Kohlgraf: Kirchenmusik erhält den Glauben dynamisch und lebendig

Studientag zum Jubiläum „75 Jahre Institut für Kirchenmusik im Bistum Mainz“

Mainz, 17. September 2022: Die Musikerinnen und Musiker beim Abschlussgottesdienst zum Jubiläum
Datum:
Sa. 17. Sep. 2022
Von:
tob (MBN)

Mainz. „Kirchenmusik ist ein wichtiges Instrument, den Glauben dynamisch und lebendig zu erhalten. Musik führt nicht ins Museum, sondern weckt lebendigen Glauben und ist sein Ausdruck.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf anlässlich des Jubiläums „75 Jahre Institut für Kirchenmusik im Bistum Mainz“. Die katholische Kirchenmusik und auch Chöre „leisten einen wichtigen liturgischen Dienst“, betonte der Bischof in seiner Predigt bei einem Gottesdienst am Samstagabend, 17. September, im Mainzer Dom. 

Mainz, 17. September 2022: Diözesankirchenmusikdirektor Lutz Brenner (rechts) beim Studientag im Gespräch mit Bischof Peter Kohlgraf. (c) Bistum Mainz / Blum

Und weiter: „Mögen viele Menschen einen Zugang zur Freude des Glaubens finden, auch durch die Menschen, die sich in der Kirchenmusik einbringen.“ Der Festgottesdienst war Abschluss eines Studientages, den das Institut für Kirchenmusik im Bistum Mainz in Zusammenarbeit mit der Bistumsakademie Erbacher Hof anlässlich des Jubiläums veranstaltet hat.

 Weiter sagte Kohlgraf: „Kirchenmusik bringt unser Gebet inniger zum Ausdruck und fördert, so das Zweite Vatikanische Konzil, unsere Einmütigkeit. Sie dient der Ehre Gottes und der Heiligung der Gläubigen. Die katholische Kirchenmusik führt Menschen zusammen, sie engagieren sich. Kirchenmusik stiftet Gemeinschaft und bringt Glanz und Farbe in die Gottesdienste. Neben der Geselligkeit in der Gruppe und der Freude am Musizieren erinnere ich gerne an dieses zentrale Anliegen der Kirchenmusik.“

In der Eucharistie werde an den Ursprung der Kirche erinnert, erläuterte der Bischof: „Die Jüngerinnen und Jünger haben die unglaubliche Erfahrung gemacht, dass Christus, der Gekreuzigte, lebt, dass das Leben den Tod besiegt. Am Anfang der Kirche, zu der wir gehören, steht die Begeisterung. Diese Erfahrung des Sieges über den Tod muss man weitergeben. Und die Frage: ‚Liebst Du mich?‘, die der auferstandene Jesus an Petrus richtet, richtet sich an alle Glaubenden durch alle Zeiten hindurch. An einer persönlichen Antwort auf diese Frage Jesu dürfen wir uns nicht herumdrücken. Es soll nicht pathetisch klingen, wenn ich sage: Ehrenamtliches Engagement in der Kirche kann eine solche persönliche Antwort auf diese Frage sein. ‚Herr, du weißt, dass ich dich liebe.‘ Die Musik kann ein persönlicher Ausdruck dieser Liebe und Sympathie sein, ohne dass wir viele Worte machen müssen. Warum sollte man sich heute in der Kirche engagieren? Mir scheint eine derartige religiöse Motivation von entscheidender Bedeutung zu sein.“

Mainz, 17. September 2022: Die katholische Kirchenmusik und auch die Chöre „leisten einen wichtigen liturgischen Dienst“, betonte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt. (c) Bistum Mainz / Blum

Angesichts der aktuellen Anfragen an die Kirche machte Kohlgraf die Bedeutung der Kirche als Institution deutlich: „In der Kirche sind Menschen unterwegs, die mit ihrem ganzen Leben für die Wahrheit des Evangeliums einstehen und die bezeugen, dass der Geist Gottes auch heute in der Kirche lebt. Die Jünger sind im Auftrag und in der Kraft des Geistes unterwegs. Dieser Geist führt Menschen aller Nationen und Gruppen zu einer glaubenden Gemeinschaft zusammen. Das ist das Wirken des Geistes. In einer Welt, in der Religionen mehr Spaltung und Unfreiheit brachten, war es immer wieder auch die Kirche, die global alle Menschen zu einer großen Gemeinschaft zusammenführte. Der eine Glaube führte sie zusammen und war ein starkes, tiefes Fundament der Gemeinschaft. Viele Generationen vor uns haben diesen Glauben gelebt und bezeugt. Nur weil es diese Kirche gab und gibt, habe ich den liebenden Gott kennengelernt. Nur in der Kirche begegne ich dem Auferstandenen Christus in den Sakramenten. Nur in der Kirche habe ich eine weltweite Heimat, egal, wo ich hinkomme, finde ich Gemeinden, die mir Zuhause sein können. Wer Christ ist, ist eigentlich nirgends ein Fremder.“

Natürlich sei dies nicht immer ideal verwirklicht, sagte Bischof Kohlgraf, „aber im Prinzip stimmt es und viele können davon berichten. Weil der Geist Gottes in der Kirche atmet, bleibe ich Glied der Kirche. Sicher engagieren sich Menschen nicht für eine abstrakte Kirche, es geht ihnen um die Gemeinde und ihre Kirche vor Ort. Sie ahnen, dass der Ort ärmer wird, wenn es keine lebendige Gemeinde mehr gibt, die den Glauben in Tat und Wort bezeugt. Auch für den künftigen Pastoralen Weg im Bistum Mainz erhoffe ich mir, dass Kirche vor Ort lebendig bleibt. Hier leisten auch die Menschen, die sich für die Kirchenmusik engagieren, einen wichtigen Dienst für die Menschen, den Glauben und die Kultur vor Ort.“

Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes, bei dem Domdekan Henning Priesel konzelebrierte, hatte der Chor der diesjährigen kirchenmusikalischen Werkwoche unter Leitung des Kollegiums der Regionalkantorinnen und -kantoren im Bistum Mainz übernommen sowie die Mainzer Dombläser, Regionalkantor Gregor Knop an der Domorgel und Kantorin Victoria Baum.

Podiumsgespräch beim Studientag

Mainz, 17. September 2022: Podium zum Abschluss des Studientages (v.l.n.r.): Mechthild Bitsch-Molitor, Markus Eham, Birger Petersen, Bischof Peter Kohlgraf, Domdekan Henning Priesel, Meinrad Walter, Lutz Brenner und Christiane Schäfer. (c) Bistum Mainz / Blum

Zum Abschluss des Studientages fand unter der Überschrift Titel „Quo vadis, Kirchenmusik?“ ein Podiumsgespräch mit Bischof Kohlgraf und dem Mainzer Domdekan Henning Priesel, der Diözesanpräses des Diözesan-Cäcilienverbandes ist, sowie Diözesankirchenmusikdirektor Lutz Brenner, dem Leiter des Institutes für Kirchenmusik im Bistum Mainz, und den Referentinnen und Referenten des Studientages statt.

Bischof Kohlgraf hob dabei hervor, „dass die Kirchenmusik den Auftrag habe, als kulturelle Diakonie erfahrbar zu machen, aus welchen Quellen wir leben“. Domdekan Priesel verwies darauf, dass die Chorlandschaft bei den Mitgliederzahlen durch Corona stark gelitten habe. Im Rahmen des Pastoralen Weges sehe er eine Chance darin, verstärkt auf Kooperationen von Chören zu setzen. Diözesankirchenmusikdirektor Brenner warb für eine „kirchenmusikalische Basisarbeit: Wir müssen mit Basisbildung in Schulen und etwa der Dommusik schauen, dass wir junge Menschen für Kirchenmusik und damit auch für die Kirche begeistern.“ Gerade auch die neue Domrogel könne für junge Menschen ein besonderer Anziehungspunkt sein. Die Moderation hatte Professor Dr. Birger Petersen von der Musikhochschule Mainz übernommen.

Mainz, 17. September 2022: Übergabe der Neuerscheinung an Bischof Kohlgraf durch die Herausgeberinnen Mechthild Bitsch-Molitor (links) und Christiane Schäfer (mitte). (c) Bistum Mainz / Blum

Beim Studientag hatte unter anderen Dr. Christiane Schäfer zum Thema „Wir suchten überall das Gemeinsame auf, nirgendwo haben wir eine Tür zugeschlagen“ - Eine kleine Geschichte der Mainzer Gesangbücher“ referiert. Regionalkantorin Mechthild Bitsch-Molitor (Mainz) und Domkantor Dan Zerfaß (Worms) sprachen über „Zwischen gestern und morgen - Aufbau, Anpassung und Erneuerung der Kirchenmusik im Bistum Mainz“. Am Nachmittag folgten weitere Vorträge von Professor Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrates („Kirche und Kultur - Auftrag und Chance“), Professor Dr. Markus Eham aus München („Von der Präsenz des Evangeliums inspiriert. Zum Potential der Kirchenmusik für die Pastoral heute“) und Professor Dr. Meinrad Walter aus Freiburg („Kirchenmusik im Konzert der Pastoral-Dialogischen Perspektiven“). Im Rahmen einer Orgelmatinee ließ der Mainzer Domorganist, Professor Daniel Beckmann, außerdem die neue Mainzer Domorgel erklingen.

Neuerscheinung: Die Lieder des Mainzer Gotteslobs“

 Beim Studientag überreichten außerdem die Herausgeberinnen Mechthild Biotsch-Molitor und Dr. Chriatiane Schäfer den gerade neu erschienenen Band „Die Lieder des Mainzer Gotteslobs“ an Bischof Kohlgraf. Darin erschließen Autoren aus verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen und aus dem pastoralen Dienst des Bistums Mainz die Lieder des Mainzer Eigenteils im Gotteslob. Kohlgraf würdigte die Lieder des Mainzer Eigenteils als „reichen, geistlichen Schatz, auf den ich auch immer wieder gerne in der Verkündigung zurückgreife“. Begleitend zu der Neuerscheinung wird es in der Mainzer Martinus-Bibliothek eine Ausstellung zur Mainzer Gesangbuchgeschichte geben, die am Freitag, 4. November, eröffnet wird. Außerdem sind dazu zwei geistlich-musikalische Abende geplant, bei denen ausgewählte Lieder in St. Quintin in Mainz einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden (20. November 2022 und 29. Januar 2023)

Hinweise:

  • https://www.kirchenmusik.bistummainz.de
  • Mechthild Bitsch-Molitor, Ansgar Franz, Christiane Schäfer (Hg.): Die Lieder des Mainzer Gotteslobs. Geschichte - Musik - Spiritualität. Verlagsgruppe Patmos, Ostfildern 2022. 848 Seiten, 60,00 Euro. ISBN 978-3-7867-3269-3.