Ein Gedanke zum Sonntagsevangelium (Lk 14, 1.7–14), der mich in meiner Predigt beschäftigt hat: nicht nur jede und jeder von uns persönlich steht in der Versuchung, sich selbst den besseren und angeseheneren Platz zu wählen, wie es Jesus den Pharisäern vorhält. Auch als Kirche laufen wir immer wieder Gefahr, lieber selbst den Platz in der Gesellschaft zu wählen, der angesehener und komfortabler ist, als ihn uns von Jesus zuweisen zu lassen.
Wo aber wäre dieser uns von Jesus zugewiesene Platz? Bei den Armen unserer Zeit, wie Papst Franziskus sagt! Dabei muss uns klar sein, dass Armut heute bei uns mehr meint, als nur die materielle Armut. Überall dort, wo Würde und Leben der Menschen in Bedrängnis geraten. An deren Seite zu stehen, da ist unser Platz, den Jesus uns zuweist! Wo noch ist dieser Platz? Unser Platz als Kirche ist jedenfalls nicht die selbstgewählte, komfortable Nische. Wir sollen dorthin aufbrechen, wo Gott und sein Evangelium in Vergessenheit gerät und verdrängt wird. Dort Platzhalter zu sein für das Evangelium, das ist unser Platz von Jesus zugewiesen! So kann es sein, dass wir als Kirche unseren angestammten Platz verlassen müssen, das ist unbequem. Das bedeutet auch Trauer und Verlust, Auseinandersetzung und Krise, Umbruch vielleicht auch Beschämung. All das erleben wir derzeit. Sich aber einen neuen Platz von Jesus her geben zu lassen, bedeutet Aufbruch und Sendung, neue Glaubwürdigkeit und Neuevangelisierung!