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Bischof Kohlgraf schreibt die Kolumne „Perspektiven“ für das Magazin „Glaube und Leben“.:Perspektiven: Überall und jederzeit

Rosenkranz
Der Oktober ist der Monat, der jedes Jahr besonders zum Rosenkranzgebet einlädt. In diesem Jahr hat Papst Leo XIV. ihn als Gebet des Friedens besonders empfohlen. Dieser Empfehlung schließe ich mich gerne an. Nehmen Sie den Rosenkranz zur Hand – persönlich, aber auch in Gruppen und Gemeinden. Wer betet, wird selbst verändert und ist fähig, die Welt zu verändern.
Datum:
Do. 9. Okt. 2025
Von:
Bischof Peter Kohlgraf/ Glaube und Leben

Einen großen Teil meines priesterlichen Dienstes habe ich als Schulseelsorger und Religionslehrer geleistet. Das waren gute Jahre, die mich auch in meinen persönlichen Glaubenszugängen geprägt haben. Jugendliche lassen sich nicht mit auswendig gelernten Antworten abspeisen. Manchmal gab es Fragen, mit denen ich wirklich nicht gerechnet habe. Ich erinnere mich an eine Schülerin, die mich eines Tages mit folgender Frage konfrontierte: „Kann es Sünde sein, den Rosenkranz zu beten?“ Dahinter steckte eine konkrete Geschichte: Die Jugendliche hatte sich in verschiedenen Unterrichtsstunden oft gelangweilt und sich dann an den Rosenkranz erinnert, den sie zur Erstkommunion geschenkt bekommen hatte. Sie informierte sich über das Rosenkranzgebet und überbrückte die langweiligen Schulstunden mit dieser Gebetsform. Noch heute amüsiere ich mich darüber, dass langweiliger Unterricht zum Gebet führen kann. Der Geist weht eben wirklich, wo er will.

Die wiederholte Rezitation desselben Gebets ist ein meditatives Eintauchen in die Geheimnisse unseres Glaubens. Beim Rosenkranzgebet betrachten die Betenden die Themen des Lebens Jesu mit den Augen Marias. Sie betrachten das Leben Jesu und versenken sich in das, was er für uns Menschen getan hat – von seiner Menschwerdung bis hin zur Hoffnung auf das ewige Leben. Tatsächlich kann ich den Rosenkranz überall und jederzeit beten: bei langen Bahn- und Autofahrten, während Spaziergängen und vielleicht sogar (nehmen Sie diesen humorvollen Hinweis bitte nicht zu ernst) während langweiliger Konferenzen und Vorträge.

Ich habe dieses Gebet in meiner Kindheit gelernt. In meiner Kölner Heimatgemeinde wurde es gepflegt. Ich habe den Wert fester Gebetsformen und -texte immer hochgeschätzt. Es gab und gibt Situationen in meinem Leben, in denen ich froh war, auf derartige Formen zurückgreifen zu können. Gerade wenn einem die Worte fehlen, kann der Rosenkranz eine gute Möglichkeit sein, sich der Gegenwart Gottes zu öffnen. Es muss nicht immer der ganze Rosenkranz sein, manchmal bete ich einen Teil davon mit bewusst größerer Aufmerksamkeit. Ich kann mich dem Gebet durch ein Bild, einen Bibeltext oder einen Text, der mich zur persönlichen Betrachtung hinführt, annähern.

Der Oktober ist der Monat, der jedes Jahr besonders zum Rosenkranzgebet einlädt. In diesem Jahr hat Papst Leo XIV. ihn als Gebet des Friedens besonders empfohlen. Dieser Empfehlung schließe ich mich gerne an. Nehmen Sie den Rosenkranz zur Hand – persönlich, aber auch in Gruppen und Gemeinden. Wer betet, wird selbst verändert und ist fähig, die Welt zu verändern. Auch kleine Veränderungen können dabei viel bewirken.

// + Peter Kohlgraf