Gerlach Schenk von Erbach († 1332)

1329–1332 Bischof von Worms

 

Aus einer der Ministerialität der Benediktinerabtei Lorsch entstammenden Familie, die sich seit dem frühen 12. Jh. eine eigene Herrschaft um Erbach im hinteren Odenwald geschaffen hatte und in der Mitte des 13. Jh. das pfälzische Schenkenamt erlangte, das ihr zusammen mit großen pfälzischen Lehen den sozialen Aufstieg ermöglichte. Andererseits geriet Erbach jedoch aufgrund seiner Mittellage in den Sog der territorialen Auseinandersetzung zwischen den Mainzer Erzbischöfen und der Pfalzgrafschaft. Seit dem frühen 13. Jh. war die Familie in südwestdeutschen Domkapiteln vertreten. Gerlachs Onkel Engelhard Schenk von Erbach († nach 1318) und sein Bruder Engelhard († nach 1339) waren Domherren von Würzburg und Speyer.

Gerlach war ein Sohn Eberhards V. Schenk von Erbach († vor 1303) und dessen Frau Agnes von Breuberg († 1302); vor 1324 Domherr von Speyer, 1324 Propst des Kollegiatstifts Allerheiligen ebd. und Archidiakon; Domherr von Worms; nach dem Tod des Wormser Bischofs Cuno von Schöneck vor dem 27. Oktober 1329 vom Kapitel gegen den am 21. Juni von Papst Johannes XXII. providierten Salmann Cleman zum Bischof gewählt und vor dem 14. Februar 1331 durch das Mainzer Domkapitel bestätigt, das zur gleichen Zeit wegen der Beauftragung des Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg mit der Administration des Erzbistums in eine schwere Auseinandersetzung mit der Kurie verwickelt war. Kaiser Ludwig IV. von Bayern sah in Gerlach einen Verbündeten in seinem Kampf gegen den Papst und unterstützte seine Ansprüche. Auf Ludwigs Bitte verwendete sich der Rat der Stadt Worms an der Kurie ebenfalls für Gerlach und protestierte gegen die Erhebung Salmanns. Mit finanzieller Unterstützung Ludwigs konnte sich Gerlach im Besitz des Wormser Hochstifts behaupten. Die Bürgerschaft von Worms leistete ihm unter dem Vorbehalt, daß kein anderer größere Ansprüche darauf erheben könne, den Treueid. Johannes XXII. eröffnete am 19. Oktober 1331 auf Salmanns Ersuchen den Prozeß gegen Gerlach und seine Wormser Anhänger.

Die Diözesanregierung Gerlachs verlief nicht spannungsfrei, und seine Maßnahmen zur Verbesserung der kirchlichen Disziplin stießen auf Widerstand beim Stiftsklerus, während sich unter der Wormser Bürgerschaft Tendenzen zu einer Annäherung an Salmann zeigten. Der durch das Domkapitel um Annahme einer Administratur gebetene Balduin von Luxemburg vermittelte 1331 einen Ausgleich unter den streitenden Parteien und trat dann wieder zurück.

Vermutlich erhielt Gerlach die Bischofsweihe nicht; † 18. Dezember 1332; Grab: Wormser Dom.

Burkard Keilmann