Wöllstein. „Frieden beginnt dort, wo Menschen sich begegnen und ihr Verhalten, ihr Denken und ihre Einstellung gegenüber Gegnern und Feinden verändern wollen.“ Das sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in seiner Predigt zum Weltfriedenstag am Sonntag, 12. Januar, in St. Remigius in Wöllstein. Er nahm damit Bezug zur Friedensbotschaft von Papst Franziskus zum diesjährigen Weltfriedenstag mit dem Titel „Vergib uns unsere Schuld, schenke uns deinen Frieden.“ Organisiert wurde der Gottesdienst mit anschließender Diskussionsrunde von pax christi Rhein-Main.
„Frieden beginnt bei der eigenen Umkehr in Gedanken, Worten und Werken“, sagte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt. Es sei zwar verständlich, dass derzeit viel über Waffenlieferungen und Verteidigung diskutiert würde, sagte Kohlgraf. „Jetzt in einzelnen Konfliktfeldern Vergebung zu fordern, wäre für viele zynisch. Es braucht die Suche nach gerechten Lösungen von Konflikten“, stellte er klar. „Es braucht aber auch die ersten kleinen Schritte von Menschen, die sich nicht mit Gewalt und Gegengewalt abfinden und nicht auf Rache aus sind. Damit wird vielleicht keine Weltpolitik gemacht, aber so Gott will, stehen am Ende Friedenslösungen, die aus kleinen Samenkörnern entstanden sind. Der Weltfriedenstag erhebt nicht den moralischen Zeigefinger, sondern der Papst weist auf die Kraft des Kleinen hin“, sagte Kohlgraf weiter.
Als Beispiele nannte der Bischof Initiativen der Versöhnung zwischen Juden und Arabern in Israel, im Westjordanland und in palästinensischen Gebieten. Und er erinnere sich an eine Reise von pax christi nach Polen im Frühjahr 2024, an die Versöhnungsarbeit in Auschwitz, an die Initiative polnischer Bischöfe, die 1965 einen Brief der Versöhnung an deutsche Bischöfe geschickt hatten. Und an einen Besuch in Maillé bei Tours, „wo die SS 1944 fast ein ganzes Dorf ermordet hatte“, und durch persönliche Kontakte Versöhnung gewachsen sei. „So sollten wir alle im Kleinen beginnen, neue Haltungen zu entwickeln, zur Welt, zum Gegenüber, auch zum Gegner, eine neue Sprache, die sich der Gewalt und dem Hass widersetzt“, zog Bischof Kohlgraf ein Fazit.
Zu Beginn des Gottesdienstes begrüßte Pfarrer Harald Todisco die Anwesenden, Pfarrer Michael Baunacke wirkte als Konzelebrant am Gottesdienst mit. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von einem Kinderchor. Im Anschluss an den Gottesdienst lud die Pfarrei zu einem Gespräch und einer Mahlzeit im benachbarten Remigiusheim ein. Moderiert wurde das Gespräch von Dr. Julia Maria von Schenck und der Jugendlichen Laura Krause.