Statement von Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz, Generalvikar des Bistums Mainz

Pressekonferenz zur „Neustrukturierung des Bildungs- und Tagungsbereiches im Bistum Mainz“

Weihbischof Udo Bentz (c) Bistum Mainz
Weihbischof Udo Bentz
Datum:
Mi. 30. Sept. 2020
Von:
Weihbischof Udo Bentz, Generalvikar

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte zunächst betonen, dass unsere strategischen Überlegungen nicht vom Himmel gefallen oder einfach nur am Grünen Tisch entschieden worden sind. Sie sind vielmehr von langer Hand und mit intensiven Analysen und ausführlichen Beratungen mit Expertinnen und Experten vorbereitet worden. Auch können wir heute noch nicht von fertigen Lösungen sprechen. Wir gehen an diesem Mittwoch mit unseren Überlegungen an die Öffentlichkeit, um in Ruhe und mit Transparenz die Umsetzung und die Lösung vieler Detailfragen angehen zu können.

Bischof Kohlgraf hat auf den begonnen Pastoralen Weg hingewiesen. Wir haben diesen Weg als einen breiten Partizipationsprozess konzipiert. Jetzt müssen wir allerdings mit der Schwierigkeit leben, dass die faktische Entwicklung unserer Finanzen unseren Gestaltungs-spielraum deutlich einengt. Maßnahmen, die für die nächsten fünf Jahre geplant waren, müssen deutlich früher greifen – nicht zuletzt durch die Entwicklungen aufgrund der Corona-Pandemie.

Lassen Sie mich als Ökonom des Bistums Mainz deshalb kurz auf die Haushaltssituation der Diözese eingehen. Seit dem Wechsel in der Bistumsleitung ist von den Experten des Diözesankirchensteuerrates, des Diözesanvermögensverwaltungsrates und unsrer Wirt-schaftsprüfer eines immer klar benannt worden: Das Bistum lebt über seine Verhältnisse. Dabei wurde auch deutlich, dass eine Anpassung der Verhältnisse nicht durch allgemeine Sparmaßnahmen nach dem Gießkannenprinzip erfolgen kann. Es braucht spürbare strukturelle Veränderungen, um zukunftsfähig zu bleiben. Das ist auch immer wieder von unseren Gremien eingefordert worden - zuletzt noch einmal in der Sitzung des Diözesankirchensteuerrates im Dezember 2019.

Unser Haushalt ist bereits seit mehreren Jahren defizitär, wir können ihn nur durch Entnahmen aus unseren Rücklagen ausgleichen. So rechnen wir im aktuellen Haushaltsjahr 2020 mit einem negativen Ergebnis von rund 32 Millionen Euro (bei einem Gesamtvolumen von 357 Millionen Euro). Hinzu kommen die Risiken der Corona-Krise, die den ersten Berechnungen zufolge die Einnahmesituation noch einmal um zehn bis 15 Prozent verschlechtern wird. Zudem befindet sich Deutschland in einer Rezession. Das bedeutet, dass die Kirchensteuerprognosen für die kommenden Jahre weiter nach unten korrigiert werden müssen. 

Um dauerhaft eine solide und verantwortungsvolle Haushaltsplanung vorlegen zu können, muss das Bistum schrittweise 20 bis 25 Prozent seiner Ausgaben einsparen. Bis zum Jahr 2030 bedeutet das ein Einsparvolumen von mehr als 50 Millionen Euro pro Jahr. Dabei gehört der Bildungsbereich zu den größten Posten im Bistumshaushalt: Von den erwarteten Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 232,6 Millionen Euro gehen im laufenden Wirtschaftsplan für das Jahr 2020 insgesamt 68,2 Millionen Euro in den Bereich Schulen, Hochschulen und Religionsunterricht. 

Ich möchte nachdrücklich betonen: Das Bistum Mainz steht zu pluraler Bildung und es steht zu hochwertiger Bildung. Wir können dies aber langfristig nicht mehr in dem Umfang wie bisher ermöglichen. Um den Bereich unserer Schulen und Tagungshäuser in gewohnt stabiler und professioneller Weise führen zu können, müssen wir unser Engagement auf ein Maß beschränken, das wir uns auch in Zukunft noch leisten können. Besonders schmerzhaft ist es, dass das Bistum sich in dieser Umbruchsituation auch von gut laufenden Einrichtungen trennen muss. In den Schulen und Häusern, die auf Zukunft hin nicht mehr vom Bistum verantwortet werden, wird eine sehr gute Arbeit von engagierten Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern geleistet. Deshalb bleibt es unser erklärtes Ziel, diese Arbeit in einem neuen Rahmen zu sichern und eine dauerhafte Kontinuität unter veränderten Bedingungen zu schaffen. Wir müssen als Bistum dabei auch stets die Zukunft all unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick haben.

Zuletzt möchte ich benennen, welche Maßnahmen konkret geplant sind, von denen wir uns ein Einsparvolumen von rund 15 Millionen Euro jährlich erwarten.

Zuerst der Bereich der Schulen. Aktuell finden für folgende Schulen Gespräche zur Übernahme der Trägerschaft statt: Das sind die Liebfrauenschule in Bensheim und die Hildegardisschule in Bingen, das sind die Martinus-Grundschule in Mainz-Gonsenheim sowie das Ketteler-Kolleg und -Abendgymnasium in Mainz. Für das Theresianum in Mainz soll eine eigene Trägerkonstruktion geschaffen werden, wie sie beispielhaft bereits für die Maria Ward-Schule in Mainz oder die Edith Stein-Schule in Darmstadt besteht. Die Grund- und Realschule plus, Weißliliengasse in Mainz, soll hingegen ihre Konzeption verändern. Es ist geplant, den Realschulzweig ausbauen und diesen von einer zweizügigen zu einer dreizügigen Schule zu erweitern. Der Grundschulzweig der organisatorisch verbundenen Schule wird sukzessive verkleinert und ab dem Schuljahr 2022/23 keine neuen Schüler-innen und Schüler mehr aufnehmen.

Zum Zweiten der Bereich der Tagungshäuser: Wir wollen das Haus am Maiberg in Heppenheim zum 31. Dezember 2022 schließen. Geplant ist, den dortigen Arbeits-schwerpunkt sozialpolitischer und sozialethischer Bildung zu erhalten, ihn aber strukturell an die Bildungsarbeit in der Akademie Erbacher Hof in Mainz anzuschließen. Um Zentralisierungstendenzen entgegen zu wirken, soll dieser Schwerpunkt im Sinne einer dezentralen Präsenz fortgeführt werden. Geprüft wird etwa die Einrichtung einer Außenstelle im Gebäude „Katholisches Bildungszentrum nr30 Darmstadt“. 

Bereits zum Ende dieses Jahres wollen wir das Haus St. Gottfried in Ilbenstadt schließen. Trotz Steigerung der Belegzahlen in den vergangenen Jahren lässt sich das Haus nicht wirtschaftlich führen. Und wir wollen das Kardinal Volk-Haus auf dem Rochusberg in Bingen Ende 2022 schließen. Das dortige Exerzitien-Kursprogramm soll bis Mitte 2022 in gewohnter Weise weiterlaufen. Doch wir schließen diese Häuser nicht ohne eine Zukunftsperspektive: Wir planen, die Schwerpunkte beider Häuser am Kloster Jakobsberg in Ockenheim zusammenzuführen.

Und ein Letztes: Unsere Maßnahmen stehen nicht für sich alleine. Sie sind Teil einer umfassenden Strukturveränderung. Der Wandel, den wir im Rahmen des Pastoralen Weges gestalten, wird alle Bereiche des Bistums Mainz betreffen, seien es die Pfarreien, seien es die Kindertagesstätten oder unsere Immobilien.

 

Mehr Informationen zum Thema auf: bistummainz.de/bildung-strukturwandel