Ketteler-Leuchter im Mainzer Dom wieder vollständig

Ketteler-Leuchter am Fuß der Grabstätte von Bischof Ketteler im Mainzer Dom (c) Bistum Mainz/Hoffmann
Datum:
Mi. 22. März 2023
Von:
hoff (MBN)

In der Marienkapelle des Mainzer Doms befindet sich das Grab von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler. Daneben steht ein Leuchter, den die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) anlässlich des 57. Todestages im Jahr 1934 anfertigen ließ. Jahrzehntelang fehlte an dem Leuchter eine zugehörige „Fahne“ aus Metall. Nun ist der Leuchter wieder vollständig im Dom zu sehen. Er ist ein wichtiges Symbol für den Widerstand der KAB gegen den Nationalsozialismus. Die Fahne des Leuchters befand sich mehrere Jahre in einem Büro der KAB. Vor einigen Wochen wurde sie wieder im Dom am Leuchter befestigt. Sie zeigt typische Symbole der Arbeiterschaft wie Zirkel und Kelle, sowie Sichel und Ähren, und befindet sich nun am Fußende des Ketteler-Grabes.

Die KAB wurde schon kurz nach der Machtergreifung Adolf Hitlers 1933 von den Nationalsozialisten unter Druck gesetzt. Die einzelnen katholischen Arbeiterverbände wurden verboten. „Eine ihrer wenigen verbliebenen Möglichkeiten öffentlich aufzutreten und ihre Überzeugungen zu demonstrieren waren Wallfahrten“, schreibt Diana Ecker in ihrem Buch „Das Mainzer Dom-Museum. Geschichte und Geschichten.“ Am 13. Juli 1934 organisierte die KAB anlässlich des 57. Todestages von Bischof Ketteler eine Wallfahrt zu dessen Begräbnisstätte im Mainzer Dom. Das dreitägige Ereignis begann am 12. Juli im Westfälischen Walsum. Dort entnahmen einige Arbeiter dem Hochofen ihrer Zeche Feuer, das für einen Leuchter an Kettelers Grab bestimmt war, den die KAB gestiftet hatte. In der Kirche St. Alberti in Münster, in der Bischof Ketteler getauft und geweiht worden war, segneten sie das Feuer, und brachten es von dort aus bis nach Mainz in den Dom, wo die Flamme in einer Lichtermesse von Bischof Ludwig Maria Hugo auf den Ketteler-Leuchter übertragen wurde.

 

Die Gedenkfeier wurde im Vorfeld durch die Nationalsozialisten gestört. Diese hatten vor dem Dom Lautsprecher installiert, aus denen zeitgleich eine Reichstagsrede Hitlers schallte. Außerdem ordneten sie an, dass der Gottesdienst erst nach Beendigung dieser Hitlerrede beginnen dürfe, schreibt Ecker in ihrem Buch. Die etwa 10.000 Arbeiter warteten und beteten währenddessen den Rosenkranz, bis die Rede vorüber war. Nach Hitlers Rede konnte die Feier mit einer Predigt von Domkapitular Georg Lenhart fortgesetzt werden. Sie schloss mit dem Gelöbnis, dass die KAB sich jährlich am Todestag Kettelers (13. Juli) zu einem Gottesdienst am Ketteler-Grab im Mainzer Dom treffen werde. Dieser Brauch ist bis heute erhalten geblieben.

 

Hinweis: Buch „Das Mainzer Dom-Museum. Geschichte und Geschichten.“ von Diana Ecker, Mainz 2008, hier S. 55-57.