Wie gelingt Verständigung in der Klimakommunikation?

Diskussionsrunde zum Thema Klimakommunikation - vorne im Bild der leere Stuhl für spontan Mitdiskutierende (c) Bistum Mainz/Hoffmann
Datum:
Mi. 20. März 2024
Von:
hoff (MBN)

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat bei einem Diskussionsabend zum Thema Klimakommunikation unter Berufung auf Papst Franziskus darum geworben, sich „gegen den Klimawandel einzusetzen“. Die Bistumsakademie Erbacher Hof hatte am Dienstag, 19. März, zu der Veranstaltung mit dem Titel „Klimakommunikation – wie gelingt Verständigung?“ eingeladen. „Ich selbst habe manchmal den Eindruck, dass sich Klimakommunikation allzu oft ausschließlich auf Ursachen und Folgen des Klimawandels fokussiert, statt faktenbasiert Handlungsmöglichkeiten und Vorteile klimafreundlichen Verhaltens aufzuzeigen“, sagte Bischof Kohlgraf in seinem Grußwort zur Eröffnung der Veranstaltung. In diesem Sinne ermutigte er zu einer konstruktiven Sicht auf das Thema Klimawandel.

Bischof Peter Kohlgraf bei seiner Begrüßung am Diskussionsabend zum Thema Klimakommunikation (c) Bistum Mainz/Hoffmann

„Nach verschiedenen guten Gesprächen zur Klimafrage, die ich unter anderem auch mit Vertreterinnen und Vertretern der Letzten Generation geführt habe, ist es mir ein persönliches Anliegen, heute Abend nicht nur darüber ins Gespräch zu kommen, was in der Klimakommunikation noch fehlt. Ich wünsche mir auch, dass über die bisherigen Stärken gesprochen werden kann und darüber, wie wir die Konsensfähigkeit in den Mittelpunkt der Diskussionen rücken können“, betonte Bischof Kohlgraf. Er dankte der Direktorin, PD Dr. Marita Liebermann, für die Organisation und Moderation des Abends, sowie dem gesamten Team.

 

 

Akademie-Direktorin PD Dr. Marita Liebermann moderierte den Abend zur Klimakommunikation (c) Bistum Mainz/Hoffmann

Die Diskutierenden nahmen in einer Runde Platz, in der ein Stuhl frei blieb. Nach dem Prinzip der „Fishbowl“ erhielt jeweils eine Person aus dem Publikum die Möglichkeit, sich auf den Stuhl zu setzen, Fragen zu stellen, und mitzudiskutieren. Nach einer Eröffnungsrunde wurde diese Möglichkeit fast durchgängig genutzt. In der Runde saßen Professor Dr. Tim Henning von der Universität Mainz, Fachbereich Praktische Philosophie, Dr. Julia Krohmer von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt und Mitglied bei Scientists for Future, der Soziologe Dr. Nils Kumkar (Socium, Universität Bremen), Dr. Hubert Meisinger vom Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche Hessen Nassau (EKHN), Mitglied im Zukunftsrat Nachhaltige Entwicklung Rheinland-Pfalz, sowie Professor Dr. Ruben Zimmermann von der Universität Mainz, der sich auch in der „Letzten Generation“ Mainz engagiert.

 

Ruben Zimmermann betonte, es sei nicht das Ziel der Letzten Generation, Wut zu erzeugen, sondern die „Wahrheitsrede“ lege „den Finger in die Wunde“. Zuvor hatte er noch klargestellt, dass der Begriff der Letzten Generation oft missverstanden werde: „Wir sind die letzte Generation vor den Kipp-Punkten, die noch etwas ändern kann. Und die erste Generation, die die Auswirkungen zu spüren bekommt, was passiert, wenn wir nichts tun“, sagte er. Nils Kumkar sagte, die überwiegende Anzahl der Menschen wisse um das Problem des Klimawandels: „Sie erleben, dass Strohhalme verboten werden, während die Privatjets über ihre Köpfe fliegen“, sagte er. Es gehe also darum, wer die nötigen Abstriche machen müsse, sagte der Soziologe. Tim Henning gab zu bedenken, dass zukünftige Generationen ihre Interessen noch nicht vertreten könnten. „Deshalb sind sie auf uns angewiesen“, betonte er. Hubert Meisinger sagte, es brauche darüber hinaus auch Menschen, die „stellvertretend für die Natur sprechen“ und forderte, „den juristischen Fall des Ökozids“ herzustellen. Julia Krohmer gab zu bedenken, dass der Klimawandel im Vergleich zum drohenden Artensterben sogar das kleinere Problem darstelle und fragte: „Warum ist es überhaupt gelungen, als Ökoterrorismus abzuwerten, was uns in eine positive Zukunft führen könnte?“ Auch Marita Liebermann plädierte dafür, die nötige Transformation nicht als Verlustnarrativ zu etablieren, denn es könne daraus ja auch etwas positives Neues entstehen.

 

Hinweis: Weitere Veranstaltungen der Akademie unter ebh-mainz.de