Bischofsbesuch im Dekanat Rüsselsheim

"Neues wagen und auch mal experimentieren"

Rüsselsheim (c) Markus Schenk
Datum:
Sa. 27. Jan. 2018
Von:
Markus Schenk, St. Nikolaus v.d.Flüe Büttelborn
„Unsere Gemeinden werden zwar kleiner werden, dies ändert aber nichts an unserem gesellschaftlichen Auftrag“. Unsere Kirche und die Botschaft Jesu Christi sei auch heute noch wichtig, werde wahrgenommen und komme noch immer mit vielen Menschen auf unterschiedlichen Ebenen in Berührung.
Rüsselsheim (c) Markus Schenk

Bischof Peter Kohlgraf will gemeinsam mit den Menschen im Bistum Mainz einen geistlichen Weg beschreiten

Bischof Kohlgraf hatte vor einiger Zeit angekündigt, allen 20 Dekanaten seines Bistums bis Mitte 2018 einen eintägigen Besuch abzustatten. Ziel sei es, die unterschiedlichen Regionen und die dort lebenden Menschen kennenzulernen und Gespräche mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen zu führen.

Als sich Bischof Peter Kohlgraf gegen 21:00 Uhr langsam vom Empfang im Gemeindezentrum der Rüsselsheimer Pfarrei Auferstehung Christi verabschiedete und sich auf den Weg nach Mainz machte, lag ein langer Tag im Dekanat Rüsselsheim hinter ihm. 

Als zweites Dekanat besuchte er am Freitag (26. Januar 2018) das katholische Dekanat Rüsselsheim, welches von seiner Fläche fast identisch mit dem Landkreis Groß-Gerau und somit das flächenmäßig größte Dekanat im Bistum Mainz ist. Hier leben etwa 55 000 Katholiken, die sich auf 19 Pfarrgemeinden verteilen.

Auftakt in Maria Einsiedel

Im Rahmen einer Dekanatskonferenz begann morgens um 10:00 Uhr im Wallfahrtsort Maria Einsiedel, dem spirituellen Zentrum des Dekanates, der Tag des Besuches. Hier traf sich der Bischof mit den Hauptamtlichen (Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferent/innen). Außerdem standen die Begegnung mit den Pfarrsekretärinnen und –sekretären, das Mittagsgebt und ein gemeinsames Mittagessen auf dem Programm.  

Fortsetzung in Rüsselsheim 

Am Nachmittag wurde der Besuch mit einem Gespräch mit der Dekanatsleitung im Caritaszentrum, im Rüsselsheimer Stadtteil Dicker Busch, fortgesetzt. Diesem folgte das Treffen mit der Steuerungsgruppe Sozialpastoral. Dabei stellten sich verschiedene Initiativen aus diesem Bereich vor.

Begegnung mit den Ehrenamtlichen

Um 17:00 Uhr schlug dann die Stunde der Ehrenamtlichen, darunter Mitglieder des Dekanatsrates, Vorsitzende der Pfarrgemeinderäte und stellvertretende Vorsitzende der Verwaltungsräte aus dem Dekanat. Rund 50 Personen nahmen an diesem Treffen im Gemeindezentrum der Pfarrei Auferstehung Christi teil, welches von Christine Breser (Vorsitzende des Dekanatsrates) moderiert wurde und in dessen Mittelpunkt die Aufgaben des Ehrenamtes in den Gemeinden heute mit Blick auf die formalen Strukturen standen.

„Es geht darum einen gemeinsamen geistlichen Weg zu beschreiten“, so Bischof Kohlgraf in seinem Statement zu Beginn. Was die zukünftigen Strukturen im Bistum Mainz betrifft, habe er „noch kein fertiges Konzept in der Schublade“. Bei den Besuchen in den Dekanaten, die bis zur Jahresmitte stattfinden, gehe es auch um Erkenntnisse vor Ort zu sammeln. Danach sollen von einer Steuerungsgruppe, die möglichst breit aufgestellt sein soll, Ideen zu den zukünftigen pastoralen Strukturen im Bistum entwickelt werden. Die geschehe auch vor dem Hintergrund des Rückganges der Anzahl von Katholiken und der Priestern, denn voraussichtlich wird es in 15 Jahren ein Drittel weniger Priester als heute im Bistum Mainz geben. Dies spiele natürlich auch bei den Überlegungen zur Gemeindeleitung in der Zukunft und bei der Entlastung der Pfarrer bei Verwaltungsaufgaben eine Rolle.

Aber auch in den einzelnen Pfarreien und pastoralen Einheiten müsse die innere Grundhaltung überprüft werden, denn Kirche sei "kein Selbstzweck" , so der Bischof. Sicherlich könne nicht alles aufrecht erhalten werden. Dabei gehe es aber nicht nur um Verzicht, sondern auch um neue Wege und Möglichkeiten. Bischof Kohlgraf ermutigte die Ehrenamtlichen dazu: „…auch mal was zu versuchen und zu experimentieren…“.

 „Unsere Gemeinden werden zwar kleiner werden, dies ändert aber nichts an unserem gesellschaftlichen Auftrag“. Unsere Kirche und die Botschaft Jesu Christi sei auch heute noch wichtig, werde wahrgenommen und komme noch immer mit vielen Menschen auf unterschiedlichen Ebenen in Berührung. Auch Menschen, die sich vorübergehend in einem bestimmten Projekt engagieren oder „…ihr Kind taufen lassen und dann die nächsten acht Jahre verschwunden sind, zählen zu unseren Gemeinden…“.

Bei den Beratungen der zukünftigen Strukturen solle den Gemeinden nichts übergestülpt werden. Es werde vermutlich kein einheitliches Konzept geben können, denn „was in der Stadt Rüsselsheim funktioniert, funktioniert in Rheinhessen oder in der Region Alsfeld wahrscheinlich nicht“, so Bischof Kohlgraf. Der Prozess solle möglichst breit aufgestellt sein. Ziel sei es, immer wieder Rückmeldungen zu geben. Er strebe eine offene Kommunikation an, damit möglichst viele an den Beratungen teilhaben und darüber informiert werden. Dabei werde er auch die unterschiedlichsten Kommunikationsmittel nutzen.

„Ich habe keine Angst vor der Zukunft“,  fasste einer der Teilnehmer nach dem rund einstündigen Gespräch seine Eindrücke zusammen und erntete dafür Zustimmung von den Teilnehmern – auch von Bischof Kohlgraf, der den Ehrenamtlichen zum Abschluss noch einmal für ihr Engagement dankte.

Gottesdienst und Empfang

Zum anschließenden Gottesdienst waren außer den Haupt- und Ehrenamtlichen auch alle Gläubigen aus dem Dekanat Rüsselsheim eingeladen und so war die Kirche gut gefüllt. Auch der Empfang nach dem Gottesdienst war offen für alle Interessierten. Bei Fingerfood und Getränken nutzen zahlreiche Gäste die Möglichkeit zu einem kurzen Gespräch oder einem gemeinsamen Foto mit dem Bischof.

Markus Schenk, Pfarrgemeinde St. Nikolaus von der Flüe Büttelborn

 

Rüsselsheim (c) Markus Schenk
Rüsselsheim (c) Markus Schenk