Am 04.09.2025 haben wir uns in Mainz zu einem Studientag für Haupt- und Ehrenamtliche in der katholischen Jugendarbeit getroffen. Unter dem Titel „begreifen.besinnen.begegnen. Jüdisches Leben und Christliche Verantwortung“ sind über 40 Personen zusammengekommen, um sich mit jüdischem Leben, christlicher Verantwortung und der Frage auseinanderzusetzen, wie wir heute mit unserer Geschichte umgehen. Ideengebend für diesen Studientag war das Jahresthemas des BDKJ Mainz: „braun ist keine Farbe des Regenbogens“.
Den Auftakt machte Claudia Sticher, die im Bistum Mainz für den christlich-jüdischen Dialog verantwortlich ist. In ihrem Vortrag haben wir einen spannenden Einblick in die Geschichte des christlichen Antisemitismus bekommen. Gemeinsam haben wir uns bildliche Darstellungen von Christentum und Judentum angesehen, biblische Erzählungen untersucht und darüber nachgedacht, wie das Verhältnis unserer beiden Religionen heute aussieht. Wichtig ist dabei auch, wie stark alte Bilder und Deutungen bis heute wirken können – und wie wichtig es ist, sich damit bewusst auseinanderzusetzen.
Im Anschluss hat uns Christoph Krauß in die Welt der Erinnerungskultur mitgenommen. Er zeigte uns, wie sich die Gedenk(stätten)arbeit in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat und welche unterschiedlichen Formen es gibt. Besonders im Fokus standen Zeitzeugengespräche – ein Format, das uns alle bewegt, aber gleichzeitig die Frage aufwirft, wie wir Erinnerungen lebendig halten können, wenn es bald keine Zeitzeugen mehr gibt.
Nach einer Mittagspause ging es für uns praktisch weiter. Bei einer Einheit zu den Stolpersteinen haben wir erfahren, wie dieses Projekt entstanden ist und welchen Beitrag es zur europäischen Erinnerungskultur leistet. Anschließend haben wir uns in kleinen Gruppen in die Mainzer Neustadt aufgemacht, einige Steine geputzt und uns intensiver mit den Biografien der Menschen beschäftigt, an die sie erinnern.
Am Nachmittag durften wir die Mainzer Synagoge kennenlernen. In einer ausführlichen Führung haben wir viel über ihre Geschichte, die jüdische Gemeinde in Mainz und den Ablauf jüdischer Gottesdienste erfahren. Die Architektur und die Symbolik der Synagoge haben bei vielen von uns bleibenden Eindruck hinterlassen.
Den Abschluss des Tages bildete eine Gesprächsrunde mit jungen Ehrenamtlichen von „Meet a Jew“. Sie haben uns ganz persönlich und authentisch von ihrem Alltag erzählt. Dabei wurde für uns deutlich: jüdisches Leben in Deutschland ist vielfältig und hat viele Facetten, die auch über Religionsausübung hinausgehen.