Schmuckband Kreuzgang

Faszinierend

Intimes Duo-Recital mit Streichersonaten

Eva-Maria Anton am Hammerflügel mit Sohn David und Christof Becker (c) G. Kollmer '23
Datum:
Mo. 13. Feb. 2023
Von:
Gerhard Kollmer

Die am vergangenen Sonntagnachmittag in großer Zahl erschienenen BesucherInnen des Gemeindezentrums St. Bonifatius bekamen zum Auftakt der diesjährigen Konzertsaison einen besonderen Leckerbissen serviert: Regionalkantorin Eva-Maria Anton und der Licher Kirchenmusiker Christof Becker brachten je zwei Sonaten für Klavier und Violine bzw. Viola von W. A. Mozart, Johann Gottlieb Graun und Carl Ditters v. Dittersdorf zu Gehör. 

Zum Einsatz kam der originalgetreue Nachbau eines Hammerflügels aus der Werkstatt Gottfried Silbermanns in Straßburg. Dieses Instrument, dessen Saiten mit filzbezogenen Hämmern angeschlagen werden, markiert den Übergang vom barocken Cembalo zum modernen Konzertflügel. Für gut zwei Generationen wird das Hammerklavier die Kammermusik in Salons und Konzertsälen prägen.
Dank großer Einfühlsamkeit gelang es Eva-Maria Anton, das filigrane Instrument zum Klingen zu bringen. Ihrem nahezu perfekten Zusammenwirken mit Christof Becker als zupackendem, zuweilen fast leidenschaftlichen Violin- bzw. Violaspieler lauschen zu dürfen, war ein kostbares Erlebnis.

"Einer der größten Violinisten und Komponisten seiner Zeit": Dieser Ruf eilte dem 1703 in Wahrenbrück geborenen und 1771 in Berlin verstorbenen Johann Gottlieb Graun voraus. Als Konzertmeister am Hofe des Preußenkönigs Friedrich II. schrieb er zahlreiche Sinfonien, Violinkonzerte und -sonaten. Seine in St. Bonifatius vorgetragene Sonate für Viola & Clavier B-Dur im "galanten Stil" beginnt mit einem innigen Adagio. Die der menschlichen Altstimme entsprechende Viola hat, von Christof Becker souverän "tractiert", mit ihrem sonoren, dunkleren Klang wesentlichen Anteil daran.
Das lebhafte Allegretto des Mittelsatzes bildet einen reizvollen Kontrast zum Kopfsatz.
Im abschließenden Allegro mit etlichen virtuosen Passagen können beide Musiker ihr Können voll ausspielen.

Mozarts im Lauf eines halben Jahres geschriebene Violinsonaten KV 301-306 entstehen 1778 in Mannheim, einem innovativen Zentrum des damaligen Musiklebens. Die am Sonntag vorgestellte zweisätzige Sonate e-moll KV 304 besticht als dessen einzige in dieser Tonart durch Kontrastreichtum und Virtuosität. Überschattet wird sie von tiefer Melancholie, der vor allem im zweiten, mit einem langen Klaviersolo beginnenden Satz im "Tempo di Menuetto" heitere, fast volkstümlich schlichte Melodien an die Seite treten.
Es ist ein wunderbares Werk, in dem Trauer über den Tod der Mutter und Lebensfreude eng miteinander verwoben sind.

Der in Wien geborene Carl Ditters v. Dittersdorf lebte von 1739 bis 1799 
und hinterließ ein umfangreiches Oeuvre - darunter über 100 Sinfonien.
Seine Sonate für Viola & Clavier Es-Dur endet mit einem dynamischen, einfallsreichen Variationensatz, in dem Christof Becker seine Kunst demonstriert, der im Vergleich zur Violine schwerer zu spielenden Viola die schönsten Klänge zu entlocken. Dominiert wird das Werk vom 2. und 4. Satz, in denen heitere Menuette erklingen.

Mit Mozarts im Frühjahr 1784 geschriebener Violinsonate B-Dur KV 454 verbindet sich eine Entstehungsgeschichte, die von der Genialität dieses Tonsetzers verblüffend Zeugnis ablegt - über die an dieser Stelle jedoch leider nicht berichtet werden kann. 
Nach langsamer Einleitung im Largo bestimmen Doppelgriffe der Violine und  Klaviertriolen das Geschehen. Auf Augenhöhe spielen sich nun Eva-Maria Anton und Christof Becker die Bälle zu. Im folgenden Allegro entspinnt sich ein regelrechter Wettbewerb zwischen beiden Instrumenten. Das folgende Andante bewegt die Herzen mit stillen, in sich ruhenden Melodien. Und im virtuosen Allegretto-Schlusssatz steigern sich beide Musiker erneut mit Triolen und rasend schnellen Sechzehntel-Läufen der Violine bis in schwindelnde Höhen - um mit langanhaltendem Schlußapplaus für ihre exzellente Leistung bedankt zu werden.       

Die Wetterauer Zeitung berichtete ausführlich

WZ-Konzertbericht (c) WZ