Damian Hartard (von der) Leyen-Hohengeroldseck (1624–1678)

Reichsritter, seit 1653 Reichsfreiherr von der Leyen-Hohengeroldseck

1676–1678 85. Kurfürst-Erzbischof von Mainz

1676–1678 Fürstbischof von Worms

 

Damian Hartard von der Leyen wurde 1624 zu Trier als Sohn des Damian von der Leyen und der Anna Katharina Walbott von Bassenheim geboren und dort am 12. März getauft. 1631 floh er mit seiner Familie vor den anrückenden Schweden nach Köln, wo er das Gymnasium besuchte. Im gleichen Jahr wurde er Domizellar in Mainz und 1633 in Trier, wo er 1646 Kapitular, 1658 Koadjutor des Dompropstes und 1663 dessen Nachfolger wurde. 1637 hatte Leyen sich an der Kölner Universität als Student der freien Künste (Philosophie) für das Biennium eingeschrieben. Wahrscheinlich studierte er dort auch Theologie und Rechtswissenschaften, denn in Mainz immatrikulierte er sich erst 1643 und in Löwen 1644. 1645 immatrikulierte er sich gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Johann Michael als Student des römischen Rechtes in Orléans. 1646 ging Leyen nach Trier, wo er am 26. August Diakon wurde. Spätestens 1647 wurde er Domkapitular in Mainz. 1652 erhielt er die Propstei von St. Alban in Mainz, 1654 wurde er Archidiakon in St. Castor in Carden und 1661 Propst von St. Viktor in Xanten. Seit 1661 war er Amtmann im kurtrierischen Grimberg.

Für die Familie bedeutete es einen großen Gewinn, als Karl Kaspar von der Leyen 1650 gegen den Willen des profranzösisch eingestellten Erzbischofs Philipp Christoph von Sötern zu dessen Koadjutor gewählt wurde und diesem 1652 nachfolgte. Daraufhin wurden die von der Leyen 1653 in den Freiherrenstand erhoben. Zu Reichsgrafen stiegen sie erst 1711 auf. Leyen wurde nun von seinem Bruder mehrfach mit wichtigen Missionen betraut. In dessen Auftrag spielte er sowohl bei der Wahl König Ferdinands IV. 1653 in Regensburg als auch bei der Kaiserwahl 1657/58 eine Rolle. Auftragsgemäß verfocht er eine prohabsburgische Linie. 1655 ging er als kurtrierischer Gesandter zum Reichsdeputationstag nach Frankfurt. In ähnlicher Funktion wirkte er 1662–64 auf dem Reichstag zu Regensburg.

In den Folgejahren tat er sich weder in Trier noch in Mainz sonderlich hervor. Als jedoch 1674 Erzbischof Lothar Freiherr von Metternich-Burscheid ernsthaft erkrankte, zeigte er Interesse für dessen Nachfolge in Mainz und Worms. Sein Bruder unterstützte ihn dabei mit Geld und durch seine guten Beziehungen zum Kaiserhof. Leyen vermochte sich gegen mehrere Konkurrenten durchzusetzen, so dass seine Nachfolge schon bald nach dem Tode des Erzbischofs gesichert war. Am 3. Juli 1675 wurde er einstimmig gewählt und am 12. Juli 1675 auch in Worms postuliert. Dieses Ergebnis wurde als Sieg der kaiserlichen Partei gewertet. Die Konfirmation und die Gewährung des Palliums folgten am 24. Februar 1676. Besonders hart war diesmal das Ringen um die Zahlung der Gebühren, da die rasche Folge von Erzbischofswahlen die Kurmainzer Kasse in Verlegenheit gebracht hatte und die Schulden von Erzbischof Metternich-Burscheid noch nicht abgetragen waren. Da die Finanzen des Erzstiftes außerdem durch die Kriegswirren zerrüttet waren, setzte Leyen alles daran, die Gebühren zu reduzieren. Nach langen Verhandlungen kam es zu einem Kompromiss. Dennoch musste Leyen 1677 eine Ausschreibung von 30 000 fl. anordnen. Am 8. September 1676 wurde er in Mainz durch den Bamberger Bischof Peter Philipp von Dernbach konsekriert.

Leyen stand von Beginn seiner Regierung an als Reichsfürst und Landesherr unter dem Druck der französischen Eroberungskriege. Durch Fortifikationen in Mainz und Erfurt, durch Defensivallianzen und Unterstützung der Friedensverhandlungen in Nimwegen versuchte er weiteren Gefährdungen zu begegnen und Kontributionen abzubauen, doch war seine Amtszeit zu kurz, um wirklichen Einfluss auf den von anderen bestimmten Lauf der Dinge nehmen zu können. Das gleiche galt von der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung im Kurstaat. Es gelang ihm jedoch, einige religiöse Akzente zu setzen. So erlebte die Bruderschaft vom Allerheiligsten Altarsakrament unter ihm eine neue Blüte. Auf Ersuchen von Kaiser Leopold I. regte er in seinem Bistum und in der Kirchenprovinz die Verehrung des hl. Joseph an. Seine Kleider- und Sittenerlasse für die Kleriker und die von ihm erneut verfügten disziplinarischen Maßnahmen zur Durchsetzung der kirchlichen Anordnungen im Volk blieben im gewohnten Rahmen und hatten die üblichen Erfolge.

Leyen starb bereits am 6. Dezember 1678. Er wurde in der von ihm restaurierten St. Laurentiuskapelle des Mainzer Domes beigesetzt.

Friedhelm Jürgensmeier

Text aus: Gatz, Erwin (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon. Teil: 1648 bis 1803, unter Mitw. von Stephan M. Janker, Berlin: Duncker und Humblot 1990, S. 272–273. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags.