Schmuckband Kreuzgang

Fünf Stationen

Biblisch bezeugte Tafeln werden aufgehängt

Station V: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen (c) bg
Datum:
Fr. 10. Juni 2022
Von:
Henning Stahl

Monatelang wurde in der Gemeinde kontrovers darüber diskutiert, ob in unserer renovierten Pfarrkirche die vorhandenen Kreuzwegbildtafeln wieder aufgehängt werden sollen: Während manche eine Innenraum-Gestaltung ganz ohne den neugotischen Kreuzweg als zeitgemäß und stimmig ansahen, setzten sich andere für das Wiederaufhängen aller 14 Bildtafeln ein, an die sie sich seit Jahrzehnten gewöhnt hatten.

Die grundsätzlichen Entscheidungshilfen der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema „Kreuzweg“ können Sie weiter unten nachlesen.
Dort finden Sie auch eine Übersicht aller vierzehn Stationen mit entspr. Bibelstellen.

Der Pfarrgemeinderat entschied sich für einen Kompromiss

Der Pfarrgemeinderat entschied sich in seiner Sitzung am 4.05.2022 mehrheitlich für einen Kompromiss:

Fünf Tafeln sollen an der nördlichen Seitenwand bzw. in der Pietà-Kapelle aufgehängt werden, welche fünf Stationen aus dem biblisch bezeugten Leidensweg Jesu abbilden.

Zusätzlich sollen alle vierzehn Tafeln professionell fotografiert und als Leporello gedruckt werden, welches dann in der Lourdes-Kapelle zum stillen Gebet ausliegen und für verschiedene Formen von Kreuzweg-Gebeten zur Verfügung stehen soll.

Johanna v. Bischoffshausen verlässt den Pfarrgemeinderat

Die stellvertretende PGR-Vorsitzende Johanna v. Bischoffshausen kann diese Entscheidung nicht mit ihrem Glauben vereinbaren und verlässt deshalb den Pfarrgemeinderat für den Rest der Wahlperiode. In einem Brief begründete sie diesen Schritt sehr ausführlich; nachstehend das Wichtigste:

Johanna v. Bischoffshausen bleibt aktives Gemeindemitglied (c) bg 2022

„ ... Meiner Ansicht nach gehört der vollständige Kreuzweg in unsere Kirche - als Tatsache, dass Gott nicht nur Mensch geworden ist, sondern verschiedene Arten der menschlichen Kreuze Schritt für Schritt mitträgt (Verspottung, Einsamkeit, Angst, Verabschiedung von geliebten Menschen, Schmerzen etc). Menschen, die kommen und beten oder einfach nur Ruhe suchen, sollen sich mit ihren eigenen Problemen bei Jesus wiederfinden und verstanden fühlen.
Wie im Leben soll uns in unserer Kirche das Kreuz und der Kreuzweg an beiden Seiten begleiten, und der Blick nach vorne trifft auf den Auferstandenen. Symbolträchtiger geht es kaum.
Von diesen Kreuzweg-Stationen eine oder mehrere zu entfernen, steht uns nach meinem Religionsverständnis nicht zu. ... Die mehrheitliche PGR-Entscheidung kann ich deshalb nicht mittragen, sie widerstrebt mir zutiefst - darum kann ich nicht mehr Mitglied des Pfarrgemeinderates sein und erkläre hiermit meinen Austritt.

Die ehrenamtliche Arbeit für die Kirche bleibt mir aber wichtig, so dass ich gerne weiter in der AG 'Licht & Wärme' dabei bin, beim Kirchencafé helfe und Artikel schreibe.“

Deutsche Bischofkonferenz: Salbungsstellen versus Kreuzweg

Zitiert aus DBK 126 - Seite 29 „Leitlinien für den Bau und die Ausgestaltung von Kirchenräumen - Abschnitt 5.7 Bilder und andere verehrungswürdige Gegenstände":
 
Bei der Kirchweihe wird der Kirchenraum an zwölf Stellen gesalbt. Dadurch wird deutlich gemacht, dass der Kirchenraum vollständig und für immer dem christlichen Gottesdienst dienen soll. Diese Salbungen verweisen in ihrer Zwölfzahl auf die Symbolik des himmlischen Jerusalems (Offb 21,12-14) und auf die zwölf Apostel, auf denen die Kirche Jesu Christi wie auf einem Fundament auferbaut ist (vgl. Eph 2,20). Die zwölf Salbungsstellen werden durch Kreuze gekennzeichnet, denen in der Regel „Apostelleuchter“ zugeordnet sind.
Ihre Platzierung im Kirchenraum sollte die erwähnte Symbolik zum Ausdruck bringen.
 
Für jeden Kirchenraum wird ein Kreuzweg empfohlen. Es ist dafür zu sorgen, dass man den Kreuzweg auch tatsächlich gehen kann. Die einzelnen Stationen dürfen nicht in Konkurrenz zu den zwölf Salbungsstellen des Kirchenraumes (den Apostelkreuzen) treten oder mit ihnen verbunden werden.

Deutsche Bischofskonferenz: Liturgische Handreichungen

Zitiert aus DBK_5132 - Seite 36 „Liturgie und Bild - Abschnitt 3.4.2 Kreuzweg“:
 
Die traditionelle Betrachtung des Leidens Christi in 14 Stationen entlang seinem Leidensweg ist eine der verbreitetsten Andachtsübungen. Von seiner Funktion her ein Nachgehen des Weges hinauf nach Golgotha stellt der Kreuzweg eine auch körperliche Verähnlichung der Gläubigen mit dem Geschehen des Karfreitags dar und erleichtert ihnen die Einstimmung in das Geheimnis des Todes Christi.
Zugleich ist das gemeinschaftliche Gehen ein Moment gemeindlichen Vollzugs. Kreuzwegstationen sollten deshalb in einer Reihung errichtet bzw. markiert werden, so dass sie prozessionsartig abgeschritten werden können.
Es ist zu überlegen, ob dieses prozessionsartige Meditieren, das auf eine ganzheitliche Weise den Weg Jesu zu verinnerlichen helfen will, in jedem Fall der äußeren Bilder bedarf.
Die Intention dieser Andachtsform besteht ja in erster Linie darin, Stationen zu markieren, an denen die Prozession innehält und an denen die Menschen still die Bilder erwarten, die in ihrem Inneren wachgerufen werden.
... Es gibt auch Kreuzwege mit einer auf die biblisch bezeugten Begebenheiten reduzierten Zahl der Stationen.

Die vierzehn Kreuzweg-Stationen mit Bibelstellen

Übersicht der 14 Kreuzweg-Stationen (c) HGS nach Wikipedia