Konrad (I.) von Wittelsbach (um 1130–1200)

1161–1165 45. Erzbischof von Mainz (1. Amtsperiode)
1165–1177 Ernannter Erzbischof von Mainz
1165 Kardinal
1167–1200 Administrator von Sora
1177–1183 Erzbischof von Salzburg
1183–1200 47. Erzbischof von Mainz (2. Amtsperiode)

 

Geboren um 1130 als dritter Sohn des bayerischen Pfalzgrafen Otto IV. von Wittelsbach und der Eilikas, Erbtochter des Grafen Friedrich von Lengenfeld; Konrad besuchte die Salzburger Domschule und studierte in Paris und Bologna; später Domherr von Salzburg und Augsburg; nach der Ermordung des Mainzer Erzbischofs Arnold von Selenhofen (1153–60) kam es im Sommer 1160 zu einer Doppelwahl zwischen Rudolf von Zähringen und dem späteren Mainzer Dompropst Christian von Buch, die auf der von Papst Viktor IV. einberufenen Synode von Lodi auf Betreiben Kaiser Friedrichs I. Barbarossa (1152–90) am 20. Juni 1161 verworfen wurde; zum neuen Erzbischof bestellte die Synode Konrad. Im September 1165 ließ ihn Friedrich Barbarossa jedoch auf dem Reichstag zu Worms als Anhänger Papst Alexanders III. wieder absetzen und den als Kanzler in Italien tätigen Christian von Buch (1165–83) zum Nachfolger wählen. Konrad begab sich zu Papst Alexander III. nach Frankreich und begleitete ihn Ende November 1165 nach Rom. Alexander III. ernannte Konrad am 15. Dezember 1165 zum Kardinalpriester von S. Marcello, bald darauf zum Kardinalbischof von Sabina und zum Erzbischof von Mainz; Konsekration durch den Papst; Konrad urkundete am 18. März 1166 als Bischof von Sabina; 1167 erhielt er zur Vermehrung seiner Einkünfte das Bistum Sora in der Campagna zur Administration, das er von einem Prokurator verwalten ließ. Eine enge Freundschaft verband Konrad zu dieser Zeit mit Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury (1162–70).

Papst Alexander III. betraute Konrad mit wichtigen diplomatischen Aufgaben. 1169–71 und 1173–77 war er Apostolischer Legat in Bayern. Gemäß einem zu Anagni geschlossenen Vertrag resignierte Konrad am 1. August 1177 in Venedig auf das Erzbistum Mainz in die Hände Alexanders III., der ihn am 9. August auf Grund des Artikels 12 des Friedens von Venedig im Einvernehmen mit Kaiser Friedrich Barbarossa durch die anwesenden Salzburger Domherren zum Erzbischof von Salzburg wählen ließ. Der Papst übertrug ihm außerdem auf Lebenszeit die „Legation über ganz Deutschland“. Friedrich Barbarossa investierte ihn unmittelbar nach der Wahl und deren Bestätigung durch den Papst mit den Regalien (bestätigt durch eine Urkunde vom 14. Juni 1178).

1178 hielt Konrad in Hohenau am Inn eine Provinzialsynode ab, an der alle Suffraganbischöfe teilnahmen und die sich der Reform des geistlichen Lebens widmete, das während des Salzburger Schismas besonders gelitten hatte. Im März 1179 nahm Konrad zusammen mit seinem Bruder Otto, Pfalzgraf von Wittelsbach, der 1180 mit dem Herzogtum Bayern belehnt wurde, am III. Laterankonzil teil.

Als Erzbischof von Salzburg lag Konrad vor allem die Ordnung der kirchlichen Verhältnisse am Herzen. Er beschenkte die Klöster, bestätigte Tauschgeschäfte und schlichtete Streitigkeiten, wozu er als Legat besonders bevollmächtigt war. Die schwierigste Aufgabe erwuchs ihm in der Behauptung der Salzburger Hoheitsrechte über das Eigenbistum Gurk. Mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa ausgesöhnt, bestätigte dieser den Gesamtbesitz des Salzburger Erzstiftes und verbriefte Konrad zugleich das alleinige Recht auf die Wahl, Investitur und Weihe der Bischöfe von Gurk. Mit einer Bulle bestätigte Papst Alexander III. 1179 eine Reihe von Rechten der Salzburger Erzbischöfe, darunter wiederum das päpstliche Vikariat für Noricum – erstmals auch für Konrads Nachfolger – und das Recht auf die Einsetzung der Bischöfe von Gurk. Der Papst gestattete ihm das Pallium zu erweitertem Gebrauch, erlaubte ihm, das Kreuz vor sich hertragen zu lassen und an Festtagen auf einem weißen Pferd mit einer rotgezierten Decke („Zelter“) zu reiten, und verlieh ihm und seinen Nachfolgern die Würde und Befugnisse eines ständigen Apostolischen Legaten („legatus natus“) für die Salzburger Kirchenprovinz.

Unter Konrad setzte der Wiederaufbau der durch einen verheerenden Brand 1167 zerstörten Stadt Salzburg ein. Höhepunkt war der Bau des romanischen Domes, den Konrad 1181 von Grund auf neu begann. Mit einer Länge von 110 Metern, einem vielleicht fünfschiffigen Langhaus, dessen Mittelschiff 30 Meter hoch war, und einem Querschiff von fast 50 Metern verkörperte dieser größte romanische Dom in Süddeutschland eindrucksvoll die Metropolitangewalt der Salzburger Erzbischöfe.

Für Salzburg bedeuteten die sechs Jahre seiner Regierung nach einer Periode der Zerstörung und des Verfalls eine Zeit der Konsolidierung, der Reorganisation und des Wiederaufbaus. Zu Ehren seines ermordeten Freundes Thomas Becket konsekrierte Konrad am 17. März 1178 eine restaurierte Felsenkapelle in den Katakomben des Friedhofs von St. Peter in Salzburg. Dabei vollzog er die erste Kirchweihe als Erzbischof von Salzburg und schuf das älteste Patrozinium des hl. Thomas im süddeutschen Raum.

Nach dem Tod des Mainzer Erzbischofs Christian von Buch kehrte Konrad zwischen 11. und 17. November 1183 nach Mainz zurück und machte seine Ansprüche auf das Erzbistum geltend. Er konnte offensichtlich im Einvernehmen mit dem Kaiser sowie dem Klerus und den Großen von der Stadt Mainz Besitz ergreifen. Besser als seinem Vorgänger gelang es ihm, die Doppelrolle als geistlicher Reichsfürst zu bewältigen. Obwohl als Kanzler und Beauftragter des Kaisers vielfach außerhalb seines Sprengels, vernachlässigte er seine pontifikalen Aufgaben nicht. Das Visitations- und Synodalwesen wurde unter ihm wieder belebt; er begünstigte das Niederkirchenwesen sowie die Augustinerchorherren und Prämonstratenser.

In Mainz fanden unter Konrad bedeutende Reichsversammlungen (1184, 1188, 1194 und 1196) statt, aus denen der glänzende Hoftag von 1184 mit der Schwertleite der Kaisersöhne Friedrich und Heinrich und der „Hoftag Jesu Christi“, der 1188 den dritten Kreuzzug einleitete, herausragten. 1185 beteiligte sich Konrad wahrscheinlich an der Wahl Papst Urbans III. In Gelnhausen nahm Konrad 1195 das Kreuz und zog im April 1197 von Apulien aus an der Spitze eines Ritterheeres nach Palästina. Bistumsverweser war in dieser Zeit der Havelberger Bischof Helmbert. Erst nach der verhängnisvollen Doppelwahl von 1198 kehrte Konrad von Akko über Rom, wo ihn Papst Alexander III. zum Vermittler bestimmt hatte, nach Mainz zurück.

Gestorben am 25. Oktober 1200, auf dem Rückweg aus Ungarn zu Riedfeld bei Neustadt an der Aisch; Grab: Dom zu Mainz.

Franz Ortner – Friedhelm Jürgensmeier

 

Text aus: Gatz, Erwin (Hrsg), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Teil: 1198 bis 1448, unter Mitw. von Clemens Brodkorb, Berlin: Duncker und Humblot 2001, S. 397–398. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.