Emicho von Schöneck († 1318)

1288–1289 Elekt von Mainz 

1303/04–1318 Bischof von Worms

 

Bruder des Wormser Bischofs Simon von Schöneck; er folgte in seiner geistlichen Laufbahn weitgehend dem Karrieremuster seines Bruders, doch sind bei ihm Verbindungen zu Kurie und Königshof deutlicher ausgeprägt; 1279 Domherr, 1284–1308 Domscholaster von Mainz; 1280 Propst des Kollegiatstifts Dorla bei Langensalza/Thüringen; er scheiterte 1288–89 mit seinen Ambitionen auf das Erzbistum Mainz an Gerhard von Eppstein, obwohl er, von einem Teil des Kapitels gewählt, seine Interessen persönlich an der Kurie vertreten hatte; stattdessen verlieh ihm Papst Nikolaus IV. den Titel eines päpstlichen Kaplans sowie als Nachfolger Gerhards von Eppstein die Propstei des Stifts St. Bartholomäus in Frankfurt und ein Kanonikat ebd.; 1289 Pfarrer von Wesel. Nach dem Tod Erzbischof Gerhards setzte sich König Albrecht I. von Österreich, der Emicho spätestens 1299 zu seinem Kaplan ernannt hatte, im Sommer 1305 bei einem Aufenthalt in Mainz für seine Erhebung zum Erzbischof ein, obwohl sich die Kurie die Besetzung des Mainzer Stuhls vorbehalten hatte. Wieder konnte sich Emicho nach zwiespältiger Wahl nicht durchsetzen, da Papst Clemens V. diese für ungültig erklärte und im November 1306 Peter von Aspelt das Erzbistum verlieh.

Nach dem Tod des Wormser Bischofs Eberwin von Kronberg kam es wegen der Bestellung eines Nachfolgers zu schweren Zerwürfnissen im Domkapitel; Papst Benedikt XI. kassierte 1303/04 die Wahl des von einigen Domherren gewählten Propstes des Kollegiatstifts St. Cyriakus in Neuhausen bei Worms, Johann von Randeck (* um 1270/75), ließ aber auch die von der Gegenseite ausgesprochene Postulation des noch minderjährigen Domizellars Johann von Nassau († 1328), eines Vetters des 1298 gefallenen Königs Adolf, nicht zu. Die schon von Papst Benedikt XI. 1303/04 ausgesprochene Provision Emichos wurde nach der Entscheidung über die Besetzung des Mainzer Erzstifts am 16. September 1307 von Clemens V. bestätigt; Konsekration zwischen dem 9. März und dem 31.Oktober 1308.

Emichos Pontifikat blieb von größeren Auseinandersetzungen um die Stadtherrschaft in Worms verschont. Gegenüber den Wormser Juden konnte er 1312 die bischöflichen Herrschaftsrechte stärken. Rennewart von Strahlenberg († nach 1347) verpfändete dem Hochstift 1316 auf sieben Jahre die Herrschaft Waldeck, doch scheint nach Ablauf der Frist das Erzstift Mainz in die Wormser Forderungen eingetreten zu sein.

Emicho nahm die geistlichen Aufgaben seines Amtes durchaus ernst. Vermutlich war er bei der 1310 durch Erzbischof Peter von Aspelt in Mainz abgehaltenen Provinzialsynode anwesend. 1316 führte er eine Diözesansynode durch, auf der vor allem Fragen der kirchlichen Disziplin behandelt wurden. Emicho vollzog zahlreiche Pontifikalhandlungen. Auch seine Sorge um kirchliche Gebäude ist mehrfach belegt. In Verbindung mit dem Wiederaufbau der Wormser Sylvester- und Valentinuskapelle scheint in deren Nachbarschaft eine kleine Reklusenniederlassung entstanden zu sein. Die Reliquien des hl. Valentinus, die die Kapelle barg, wurden im späten Mittelalter sehr verehrt.

† 10. (11.?) Februar 1318; Grab: Wormser Dom.

Burkard Keilmann