Kohlgraf: Frieden ist nicht nur Ende von Kämpfen, sondern ein Prozess der Heilung

Eröffnungsvortrag bei ökumenischer Summer School der ukrainisch-katholischen Universi-tät

Bischof Peter Kohlgraf bei einer Friedensdiskussion im vergangenen Jahr. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Di. 4. Juli 2023
Von:
tob (MBN)

Mainz/Lemberg. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat erneut dazu aufgerufen, sich angesichts des Ukraine-Krieges aktiv für die Schaffung von Frieden einzusetzen. Frieden sei nicht nur das Ende militärischer Kämpfe, sondern ein Prozess der Heilung, der Anerkennung der Schuld, der Erinnerung an die Opfer und der Wiederherstellung der Gerechtigkeit sowie des Aufbaus neuer Beziehungen, sagte Kohlgraf in einem auf Englisch gehaltenen Online-Vortrag am 3. Juli. 

Screenshot von der Summer School mit Bischof Kohlgraf. (c) Bistum Mainz / Baillie

Der Mainzer Bischof, der auch Pax Christi-Präsident der deutschen Pax Christi-Sektion ist, sprach zum Auftakt der „Ecumenical School for Dialogue 2023“ des Institutes für ökumenische Studien der Ukrainisch-katholischen Universität in Lemberg. Die vom Bistum Mainz geförderte Summer School (bis 11. Juli) steht unter der Überschrift „The War in Ukraine and Rethinking Peacebuilding Approaches”.

An der Summer School nehmen Menschen aus vielen verschiedenen Nationen teil, die sich sowohl aus theoretischer als auch zivilgesellschaftlicher Perspektive für Frieden einsetzen wollen; besonders daran ist der ökumenische Austausch zum Thema. Die Studiengänge der Teilnehmenden sind sehr unterschiedlich, viele postgraduierte Studierende aus den Bereichen Recht, Geschichte, Politik, aber auch technische Studiengänge. Das Bistum hatte die Summer School bereits in den vergangenen Jahren finanziell gefördert. Bereits seit den 1980er Jahren gibt es intensive Kontakte des Bistums Mainz mit katholischen und christlichen Einrichtungen in der Ukraine.

Da als Gründe für den Krieg neben den politischen auch religiöse Motive genannt werden, sei der Dialog von Kirchen und Religionen ist ein wichtiger Aspekt, um die Zivilgesellschaft zu stärken, betonte Kohlgraf. Aus christlicher Sicht müssten sich alle Anstrengungen auf die Schaffung von Frieden konzentrieren. Verteidigung und Widerstand, sogar ein militärischer Sieg, könnten nur Schritte auf dem Weg zum Frieden sein – sie seien kein Selbstzweck, sagte Kohlgraf. Das Ziel bestehe nicht darin, die Gegner zu vernichten oder auszurotten, und auch nicht darin, sich zu rächen, hob der Bischof hervor. Ziel müsse es sein, „Krieg und Grausamkeit zu überwinden – und Frieden zu schaffen“, sagte Kohlgraf.

Die Kraft des Gebetes

Bischof Kohlgraf hob außerdem die Kraft des Gebetes hervor. Auf den ersten Blick möge Beten in dieser Situation schwach erscheinen – angesichts eines Diktators, zerstörerischer Waffen, Kriegsverbrechen gegen Zivilisten und Umweltzerstörung. Wörtlich sagte Kohlgraf: „Unterschätzen wir nicht die Kraft des Gebets – die Kraft des Gebets für den Frieden.“ Wer bete, spreche Gott als seinen Vater und Schöpfer aller Menschen an. Wer für den Frieden bete, lasse sich Krieg und Gewalt nicht gefallen und akzeptiere sie nicht als unvermeidlich. Und weiter: „Wer für den Frieden betet, gibt denen eine Stimme, die unter Grausamkeit und Ungerechtigkeit leiden. Das Gebet formt eine Haltung der Menschlichkeit, Liebe und des Respekts. Und darin liegt eine große Kraft für einen gerechten Frieden.“