Gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus

Datum:
Mo. 27. Nov. 2023
Von:
Patrick Landua, Sprecher des Katholikenrates

Der Katholikenrat des Bistums Mainz positioniert sich klar gegen gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus. Das Gremium hat dazu eine Stellungnahme verabschiedet, die hier im Wortlaut veröffentlicht ist.

Rechtsextremismus und Antisemitismus entschieden entgegentreten – Katholikenrat im Bistum Mainz bezieht Position

Wir sind entsetzt und voller Sorge. Bei den Landtagswahlen im Herbst dieses Jahres wird in
Hessen die AfD zweitstärkste Kraft, ihr bisher bestes Ergebnis in einem westdeutschen
Bundesland. Dies ist in Hessen umso bedenklicher, da sowohl der Mörder des Kasseler
Regierungspräsidenten Walter Lübcke als auch der Attentäter von Hanau eine rechtsradikale Gesinnung hatten.
Gerade die Katholiken und Katholikinnen in den muttersprachlichen Gemeinden im Bistum
Mainz reagieren auf diese Ergebnisse und Entwicklungen mit Erschrecken, ja mit Angst.

Zudem erleben wir seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel vom 07. Oktober 2023 einen besorgniserregenden Antisemitismus, der jüdisches Leben in unserem Land und an anderen sicher geglaubten Orten der Welt bedroht. So hat in Deutschland die Zahl judenfeindlicher und antiisraelischer Vorfälle rasant zugenommen. Tausende kamen zu propalästinensischen Demonstrationen, die zum Teil durch gewalttätige Hamas-Befürworter missbraucht wurden. Viele Jüdinnen und Juden berichten, sie trauten sich hier nicht mehr, ihren Glauben und ihre Symbole offen zu zeigen.

All diesen erschreckenden Angriffen auf unsere offene und plurale Gesellschaft treten wir, die Mitglieder des Katholikenrats, in Fortschreibung unserer Stellungnahme „Katholiken gegen Rechtspopulismus“ vom 23. März 2017, ganz entschieden entgegen. Dies gilt gegenüber dem rechtspopulistischen und zunehmend rechtsradikalen Auftreten der AfD und deren Gesinnung genauso wie gegenüber dem unverhohlenen Antisemitismus – auch aus der Mitte unserer Gesellschaft heraus. Darin sehen wir auch eine Gefährdung unserer Demokratie.

Ein Kernpunkt unseres Glaubens und damit Orientierungspunkt sowohl in kirchlichen als auch in gesellschaftlichen und politischen Fragen ist unser christliches Menschenbild, das auf der Gottebenbildlichkeit des Menschen beruht und das Gebot der Nächstenliebe betont. Deshalb gibt es für uns keine Menschen zweiter oder dritter Klasse: Jeder Mensch verfügt über die gleiche Würde, alle haben die gleichen Grundrechte und jede und jeder verdient den gleichen Schutz sowie die gleiche Anerkennung. Polemik, Ausgrenzung, Hetze und Gewalt gegenüber Menschen anderer Hautfarbe, Herkunft, sexueller Orientierung oder Religion widersprechen dem christlichen Menschenbild. Dieses Menschenbild ist gerade nicht das der AfD.

Die AfD und andere rechte Bewegungen und Parteien reklamieren für sich zunehmend einen Begriff der Freiheit als Ausgangs- sowie als Zielpunkt ihres Denkens und Handelns, der nicht alle Menschen einschließt. Wir stellen uns dem entgegen: Wir bekennen uns zur individuellen Freiheit jedes Menschen, die nach unserem Verständnis aber dort ihre Grenzen hat, wo sie das Recht der anderen infrage stellt. Wir verstehen den Menschen als soziales, in die Gemeinschaft aller eingebundenes Wesen.

Die Sorge für die Schwächeren und Benachteiligten steht über dem Recht auf ungezügelte
Selbstentfaltung. Nächstenliebe und Solidarität gelten als christliche Ideale ohne Unterschied allen Menschen, besonders den Marginalisierten, zu denen oft auch Geflüchtete und Migrantinnen und Migranten in unserem Land zählen.

Geschichte und Gegenwart lehren uns, welch schreckliche Konsequenzen Vorurteile und
Hass haben. Gegen Fremdenhass und Antisemitismus braucht es daher ein höheres Maß an Wissen, Sensibilisierung, Solidarität sowie einen interkulturellen Dialog.

Um tolerant und friedvoll miteinander leben zu können, halten wir, die Mitglieder des Katholikenrates des Bistums Mainz, eine Unterstützung oder Mitgliedschaft in der AfD oder anderen rechtspopulistischen und rechtsradikalen Organisationen für nicht vereinbar mit unserem christlichen Menschenbild. Prävention und Bekämpfung von Antisemitismus ist unsere gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe. Daher rufen wir alle, die im Bistum Mainz in den unterschiedlichen Gruppierungen und Gremien Verantwortung tragen, dazu auf, sich eindeutig von der AfD und jeder Form von Antisemitismus zu distanzieren. Wir treten Rechtsextremismus und Antisemitismus aufgrund ihrer Unvereinbarkeit mit dem christlichen Menschenbild entschieden entgegen.

Patrick Landua
Sprecher des Katholikenrates