Friedberg. So wie in der Erzählung der Brotvermehrung sei es auch im ökumenischen Miteinander notwendig, in der Haltung Jesu in Dankbarkeit das Unscheinbare und kleine einzuüben. Das sagte der Mainzer Weihbischof und Generalvikar. Dr. Udo Markus Bentz, in seiner Predigt zum Kirchentagssonntag am Sonntag, 7. Februar.
„Wir übersehen schnell die oft so kleinen und unscheinbaren - aber guten - Ansätze. Wir wollen oft gleich aufs Ganze gehen - wir wollen oft gleich das Ergebnis im großen Stil. Wie oft sagen wir wie der Jünger Andreas bei der Brotvermehrung: ‚Was ist das schon!‘ Jesu Weg ist ein anderer: Aus einer Haltung dankbarer Aufmerksamkeit übergeht er nicht die kleinsten und unscheinbarsten Ansätze, sondern er nimmt sie wahr und er dankt dafür. Da beginnt bereits das Wunder!“ Der Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, hatte zum Kirchentagssonntag eine Predigt in der Stadtkirche in Friedberg übernommen. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf predigte in der Philippuskirche des Ökumenischen Gemeindezentrums in Darmstadt-Kranichstein.
Am 7. Februar finden in vielen Gemeinden und Pfarreien vieler christlicher Konfessionen bundesweit gemeinsam Gottesdienste zur Einstimmung auf den 3. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) statt. Die Gottesdienste stehen alle unter dem Leitwort des ÖKT: „schaut hin“ (Mk 6,38). Der Kirchentagssonntag stammt aus der Tradition des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT). Bundesweit werden Gemeinden eingeladen, den Kirchentagssonntag zur Einstimmung auf den kommenden Kirchentag zu feiern. 2021 findet der 3. Ökumenischer Kirchentag von 13. bis 16. Mai statt, digital und dezentral.
Auch beim Blick auf die Ökumene werde häufig nur der Mangel wahrgenommen, sagte Bentz: „Wir schauen hin und haben sofort ein Urteil: zu wenig an Fortschritt in der Ökumene, zu wenig an Erfolg, zu wenig Interesse in der Breite; zu wenig Verständnis füreinander; zu wenig Übereinstimmung zwischen dem, was schon vor Ort gelebt und dem, was von den Verantwortlichen der Kirchenleitungen möglich gemacht wird. Wir schauen hin und kommen zu dem Urteil: zu wenig. Die Konsequenzen daraus sind unterschiedlich: Die einen zucken gleichgültig die Schultern, die anderen resignieren, wieder andere wollen auf Biegen und Brechen nicht akzeptieren, was ist. Wieder andere fühlen sich überfordert. Wir verhalten uns heute nicht viel anders als die Jünger damals.“
Notwendig sei das Schauen „in der Haltung Jesu: Das Wenige in den Händen - den Blick zum Himmel - in dieser Haltung danken, dann alles, was möglich ist, teilen, und dann sehen, was geschieht - getragen von der gemeinsamen Hoffnung und dem gemeinsamen Vertrauen: Gott hat Möglichkeiten, die unsere Sicht übersteigt.“ Weiter sagte Weihbischof Bentz: „Dazu fordert Jesus auf: Schauen wir ehrlich hin auf das, was da ist. Nehmen wahr, was zu wenig ist. Nehmen wahr, was die Sehnsucht ist. In unserem ökumenischen Miteinander sollen wir auch dahin schauen, was noch nicht gemeinsam ist. Schauen wir auf das, wo wir nicht mit einer Stimme sprechen. Tun wir nicht so, als gäbe es das nicht. Obwohl es doch so notwendig wäre, als Christen im Diskurs der Meinungsbildung mit einer Stimme auf manche gesellschaftliche Entwicklung zu schauen. Ich will nur zwei Beispiele nennen: Sprechen wir wirklich mit einer Stimme und sind wir wirklich eins im Blick auf die derzeit virulente Frage des assistierten Suizids? Auf die Frage nach dem unbedingten Schutz des Lebens und der Würde gerade des Hilflosen am Beginn und am Ende des Lebens? Schauen wir auch ehrlich hin auf das, was nicht ist. Das gilt auch bei der Frage nach dem gemeinsamen Abendmahl. Sind wir ehrlich mit dem, was unsere Sehnsucht nach dem gemeinsamen Abendmahl ist und dem, was tatsächlich ist? Was eint uns und was unterscheidet uns wirklich, nicht nur in der Lehre, sondern auch in der realen Praxis.“ Gestaltet hatten den Gottesdienst der Ökumeneausschuss der Gemeinde sowie Mitglieder der Friedberger Kantorei unter Leitung von Kantor Ulrich Seeger.
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