Mainz. Professorin Jessica Heesen ist Philosophin und Medienethikerin, sie forscht und lehrt an der Universität Tübingen. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt sie sich mit ethischen Fragen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und die Journalistin Anja Schneider sprechen mit ihr über das Thema: „ ,Frag doch ChatGPT' Künstliche Intelligenz als Assistent, Seelsorger und Jesus-Ersatz?“
KI-Assistenzsysteme als nächstes großes Ding der Tech-Industrie?
„Wir werden Künstlicher Intelligenz nicht mehr entgehen können“, stellt Heesen im Gespräch mit Bischof Kohlgraf und der Journalistin Schneider fest. Das „nächste große Ding der Tech-Industrie“ sei, dass „wir alle ein KI-Assistenzsystem haben, das wir mit uns führen und überall implementiert ist“, erklärt sie. Heesen weist darauf hin, dass einige Menschen solche Systeme als Teil ihrer Selbstbestimmung verstünden, andererseits gebe es Probleme im Hinblick auf Datensouveränität und informationelle Selbstbestimmung. Bischof Kohlgraf sagt dazu: „Ich glaube, wir sind jetzt schon in einer Situation, in der mich das Netz kennt, selbst wenn ich nicht bewusst eine KI benutze. Ich bin manchmal erstaunt bin, was ich an Informationen oder Werbung zugeschickt bekomme. Das sind Signale dafür, was über mich bekannt ist, und mir wird deutlich, dass ich meine Privatsphäre bereits aufgegeben habe.“
Seelsorge als Form der künstlichen Interaktion?
Auf die Frage von Anja Schneider, ob eine KI die Seelsorge ersetzen könne, entgegnet Kohlgraf: „Unsere seelsorglichen Angebote bleiben natürlich bestehen und ich glaube, dass in Notsituationen ein Mensch, der gut zuhört, wirklich die entscheidende Person sein kann.“ Technik könne vielleicht Ratschläge geben, aber „in der Seelsorge geht es ja um Zuhören und darum, gemeinsam Themen zu entwickeln“. Auch die Fähigkeit zu Empathie einer KI stellt Kohlgraf infrage. Professorin Heesen merkt an, dass es „manchen Menschen nichts ausmacht, dass sie einer Maschine gegenübersitzen. Sie projizieren Anteilnahme und Mitgefühl in diese, sagen wir mal, Kunstfiguren hinein und suchen diese Form der Interaktion.“
Zum Podcast „Lebensfragen“
Der Podcast „Lebensfragen. Menschen im Gespräch mit Bischof Peter Kohlgraf und Anja Schneider“ erscheint seit März 2022 immer zur Monatsmitte. Mit dabei als Gesprächsgäste waren in den 35 Folgen unter anderen die First Lady Deutschlands, Elke Büdenbender, Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni, der Sänger Max Mutzke oder der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, und viele andere Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Kirche, Wissenschaft und Politik. Der Podcast „Lebensfragen“ ist thematisch offengehalten: Im Austausch über alltägliche und große Fragen erzählen die Gesprächspartnerinnen und -partner, was sie antreibt und was ihnen wichtig ist. Immer geht es in den rund 30-minütigen Gesprächen um den Dialog zwischen einer christlich geprägten Sichtweise und anderen Zugängen. Und darum, Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen den verschiedenen Perspektiven auszuloten. Der Podcast ist Teil des Programms der Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof.
Hinweise:
Professorin Jessica Heesen ist Philosophin und Medienethikerin, sie forscht und lehrt an der Universität Tübingen. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt sie sich mit ethischen Fragen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und die Journalistin Anja Schneider sprechen mit ihr über das Thema: „Frag doch ChatGPT." Künstliche Intelligenz als Assistent, Seelsorger und Jesus-Ersatz?
