Jeder Segen ist eine positive Botschaft des Trostes, der Fürsorge und Ermutigung

Bischof Kohlgraf zur Vatikan-Erklärung zur Segnung homosexueller Paare

Keramikkreuz (c) Martha Gahbauer | Pfarrbriefservice.de
Datum:
Mo. 18. Dez. 2023
Von:
Bischof Peter Kohlgraf

Das flehende Vertrauen" (Fiducia supplicans) lautet der Titel einer Erklärung des Glaubensdikasteriums in Rom über Segnungen auch gleichgeschlechtlicher Paare. Der Text ist eine gute Betrachtung zum Sinn von Segen. Als Vorsitzender der Pastoralkommission der deutschen Bischöfe freue ich mich über diesen Text und die Möglichkeiten, die er eröffnet, aber natürlich freue ich mich auch als Hirte einer Ortskirche mit den Menschen, die der Kirche in ihrer Lebenssituation immer noch flehendes Vertrauen entgegenbringen.

In der Erklärung wird eine differenzierte Sicht des Segens wiedergegeben. Bei allen Fragen darf ein Segen nicht zu vielen Vorbedingungen moralischer Art unterworfen sein. Jeder Segen ist eine "positive Botschaft des Trostes, der Fürsorge und Ermutigung. Der Segen drückt die barmherzige Umarmung Gottes und das Muttersein der Kirche aus." Menschen werden durch einen Segen für die Gegenwart Gottes in ihrem Leben geöffnet. Ein Segen ist eine Ressource, kein "Risiko oder Problem".

Der römische Text ermöglicht sensible, individuelle Formen, die durchaus in das öffentliche Gebet einer Gemeinde gehören. Was vermieden werden soll, sind Ähnlichkeiten zur Sakramentenspendung. Für das Bistum Mainz habe ich es in der Vergangenheit so formuliert: "Ich traue unseren Seelsorgerinnen und Seelsorgern zu, in der Begleitung der Paare, die einen Segen erbitten, eine ihnen gemäße Form zu finden."

Durch den römischen Text fühle ich mich in meiner bisherigen Haltung bestätigt. Ein persönliches Wort gönne ich mir: Ich bin sehr froh, dass durch diesen Text manch aggressive Ablehnung hoffentlich ein Ende finden kann, und dass deutlich wird, dass segnende Zuwendung zu Menschen wirklich katholisch ist.