Sich sammeln, austauschen, beten und singen – unter der Anleitung von Monika Schuck-Purpus, der katholischen Klinik- und Altenheimseelsorgerin, trafen sich über vier Wochen jeden Dienstag Abend 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Pfarrzentrum St. Bonifatius; drei weitere Interessierte arbeiteten zu Hause mit den Texten des Begleitbuches "Mittendrin".
Diese Texte laden auf Blättern und Postkarten dazu ein, sie mit auf Reisen zu nehmen, zu verschenken oder sich selber aufzuhängen und vor allem jeden Tag unter eine andere Überschrift, ein Gebet, Lied oder einen kurzen Bibelauszug zu stellen.
Natürlich steht im Mittelpunkt das wichtigste Gebot der Liebe; zu sich selber, zum Nächsten, zu Gott, womit nicht nur das Geben, sondern auch das bewusste Annehmen gemeint ist. Unter dem Titel "staunen" heisst es dazu in den Unterlagen: "Was möchte und kann ich Gott schenken? Meine Offenheit, meine Zeit, meinen Verstand... Erst wenn ich wirklich begriffen habe, was ich von Gott geschenkt bekomme, kann ich ohne Misstrauen etwas zurückgeben und Gott zur Verfügung stellen."
Die Teilnehmenden diskutierten darüber, warum dieses Annehmen der Geschenke Gottes so schwer fällt. Die Freiheit ist die wichtigste Voraussetzung dazu, die der Christ über das Einhalten der Gebote Gottes erlangen kann. Diese göttlichen Hilfen zu einem gelingenden Leben sind in Verruf geraten, da der Mensch zur Selbstbestimmung drängt und nicht merkt, dass gerade diese Gesetze frei machen von Hass, Eifersucht, sich vergleichen, Rache u. a. Negativem. Diesen "engen Grenzen" stellt das Exerzitienheft unter dem gleichnamigen Lied die Überschrift "wandeln" entgegen.
Einen Tag später heisst die Karte "tanzen" und wird von den meisten Teilnehmenden begeistert aufgenommen, weil Madeleine Delbrel, katholische Mystikerin, hier die Liebe Gottes beschreibt: "Wir aber, wir vergessen so oft die Musik deines Geistes. Wir haben aus unserem Leben eine Turnübung gemacht. Wir vergessen, dass es in deinen Armen getanzt sein will..... wie einen Ball, wie einen Tanz in den Armen deiner Gnade, zu der Musik allumfassender Liebe. Herr, komm und lade uns ein."
Um den Weg zu Gott zu gehen, braucht es den Austausch, das Gebet, das in Form von Dank, Lobpreis, Klage, Zweifel und dann auch stummer Betrachtung ein wichtiger Begleiter ist. Frau Schuck-Purpus teilt dazu Blätter mit einem Labyrinth aus, das verdeutlicht, dass der Beter auf dem Weg zur Mitte, zu Gott, mal ganz nahe am Ziel zu sein scheint aber auch leicht nach außen getrieben werden kann. Trotzdem bleibt er in Austausch mit Gott und damit auf dem Weg zu ihm.
Wenn ich meine Beziehung zu Gott so vertiefen kann, schenkt er mir auch die Kraft, mich selber anzunehmen mit allen Fehlern, für deren Vergebung er selber Mensch geworden und den Kreuzweg gegangen ist. Auch kann er helfen, das wurde im Kurs sehr betont, meinem Nächsten mit Liebe zu begegnen, ihn anzunehmen wie er ist und ihm Bestes zu wünschen. Dieses drückt sich ganz konkret durch das Zeichnen des Kreuzes auf die Stirn des Nächsten aus, dem dadurch nicht nur die Bitte um Beistand durch Gott sicher ist, sondern auch das Gefühl von Geborgenheit. Leider, so die einstimmige Meinung der Teilnehmer*innen, wird dieser Segen fast nur noch bei Kindern ausgedrückt.
Wie kann ich Menschen segnen, die mir nicht so liegen, denen ich nicht so nahe stehe? Hierzu werden kleine Segens-Faltblätter des Bonifatiuswerkes verteilt, in denen es heisst: "Ich bin ein Segen, wenn ich gut zu anderen und über andere rede, wenn ich zuhöre, wenn ich jemandem zulächele, wenn ich freundlich helfe, wenn meine Fröhlichkeit ansteckend wirkt, wenn ich ein Segenskreuz in meine Handfläche zeichne, statt die Faust in der Tasche zu ballen."
So werden alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende der Zusammenkunft gesegnet und es wird ihnen ein Lied mit auf den Weg gegeben:
"Wechselnde Pfade,
Schatten und Licht,
alles ist Gnade,
fürchte Dich nicht!"