In drei Workshoprunden fanden sich die jungen Menschen zu ihren Themen zusammen, bevor sie am Nachmittag in der „Townhall“ mit Bischof Kohlgraf über ihre Ideen, Ansichten und Beiträge diskutierten. „Wir brauchen als Jugendliche und als ehrenamtlich Aktive in der Kirche mehr Unterstützung und Begleitung seitens der hauptberuflich Aktiven. Da fühlen wir uns manchmal schon allein gelassen oder völlig außerhalb des Blickfeldes“ resümiert ein Synodenteilnehmer. Die Sorge um weitere Ausdünnung des kirchlichen Personals im Zuge von zukünftigen Zusammenlegungen und Sparmaßnahmen treibt junge Menschen um. Für junge Menschen ist verlässliche Begleitung wichtig, glaubwürdige Ansprechpersonen vor Ort. Gleichzeitig seien Events wichtige Formate, um sich mit Gleichgesinnten zu treffen, den Glauben und das Leben zu feiern und um sich zu vernetzen. „Es tut einfach gut zu erleben, dass man nicht alleine ist als junge Katholikin“ erklärt eine Synodenteilnehmerin. Gottesdienste erleben junge Menschen vielfach inhaltlich und ästhetisch als Senioren-Veranstaltungen und vermissen die Relevanz und für ihr eigenes Leben. Da müsse sich vieles ändern bei den Pfarrern, die hier Verantwortung tragen, auch in der Aus- und Fortbildung. „Vielfach gibt es hier seit Ewigkeiten Eingefahrenes ohne Bereitschaft zu experimentieren“, meint ein Teilnehmer.
Auch heiße Eisen wurden angefasst. Der Zölibat, der Umgang der Kirche mit Homosexuellen und vor allem der Ausschluss von Frauen von Leitung und Weiheamt stößt bei Jugendlichen auf massives Unverständnis.
„Ich bin Lehrerin für katholische Religion. Wenn es möglich gewesen wäre, wäre ich gerne Priesterin geworden. Warum darf ich das nicht, nur weil ich als Frau geboren wurde?“ fragt eine der Teilnehmerinnen.
Bischof Kohlgraf stand in der zweieinhalbstündigen Diskussionsrunde Rede und Antwort und suchte das intensive Gespräch mit den jungen Menschen. „Ich freue mich, welche Breite an Themen in der Kirche immer noch wichtig sind für euch junge Menschen.“ Es sei auch für den Aufbruchsprozess im Bistum Mainz wichtig, mehr mit jungen Menschen als über sie zu reden, um wirklich ihre Bedürfnisse und Potentiale zu erkennen und einbinden zu können. Das gehe nur synodal, in gemeinschaftlicher und geteilter Verantwortung. Da sei auch er als Bischof in der Pflicht. Und er betonte: „Ich wünsche mir, dass dabei die Ehrlichkeit und Offenheit von heute in unserer Diskussion bleibt – ohne Tabus“.
Daniela Hottenbacher vom BDKJ Diözesanvorstand zieht ein Fazit: „Es ist uns als BDKJ wichtig, die Stimme junger Menschen in Kirche und Gesellschaft zu verstärken. Die Jugendsynode hat dazu eine Plattform geboten und gezeigt, was Jugendliche und Junge Erwachsene bewegt und was sie in Kirche bewegen wollen. Unser Motto im BDKJ Mainz lautet ‚Ich glaub. Da geht was‘. Heute ging da wirklich viel.“
„Es waren intensive und emotionale Gespräche zu vielen Themen, die Jugendlichen wirklich unter den Nägeln brennen und der Bischof kam sehr offen und auf Augenhöhe rüber“, resumiert BDKJ-Diözesan Präses Mathias Berger. „Mit der ersten Mainzer Jugendsynode ist am Beginn des Pastoralen Weg des Bistums ein Anfang gemacht, der sich fortsetzen muss in intensiver Jugendbeteiligung bei allen künftigen Enscheidungsprozessen. Kirche kann auf den Beitrag und die Visionen junger Menschen nicht verzichten“.
Die Mainzer Jugendsynode ist Teil des Jahres der Jugend mit zahlreichen katholischen Jugendevents in den Diözesen, bundesweit (Romwallfahrt der Ministrant/innen, 72-Stunden-Aktion) und weltkirchlich (Welt-jugendtag in Panama). Sie steht im Zusammenhang mit der vor wenigen Tagen zuende gegangenen Bischofs-synode in Rom zum Thema Jugend und Kirche und setzt diese auf der Ebene der Diözese fort.