1405–1410 Bischof von Worms
* 1345/50 Krakau; aus einer bürgerlichen Familie; sein Vater war Ratsschreiber; seit etwa 1363 Studium in Prag; 1365 Bacc. art., 1367 Mag. art.; seit etwa 1372 Studium der Theologie; 1380 (?) Bacc. theol., spätestens 1384 Mag. theol.; danach Dr. theol.; 1378 und 1381 Dekan der Artistenfakultät; Priesterweihe vor 1380; neben seiner Lehrtätigkeit Priester an der Teynkirche; wirkte über Prag hinaus als Stadt- und Synodalprediger, der die Mißstände im Klerus anprangerte und für eine Reform der Kirche eintrat. Die Universität machte sich sein rhetorisches Talent zunutze und übertrug ihm mehrfach Gesandtschaften an die römische Kurie, wo er programmatische Reformreden hielt. Vor 1387 erlangte er eine Pfründe am Prager Karlskolleg; 1387 Stiftsherr am Allerheiligenstift Prag und Propst des Stifts St. Ägidius in Breslau.
Wie viele seiner Kollegen verließ Mathäus um 1390 Prag, wo die Angehörigen der deutschen Nation an der Universität in jahrelangen Streitigkeiten um Privilegien und Pfründen den Böhmen unterlegen waren; 1395 Professor für Theologie an der Universität Heidelberg; Ende 1396 Rektor ebd.; seine Lehrtätigkeit wurde hier durch Pfründen an den Pfarreien Altdorf (südwestlich von Neustadt) und Lauda (nordwestlich von Bad Mergentheim) honoriert; die Prager und Breslauer Pfründen dagegen gab er wohl bei seinem Weggang aus Prag auf. Schon sehr bald nahm er eine einflußreiche Position im pfalzgräflichen Rat ein. Ruprecht III. berief ihn später zu seinem Beichtvater. Pfälzischem Einfluß verdankte Mathäus 1398 eine Domherrenstelle von Speyer.
Erfahrungen mit kurialen Behörden, über die man am Heidelberger Hof noch kaum verfügte, prädestinierten Mathäus nach der Königswahl Ruprechts von der Pfalz Ende 1400 zur Teilnahme an den Vorbereitungen einer ersten Gesandtschaft des neuen Herrschers an den päpstlichen Hof. In den folgenden Jahren stellte sich Mathäus mit großem Engagement in den politischen und diplomatischen Dienst des Königs und reiste in dessen Auftrag 1403 zusammen mit dem Speyerer Bischof Raban von Helmstatt nach Rom, um für Ruprecht die päpstliche Approbation zu erlangen. Nach seiner Rückkehr verfaßte er die Schrift „De squaloribus curiae Romanae“, in der er Papst und Kurie Simonie vorwarf und die Absetzbarkeit des Papstes durch ein allgemeines Konzil erörterte. Das Werk trug ihm den Vorwurf der Ketzerei ein. Er verteidigte sich schriftlich gegen die Vorwürfe des Dominikaners Johann von Falkenberg († um 1435), die in einen Prozeß vor der Kurie mündeten.
Während eines Aufenthaltes in Rom an der Spitze einer Delegation König Ruprechts ernannte Papst Innozenz VII. am 19. Juni 1405 Mathäus zum Nachfolger des verstorbenen Wormser Bischofs Eckard von Ders. Die Bischofsweihe empfing er am 27. Juni 1405, vermutlich in Rom. Am 23. August sicherte Mathäus, den 1349 zwischen dem Wormser Domkapitel und der Pfalzgrafschaft getroffenen Vereinbarungen entsprechend, Ruprecht sein Wohlverhalten zu.
Das Verhältnis zwischen Mathäus und der Wormser Bürgerschaft war – wie seine gesamte Politik – durch die enge Anlehnung an die Kurpfalz geprägt. Die schweren Spannungen, die das Ende der Regierungszeit seines Vorgängers überschattet hatten, waren bei seiner Provision noch nicht überwunden. Worms befand sich noch immer im Interdikt. Mathäus weigerte sich daher, die Bischofsstadt zu betreten, und forderte durch eine Gesandtschaft vergeblich seine Anerkennung. Die städtische Position unterstützte dagegen der vom Mainzer Erzbischof Johann von Nassau 1405 gegen König Ruprecht gebildete Marbacher Bund. Der Streit wurde so zu einem weiteren Konfliktherd in der Auseinandersetzung zwischen Kurpfalz und Kurmainz. 1407 führte die Vermittlung beider Mächte zur „Großen Pfaffenrachtung“, die die Stadt bei der Besteuerung des Klerus zu erheblichen Zugeständnissen zwang. Nach Abschluß der Rachtung kehrte der Klerus wieder in die Stadt zurück.
Mathäus residierte auch als Bischof in seinem Hof in Heidelberg und ging seinen Verpflichtungen an der Universität nach. In königlichem Auftrag übernahm er immer wieder diplomatische und politische Missionen. Obwohl das von der Mehrheit der Kardinäle zur Beendigung des Schismas nach Pisa einberufene Konzil einen herben Schlag für die von Mathäus mitgeprägte Kirchenpolitik des Königs bedeutete, hielt er weiterhin an der von Ruprecht vertretenen römischen Option fest. 1409 nahm er an einer Gesandtschaft des Königs zum Pisanum teil, die den königlichen Standpunkt darlegte und die kirchenrechtlich korrekte Einberufung eines Konzils verlangte.
Die römische Kurie maß Mathäus ebenfalls hohe Bedeutung zu: Papst Gregor XII. ernannte ihn am 19. September 1408 zum Kardinalpriester von San Ciriaco. Die ihm angetragene Würde nahm Mathäus jedoch aus unbekannten Gründen nicht an. Da der Mainzer Erzbischof Johann dem Pisanum zuneigte, löste Gregor XII. 1409, vielleicht auf Anregung des Königs, Ruprechts Territorien aus Johanns geistlicher Jurisdiktion und übertrug sie an Mathäus, um sie so der römischen Obödienz zu unterwerfen. Wenig später ernannte er Mathäus zu seinem Legaten für die Kirchenprovinzen Mainz, Trier, Köln, Salzburg, Bremen und Magdeburg.
Mathäus war nicht nur Diplomat und Kirchenpolitiker, sondern er engagierte sich als Prediger und Theologe auch für eine Reform von Klerus und Kirche sowie für ein durch Konzilien erneuertes römisches Papsttum. Sein umfangreiches schriftstellerisches Werk ist in vielen Abschriften erhalten und besteht v. a. aus Predigten, Reden, exegetischen Schriften und Erbauungsliteratur.
† 5. März 1410, vermutlich Heidelberg, an den Folgen einer Erkältung; Grab: Wormser Dom; seine Bibliothek von etwa 90 Bänden theologischer und juristischer Literatur kam an die Heidelberger Universität.
Burkard Keilmann
Text aus: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon. Teil: 1198 bis 1448, unter Mitw. von Stephan M. Janker, Berlin: Duncker und Humblot 2001, S. 875–877.