Wilhelm von Effern (1604–1616)

1605–1616

 Bischof von Worms

 

Wilhelm von Effern entstammte dem Kölner Ritter- und Schöffengeschlecht der Overstolz von Efferen und wurde 1563 aus der zweiten Ehe des Wilhelm von Effern († 1578) mit Anna von Metternich zu Zievel († 1582) geboren. Sein Vater war in Sechtem begütert und stand als Hofmeister in den Diensten des Erzbischofs von Köln. Effern war 1579 Kanoniker in Bonn, St. Cassius. 1589 immatrikulierte er sich an der juristischen Fakultät der Universität Padua. 1596 wurde er Scholaster in Bonn. Dieses Amt resignierte er 1598, auf sein Kanonikat verzichtete er erst 1604. Vor 1593 wurde er Stiftsherr und vor 1594 Dekan in Wimpfen. Auf diese Prälatur leistete er ebenfalls im Jahre 1604 Verzicht. Im Wormser Domkapitel erhielt Effern 1597 die Posseß als Domizellar; vor 1604 wurde er Domkapitular. Als Philipp Cratz von Scharfenstein kurz nach seiner Erhebung zum Bischof von Worms im Sommer 1604 gestorben war, wählte das Domkapitel Effern am 17. August 1604 zu dessen Nachfolger. Die päpstliche Bestätigung erfolgte am 12. September 1605. Erst am 15. August 1612 ließ Effern sich zusammen mit dem Speyerer Bischof Philipp Christof von Sötern durch den Mainzer Weihbischof Stephan Weber in der Schloßkapelle von Udenheim (später Philippsburg) konsekrieren.

Die Diözese Worms war in der zweiten Hälfte des 16. Jh. durch Einführung der Reformation in der Kurpfalz auf wenige Pfarreien reduziert. Die Durchsetzung der Säkularisation durch die Pfalzgrafen hatte ihre weltlichen Besitzungen stark in Mitleidenschaft gezogen. Schon anläßlich seiner päpstlichen Bestätigung erklärte Effern, er sei wegen der schwierigen finanziellen Lage des Hochstiftes außerstande, die fällige Gebühr zu entrichten. Sollte die Kurie auf ihrer Zahlung bestehen, müsse sie mit seinem Verzicht rechnen. Auch sein Vorgänger Philipp von Rodenstein habe sich infolge der großen Probleme mit Rücktrittsabsichten getragen. Zu Beginn seines Pontifikats wurde Effern mit einem weiteren pfälzischen Zugriff auf die von der Säkularisation bis dahin nicht betroffenen innerstädtischen Stifte konfrontiert. Der Domkanoniker Hartmann Renner war nämlich zum Protestantismus übergetreten und hatte 1604 auf sein Haus und seine Benefizien zugunsten der Heidelberger Universität verzichtet. Sein Vorgehen stand im Widerspruch zum Augsburger Religionsfrieden und drohte einen Präzedenzfall zu schaffen. Effern schaltete den Kaiserhof und die Prager Nuntiatur ein. Er wandte sich sogar an den Papst, doch blieben seine Bemühungen erfolglos. 1613 wiederholte und erweiterte er die Beschwerden seiner Vorgänger gegen die kurpfälzische Politik auf dem Reichstag zu Regensburg.

Auch mit der protestantischen Bürgerschaft seiner Bischofsstadt geriet Effern wiederholt in Streit. Dabei wurde 1608 der Bischofshof geplündert. Soziale Spannungen zwischen Zünften und Rat entluden sich 1615 in einer vorübergehenden Vertreibung der Juden aus der Stadt. Da Effern wie auch der Rat Herrschafts- und Schutzrechte über die Judenschaft ausübten, lehnten seine Bediensteten die Teilnahme am Transport der Vertriebenen über den Rhein ab. Mit Hilfe des Pfalzgrafen konnten die Juden 1616 nach Worms zurückkehren.

Unter Efferns Pontifikat finden sich – wesentlich später als in den Nachbarstädten – Anzeichen für eine Konsolidierung des Katholizismus. Von Speyer kamen 1606 Jesuiten nach Worms. 1613 wurde ein Vertrag über die definitive Errichtung eines Jesuitenkollegs geschlossen. Effern und sein Domkapitel schufen damit den finanziellen Rahmen für eine Ordensniederlassung, während die Jesuiten die Errichtung einer Schule und ihren Einsatz in der Predigt zusicherten. Alle Versuche der Stadt, die Tätigkeit des Ordens zu vereiteln, schlugen fehl, doch blieb das Kolleg bis zum Dreißigjährigen Krieg das einzige in der Diözese.

Effern starb am 7. August 1616 in seiner Residenz zu Ladenburg. Er fand sein Grab im nördlichen Querschiff des Wormser Domes.

Burkard Keilmann

Text aus: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon. Teil: 1448 bis 1648, unter Mitw. von Stephan M. Janker, Berlin: Duncker und Humblot 1996, S. 145–146.

 

Weitere Literatur:

  • Hans Gerd Dormagen, Wilhelm von Efferen, Bischof von Worms (1604-1616) in schwieriger Zeit. In: Der Wormsgau 39 (2024) S. 51-62.