Am Mittwoch, 23. November, wurde in Mainz offiziell die Schulgesellschaft Sankt Martinus gegründet. In ihr sind alle Schulen des Bistums Mainz unter einer gemeinsamen Trägergesellschaft zusammengefasst worden. Zum Auftakt feierte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf einen Festgottesdienst in der Mainzer Augustinerkirche. Beim Festakt in der Bistumsakademie Erbacher Hof sprach der Mainzer Generalvikar Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz. Die Schulgesellschaft St. Martinus wurde am 1. August 2022 gegründet, um alle Schulen in Trägerschaft des Bistums Mainz zukunftsfähig zu machen.
„Schulen und Bildung sind weiterhin ein Schwerpunktthema im Bistum Mainz“, stellte Bischof Kohlgraf in seiner Predigt klar. Die meisten katholischen Schulen im Bistum seien von Ordensgemeinschaften gegründet worden, sagte er. Deshalb sei das Bistum traditionell nicht Schulträger gewesen. Jetzt aber gehe es darum, „das Schulprofil aus der je eigenen Ordensgeschichte und Tradition heraus mit dem Profil katholischer Schulen weiterzuführen.“ Kohlgraf sagte: „Unser Ziel ist es, unsere Schulen in eine gute Zukunft zu führen und gemeinsam darüber nachzudenken, was es heute heißt, katholische Schule zu sein. Und eine gemeinsame Idee davon zu entwickeln, was das Profil der katholischen Einrichtungen insgesamt ausmacht.“
„Was katholisch ist wird nicht mehr festgemacht an der privaten Lebensführung, sondern am Selbstverständnis einer Einrichtung, auch einer Diözese“, sagte Bischof Kohlgraf im Hinblick auf die Änderung der Grundordnung, die gestern in Würzburg bei einem Treffen aller deutschen Diözesanbischöfe beschlossen wurde. „Dieser Grundsatz nimmt Institutionen stärker in die Pflicht. Das ist nicht lediglich dem Zeitgeist geschuldet, sondern ein Stück weit das Annehmen einer Wirklichkeit, wie sie ist“, sagte Kohlgraf. Auch das Bistum sei nun in der Pflicht, Hilfestellung bei der Frage zu geben: ‚Was ist katholisch?‘. „Es geht dabei nicht um die Erfüllung einer Quote, sondern um den Geist der Diakonie und Mitmenschlichkeit“, sagte Kohlgraf. Mit der Schulgesellschaft sei ein klarer Bildungsauftrag verbunden, sowohl den Schülerinnen und Schülern gegenüber, als auch in Bezug auf ihre Eltern und Familien. Bischof Kohlgraf sagte, ihm sei bewusst, dass katholische Schulen nicht unumstritten seien. „Wir sind keine Ausbildungsstätte für von der Welt abgewandte Eliten und wir sind auch nicht dazu da, künftige Kirchensteuerzahler heranzuziehen. Dieses Bild von katholischer Schule entspricht nicht der Wirklichkeit“, betonte er. Es gehe vielmehr darum, im Sinne von Sankt Martin, mit Blick auf den Pastoralen Weg im Bistum Mainz, Leben, Glauben, Ressourcen und Verantwortung zu teilen. „Unsere Schulen sollen ein Ort des Friedens sein, an denen die Gottesfrage wachgehalten wird“, wünschte sich Kohlgraf.
In seiner Festansprache sprach Weihbischof Bentz über den Ad-limina-Besuch der Bischöfe bei Papst Franziskus in Rom. „Vertrauen Sie darauf, der Heilige Geist schafft Chaos. Schaffen Sie nicht zu viel Ordnung, sonst hat der Heilige Geist keinen Platz mehr für sein Chaos“, habe Papst Franziskus zu den deutschen Bischöfen gesagt, so Bentz. Als Generalvikar eines Bistums sei es allerdings seine Aufgabe, für eine gewisse Ordnung zu sorgen, sagte Bentz. „Aber es geht nicht darum, Strukturen um ihrer selbst willen zu schaffen, sondern zu schauen, was braucht es, damit sich Schülerinnen und Schüler gut entfalten können“, stellte er klar. Die Leitfrage sei: „Wie können wir Kirche sein und unseren Auftrag wirkungsvoll umsetzen?“ Die Schulen seien in diesem Prozess eingebettet in die Umgestaltung des Pastoralen Weges. Bei aller Veränderung machte Bentz die Zusage: „Wir sind und bleiben ein Schulbistum. Unser Ziel ist es, Erziehung und Bildung von hoher Qualität zu ermöglichen und langfristig zu verwirklichen.“
Der Prozess der Neuordnung der Bildungseinrichtungen im Bistum sei mit einschneidenden Entscheidungen verbunden gewesen und nicht immer leichtgefallen, sagte Bentz im Rückblick. Mit der Gründung der Schulgesellschaft St. Martinus sei ein wichtiger Schritt gegangen worden, „und es bleibt weiterhin eine wichtige Aufgabe“. Er wünschte der Schulgesellschaft „Mut zu einem Schulprofil, das sich deutlich von dem anderer Schulen unterscheidet. Denn die Pluralität im Bildungssystem muss erlebbar sein. An unseren Schulen sollen sich Kinder zu Persönlichkeiten entwickeln können, die gestärkt mit Blick auf die Sinndeutung ihres Lebens ins Leben gehen können.“
Eröffnet wurde der Festakt vom Ordinariatsdirektor des Dezernates Bildung, Gereon Geissler, der die Anwesenden begrüßte. Als weitere Festredner überbrachten Staatssekretär Manuel Lösel vom Hessischen Kultusministerium, Dezernent Dr. Eckart Lensch vom Dezernat Soziales, Kinder, Jugend, Schule und Gesundheit der Stadt Mainz, sowie Ordinariatsdirektorin Dr. Irina Kreusch aus dem Bistum Speyer ihre Glückwünsche.
Der Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet von den Gesangsklassen der Maria Ward-Schule Mainz und Joachim Schneider, als Abteilungsleiter zuständig für katholische Schulen im Bistum Mainz, an der Orgel. Die musikalische Gestaltung des Festaktes übernahmen Schülerinnen und Schüler der Edith-Stein Schule Darmstadt: Den Auftakt machte Jonathan Betz an der Posaune, gefolgt vom Gesang von Magdalena Schepers (Sopran). Zum Abschluss spielten Judith Wirth am Cello und Rahel Wirth (Violine).