Feier zum 70. Jubiläum der Katholischen Fakultät Mainz

Pontifikalamt und Festakt mit Kardinal Karl Lehmann im Priesterseminar

Datum:
Do. 28. Apr. 2016
Von:
tob (MBN)
Mainz. Bei einem Pontifikalamt und einer anschließenden Feierstunde im Mainzer Priesterseminar ist am Mittwoch, 20. April, an die Wiedereröffnung der Mainzer Universität vor 70 Jahren erinnert worden. Die Mainzer Universität war am 22. Mai 1946 durch die französische Militärverwaltung wiedereröffnet wurden.

Im Sommersemester 1946, dem ersten Semester der Universität, waren für das Fach Katholische Theologie insgesamt 73 Studenten eingeschrieben.

Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, würdigte die Fakultät in seiner Ansprache. Wörtlich sagte er: „Die Wiedereröffnung der Mainzer Universität und die Integration der Hochschule des Priesterseminars machen nämlich deutlich, was die Existenz Theologischer Fakultäten an staatlichen Universitäten bedeutet. Die Theologie stellt sich damit unter das Maß der wissenschaftlichen Anforderungen einer authentischen Universität. Aber dies betrifft nicht nur ihre eigene Qualifikation, sondern öffnet sie selbst auch auf die anderen Fakultäten und Fachbereiche hin, erleichtert damit - wenigstens von den Strukturen her - die Kooperation und den Dialog, die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Dies ist gerade heute im Pluralismus der Wissenschaften eine große Chance. Sie wird auch in vieler Hinsicht angenommen und realisiert. Dies gilt auch für unsere Universität. Dies ist wichtig für die Einschätzung der Theologie in unserer Gesellschaft." Und weiter: „Die Theologie hat sich schon früh solchen Möglichkeiten des interdisziplinären Austausches geöffnet und sie gefördert. So ist die Theologie heute in einer staatlichen Universität bestens aufgehoben, wenn sie ihren eigenen Beitrag einbringt."

Lehmann ging auch auf die Anfänge der Mainzer Universität im 15. Jahrhundert ein. „Auch wenn die Universität kirchlich war, so hatte sie doch, wenigstens am Anfang, einen relativ freien Status. Der gemäßigte Humanismus der Zeit hatte am meisten Einfluss", betonte Lehmann. Zu Beginn der Reformation sei die Universität „ziemlich reformfreundlich" gewesen. „Dies änderte sich nach 1523, als Albrecht die reformatorische Bewegung nicht mehr duldete. Dennoch war die Universität in manchen Disziplinen mit recht guten, relativ unabhängigen Leuten besetzt." Lehmann erinnerte daran, dass der Mainzer Erzbischof Daniel Brendel von Homburg 1561 die Jesuiten nach Mainz berufen habe. In vielen Disziplinen sei es damals zu einem neuen Aufschwung gekommen.

Weiter sagte der Kardinal: „Aber der Niedergang schien fast unaufhaltsam zu sein. Einerseits tat man sich mit der Aufklärung, vorbereitet durch die humanistisch geprägte Zeit, leichter als anderswo - Mainz galt in manchem ‚als wohl fortschrittlichste Universität des Reiches' - aber man konnte nicht aufhalten, dass die Universität durch die Französischen Republik 1798 zu einer Schule degradiert wurde. Mit dem Untergang von Mainz 1792 war faktisch auch das Schicksal der Universität besiegelt." 1805 hat Bischof Colmar im Kloster der Augustiner-Eremiten ein Priesterseminar in Mainz errichtet, wo schließlich durch Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler 1851 die Wiederbelebung der Theologenausbildung in Mainz erfolgte.

Universitätspräsident Professor Dr. Georg Krausch würdigte in seiner Ansprache „die konstruktive Zusammenarbeit mit Fakultät und Bistum in den letzten sieben Jahrzehnten". In einem Grußwort wies die französische Generalkonsulin Sophie Laszlo darauf hin, dass die französische Militärregierung mit der Wiedereröffnung der Universität im Jahr 1946 einen Beitrag zum Wiederaufbau leisten wollte. Zu Beginn hatte der Dekan der Katholisch-theologischen Fakultät, Professor Dr. Matthias Pulte, dem Kardinal für die „unermüdliche Hilfe und Unterstützung der Mainzer Fakultät" gedankt. Der Mainzer Weihbischof Dr. Markus Bentz, der auch Regens des Bischöflichen Priesterseminars ist, hatte die Gäste in der Aula des Priesterseminars begrüßt. Vor dem Festakt hatte Kardinal Lehmann mit den Teilnehmern ein Pontifikalamt in der Augustinerkirche gefeiert.