Einführung des Dompfarrers Dr. Franz-Rudolph Weinert als neuen Domkapitular in Mainz

Predigt von Bischof Peter Kohlgraf bei der Vesper am Hochfest Allerheiligen

Datum:
Do. 1. Nov. 2018
Von:
Bischof Peter Kohlgraf
Liturgie, Gotteslob und Gebet sind eine der tragenden Säulen der Kirche. Besonders in der Kathedrale, der Bischofskirche, muss die Liturgie vorbildlich gefeiert werden und das immerwährende Gebet, das uns aufgetragen ist, seinen festen Platz haben.

Sicher ist die Liturgie im Dom etwas Besonderes. Lange Traditionen prägen die Kultur unserer Liturgien, und die musikalische Gestaltung und die gottesdienstliche Feier erfreuen sich einer besonderen Qualität. Dabei ist der feierliche und regelmäßige Gottesdienst kein Selbstzweck und kein feierliches Spiel, sondern Gotteslob. Im Gebet und in der Liturgie lassen wir das Licht Gottes in unsere Welt hinein, Gott selbst öffnet das Fenster zum Himmel. Die Liturgie, der Gottesdienst dient dann auch dem Menschen und der Welt, Gott dient dem Menschen, er bietet ihm seine Nähe an. Wir brauchen das Licht Gottes, das Lob Gottes macht den Menschen groß. Wer Gott Raum gibt, hört auf, um sich selbst zu kreisen.
In den vergangenen Wochen haben wir in unserem Bistum viel über den „Pastoralen Weg" gesprochen, und er wird in den nächsten Monaten konkreter werden. Hier greifen wir bewusst das biblische Bild vom Aufbruch und vom zu gehenden Weg auf.

Ja, Glaube lebt vom Gehen, von der Bewegung.

Nicht umsonst sind zentrale Glaubensgeschichten der Bibel Weg-Geschichten: Abraham bricht auf, das Volk Israel geht den Exodus in die Wüste zum Gelobten Land, die Apostel verlassen ihr Haus und ihren Beruf, dem Auferstandenen begegnen sie auf dem Weg nach Emmaus. Papst Franziskus spricht immer wieder von der Notwendigkeit des Gehens. Er nimmt wahr, dass das kein harmloses Bild ist. Er sieht bei vielen Christen eine Haltung, die er so wiedergibt: „Ja, ich habe mich eingerichtet, ich bringe ein christliches Leben gut voran, ich gehe sonntags zur Messe, (...) ich verrichte manches gute Werk der Barmherzigkeit, alles gut und da bleibt ich stehen." (Frühmesse am 12. März 2018). Diese Menschen haben, so der Papst, in der Kirche einen „guten Parkplatz gefunden", sie sind „geparkte Christen". Ein Aufbruch in eine neue Zukunft steht hier nicht an.
Auf diesem Weg braucht es jedoch notwendige Orientierungspunkte, es braucht eine Mitte, die uns zusammenhält, es braucht Rast und Erholung, es braucht Ermutigung und die Feier. Deswegen ist die regelmäßige Liturgie, besonders auch die in der Kathedrale, ein unverzichtbarer Dienst an unseren Gläubigen auf dem Weg. Unser Weg muss ein Weg bleiben, der vom Herrn begleitet ist, der den Blick auf das Ziel nicht verliert. Ohne Hoffnung, ohne die Nahrung, die der Herr schenkt, brauchen wir die kommenden Wege erst gar nicht zu beginnen.

Die vornehmste Aufgabe des Domkapitels ist die Liturgie und das Gebet am Dom.

Aus dieser Quelle nehmen die Mitglieder des Kapitels und des Domstifts dann auch an Leitungs- und Seelsorgeaufgaben des Bischofs und der Kirche teil. Die Kapitulare erhalten ihren Sitz im Chorgestühl des Domes. Das soll kein „guter Parkplatz" werden, sondern der Ort, wo sie aus dem Gebet und der Liturgie heraus die Aufbrüche und Wege mitgestalten und mitgehen – keine Parkplätze, keine geparkten Christen bzw. keine geparkten Priester.
Wir führen heute den Dompfarrer Dr. Franz-Rudolph Weinert als neuen Domkapitular in Mainz ein. 1983 wurde er zum Priester geweiht. 1987 konnte er sein Promotionsstudium in der Liturgiewissenschaft an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz abschließen. Seit 1988 unterrichtet er Pastoralliturgie am Mainzer Priesterseminar. Als Kaplan in Gießen und Mainz-Weisenau, als Pfarrer an St. Ignaz und seit 2003 als Dompfarrer hat er die liturgische Kultur in unserem Bistum maßgeblich mitgeprägt. Er zeigt in seiner Person, in einer priesterlichen Lebensweise, dass ihm die Liturgie und das Gebet unverzichtbare Quellen des Lebens sind. Ich bin froh, dass Sie, lieber Herr Pfarrer Dr. Weinert der neuen Berufung in das Domkapitel folgen und damit noch enger mit dem Bischof und seinem Heiligungsdienst verbunden werden.
Dr. Klaus-Leo Klein wird nach über 20 Jahren als Dompräpendat emeritiert. Auch Sie, sehr geehrter Herr Prälat, haben treu die Liturgie am Dom mitgetragen, und Sie sind weiter herzlich willkommen. Dompräbendat Prälat Klein wurde 1971 zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Seligenstadt und nach dem Abschluss des Promotionsstudiums 1975 und wirkte er zunächst zwei Jahre als Religionslehrer in Bensheim, danach 10 Jahre als Hochschulpfarrer in Gießen. Von 1987 bis 2005 war er Ökumene-Referent des Bistums, sowie Referent für die christlich-jüdische Zusammenarbeit und den christlich-islamischen Dialog; zugleich war er Referent für die Hochschulgemeinden in der Diözese. Herr Dompräbendat Dr. Klein, haben Sie vielen Dank für Ihren Dienst!
Liebe Mitbrüder im Kapitel und Domstift, liebe Schwestern und Brüder. Ich wünsche uns ein gesegnetes Kapitelsjahr, das heute beginnt. Die vielen Heiligen, derer wir heute gedenken, mögen uns mit ihrer Fürsprache begleiten und uns immer neu zum Gotteslob rufen.