Gedanken von Anke Fery zum Bild der Künstlerin Elisabeth Eisenhauer
Kunst spielt eine wichtige Rolle in der Aufarbeitung, denn sie hilft uns, historische Ereignisse und persönliche Erfahrungen zu verarbeiten und zu reflektieren. Die Bilder von Elisabeth Eisenhauer drücken ihre Gefühle und ihren inneren Weg aus und bringen uns somit dazu, über die Vergangenheit nachzudenken, auch über unsere Rolle in der Geschichte des Missbrauchs. Ich bin Frau Eisenhauer sehr dankbar, dass sie uns ihre Bilder für die Broschüre Erinnerungskultur und für unsere Homepage zur Verfügung gestellt hat und somit auch uns diesen Zugang ermöglicht.
Ich war mit Frau Eisenhauer im Austausch über Ihre Gedanken zum Bild „Sieg des Lichts über die Dunkelheit“ und sie bat mich, meine eigenen Gedanken als Aufarbeitungsbeauftragte zu dem Bild zu beschreiben.
Das Bild ist für mich persönlich besonders ausdrucksstark. Es führt mir die dunklen Kapitel des Missbrauchs der Vergangenheit und das Leid, das viele Betroffene erfahren mussten und mit dem ich hier auch täglich konfrontiert bin, deutlich vor Augen, vermittelt mir aber auch Hoffnung.
Ein Licht strahlt aus der Tiefe der Dunkelheit. Es ist kein ruhiges Licht, sondern eines, das sich seinen Weg durch die Schichten der Dunkelheit sucht. Die Strahlen wirken dynamisch, fast explosiv durchdringen sie das Dunkel und stehen so für einen Durchbruch, der mich motiviert, institutionelle, aber auch individuelle Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt verantwortlich ernst zu nehmen und zu unterstützen.
Darüber hinaus hat das Bild für mich eine tiefreligiöse Botschaft: Aufarbeitung beginnt immer im Dunkel. Wenn sie gelingt, wird das Dunkel und das Leid zwar nicht weg sein, denn wir können nichts ungeschehen machen. Es wird aber im Dunkel selbst heller werden. Aufarbeitung ist damit für mich immer auch ein Zeugnis dafür, dass Gott in unsere Wirklichkeit wirkt. Sein Licht steht für Gerechtigkeit.
Und wir dürfen Menschen sein, die sein Licht weitertragen, getragen vom Ursprung, gesendet in die Welt.