Eindrückliche Begegnungen waren es, die den Tagen ihr Gepräge gaben: Mitglieder der Gemeinschaft von Sant’Egidio hießen uns zum Abendgebet in Santa Maria in Trastevere willkommen, besinnlicher Schlusspunkt des Anreisetags.
Gerhard Ludwig Kardinal Müller empfing uns im Palazzo del Sant’Uffizio und stellte die Arbeit der Glaubenskongregation vor, erörterte manche pastorale Herausforderung unserer Zeit weltkirchlich und Deutschland betreffend. Ein zweiter Gesprächstermin, dieses Mal im Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung mit dem ebenfalls aus Mainz stammenden fr. Helmut Rakowski OFMCap, ergänzte dieses Themenfeld, von dem die Zukunft des Glaubens abhängen wird, aus anderer Perspektive. Ein dritter Mainzer schließlich, P. Miguel Fritz OMI Generalassistent seines Ordens in Lateinamerika, weitete unseren Blick für eine nicht-europäische Gestalt der Glaubensweitergabe.
Rom zu durchmessen, das bedeutet mehr als die 132 m architektonische Höhe und die immerhin 211 m Länge der Petersbasilika zu durchschreiten, dennoch: Buchstäblich bis unter die Fundamente und hinauf auf die Kuppel des Petersdomes erhielten wir Einblicke bei Besuchen in der Sakristei von Sankt Peter, der Päpstlichen Dombauhütte, den Mosaikwerkstätten, der Nekropole unter Sankt Peter mit der über die Jahrhunderte kontinuierlich nachzuweisenden Verehrung des Ortes.
Ohne Verwaltung war die heilige Stätte der Christenheit nie ausgekommen: der Hauch der Geschichte umwehte uns, als von Michelangelos Hand unterzeichnete Originaldokumente und Rechnungen aus der Bauzeit der Petersbasilika in ihrer heutigen Gestalt vor unseren Augen aufgeblättert wurden – und das alles in Michelangelos einstigem Arbeitszimmer hoch oben in einem Pfeiler des Petersdoms.
Dankbar feierten wird miteinander Eucharistie, um schließlich am Abschlussmorgen bei der Generalaudienz die Ansprache des Papstes über seine Reise nach Georgien und Aserbaidschan zu hören, die – in zahlreiche Sprachen übersetzt – deutlich machte, wie sehr der Papst als Nachfolger Christi sichtbares Zeichen der Einheit für die zahllosen Pilger aus aller Welt ist. Direkt neben uns saß eine Gruppe Auschwitz-Überlebender, die eigens begrüßt wurde, ein bewegender Moment.
Der Segen, den wir vom Petersplatz aus mit nach Hause nehmen durften, verbindet uns über die Länder- und Sprachgrenzen hinweg. Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit – seine Wirkung wird es entfalten, auch wenn die Pforte am 20. November feierlich zugemauert sein wird!
… so möchte ich meinen, wem ein römischer Aufenthalt beschieden war,
dem müsste es unmöglich sein, ganz so weiterzuleben, als sei nichts geschehen.
Werner Bergengruen (1892-1964)