Zum Inhalt springen

Geschichte des Mainzer Doms

Über Jahrhunderte hinweg galt der Mainzer Dom als ein religiöses und politisches Zentrum des römisch-deutschen Reichs und war deshalb Schauplatz von Krönungen und Reichstagen. Kaiser Heinrich IV. förderte den Bau der Kathedrale. Die schicksalhafte und wechselvolle Geschichte des Bauwerks war vor allem mit der herausragenden Stellung der Mainzer Erzbischöfe in der Kirche und im Reich verbunden. Sieben Brände überstand das Gotteshaus.

Der Mainzer Dom kann auf eine über 1000 jährige Geschichte zurückblicken.

Zur Bauchronik

Willigis-Urbau

Die Gestaltung des Mainzer Doms geht im Wesentlichen auf den Entwurf von Erzbischof Willigis (975-1011) zurück. Nach seinem Amtsantritt begann er den Bau der gewaltigen Kathedrale. Der eng mit dem ottonischen Kaiserhaus verbundene Erzbischof hatte sich als einer der ranghöchsten Würdenträger nach dem Papst und dem Kaiser Macht und Einfluss erworben. Mit dem monumentalen Dombau unterstrich Willigis seine protokollarische und politische Bedeutung in der Kirche und im Reich.

Der Mainzer Dom bringt dies architektonisch zum Ausdruck. Entgegen der üblichen Kirchengestaltung wurde der Hauptaltar nicht im Osten, sondern im Westen aufgestellt. Diese bis heute unveränderte Ausrichtung entspricht der Anordnung des Papstaltars im alten Petersdom in Rom. Der Anspruch des Heiligen Stuhls von Mainz als ein "Zweites Rom" wurde dadurch ebenso unmissverständlich demonstriert wie durch die gewaltigen Ausmaße der Kathedrale. Das Gebäude war so groß, dass damals alle Christen der Stadt darin Platz fanden.
Zur Gesamtanlage gehörte ein Atrium mit Eingangskirche im Osten (spätere Liebfrauenkirche) für den Empfang des Kaisers. Säulenarkaden verbanden diesen Vorbau mit dem Dom. Die Konzeption weist ebenfalls auf Sankt Peter in Rom sowie auf die Aachener Pfalzkapelle Karls des Großen hin. Auch die Bronzetüren des Mainzer Domportals finden ihr Vorbild in dem Aachener Bau. Solche Bezüge sollten zusätzlich den Anspruch des Mainzer Erzbischofs auf das Recht zur Kaiserkrönung betonen.

Von Anfang an war der Dom als dreischiffige Pfeilerbasilika mit zwei Chören konzipiert, wobei der liturgische Schwerpunkt immer im Westen lag. Der Westchor mit dem Hochaltar und die Vierung waren Bischof und hohem Klerus vorbehalten. Davor erstreckte sich das dreischiffige Langhaus von 200 römischen Fuß Länge, ein ebenso langes Querhaus trennte die Gebäudeteile voneinander. Im Osten wurde der Dom von einem Querbau (vielleicht mit Mittelturm) und zwei flankierenden Treppentürmen abgeschlossen.
Im Westen war der Dom durch einen Verbindungsgang mit einer weiteren Kirche verbunden (heute St. Johanniskirche). Diese war wahrscheinlich bis zum Bau des Willigis-Doms die Hauptkirche des Mainzer Bischofs. Im Süden des Doms grenzte der Kreuzgang an, im Norden lag die erzbischöfliche Residenz.

Die Grundgestalt des Willigis-Doms blieb bei allen späteren Erneuerungen maßgebend. Willigis selbst erlebte die Umsetzung seiner Pläne nicht mehr. Am Tag der Weihe (30. August 1009) oder am Vortag beschädigte ein Brand den Dom schwer.

linie-grau-sm

Architektur

Der Mainzer Dom ist Ergebnis der regen Bautätigkeit der Mainzer Erzbischöfe und Domherren über Jahrhunderte hinweg. Trotz vieler Umbauten, Erweiterungen und Zerstörungen prägen die ursprüngliche Bauidee, die alten Grundmaße und der romanische Baustil das Gesamtbauwerk bis heute. Von Anfang an war der Dom als Pfeilerbasilika mit zwei Chören konzipiert. Die Anbauten weisen sowohl romanische als auch gotische und barocke Elemente auf. 

 

Bauidee

Die beiden Chorbauten des Doms unterschieden sich früher durch ihre liturgische Nutzung. Während der Ostchor seit der Fertigstellung im 13. Jahrhundert von der Dompfarrei für den Gottesdienst genutzt wurde (ebenso die Liebfrauenkirche), blieb der Westchor dem Bischof und dem hohen Klerus vorbehalten. Diese Trennung gibt es heute nicht mehr: Seit dem frühen 19. Jahrhundert ist der Hauptaltar im Westen der Platz für die Messfeier, der Ostchor in erster Linie Ort für das Stundengebet.

Manche Kunsthistoriker sahen hingegen in der Doppelchor-Form den mittelalterlichen Reichsgedanken architektonisch umgesetzt: Danach gehörten zur Verwirklichung des christlichen Imperiums Kirche und Reich untrennbar zusammen. Geistliche und weltliche Macht galten als gemeinsame Beschützer des gläubigen Volks. Diesen Herrschaftsgedanken verkörpere der Mainzer Dom mit dem Westchor als Sitz des Bischofs und dem Ostchor als kaiserlichem Bereich. Diese Deutung wird heute jedoch nicht mehr vertreten.

Mit dem Bau des Doms wollte Erzbischof Willigis (975-1011) seine herausragende Stellung im Reich und in der Kirche zum Ausdruck bringen: Entgegen der üblichen Kirchengestaltung befindet sich der Hauptaltar des Doms nicht im Osten, sondern im Westen. Diese Ausrichtung kopiert die besondere Aufstellung des römischen Papstaltars in St. Peter. Der Anspruch des Heiligen Stuhls von Mainz als ein "Zweites Rom" wurde dadurch ebenso unmissverständlich demonstriert wie durch die gewaltigen Ausmaße der Kathedrale.

Denkmalpflege

Der Mainzer Dom ist künstlerisch und historisch gesehen von höchster Bedeutung und zählt zu den herausragenden Zeugnissen des christlichen Glaubens in Deutschland. Es ist Aufgabe der Kirchlichen Denkmalpflege, das Bauwerk und seine Ausstattung auf Dauer zu erhalten. Zur Durchführung notwendiger Baumaßnahmen besteht eine eigene Dombauverwaltung. Hierzu gehören das Dombauamt und die Dombauhütte. Beide sind im Auftrag des Mainzer Domkapitels tätig. Das Domkapitel berät und beschließt die erforderlichen Baumaßnahmen.

Dombauamt

Die Mitarbeiter des Dombauamts sind zuständig für die Feststellung von Bauschäden sowie für die Maßnahmen zur Bauerhaltung. Die erfahrenen und ortskundigen Fachleute beobachten die Kathedrale ständig und können daher unmittelbar auftretende Bauprobleme erkennen. Alle erforderlichen Maßnahmen werden mit dem Dom- und Diözesankonservator nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten abgestimmt. Das Dombauamt überprüft außerdem die Sicherheit technischer Anlagen im Dom.

Seit 1988 werden am Dom umfangreiche Vermessungsarbeiten mit einer Spezialkamera durchgeführt. Das Dombauamt besitzt dadurch exakte Grundrisse, Querschnitte und Fassadenaufrisse der Bischofskirche zur wissenschaftlichen Bauforschung. Das Archiv des Dombauamts umfasst außerdem Pläne, Zeichnungen und Fotos zu Bau und Ausstattung sowie Akten zum Dombau überwiegend für die Zeit nach 1945.

 

Dombauhütte

Ein Teil der Instandsetzungsarbeiten wird in den kunsthandwerklichen Werkstätten der Dombauhütte ausgeführt, andere erfolgen durch beauftragte Spezialfirmen. Außerdem pflegt die Dombauhütte die Gartenanlage des Domfriedhofs.

Die Steinmetze und Bildhauer messen beschädigte oder zerstörte Steine und Skulpturen auf und fertigen originalgetreue Kopien. Es wird darauf geachtet, möglichst dem Original gleiches Material zu verwenden und die historische Oberflächengestaltung nachzuempfinden. Die Steinmetze wenden hierbei meist traditionelle Handwerkstechniken an. Seit 1975 bildet die Dombauhütte im Steinmetzhandwerk aus.

 

Traditionelle Arbeitsweisen pflegen auch die Schreiner der Dombauhütte. Vor allem die Konservierung und Restaurierung der beiden Chorgestühle und der Sakristeieinrichtung gehören zu ihrem Aufgabengebiet. Die Maler der Bauhütte besitzen Spezialkenntnisse zur Zusammensetzung historischer Farben und zu deren Verarbeitung.

Die Anfänge der modernen Dombauhütte liegen etwa im Jahr 1950: Nachdem bis dahin Mainzer Handwerkerbetriebe für die Wiederherstellungsarbeiten nach dem Zweiten Weltkrieg herangezogen wurden, gibt es seither eigene Schreiner, Maler und Steinmetze. 1963 wurden sie organisatorisch in der neugegründeten Dombauhütte zusammengefasst.