Mainz. „Das ist ein Land, das einen extremen Druck, eine extreme Spannung und auch ein großes Trauma verspürt. Niemand wird hier sagen, dass er das Leben hier im Moment normal findet, obwohl er zur Arbeit geht, seine Kinder im Kindergarten abliefert, Essen geht, ins Kino oder Theater geht. Das alles gibt es, und es gibt den Strand, und die Strände sind voll – und trotzdem ist es nicht normal.“ So schildert er die aktuelle Situation in Israel: Steffen Seibert, seit August 2022 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel. Seibert ist Gast der aktuellen Folge des Podcasts „Lebensfragen“ aus dem Bistum Mainz. Gemeinsam spricht er mit Bischof Peter Kohlgraf und der Journalistin Anja Schneider über die Situation in Israel, die Lage der Geiseln, aber auch darüber, was Glaube ihm bedeutet.
Er bete nicht für politische Ereignisse, sagt Seibert. „Hier grundsätzlich in Israel beklage ich das auf beiden Seiten, dass Gott zu sehr als Argumentationshilfe in der Politik oder als Begründung für Politik genommen wird. Ich glaube, da stecken selten besonders gute Absichten dahinter.“ Gott aus den politischen Tagesentscheidungen rauszuhalten, halte er daher für eine wichtige Sache. Er glaube aber, dass „ein ganz bestimmtes Menschenbild, das aus dem Glauben kommt, wichtig für den Menschen als Individuum, wie für die Gemeinschaft, in der er lebt“ sei. Auch Bischof Kohlgraf betont: „Es ist nicht gut, Gott für eigene Ideen zu instrumentalisieren.“ Gott sei nicht „mein Instrument“, aber er könne die Kraft geben, sich für Menschenwürde und Menschenrechte einzusetzen.
Zum Podcast „Lebensfragen“
Der Podcast „Lebensfragen. Menschen im Gespräch mit Bischof Peter Kohlgraf und Anja Schneider“ erscheint seit März 2022 immer zur Monatsmitte. Mit dabei als Gesprächsgäste waren in den 26 Folgen unter anderen die First Lady Deutschlands, Elke Büdenbender, Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni oder der Sänger Max Mutzke und viele andere Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Kirche, Wissenschaft und Politik. Der Podcast „Lebensfragen“ ist thematisch bewusst offengehalten: Im Austausch über alltägliche und große Fragen erzählen die Gesprächspartnerinnen und -partner, was sie antreibt und was ihnen wichtig ist. Immer geht es in den rund 30-minütigen Gesprächen um den Dialog zwischen einer christlich geprägten Sichtweise und anderen Zugängen. Und darum, Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen den verschiedenen Perspektiven auszuloten. Der Podcast ist Teil des Programms der Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof.
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