Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf ist in seiner Predigt in der traditionellen Missa Chrismatis am Montagabend, 14. April, im Mainzer Dom auf die Bedeutung der heiligen Öle eingegangen. Er bezeichnete sie als „sakramentale Zeichen für die Nähe Gottes, der den Menschen in verschiedenen Lebenssituationen berührt“.
„Wer in Taufe und Firmung gesalbt wird, ist König, Priester und Prophet, wie Christus selbst. König sein bedeutet in der Vorstellung dieser Welt groß sein, Macht haben. Die Bibel beschreibt die unendliche Macht Christi: Er wird über alles herrschen, selbst über den Tod“, sagte Kohlgraf. Er betonte gleichzeitig: „König sein bedeutet für Christus aber auch: klein sein, unscheinbar sein, bei den Kleinsten und Ärmsten sein.“ Mit der Salbung in Taufe und Firmung, aber auch in der Weihe gehe eine Pflicht einher, so Kohlgraf: „Königinnen und Könige sind wir als Gesalbte nicht, um uns über andere zu erheben.“ Stattdessen sei die christliche Botschaft mit einem Auftrag verbunden: „Jesus erwartet keine Unmöglichkeit, sondern die Aufmerksamkeit gegenüber dem Menschen in Not. Der erste und wichtigste Dienst am König Christus ist dieser einfache Dienst am Menschen“, führte Kohlgraf aus. Und weiter: „Ich kann nicht Christus lieben, und den Ärmsten verachten. Die Kirche selbst soll in ihrer Art arm sein, so sein, dass ein Armer in ihr Heimat finden kann. Sie soll so sein, dass wir von Nächstenliebe und Fürsorge reden können, ohne rot werden zu müssen.“
„Wer gesalbt wird, ist zum Propheten, zur Prophetin berufen“, sagte Kohlgraf weiter in seiner Predigt. Der Bischof sieht die Rolle dieser „Propheten nicht als Wahrsager, sondern als Menschen, die einen guten und tiefen Blick für die Realität der Gegenwart haben.“ Sie hätten die Aufgabe, zu „Vermittlern göttlicher Zuwendung zu werden.“ Kohlgraf forderte die Anwesenden auf: „Wir alle sollen Propheten sein: realistische Menschen, die diese Zeit als ihre Zeit wahrnehmen und gestalten.“
Zum Abschluss seiner Predigt sagte Kohlgraf: „Wir weihen die Öle, und sie werden in unseren Gemeinden Verwendung finden. Sie werden eine Möglichkeit sein, von Gott berührt und verändert zu werden. Sie sind die eigentliche Ressource unserer Kirche und unseres Bistums. Mögen sie viele Menschen zu Königen, Priestern und Propheten verwandeln, mögen sie helfen, in den Herausforderungen des Lebens zu bestehen, mögen sie heilen und Frieden schenken.“
Konzelebranten des Gottesdienstes waren Generalvikar Dr. Sebastian Lang, Domdekan Henning Priesel, Pater Joshy Pottackal O Carm., Pfarrer Frank Blumers und die Mitglieder des Domstiftes. Zur Konzelebration waren darüber hinaus alle anwesenden Priester des Bistums eingeladen. Der Gottesdienst war eingebettet in einen Geistlichen Tag für alle Priester und Diakone des Bistums. Im Gottesdienst hatten die anwesenden Priester ihre Bereitschaftserklärung zum priesterlichen Dienst erneuert. Die musikalische Gestaltung hatte ein Vokalensemble des Mädchenchors am Dom und St. Quintin unter der Leitung von Domkantor Michael Kaltenbach übernommen sowie Domkantorin Jutta Hörl. Der Mainzer Domorganist Professor Daniel Beckmann, spielte die Domorgel.
Im Rahmen der Missa Chrismatis weihte Kohlgraf das Katechumenenöl (mit dem Taufbewerber und Taufbewerberinnen gesalbt werden), das Krankenöl (zur Spendung der Krankensalbung) und das Chrisam (das bei der Spendung der Taufe, des Firmsakramentes und der Priesterweihe Verwendung findet). Im Anschluss an die Missa Chrismatis nahmen Vertreter aus allen Pastoralräumen die heiligen Öle mit in die Pfarreien des Bistums.