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1679–1684 |
Koadjutor des Hoch- und Deutschmeisters |
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1684–1694 |
Hoch- und Deutschmeister |
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1689–1694 |
Fürstpropst von Ellwangen |
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1691–1694 |
Koadjutor des Erzbischofs von Mainz |
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1693–1694 |
Fürstbischof von Worms |
Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg wurde am 9. Juni 1660 zu Düsseldorf als Sohn des Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1615/53–90) und der Elisabeth Amalie Landgräfin von Hessen geboren. Wie fünf seiner Brüder – darunter der später zu hohen Ehren aufgestiegene Franz Ludwig – für den geistlichen Stand bestimmt, wurde Ludwig Anton von Jesuiten in Düsseldorf und Neuburg erzogen. Wie seine Brüder erhielt er, der schon mit vier Jahren tonsuriert wurde, früh zahlreiche Benefizien. So wurde er 1664 Domizellar in Köln, 1668 in Mainz, 1669 in Straßburg, 1674 in Speyer, 1676 in Münster und 1679 in Lüttich, ferner 1673 Kommendatarabt von Fécamp. 1679 trat er in den Deutschen Orden ein, und wenige Tage später, am 6. Dezember 1679, wurde er in Mergentheim zum Koadjutor des 60-jährigen Hoch- und Deutschmeisters Johann Kaspar von Ampringen gewählt. Mit dessen Tod am 9. September 1684 folgte er ihm als „Administrator des Hochmeistertums in Preußen, Meister in deutschen und welschen Landen“. Die Inthronisation fand am 15. Januar 1685 statt.
Obwohl für den geistlichen Stand bestimmt, zeigte Ludwig Anton mehr Interesse an der militärischen Laufbahn. So nahm er 1683 an der Entsatzschlacht in Wien sowie an den folgenden Feldzügen in Ungarn teil. Kaiser Leopold I., mit dem Ludwig Anton durch seine Schwester Leonore verschwägert war, ernannte ihn 1683 zum Obrist-Feldwachtmeister. 1686 erlitt Ludwig Anton beim Kampf um Ofen schwere Verletzungen. Als dann jedoch 1688 der erzbischöfliche Stuhl von Köln nach dem Tode Max Heinrichs von Bayern neu zu besetzen war (Wilhelm Egon von Fürstenberg), empfing Ludwig Anton die Subdiakonatsweihe (18. Juli 1688), um so an der für die europäische und für die Reichsgeschichte hochwichtigen Wahl teilnehmen zu können. Einen Tag vor der Wahl wurde er als stimmberechtigtes Mitglied zum Kapitel zugelassen. Er stimmte wie sein Bruder Franz Ludwig für Joseph Clemens von Bayern.
Als Befehlshaber der Infanterie wurde Ludwig Anton 1689 bei der Belagerung von Mainz erneut verwundet. Im gleichen Jahr wirkte er bei der Eroberung Bonns und der Vertreibung Fürstenbergs aus dem Erzstift Köln mit. Nachdem er am 22. August 1689 zum Fürstpropst von Ellwangen gewählt worden war, zog er sich seit 1690 vom Militärdienst zurück, um für die Reichskirchenpolitik des Hauses Pfalz-Neuburg, die mit dem Erwerb der Kurpfalz (1685) eine neue Richtung erhalten hatte, zur Verfügung zu stehen. Erst nach dem Tod seines in der Reichskirchenpolitik so stark engagierten Vaters wurde er am 19. April 1691 zum Koadjutor des Mainzer Erzbischofs Anselm Franz von Ingelheim gewählt und am 3. Oktober päpstlich bestätigt. Am 12. November 1691 postulierte ihn ferner das Wormser Domkapitel zum Fürstbischof. Das seit der Reformation kleine und unbedeutende Bistum war auch zuvor meist in Personalunion von Mainz oder Speyer aus mitverwaltet worden. Bei der Wahl des Kapitels hatte offenbar die Hoffnung auf Beilegung des seit dem 16. Jh. schwelenden Konfliktes mit der benachbarten Kurpfalz eine Rolle gespielt. Ludwig Anton selbst war eine untadelige, sittlich hochstehende und tatkräftige Persönlichkeit.
Die Postulation wurde erst am 8. Juni 1693 päpstlich bestätigt. Dabei wurde Ludwig Anton zur Pflicht gemacht, den 1689 zerstörten Dom und die bischöfliche Residenz wieder herzustellen und zugleich eine neue Sakristei zu erbauen. Ludwig Anton starb jedoch schon am 4. Mai 1694 zu Lüttich. Er war dort als Gegenkandidat von Joseph Clemens für die Neubesetzung des wichtigen Fürstbistums aufgetreten und hatte am 20. April 1694 neben Joseph Clemens, auf den die Mehrheit der Stimmen gefallen war, auch eine erhebliche Zahl von Stimmen auf sich vereinen können. Wenig später führte jedoch eine in Lüttich ausbrechende Seuche zum Tod des erst 34-jährigen Ludwig Anton Er ist wahrscheinlich im Chor der St. Sebastianskirche zu Ladenburg beigesetzt worden.
Hans Ammerich
Text aus: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon. Teil: 1648 bis 1803, unter Mitw. von Stephan M. Janker, Berlin: Duncker und Humblot 1990, S. 287–288.