Grußwort bei der die Kundgebung „Stoppt das Töten in der Ukraine“

Mit pax christi Deutschland

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Datum:
Fr. 23. Feb. 2024
Von:
Bischof Peter Kohlgraf

Berlin. Seit zwei Jahren tobt der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Bereits vorher war Russland völkerrechtswidrige Schritte gegen die Ukraine gegangen, aber seit 2022 hat die Eskalation eine neue Dimension bekommen. Einen Eroberungskrieg als „Spezialoperation“ zu deklarieren, war auch sprachlich eine zynische Zuspitzung. Als Bischof und Christ beobachte ich mit Abscheu die quasireligiöse Verherrlichung des Krieges, wenn er als Kreuzzug gegen eine dekadente Welt beschrieben wird.

Im Zusammenhang mit diesem Krieg sind zigtausende Menschen gestorben, Städte zerstört, Zukunft vernichtet. Man kann diesen Krieg nur als Wahnsinn bezeichnen. Papst Franziskus hat einmal in seiner Enzyklika „Fratelli Tutti“ davon gesprochen, dass Menschen wie Müll behandelt werden. Ich denke an die Kriegsopfer: Von einer Achtung der Menschenwürde kann schon lange nicht mehr die Rede sein.

Als Präsident von pax christi nehme ich mit immer größerer Besorgnis wahr, dass kriegerische Mittel und Waffeneinsätze zur Normalität werden und Menschenleben nicht mehr zählen; dass Waffenlieferungen als einziges Mittel der Konfliktlösung angesehen werden, und es keine Perspektive zu geben scheint, an echten Friedenslösungen zu arbeiten. Wie wird eine Welt nach diesem Krieg aussehen, in der sich auch nicht die kleinsten Bemühungen um Verständigung, Versöhnung und Gemeinschaft abzeichnen, geschweige denn von Versöhnung? Versöhnung braucht Gerechtigkeit, Friede braucht Gerechtigkeit. Ich sehe keine Bemühungen, auf diesem Weg weiter zu kommen. Ich sehe außer dem Wunsch nach „Sieg“ auf beiden Seiten keine Friedensvisionen für die Zukunft, die Menschen ein gutes Leben ermöglichen.

In einer Woche breche ich mit einer Gruppe von pax christi nach Polen auf: 60 Jahre nach der ersten pax christi-Bußwallfahrt im Jahr 1964, reisen wir nach Polen, um an die Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg zu erinnern und um die Kraft des Friedens auch heute zu beten. Es waren Polen, die uns Deutschen die Hand zur Versöhnung ausstreckten. Auch heute beeindruckt mich dieses unglaublich starke Zeichen. Andere Länder streckten Deutschland ebenfalls die Hand entgegen, sonst hätte es ein Friedensprojekt Europa nie geben können. Vielleicht war dabei die stärkste Kraft das Wissen um die Möglichkeiten Gottes, der uns in die Pflicht nimmt. Das Gebet um Frieden war für pax christi nie Ausdruck der Hilfslosigkeit, sondern stärkste Motivation, auch die kleinsten Schritte zu Frieden und Versöhnung mit Hoffnung gehen zu können. Wer Gott für den Krieg nutzt, macht ihn zum Götzen, die Bibel versteht dies als einen Verstoß gegen das erste und wichtigste Gebot. Gott lässt seiner nicht spotten. Gott will Frieden, und dafür beten wir, dafür werben wir.