Menschen motivieren, selbst Brückenbauer zu sein

Diakon Jens Christoph Ginkel von Bischof Peter Kohlgraf zum Priester geweiht

Mainz, 15. Juli 2023: Jens Christoph Ginkel (links)  nach der Priesterweihe mit Bischof Peter Kohlgraf. (c) Bistum Mainz / Blum
Datum:
Sa. 15. Juli 2023
Von:
tob (MBN)

Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Samstag, 15. Juli, durch Handauflegung und Gebet Jens Christoph Ginkel aus Bensheim-St. Laurentius im Mainzer Dom zum Priester geweiht. In seiner Predigt sagte der Bischof: „Lieben Sie den Alltag als den Ort der Gottsuche und der Erfahrung, dass Gott sich Ihnen nähert! Gestalten Sie eine Kirche mit, die von diesem Interesse an den Menschen geprägt ist und keinen Zwiespalt setzt zwischen Gott und den Menschen, die ihr anvertraut sind. Die Suche nach Gott besteht nicht allein in philosophischer Spekulation, auch wenn die Vernunft des Menschen ein gottgegebenes Mittel ist, ihm näher zu kommen.“ Der Gottesdienst stand unter dem Leitwort „Sucht die Nähe Gottes, dann wird er sich euch nähern“ (Jak 4,8).

Mainz, 15. Juli 2023: Die Weihe durch Bischof Peter Kohlgraf erfolgte durch Handauflegung und Weihegebet. (c) Bistum Mainz / Blum

Weiter sagte der Bischof: „Sie, lieber Weihekandidat, sind in eine Kirche und in eine Welt gesandt, die Menschen braucht, die Brücken bauen, die an den Wert der Nächstenliebe erinnern und diese leben, die Frieden säen statt Hass, die Aufmerksamkeit und Wertschätzung gegen Egoismus starkmachen. Auch die Kirche ist oft mehr von Spaltung als von Gemeinschaft geprägt. Es wird auch Ihre Aufgabe sein, Menschen zu motivieren, Brückenbauerinnen und Brückenbauer zu sein. Dazu braucht es den Blick Jesu auf alle Menschen. Dazu gehören ebenso diejenigen, die ihnen selbst schwierig erscheinen. Priester, Christin oder Christ kann man nicht sein, ohne Menschen nah sein zu wollen. Die Gottsuche, von der Jakobus spricht, vollzieht sich also in diesem alltäglichen Bemühen, Welt und Menschen lieben zu lernen. In ihren Fragen und Hoffnungen spricht Gott zu uns und wir werden immer wieder lernen müssen, in ihnen die Herrschaft Gottes zu entdecken, die uns nahegekommen ist in Jesus Christus, der bei uns bleibt und durch uns und andere Menschen sprechen will.“

Mainz, 15. Juli 2023: Der Primizsegen von Jens Christoph Ginkel am Ende des Weihegottesdienstes. (c) Bistum Mainz / Blum

„Wenn manche in der Kirche einfache Antworten auf komplexe Fragen anbieten, hätte der heilige Augustinus deutlich widersprochen. Dies verdeutlich die Notwendigkeit, vor allem in Bezug auf aktuelle und relevante Themen mit unterschiedlichen Fachwissenschaften ins Gespräch zu gehen, und keineswegs lediglich Antworten vergangener Jahrhunderte anzubieten“, betonte der Bischof. Wörtlich sagte Kohlgraf: „Lieber Herr Diakon Ginkel, ermöglichen Sie Menschen eine vernünftige Gottsuche in unseren Zeiten. Gottsuche hat einen weiteren Aspekt neben Alltag und theologischen Nachforschungen. Am Ende tauchen Sie im Gebet, in der Schriftbetrachtung und in der Feier der Sakramente immer wieder in seine Gegenwart ein. Im Gebet begegnen sich Gott und Mensch.“ Und weiter: „Für Ihren Dienst als Priester wünsche ich Ihnen die Erfahrung, dass Gott Sie trägt und begleitet.“

Handauflegung und Weihegebet

Mainz, 15. Juli 2023: Zur Allerheiligen-Litanei legte sich Jens Christoph Ginkel auf den Boden. (c) Bistum Mainz / Blum

Vor der Weihe hatte Ginkel seine Bereitschaft erklärt, sein Amt im Sinne Christi und der Kirche auszuüben. Anschließend gelobte er dem Bischof und seinen Nachfolgern Ehrfurcht und Gehorsam. Nach der Allerheiligen-Litanei erfolgte die eigentliche Weihe, bei der Bischof Kohlgraf dem Kandidaten schweigend die Hände auflegte. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass sich Gottes Hand auf den zu Weihenden legt und ihn mit seinem Geist erfüllt. In den ausdeutenden Riten erhielt der Neupriester sein Messgewand aus den Händen seines Heimatpfarrers Harald Poggel. Anschließend salbte der Bischof ihm die Hände, überreichte ihm Brot und Wein und zeigte ihm schließlich mit einer angedeuteten Umarmung, dass er ihn als Priester in seinen Dienst aufnimmt. Als Kaplan wird Gunkel zunächst in Darmstadt-St. Elisabeth tätig sein.

Mainz, 15. Juli 2023: Auch die anderen anwesenden Priester legten Jens Christoph Ginkel beim Weihegottesdienst die Hände auf. (c) Bistum Mainz / Blum

Konzelebranten im Mainzer Dom waren unter anderen Regens Dr. Tonke Dennebaum und Spiritual Philipp Müller; an dem Gottesdienst nahmen neben Weihbischof und Generalvikar Dr. Udo Markus Bentz auch die Mitglieder des Mainzer Domkapitels sowie die Bevollmächtigte des Generalvikars, Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth, teil. Die musikalische Gestaltung hatte der Mainzer Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Professor Karsten Storck sowie Domorganist Professor Daniel Beckmann an der Domorgel übernommen. Am frühen Nachmittag spendete der Neupriester den Primizsegen in einer Andacht in der Seminarkirche in der Augustinerstraße. Der Neugeweihte wird am Sonntag, 16. Juli, um 11.00 Uhr seine erste Heilige Messe (Primiz) als Priester in St. Georg in Bensheim feiern.

Stichwort: Priester / Priesterweihe

Mainz, 15. Juli 2023: Bischof Peter Kohlgraf beim Weihegebet von Jens Christoph Ginkel. (c) Bistum Mainz / Blum

Aufgabe eines Priesters ist es, das Evangelium zu verkünden (Lehramt), die Sakramente zu spenden (Priesteramt) und die Gläubigen zu leiten (Hirtenamt). Durch seine Weihe handelt er bei seinem Dienst nicht aufgrund eigener oder verliehener Autorität, sondern in der Person Christi und im Namen der Kirche. Dieses besondere Priestertum ist vom allgemeinen Priestertum aller getauften Gläubigen zu unterscheiden, das vom Zweiten Vatikanischen Konzil neu betont worden ist. 

Die Priesterweihe erfolgt im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes durch den Bischof. Dabei wird der Heilige Geist auf den Kandidaten herabgerufen (Epiklese), was zeichenhaft in der Handauflegung durch den Bischof und die anwesenden Priester sowie das Weihegebet deutlich wird. Das Sakrament der Weihe ist in der katholischen Kirche in drei Stufen gegliedert: die Diakonenweihe, die Priesterweihe und die Bischofsweihe. Die erste Heilige Messe eines neu geweihten Priesters wird Primiz genannt. Sie wird in der Regel in dessen Heimatgemeinde gefeiert.

Mainz, 15. Juli 2023: Die musikalische Gestaltung der Priesterweihe hatte neben Domorganist Beckmann der Mainzer Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Storck übernommen. (c) Bistum Mainz / Blum

Nach dem katholischen Kirchenrecht kann nur ein getaufter Mann zum Priester geweiht werden. Er muss unverheiratet sein und das 25. Lebensjahr vollendet haben. Das Versprechen der Ehelosigkeit (Zölibat) legt der Kandidat bereits bei seiner Diakonenweihe ab, in der Regel ein Jahr vor der Priesterweihe. Die Ausbildung der Priesteramtskandidaten erfolgt in einem Priesterseminar, in dem die Seminaristen während ihres Theologiestudiums wohnen. Nach dem Studium schließt sich eine praktische Seelsorgsausbildung an.

Umgangssprachlich werden die Bezeichnungen „Priester“ und „Pfarrer“ oft gleichbedeutend gebraucht. Ein Priester trägt den Titel „Pfarrer“ allerdings nur, wenn er von seinem Bischof mit der Leitung einer Pfarrgemeinde beauftragt worden ist. Darüber hinaus sind Priester auch in der Seelsorge für bestimmte Personengruppen (Kategorialseelsorge) oder in der Verwaltung tätig. Neu geweihte Priester werden in der Regel in der Pfarrseelsorge als Kapläne zur Unterstützung und Vertretung eines Ortspfarrers eingesetzt.