Mainz/Worms. Eine Pilgergruppe aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart ist mit Bischof Dr. Gebhard Fürst ins Bistum Mainz gekommen, um gemeinsam mit Bischof Peter Kohlgraf den Martinusweg auf dem Gebiet des Bistums zu eröffnen. Bischof Kohlgraf begrüßte die etwa 144 Pilgerinnen und Pilger im Hofgut Laubenheimer Höhe und begleitete sie ein Stück des Wegs. Martin bringe Menschen auf den Weg, sagte Kohlgraf. Für ihn sei der Martinusweg auch eine Gelegenheit, den heiligen Martin als Mainzer Bistumspatron wieder stärker in Erinnerung zu rufen. In einem Pontifikalamt im Mainzer Dom folgte die offizielle Eröffnung der Wegstrecke, zu der Bischof Fürst Bischof Kohlgraf einen Pilgerstab überreichte.
In seiner Predigt erinnerte Bischof Kohlgraf daran, dass der heilige Martin nicht nur Patron des Mainzer Doms sei, sondern des gesamten Bistums. Und seine Verehrung gehe weit über das Bistum hinaus. Kohlgraf wörtlich: „Die gemeinsame Feier mit dem Bischof und Gläubigen aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart zeigt einen Ausschnitt aus einer gesamteuropäischen Bewegung, die Martin als Begleiter und Fürsprechen bis heute sieht.“ Er nannte den heiligen Martin einen „europäischen Heiligen“, der Völker verbinde, die ihn heute als „ihren Heiligen“ ansehen würden. „Der Martinsweg ist ein sichtbarer Ausdruck dieser internationalen Verbindung“, sagte Kohlgraf. Der Bischof sprach über drei Gegensatzpaare, die ihm in den Sinn kämen: „Verbinden statt spalten“; „Teilen statt klammern“; und „Gehen statt in Räumen einschließen“.
„Der Martinsweg und die Verehrung des heiligen Martin betonen Gemeinschaft gegen Spaltungstendenzen in vielen Bereichen“, sagte Kohlgraf. Martin als europäischer Heiliger erinnere daran, dass das Gute, Gerechtigkeit und Solidarität nicht selbstverständlich seien, sondern jeden Tag neu errungen werden müssten, so Kohlgraf. Deshalb gelte es, zu verbinden, statt zu spalten. Zum Stichwort „Teilen statt klammern“ sprach Bischof Kohlgraf über den Pastoralen Weg des Bistums Mainz als Weg des Teilens, der das gesellschaftliche Miteinander ebenso prägen solle wie das kirchliche. Unter dem Stichwort „Gehen statt in Räumen einschließen“, erinnerte Bischof Kohlgraf an die Emmaus-Jünger, die von Zweifeln geplagt wurden: „Auf dem Weg machen sie die Erfahrung, dass der auferstandene Christus bei ihnen ist und ihr Herz zum Brennen bringt“, sagte Kohlgraf. Deshalb müsse auch die Kirche sich auf den Weg machen, um zu beten und zu handeln.
„Ich bin hier fremd und man kommt durch das Pilgern zusammen, öffnet sich und redet miteinander“, sagte Pilgerin Ursula Winkler aus Ulm bei der Mittagspause auf der Laubenheimer Höhe. „Die Chance, dass man offen zueinander ist, ist hier gegeben“, betonte sie. Das finde sie wichtig am Pilgern. Außerdem seien die wunderbaren Dome, die sie auf diese Weise besuchen könne, ein wichtiger Grund für sie, mit zu pilgern. Religionslehrer Christoph Geißler stimmte ihr zu, und ergänzte: „Pilgern ist Nachfolge im besten Sinn. Es fasziniert mich, unterwegs zu sein, neue Leute kennenzulernen, und den Glauben zu erproben.“
Bereits am Dienstag, 30. Mai, kamen die Pilgerinnen und Pilger in Worms an. Dort feierten sie einen Gottesdienst mit Bischof Dr. Gebhard Fürst, dem Mainzer Weihbischof und Generalvikar, Dr. Udo Markus Bentz, sowie Dompropst Tobias Schäfer. In der Martinskirche in Worms segnete Bischof Fürst Gussschilder, die auf die „Via Sancti Martini“ hinweisen. Die Schilder werden an verschiedenen Kirchen entlang des Martinuswegs im Bistum Mainz angebracht. Eine dieser Kirchen ist die Wormser Martinskirche.
Der Mainzer Weihbischof Bentz bezeichnete in seinem Grußwort an die Pilgerinnen und Pilger den heiligen Martin als ein produktives Vorbild - auch im Hinblick auf die Herausforderungen, die das Bistum zu meistern habe. Propst Tobias Schäfer begrüßte die Wallfahrerinnen und Wallfahrer zum Gottesdienst in Worms. Dort, wo Martin zum Bekenner geworden sei, wie er sagt. Das Pontifikalamt im Dom bildete den Auftakt der Diözesanwallfahrt. Der heilige Martin „nicht nur als Mantelteiler, sondern auch als Friedensstifter“, wie es Bischof Fürst (Rottenburg-Stuttgart) formulierte, stehe im Vordergrund des Gottesdienstes. Pax Christi spielte in einer kurzen Szene nach, was sich laut Überlieferung im 4. Jahrhundert in Worms zutrug: Martin verweigerte vor einer Schlacht gegenüber Kaiser Julian den Wehrdienst. „Martin zeigt, dass Frieden stiften zum Zentrum unseres christlichen Glaubens gehört“, sagte Fürst in seiner Predigt.
Der Martinusweg verbindet Orte aus dem Leben des heiligen Martin von Tours (316 bis um 400). Der Pilgerweg beginnt im ungarischen Szombathley, seinem Geburtsort, und endet im französischen Tours, wo Martin als Bischof wirkte und wo sein Grab ist. Auf dem Gebiet des Bistums Mainz führt der Weg von Mettenheim über Worms und Mainz bis nach Bingen. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart haben sich Christen zur Martinusgemeinschaft zusammengeschlossen, um den Martinusweg als Pilgerweg bekannt zu machen. Die Etappe innerhalb der Mainzer Bistumsgrenzen wurde von der Pilgerstelle des Bistums Mainz betreut, die seit April im Institut für Spiritualität angesiedelt ist.
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