Dietrich von Bettendorf (1552–1580)

1552–1580

 Bischof von Worms

 

Dietrich von Bettendorf wurde im Jahre 1518 oder 1519 in der Diözese Worms geboren. Er entstammte einem Adelsgeschlecht, das bereits am Beginn des 15. Jh. in kurpfälzischen Diensten stand. Sein Vater Hans von Bettendorf (1484–1547) war mit Barbara von Gemmingen verheiratet und bekleidete das Amt eines kurpfälzischen Haushofmeisters. Sein Bruder Wilhelm († 1552) war pfalzgräflicher Viztum in Neustadt. Viele weibliche Familienangehörige gehörten dem geistlichen Stand an. Zwei Schwestern wurden Äbtissinnen: Anna im Kloster Lobenfeld, das zur Wormser Diözese gehörte, und Katharina in Frauenalb im Bistum Speyer. Elisabeth von Bettendorf (* 1483), eine Schwester von Bettendorfs Vater, lebte als Nonne im Kloster Liebenau bei Worms.

Bettendorf absolvierte sein Studium zunächst zusammen mit seinem Bruder Wilhelm an der Universität Heidelberg (1529) und später in Ingolstadt (1538). Er erwarb früh Kanonikate in Sinsheim, Bruchsal (resigniert 1565) und am Wormser Domstift, wo man ihn 1545 zum Dekan wählte. Für dieses Amt hatte ihn der Speyerer Bischof und Wormser Domherr Philipp von Flersheim vorgeschlagen. Nach dem Tod des Bischofs Heinrich bei Rhein wurde Bettendorf am 10. März 1552 vom Wormser Domkapitel als dessen Nachfolger postuliert. Die Admission durch Papst Julius III. erfolgte am 28. November 1552.

Die engen Bindungen von Bettendorfs Familie an die Pfalzgrafschaft lassen einen Einfluß des pfälzischen Kurfürsten Friedrich II. auf seine Erhebung zum Bischof – vielleicht schon im Hinblick auf Einführung der Reformation – als möglich erscheinen, lagen doch weite Teile der Diözese im Gebiet der Kurpfalz. Fand schon Bettendorfs Wahl in einer Zeit großer äußerer Bedrängnis des Stiftes durch den Raubzug des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach statt, so entfremdete die kurpfälzische Umklammerung dem Bistum weitere Rechte und Einnahmen. Eine bischöfliche Beschwerde von 1641 spricht von über 300 Klöstern und Pfarreien, die bis 1566 der Wormser Kirche verlorengegangen waren. Falls die Kurpfalz von Bettendorf eine Hinnahme ihrer Säkularisationspläne erwartet haben sollte, sah sie sich jedoch getäuscht. Bettendorf konnte aber die durch den Augsburger Religionsfrieden reichsrechtlich abgesicherte Durchsetzung der reformatorischen Lehre auf pfälzischem Territorium unter Pfalzgraf Ottheinrich nicht verhindern. Dessen Nachfolger Friedrich III. löste 1564 das Prämonstratenserinnenkloster in Enkenbach auf und veranlaßte im gleichen Jahr in den pfälzisch-wormsischen Kondominaten Lampertheim und Dirmstein einen Bildersturm. An Weihnachten kam es zu einer schweren Störung des Gottesdienstes in der Pfarrkirche zu Ladenburg, an dem Bettendorf selbst teilgenommen hatte. Die Vorfälle veranlaßten Bettendorf zu mehreren Klagen beim Reichskammergericht. 1565 ließ Friedrich III. die Aufhebung des Cyriakusstiftes in Neuhausen bei Worms, des Sinsheimer und des Kaiserslauterner Stiftes folgen. Auch das Inventar der Pfarrkirchen von Ladenburg und Neckarhausen wurde zerstört. Die dem Reichskammergericht vorgetragenen bischöflichen Proteste führten zwar zu einer Verurteilung des Pfalzgrafen, zu einer Restitution des Schadens kam es jedoch nicht. Ähnlich erging es Bettendorfs Klagen auf dem Augsburger Reichstag 1566.

Auch der lutherische Wormser Rat versuchte in der Mitte der 60er Jahre, einige Klöster in seinen Besitz zu bringen. Diese Vorhaben scheiterten jedoch weitgehend, da der altkirchliche Widerstand vom Kaiser unterstützt wurde. In einer weiteren Auseinandersetzung mit dem Rat konnte Bettendorf mit kaiserlicher Hilfe 1559 ebenfalls die Oberhand behalten. Die Stadt mußte nach einem Einspruch des Bischofs, der den Verlust weiterer Einkommensquellen fürchtete, auf eine Vertreibung der Wormser Juden verzichten. Zu diesen Plänen war es gekommen, da sich die Judenschaft mit ihren Steuern im Rückstand befand.

Aufgrund der äußerst ungünstigen Ausgangssituation konnte es Bettendorf nicht gelingen, seine Diözese in dieser Zeit des religiösen Umbruchs unbeschadet zu erhalten. Daß das Bistum aber nicht noch weitere Verluste erlitt, verdankt es seiner Zähigkeit. Bettendorf starb am 31. Januar 1580. Er wurde im Ostchor des Wormser Domes beigesetzt.

Burkard Keilmann

Text aus: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon. Teil: 1448 bis 1648, unter Mitw. von Stephan M. Janker, Berlin: Duncker und Humblot 1996, S. 52–53.