1359 Koadjutor des Bischofs von Worms
1359–1365 Bischof von Worms
1365–1384 Bischof von Worms
Geboren um 1330; seine Eltern waren Simon Bayer von Boppard († nach 1359) und Elisabeth Walpod von Waldmannshausen; die Familie des Vaters entstammte der Reichsministerialität und war in Boppard ansässig, wo ihre Mitglieder seit dem 13. Jh. als Reichsschultheißen nachweisbar sind. Nach der Verpfändung Boppards an den Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg (1312) schlossen sie sich dem Haus Luxemburg an und stiegen unter Karl IV. auf. In der ersten Hälfte des 14. Jh. besaßen oder beanspruchten die Bayer von Boppard kirchliche Pfründen in Lüttich, Toul, Trier, Xanten, Köln, Koblens, Mainz und Frankfurt. Auch für das Wormser Stift St. Martin hatte Heinrich Bayer von Boppard († 1352), vermutlich ein Onkel Dietrichs, 1326 eine exspektanz und bemühte sich um die dortige Propstei.
Dietrich studierte in Lüttich, wo er die französische Sprache und Lebensart kennenlernte, erlangte jedoch keinen akademischen Grad. Seine Laufbahn durch das Haus Luxemburg gefördert. 1342 erhielt er auf Vermittlung des böhmischen Königs Johann von Papst Clemens VI. eine Expektanz für das Wormser Domkapitel, wo er 1353 als Domherr belegt ist; durch päpstliche Provision wurde er um 1353 Domherr von Mainz, 1353/56 Domkantor; die Domherrnstelle resignierte er 1362 zugunsten seines Bruders Reimbold († 1364); die Domkantorei erhielt 1363 der spätere Mindener Bischof Otto von Wettin; 1353–79 ist Dietrich als Domherr von Trier belegt; die Speyerer Dompropstei konnte er trotz päpstlicher Provision von 1353 nicht erlangen; das Domkanonikat, für das er 1358 providiert worden war, resignierte er im folgenden Jahr ebenfalls zugunsten seines Bruders Reimbold. Häufige Aufenthalte in Avignon – z. T. im Dienst Karl IV. – belegen Dietrichs gute Kontakte zur Kurie und zum kaiserlichen Hof. Seit 1358 führte er den Titel eines päpstlichen Kaplans.
Als Domherr war Dietrich mit den problematischen Zuständen des Bistums Worms unter Bischof Salmann Cleman vertraut. Er dürfte durch seine Verbindungen zur Kurie das Vorgehen des Papstes gegen Salmann persönlich vorangetrieben haben. Vom Mainzer Erzbischof Gerlach von Nassau in päpstlichem Auftrag zum Koadjutor Salmanns bestimmt, erhielt er am 16. April 1359 die Bestätigung durch Papst Innozenz VI. Nach Salmanns Verzicht verlieh ihm der Papst am 15. Mai 1359 das Bistum. Dietrich besaß zu diesem Zeitpunkt die Diakonsweihe. Offensichtlich noch vor seinem Einzug in Worms musste er am 28. Juni 1359 von Mainz aus die Zusicherung des Domkapitels von 1349 bestätigen, die Pfalzgrafschaft von seinen Festungen aus nicht zu schädigen. Am 20. Juli erfolgte auf Burg Karlstein dien Investitur durch Kaiser Karl IV. Die Bischofsweihe empfing Dietrich vermutlich vor dem 12. September 1359.
Dietrich hatte zunächst Schwierigkeiten, sich im Hochstift durchzusetzen. Wegen seines Einzugs in Worms geriet er in Streit mit der Bürgerschaft, die ihn zu Zugeständnissen bezüglich der Stadtherrschaft nötigen wollte. Worms wurde daraufhin mit dem Interdikt belegt. Am 26. Februar 1360 bestätigte Dietrich die städtischen Privilegien, doch fanden die Spannungen damit noch kein Ende. Nach dem Eingreifen Karls IV. kam es im Herbst 1360 zu einem vorläufigen Kompromiss zwischen Bischof und Stadt, der die Aufhebung des Interdikts ermöglichte.
Dietrich wollte in enger Zusammenarbeit mit Kaiser und Papst die Probleme seines Hochstifts in der Auseinandersetzung mit seiner Bischofsstadt und den benachbarten Territorialherren lösen. Dem dienten häufige Aufenthalte in der Kurie, wo er im Frühjahr und Herbst 1361 das unter seinem Vorgänger erschütterte Vertrauen in die finanzpolitische Zuverlässigkeit der Wormser Kirche durch persönliche Überbringung der Servitien wiederherzustellen suchte. Auch die Kontakte zum Kaiser intensivierte Dietrich. Alljährlich hielt er sich am Hof Karls IV. auf. Dabei suchte er Unterstützung vor allem für seine Position als Stadtherr von Worms zu gewinnen. Durch die Erhebung Laumersheims zur Stadt und die Errichtung eines Marktes zeigte sich Karl IV. auch um die Wirtschaftskraft im linksrheinischen Bereich des Hochstifts bemüht. Weniger erfolgreich blieb die Politik Dietrichs am östlichen Rheinufer. Versuche, das unter Bischof Salmann dem Hochstift entfremdete Ladenburg und die Festung Stein aus der Hand der Grafen Walram von Sponheim († 1380) zurückzugewinnen, schlugen fehl.
Spannungen in Worms führten 1364 zu einem neuen Bündnis der städtischen Stifte gegen die Bürgerschaft. Noch einmal bat Dietrich die Kurie um Hilfe. Im Gefolge des Kaisers, der die Stadt auf seine Klage mit der Reichsacht belegt hatte, reiste er 1365 erneut nach Avignon. Dort transferierte ihn Urban V. am 13. August 1365 als Nachfolger Johannes von Vienne nach Metz.
Dietrichhielt am 2. November 1365 seinen Einzug in Metz. Er bemühte sich, die Streitigkeiten seiner Vorgänger mit der Stadt beizulegen. Zum Kaiser und zu den Päpsten unterhielt er gute Beziehungen: 1368 begleitete er Karl IV. nach Italien, und die Päpste Urban V. wie auch Gregor XI. beauftragten ihn mit Legationen. Bei Papst Gregor X. bemühte er sich um die Bestätigung der Wahl Wenzels zum Römischen König. Nach Ausbruch des großen Abendländischen Schismas 1378 entschied er sich für Clemens VII., nachdem Wilhelm von Aigrefeuille, Kardinalpriester von St. Stefano in Monte Celio (1367–1401), in Metz für die avignonesische Obödienz geworben hatte.
Im lothringischen Raum und in den benachbarten Territorien wirkte Dietrich wiederholt als Vermittler. 1373 verhängte er über die Stadt Metz, die den Klerus besteuern wollte, das Interdikt. Es wurde erst Ende 1375 aufgehoben. Seine Burgen befestigte Dietrich systematisch.
Auch seine Aktivitäten auf religiösem Gebiet waren beachtlich. Am Palmsonntag 1376 übertrug er in feierlicher Prozession ein von ihm gestiftetes Büstenreliquiar mit einer Schädelreliquie des hl. Stephanus, des Patrons der Kathedrale, die ihm Karl IV. geschenkt hatte. Den Mendikanten gegenüber erwies er sich als großzügig, so gegenüber den Klarissen in Vic-sur-Seille, wo er meist residierte. In Baccarat errichtete er einen Karmel.
Dietrichs Politik war kostspielig, so dass er Darlehen aufnehmen und Verpfändungen vornehmen musste. In der Erinnerung lebte er als volksnah fort. † 18. Januar 1384 Metz; Grab in der Bischofsgruft der Kathedrale ebd.
Burkhard Keilmann – Michel Parisse
Text aus: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon. Teil: 1198 bis 1448, unter Mitw. von Stephan M. Janker, Berlin: Duncker und Humblot 2001, S. 448–449.