Salmann Cleman (um 1299–1359)

1329–1359 Bischof von Worms

 

Geboren wohl kurz vor 1299; stammte aus dem Patriziat der Stadt Mainz, wo sein Vater Johann gen. zum Cleman († vor 1316) bis 1312 Schultheiß war; dessen Witwe Elisabeth wird 1316–18 erwähnt; Salmann ist 1325 als Kustos des Mainzer Stifts St. Peter belegt; diese Pfründe hatte er im 17. Lebensjahr erhalten; vor Beginn des 25. Lebensjahres zum Propst des Stifts St. Stephan in Mainz gewählt; prozessierte noch 1325 um die Propstei, ebenso um Kanonikat und Pfründe am Wormser Domstift, die er trotz päpstlicher Provision noch nicht erhalten hatte. Im folgenden Jahr konnte Salmann im Streit mit dem Domkapitel seine Ansprüche durchsetzen. Größeren Erfolg hatte das Domkapitel von Mainz, wo Salmann 1325 eine Expektanz auf Kanonikat, Pfründe und Dignität/Personat oder Offizium erhalten hatte. Der Protest der Domherren, wonach Salmann und seine Vorfahren Feinde der Mainzer Kirche gewesen seien, war vermutlich erfolgreich, denn Papst Johannes XXII. verlieh Salmann 1326 eine neue Expektanz für die Domkapitel von Köln, Trier, Würzburg oder Speyer. 1332 verfügte Salmann über Einkünfte in der Pfarrei St. Florian (Diözese Lavant).

Das Bistum Worms, dessen Besetzung sich der Papst reserviert hatte, wurde nach dem Tod Bischof Cunos von Schöneck zum Spielball kurialer Politik. Am 21. Juni 1329 providierte Johannes XXII. Salmann, der damals Subdiakon war, als Bischof; Konsekration vor dem Sommer 1330; der Versuch des Wormser Domkapitels, seinen eigenen Kandidaten Gerlach Schenk von Erbach gegen Salmann durchzusetzen, führte zu einem Schisma, das für Jahre durch reichspolitische Gegensätze gefördert wurde. Gerlach, der von Kaiser Ludwig IV. von Bayern, dem Mainzer Domkapitel und dessen Administrator, dem Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg, sowie der Stadt Worms unterstützt wurde, konnte sich zunächst im Bistum durchsetzen. Salmann dagegen engagierte sich auch politisch gegen den Kaiser und erfuhr massive Unterstützung durch die Kurie. 1331 ließ der Papst an der Kurie den Prozeß gegen Gerlach und seine Wormser Anhänger eröffnen. Das Domkapitel verharrte jedoch auch nach Gerlachs Tod (1332) in seiner ablehnenden Haltung gegenüber Salmann und bestellte aus den eigenen Reihen Friedrich von Isenburg, Johann von Laumersheim und Hermann von Schöneck für drei Jahre zu Bistumsadministratoren. Da die Erfolge von Salmann sogar eine Koalition mit der Wormser Bürgerschaft möglich erscheinen ließen, beauftragte das Domkapitel 1335/36 den Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg, der seit 1328 mit dem päpstlich providierten Heinrich von Virneburg um das Erzbistum Mainz stritt, wie schon 1331 mit der Verwaltung der Diözese. Zwar mußte Salmann im Sommer 1335 gegenüber Balduin in Oppenheim auf weitere Aktionen und Ansprüche verzichten, doch scheiterten alle Versuche, den päpstlichen Kandidaten mit einem anderen Bistum abzufinden. Nach Balduins Verzicht auf die Wormser und Mainzer Administration beauftragte Papst Benedikt XII. 1337 seine Legaten, das Vermögen der Wormser Kirche zu inventarisieren. Das Domkapitel leistete Salmann ebenso wie dem nun durch das Mainzer Domkapitel anerkannten Heinrich von Virneburg, der nach seiner Aussöhnung mit Ludwig dem Bayern 1339 aus der Hand des Kaisers auch Worms erhalten hatte, unter der Führung seines Dekans Theoderich von Meckenheim († vor 1348) weiterhin Widerstand. Es geriet jedoch immer mehr in die Isolation, da der Kaiser über Meckenheim und seine Anhänger die Reichsacht verhängte und Salmann, seit 1338 durch Papst Benedikt XII. mit dem Gehalt eines päpstlichen Hauskaplans ausgestattet, an der Kurie den Kirchenbann über seine Gegner und das Interdikt für die Stadt Worms durchzusetzen vermochte. Durch ihre Unterwerfung gegenüber Ludwig und dem Mainzer Erzbischof im Frühjahr 1340 suchten die Domherren das Hochstift dem Zugriff von Salmann zu entziehen, doch mußten sie diesen im Januar 1341 als Bischof anerkennen und finanziell entschädigen.

Die Auseinandersetzung mit Salmann hatte die wirtschaftlichen Grundlagen des Bistums stark in Mitleidenschaft gezogen. Benachbarte Territorialherren nutzten in den folgenden Jahren die Schwäche des Hochstifts zur Abrundung und Festigung ihrer eigenen Machtbasis aus. Vor allem Pfalzgraf Ruprecht I. gelang es, die Wormser Geistlichkeit völlig von sich abhängig zu machen. 1349 mußte sich das Domkapitel ihm gegenüber verpflichten, künftig keinen Bischof mehr zu wählen, der sich nicht durch einen Eid verpflichte, die Pfalz von seinen Festungen aus nicht zu schädigen. Dafür nahm Ruprecht das Stift in seinen Schutz. Auch die Wormser Herrschaftskomplexe Ladenburg und Burg Stein wurden dem Hochstift immer mehr entfremdet.

Das Machtvakuum in der Bistumsleitung unter Salmann dürfte die wiederholten sozialen Unruhen zwischen Zünften und Patriziat in der Bischofsstadt gefördert haben. Wirtschaftliche und soziale Probleme vermischten sich bei der Diskriminierung und Verfolgung der Wormser Juden mit religiösen Fragen: 1349 überfielen die Bewohner von Worms, aufgehetzt von Flagellanten, das Judenviertel und erschlugen über 400 Juden.

Der von schweren Kirchenstrafen begleitete Kampf von Salmann um Worms scheint das geistliche Leben des Bistums weitgehend zum Erliegen gebracht zu haben. Eine 1339 durch Heinrich von Virneburg vorgenommene Visitation ist vorrangig kirchenpolitisch zu verstehen. Salmann ließ zwischen 1338 und 1341 in Kaiserslautern, Landstuhl und Hochspeyer Weihehandlungen vornehmen. Für seine Sorge um die geistlichen Belange des Bistums finden sich sonst kaum Belege.

Am 23. Oktober 1358 beauftragte Papst Innozenz VI. den Mainzer Erzbischof Gerlach von Nassau damit, Salmann einen Koadjutor zur Seite zu stellen, da er die Wormser Diözese aus Alters- und Krankheitsgründen nicht mehr leiten könne. Nachdem der von Gerlach ernannte Dietrich Bayer von Boppard am 16. April 1359 die päpstliche Bestätigung erhalten hatte, ließ Salmann seinen Verzicht auf das Bistum erklären. † 15. Mai 1359; Grab: unbekannt.

Burkard Keilmann