöhe (Gemeindereferent in der Pfarrgruppe Eisbachtal), Uwe Kießling aus Wolfsheim, und Andreas Mangold, Kirchheimbolanden-Dannenfels (Gemeindereferent in der Pfarrgruppe Alzey-Land St. Hildegard). Die beiden bisherigen Gemeindereferenten werden Ständige Diakone im Hauptberuf, Uwe Kießling Ständiger Diakon mit Zivilberuf. Die drei Kandidaten schließen im Februar 2021 ihren berufsbegleitenden Pastoralkurs mit der zweiten Dienstprüfung ab und sollen am Samstag vor Pfingsten (22. Mai 2021) die Diakonenweihe empfangen. Die Institutio empfing darüber hinaus Thomas Ferdinand, Roßdorf, der sein erstes Jahr im Pastoralkurs abgeschlossen hat. Musikalisch gestaltet wurde die Eucharistiefeier vom Mainzer Domkapellmeister, Professor Karsten Storck (Gesang), und Domorganist Professor Daniel Beckmann.

Jubiläum „50 Jahre Ständige Diakone im Bistum Mainz“ im kommenden Jahr

Das Pontifikalamt war Auftakt zum Jubiläumsjahr „50 Jahre Ständige Diakone im Bistum Mainz 1971 - 2021“, das im kommenden Jahr begangen wird. Im Mittelpunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten sollen stehen: eine Fahrt nach Tours im Oktober 2021, ein geistlicher Abend mit Kardinal Walter Kasper am 6. Mai 2021 und die Jubiläumsfeier im Rahmen des Geistlichen Tages am 27. November 2021.

Verabschiedung von drei Dozenten des Pastoralkurses

Am Ende des Gottesdienstes fand außerdem die durch den Bischöflichen Beauftragten, Pfarrer Markus Warsberg, und Vertreter der Diakone die Verabschiedung von drei Dozenten des Pastoralkurses statt. Professor Dr. Alfred Mertens (88) hatte seit 1970 für 50 Jahre die Predigtausbildung der Ständigen Diakone verantwortet. Professor Dr. Helmut Schwalbach (84) hatte seit 1996 25 Jahre lang das Fach Pastoraltheologie vertreten. Ordinariatsrat Michael Wagner-Erlekam war seit 2013 für das Fach Caritaswissenschaften und die Begleitung der sozialkaritativen Projekte zuständig. Er war auch mitverantwortlich für die Erneuerung des Curriculums der pastoralen Ausbildung. Normalerweise findet zum Geistlichen Tag der Diakone stets auch ein Treffen aller Ständigen Diakone mit den Ehefrauen der Diakone, der Bewerber im Diakonatskreis (Pastoralkurs), der Interessenten und Witwen verstorbener Diakone statt. In diesem Jahr war coronabedingt nur der Beauftragungsgottesdienst möglich.