Buch über Kartause von Mainz vorgestellt

Buchpräsentation der
Datum:
Mi. 6. Okt. 2021
Von:
hoff(MBN)

Bis zum Jahr 1781 gab es in Mainz ein Kloster auf dem heutigen Gebiet des Mainzer Stadtparks, das heute vollständig verschwunden ist: Die Kartause Michaelsberg. Erhalten geblieben sind wertvolle Kunstschätze und mittelalterliche Handschriften. Zum 700. Geburtstag des Klosters ist jetzt das Buch „Die Kartause von Mainz“ erschienen, das von der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz in Zusammenarbeit mit dem Mainzer Dom- und Diözesanmuseum erarbeitet wurde. Es berichtet über Geschichte, Bewohner und Nachlässe der Kartause. Bei der Buchvorstellung erläuterte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf die Geschichte des ehemaligen Klosters.

Bischof Kohlgraf sagte: „Ich wünsche diesem interessanten und so sorgfältig erarbeiteten Buch eine große und aufmerksame Leserschaft. Mein Dank und mein Respekt gilt allen Autorinnen und Autoren sowie den beiden Herausgebern, Dr. Gerhard Kölsch und Dr. Christoph Winterer und – nicht minder – Frau Dr. Annette Nünnerich-Asmus mit ihrem Verlagsteam.“

Bischof Peter Kohlgraf hält einen Vortrag über die Geschichte und Bedeutung der Kartause von Mainz (c) Bistum Mainz/Hoffmann

In seinem Vortrag zeichnete Bischof Kohlgraf die Geschichte der Kartause nach und hob dessen Bedeutung hervor: Vor rund 700 Jahren unterstützte Erzbischof Peter von Aspelt einige Kartäusermönche dabei, im Rheingau eine Kartause zu gründen. Kurze Zeit später stellte Erzbischof Matthias von Buchegg (Bucheck) Mönchen in Mainz auf dem Michaelsberg einen Ort zum Bau einer neuen Kartause zur Verfügung. Vor 240 Jahren löste Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal die Mainzer Kartause auf und ließ in den folgenden Jahren den gesamten Gebäudekomplex niederreißen. „Heute kaum mehr vorstellbar ist die Beseitigung des Klostergebäudes durch Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal zur Erweiterung seines Lustgartens“, sagte Kohlgraf. „Auch wenn heute nur noch der Straßenname und ein Brunnen mit der Figur des Ordensgründers Bruno von Köln an die Kartause erinnern, haben die für rund 460 Jahre in Mainz lebenden Kartäusermönche viele Spuren hinterlassen“, sagte Kohlgraf. „Genau diese lebendig werden zu lassen – das ist der große Verdienst des vorliegenden Buches und aller, die an dem Projekt beteiligt waren.“

Die Kunstschätze aus dem ehemaligen Kloster sind heute an vielen Orten zu finden: Das Chorgestühl in der Bischofskirche in Trier geht auf die Mainzer Kartause zurück, im Eichsfeld, in Seligenstadt, in Oppenheim, in Marienrachdorf im Westerwald und im Spessart sind barocke Altäre, Skulpturen und Gemälde erhalten geblieben. Auch das Figuren-Ensemble in den Nischen der Fassade der Ignazkirche in Mainz stammt ursprünglich aus dem Kreuzgang der Mainzer Kartause. Das Mainzer Dom- und Diözesanmuseum beherbergt viele Kunstschätze der ehemaligen Kartause. Zu ihnen zählen allein 60 Gemälde, die ehemals im Kreuzgang des Klosters hingen, sowie weitere Gemälde und Skulpturen. In der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz werden über 10.000 Bände aus der ehemaligen Klosterbibliothek aufbewahrt, darunter rund 620 Handschriften. Die Auflösung der Kartause wurde nicht zuletzt aufgrund ihres Reichtums betrieben, mit dem der neu gegründete die Mainzer Universitätsfond ausgestattet wurde. Das neue Buch gibt auch einen Einblick in das Leben der Mönche. Sie lebten zurückgezogen, als Eremiten, vor der Stadt und trafen sich nur zu den gemeinsamen Gebetszeiten und an Sonntagen.

Buch

Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Mainz, sagte in ihrem Grußwort, dass das Leben der Mönche damals zeige, wie radikal ein meditatives Leben möglich war, und wie die vorhandenen Reichtümer gleichzeitig für ein schnelles Ende gesorgt hätten. Dr. Stephan Fliedner, Direktor der Bibliotheken der Stadt Mainz, bedankte sich bei allen Mitwirkenden. Er wies darauf hin, dass die Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz in den kommenden Jahren gemeinsam mit der Universitätsbibliothek Heidelberg die Kartäuserhandschriften digitalisieren und zu einer virtuellen Bibliothek zusammenführen wird.

 

Hinweis: Gerhard Kölsch und Christoph Winterer (Hrsg.): „Die Kartause von Mainz. Kunst und Geschichte des ältesten Kartäuserklosters in Deutschland.“ Nünnerich-Asmus Verlag, 192 Seiten, 20,00 Euro. ISBN 978-3-96176-160-9