Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Aufhebung der Diözese: Die Wormser Bischöfe von 1654 bis 1802/1803

Die Reihe der Bischöfe setzte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg fort. In jener Zeit übernahmen wiederholt Erzbischöfe aus Mainz und Trier das Bistum in Personalunion mit ihren Erzbistümern, bis schließlich die französische Eroberung und Säkularisation die Strukturen der Reichskirche auflösten: Ab 1797 besetzte Frankreich das linksrheinische Diözesangebiet. Nach dem Konkordat von 1801 wurden die Wormser Gebiete dem neuen Bistum Mainz zugeordnet, dessen Diözesangrenzen jenen des Départements du Mont-Tonnerre entsprach. Die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Worms bestanden zunächst als Vikariat Lampertheim weiter, bis sie 1827 zum Dekanat Bergstraße - und damit zum Bistum Mainz - kamen. 

1654–1663: Hugo Eberhard Cratz von Scharffenstein

Hugo Eberhard Kratz von Schraffenstein, um 1648 (c) Gemeinfrei

Hugo Eberhard Cratz von Scharffenstein wurde um 1590  geboren. Stammsitz der Familie war die Burg Scharffenstein bei Kiedrich im Rheingau.  1647 galt er als aussichtsreicher, vom Kaiser unterstützter Bewerber um den erzbischöflichen Stuhl von Mainz, und 1650 kandidierte er in Trier. 1654 wählte ihn das Wormser Kapitel  zum Bischof. Auf die Durchführung der tridentinischen Reformdekrete bedacht, förderte Hugo Eberhard Cratz von Scharffenstein insbesondere den Klerus und die unter seinem Vorgänger nach Worms berufenen Kapuziner. Hugo Eberhard Cratz von Scharffenstein starb am 8. Januar 1663 auf dem Reichstag zu Regensburg. Er wurde in der Liebfrauenkirche zu Worms beigesetzt.

1663–1673: Johann Philipp (I.) von Schönborn

Johann Philipp von Schönborn (c) Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz (Foto: Bernd Schermuly)

Johann Philipp (von) Schönborn (1605–1673) wirkte als Erzbischof und Bischof dreier (Erz-)Bistümer (Würzburg, Mainz und Worms) sowie als jeweiliger Landesherr in den letzten Jahren des Dreißigjährigen Krieges und der nachfolgenden Zeit der Konfessionalisierung. Er war maßgeblich am Westfälischen Frieden 1648 beteiligt und zeigte sich dabei zu Konzessionen gegenüber den Protestanten bereit. Geschickte Bündnispolitik, Verantwortungsbewusstsein und hohes Engagement prägten seine Regierungszeit. Im kirchlichen Bereich führte er die Beschlüsse des Konzils von Trient durch, als Landesherr verbesserte er die Bedingungen für Wirtschaft, Verkehr und sozialer Fürsorge. Beeindruckt von Friedrich Spee setzte sich Schönborn zudem gegen die ausgreifenden Hexenverfolgungen ein.

1673–1675: Lothar Friedrich (von) Metternich-Burscheid

Lothar Friedrich (von) Metternich-Burscheid (c) Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz (Foto: Bernd Schermuly)

Lothar Friedrich (von) Metternich-Burscheid (1617–1675) leitete für 23 Jahre, von 1652 bis zu seinem Tod 1675, das kleine sowie politisch und wirtschaftlich schwache Fürstbistum Speyer. Während dieser Zeit blieb das Verhältnis Metternich-Burscheids zur protestantischen Reichsstadt Speyer ebenso angespannt wie das zur benachbarten Kurpfalz, gegen die er Frankreich um Hilfe bat. Seinen Bemühungen um Stärkung des religiösen Lebens in seinem Bistum war nur wenig Erfolg beschieden. In seinen kurz vor Lebensende angetretenen Ämtern als Kurfürst-Erzbischof von Mainz (seit 1673) und Fürstbischof von Worms (seit 1674) vermochte Metternich-Burscheid keine Akzente mehr zu setzen.

1675–1778: Damian Hartard von der Leyen

Porträt von Damian Hartart von der Leyen (c) Gemeinfrei, Hessisches Landesmuseum

Damian Hartard (von der) Leyen-Hohengeroldseck (1624–1678) wirkte zwischen 1655 und 1664 als kurtrierischer Gesandter auf mehreren Reichstagen. Der Unterstützung seines Bruders, des Erzbischofs von Trier, verdankte er die beiden Wahlen zum Kurfürst-Erzbischof von Mainz und zum Fürstbischof von Worms im Jahre 1676. Beide Ämter konnte er allerdings nur kurze Zeit ausüben, in der er mit der Förderung einer eucharistischen Bruderschaft und der Josephsverehrung immerhin einige religiöse Akzente setzte.

1679: Karl Heinrich (von) Metternich-Winneburg

Karl Heinrich (von) Metternich-Winneburg (c) Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz (Foto: Bernd Schermuly)

Nur acht Monate währte die Amtszeit von Erzbischof Karl Heinrich (von) Metternich-Winneburg (1622–1679). Der gebürtige Koblenzer war Domizellar und Domkapitular in Trier und vertrat Kurtrier auf dem Reichstag zu Regensburg 1653–1654. Seit 1656 war er Kustos des Ritterstiftes St. Alban zu Mainz sowie 1663–1664 Rektor der Mainzer Universität. Seit 1670 machte er sich Hoffnungen auf den Mainzer Erzbischofssitz, musste jedoch zweimal, 1673 und 1675, zurückstehen, bis er 1679 selbst gewählt wurde.

1679–1683: Franz Emmerich Kaspar Waldbott von Bassenheim

Wappen der Familie von Bassenheim (c) Gemeinfrei

Franz Emmerich Kaspar Waldbott von Bassenheim wurde im Jahre 1626 zu Bassenheim bei Koblenz als Sohn des kurmainzischen Amtmannes zu Lahnstein Damian Waldbott (seit 1638) Freiherrn von Bassenheim und dessen zweiter Ehefrau Maria Elisabeth Hund von Saulheim geboren. Über seine Erziehung, seinen Studiengang und den Empfang der Weihen ist nichts bekannt. Nach dem Tod des Mainzer Kurfürst-Erzbischofs Karl Heinrich von Metternich, der zugleich das Bistum Worms innehatte, entschied sich das Wormser Domkapitel am 10. November 1679 für einen Nachfolger aus seinen eigenen Reihen.

1683–1691: Johannes Karl von Franckenstein

Zeitgenössischer Stich von Nicolas Pacoul (17. Jhr.), Wien NB 520.249 B (c) Wien NB

Johannes Karl von Franckenstein wurde im Jahre 1610 zu Franckenstein bei Eberstadt (heute Stadtteil von Darmstadt) als Sohn des Johann Eustach von Franckenstein und der Margarethe Brendel von Homburg geboren. Er studierte 1629 in Köln und 1630 in Freiburg. Über den Empfang der Weihen ist nichts bekannt. 1683 wählte ihn das Wormser Domkapitel zum Nachfolger des kurz zuvor verstorbenen Bischofs Waldbott von Bassenheim. Da Franckenstein nicht graduiert war, wurde die Wahl erst am 16. Juli 1688 päpstlich bestätigt. Die Konsekration fand 1688 im Wormser Dom durch Erzbischof Anselm Franz von Ingelheim statt. In die Regierungszeit Franckensteins fällt die Zerstörung Worms' durch franzöissche Truppen im Jahr 1689. 

1691–1694: Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg

Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg (c) gemeinfrei

Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg wurde am 9. Juni 1660 zu Düsseldorf als Sohn des Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1615/53–90) und der Elisabeth Amalie Landgräfin von Hessen geboren. 1679 trat er in den Deutschen Orden ein, und wenige Tage später, am 6. Dezember 1679, wurde er in Mergentheim zum Koadjutor des 60-jährigen Hoch- und Deutschmeisters Johann Kaspar von Ampringen gewählt. Nach dem Tod seines in der Reichskirchenpolitik so stark engagierten Vaters wurde er am 19. April 1691 zum Koadjutor des Mainzer Erzbischofs gewählt und am 3. Oktober päpstlich bestätigt. Am 12. November 1691 postulierte ihn ferner das Wormser Domkapitel zum Fürstbischof. Die Postulation wurde erst am 8. Juni 1693 päpstlich bestätigt.  Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg starb jedoch schon am 4. Mai 1694 zu Lüttich. Er ist wahrscheinlich im Chor der St. Sebastianskirche zu Ladenburg beigesetzt worden.

1694–1732: Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg

Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (c) Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz (Foto: Bernd Schermuly)

Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1664–1732) war zwar nur drei Jahre Kurfürst-Erzbischof von Mainz, jedoch fast 50 Jahre Fürstbischof von Breslau und fast 40 Jahre Fürstbischof von Worms, zudem 13 Jahre Kurfürst-Erzbischof von Trier. Sein Tätigkeitsschwerpunkt lag daher in Schlesien, wo er zudem von 1685 bis 1719 auch die weltliche Herrschaft innehatte. Dort war seine Amtszeit von letzten gegenreformatorischen Versuchen und dem Aufblühen des Barocks geprägt. Zudem förderte Franz Ludwig zahlreiche Orden, darunter den Deutschen Orden, in dem er fast 40 Jahre lang das Amt des Hochmeisters ausübte. In Trier wirkte er zudem als kirchlicher Reformer und erließ Bestimmungen für den Klerus und die Seelsorge.

1732–1756: Franz Georg von Schönborn

Franz Georg von Schönborn (c) gemeinfrei

Mehr als 30 Jahre lang amtierte der 1682 in Mainz geborene Franz Georg von Schönborn als Fürstbischof von Worms, von 1729 bis 1756 wirkte er überdies als Kurfürst-Erzbischof von Trier und von 1732 bis 1756 als Fürstpropst von Ellwangen. Als Bischof von Worms war Franz Georg von Schönborn Kodirektor des Oberrheinischen Reichskreises. Immer wieder urgierte er die Residenzpflicht der Kanoniker, vor allem in Worms, wo sie sehr vernachlässigt war. Der fast völlige Untergang der Wormser Überlieferung läßt sein Wirken dort im übrigen kaum noch erkennen. Die Verwaltung lag in Worms in Händen der Weihbischöfe und Generalvikare sowie des weltlichen Statthalters Franz Karl Friedrich Freiherr zu Hohenfeldt.In die Geschichte ging er auch wegen seiner Baufreude ein. In Worms ließ er nach 1742 ein Residenzschloß errichten, 1738–40 den Hochaltar des Domes und danach das Chorgestühl schaffen.

 

1756–1763: Johann Friedrich Karl (von) Ostein

Johann Friedrich Karl von Ostein (c) Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz (Foto: Bernd Schermuly)

Johann Friedrich Karl (von) Ostein (1689–1763) führte das Mainzer Erzbistum und Kurfürstentum für zwanzig Jahre, zudem war er für sieben Jahre (1756–1763) auch Fürstbischof von Worms. Als Bischof beschränkte er sich meist auf repräsentative Anlässe, als Landesherr musste er sich mit zahlreichen Krisen, Kriegen und Konflikten auseinandersetzen und versuchte dabei, möglichst Neutralität zu wahren. Durch seinen Berater Anton von Stadion, einem aufgeklärten Absolutisten, konnte Ostein jedoch innenpolitische Reformen vorantreiben: Handel und Wirtschaft wurden belebt, das Rechtswesen verbessert und die Bildungsanstalten von den Volksschulen bis zur Universität ausgebaut. Zudem erlebte das Theaterwesen unter Ostein einen Aufschwung.

1763–1768: Johann Philipp (II.) von Walderdorff

Johann Philipp von Walderdorff (c) gemeinfrei

Johann Philipp Freiherr von Walderdorff wurde am 24. oder 26. Mai 1701 auf Schloß Molsberg (Westerwald) geboren. Am 3. September 1739 übertrug ihm der Trierer Erzbischof Franz Georg von Schönborn das Amt eines Generalvikars für das Obererzstift und des Präsidenten des Konsistoriums, obwohl eine besondere Eignung dafür nicht bekannt war. Am 11. Juli 1754 wurde Walderdorff einstimmig zum Koadjutor Schönborns bestellt. Mit dem Tode Schönborns (18. Januar 1756) trat Johann Philipp von Walderdorff die Nachfolge an. 1763 wurde er französischer, österreichischer und kurpfälzischer Unterstützung zum Bischof von Worms gewählt. Sehr aktiv war Johann Philipp von Walderdorff auf geistlichem Gebiet. Die Pontifikalhandlungen nahm er häufig selbst vor, und an Sonn- und Feiertagen zelebrierte er persönlich. Er starb am 12. Januar 1768 in Ehrenbreitstein.

1768–1774: Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim

Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim (c) Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz (Foto: Bernd Schermuly)

Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim (1707–1774) gilt als der große Aufklärer unter den Mainzer Erzbischöfen. Er beherrschte mehrere Sprachen, hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, gab sich tolerant gegenüber den Protestanten und zeigte großes historisches Interesse. Als Erzbischof trat er Rom selbstbewusst gegenüber und führte Reformen in Kirche und Liturgie durch: Dabei stellte er die Orden unter stärkere Kontrolle, reduzierte das Wallfahrtswesen und vereinfachte den Gottesdienst, was mitunter auf Widerstand in Volk und Klerus stieß. Im Kurstaat reformierte er die politische Verwaltung und trieb die Wirtschafts-, Rechts- und Schulreformen weiter voran.

1774–1802: Friedrich Karl Joseph von Erthal

Friedrich Karl Joseph von Erthal (c) Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz (Foto: Bernd Schermuly)

Friedrich Karl Joseph von Erthal (1719–1802) leitete das Mainzer Erzbistum und Kurfürstentum bis zur Großen Säkularisation. Unter seinem Vorgänger Emmerich Joseph von Breidbach-Bürresheim (1707–1774) hatte er dessen aufklärerische Reformen mitgetragen, als Erzbischof verfolgte er selbst jedoch keine klare Linie: In seinen ersten Amtsjahren wirkte er aus taktischen Gründen im Sinne einer antiaufklärerischen Restauration, bald darauf setzte er sich jedoch wieder als Reformer in Kirche und Politik sowie im Bildungswesen durch. Politisch festigte Erthal noch einmal die Mainzer Position im Reich, bevor er 1792 und erneut 1797 miterleben musste, wie die französischen Revolutionstruppen Mainz einnahmen und das traditionsreiche Erzbistum mitsamt dem Kurstaat 1802 endgültig unterging.

1802–1803: Karl Theodor von Dalberg

Karl Theodor von Dalberg (c) Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz (Foto: Bernd Schermuly)

Als letzter Kurfürst-Erzbischof von Mainz leitete Karl Theodor von Dalberg (1744–1817) für eine kurze Übergangszeit von 1802 bis 1803 den rechtsrheinischen Rest des alten Erzbistums. Dalberg war zudem seit 1800 Fürstbischof von Konstanz und von Worms sowie ab 1803 Administrator und ab 1805 Erzbischof von Regensburg. In der Zeit der Säkularisation bemühte er sich um den Bestand seiner Bischofssitze und den Erhalt der Reichskirche, konnte sich jedoch nur zum Teil gegen Widerstände aus Bayern und Rom durchsetzen. Er blieb abhängig von den Entscheidungen Napoleons, mit dessen Sturz auch Dalbergs Karriere zu Ende ging. In seiner Regierungszeit zeichnete er sich durch Pflichtbewusstsein und Hilfsbereitschaft, aufklärerische Ideen und eine tolerante Grundhaltung aus.