Schmuckband Kreuzgang

Kreuzweg

Pro und contra

Kreuzweg2 (c) bg
Datum:
So. 6. Feb. 2022
Von:
Henning Stahl

In den letzten Wochen wird in der Gemeinde lebhaft darüber diskutiert, ob in unserer renovierten Pfarrkirche die Kreuzwegbildtafeln wieder aufgehängt werden sollen. Während viele die Gestaltung ohne Kreuzweg als zeitgemäß, stilsicher und in sich stimmig begrüßen, setzen sich andere sehr für das Wiederaufhängen der Bildtafeln ein, an die sie sich seit Jahrzehnten gewöhnt haben.
Nach der Hl. Messe am Sonntag, dem 6.02.2022, unterrichtete der PGR-Vorsitzende Georg Dierschke die Anwesenden über den Sachstand:

Freude über die rundum gelungene Renovierung

„Liebe Gemeinde,

die Renovierung unserer Pfarrkirche St. Bonifatius steht unter dem Motto "Licht und Wärme". Wir freuen uns sehr, dass wir seit Weihnachten unseren jetzt hellen und warmen Kirchenraum wieder nutzen können.

Die handwerklichen Arbeiten haben viele positive Veränderungen gebracht:

Die bildliche Darstellung biblischer Geschichten in den Chorfenstern erstrahlt in klaren und hellen Farben, und die Fenster der Seitenschiffe bringen Jesu Heilungsgeschichten in Verbindung zu unserer Kurstadt Bad Nauheim in renovierter Frische zum Ausdruck.

Außer der Figuren im Altarraum sind auch der Vierzehn-Nothelfer-Altar, der St. Antonius-Altar und die Marienfiguren feinfühlig restauriert.

Der Beichtkapellenanbau wurde zurückgebaut, der neue Beichtraum in der Josefskapelle eingerichtet und der barrierefreie Zugang zur Lourdeskapelle hergestellt.

Die komplett ausgereinigte Orgel klingt wie neu; die energiesparende Heizung sorgt für wohlige Wärme, und die LED-Lichtinstallation gibt dem ganzen Kirchenraum in Verbindung mit dem neuen Anstrich eine helle, freundlich einladende und auf die Mitte Jesus Christus orientierte Klarheit.

Die Planung und Durchführung aller Arbeiten wurde in Abstimmung mit dem Bistums-Dezernat für Bau und Kunstwesen und der Denkmalpflege des Landes Hessen durchgeführt. Deren finanzielle Förderung baut auf diesen Planungen auf.

Die Kreuzwegtafeln waren ab 1969 nach dem von Prof. Hölzinger gestalteten Umbau unserer Pfarrkirche nicht wieder aufgehängt worden. Erst nach der Renovierung 1994 wurden in der Taufkapelle die alten Kanzeltafeln angebracht und an den Außenwänden die Kreuzwegbildtafeln erneut aufgehängt.

In den letzten Wochen wird von Gottesdienstbesuchern lebhaft darüber diskutiert und die Frage gestellt, wann die Kreuzwegtafeln wieder aufgehängt werden.

Wir haben uns auch im Pfarrgemeinderat intensiv mit dieser Frage befasst.

Entscheidendes Gespräch mit der Liturgiekommission

Nach Rücksprache hat sich das Bistums-Dezernat für Bau und Kunstwesen nochmals klar und eindeutig für die aktuelle Gestaltung ohne Kreuzwegtafeln ausgesprochen.

Dem PGR hat es empfohlen, sich dazu mit der Liturgiekommission des Bistums als zuständiger Genehmigungsbehörde abzustimmen.

Ein Gespräch mit deren Leiter Herrn Dulisch hat am 15.02.2022 stattgefunden. Dabei wurde auf Texte der Deutschen Bischofskonferenz hingewiesen, die den Rahmen für zulässige Kreuzweginstallationen abstecken.

Nachstehend können Sie die zwei wichtigsten Textabschnitte im Wortlaut nachlesen:

 

Salbungsstellen versus Kreuzweg

Zitiert aus DBK 126 - Seite 29 „Leitlinien für den Bau und die Ausgestaltung von Kirchenräumen - Abschnitt 5.7 Bilder und andere verehrungswürdige Gegenstände":
 
Bei der Kirchweihe wird der Kirchenraum an zwölf Stellen gesalbt. Dadurch wird deutlich gemacht, dass der Kirchenraum vollständig und für immer dem christlichen Gottesdienst dienen soll. Diese Salbungen verweisen in ihrer Zwölfzahl auf die Symbolik des himmlischen Jerusalems (Offb 21,12-14) und auf die zwölf Apostel, auf denen die Kirche Jesu Christi wie auf einem Fundament auferbaut ist (vgl. Eph 2,20). Die zwölf Salbungsstellen werden durch Kreuze gekennzeichnet, denen in der Regel „Apostelleuchter“ zugeordnet sind.
Ihre Platzierung im Kirchenraum sollte die erwähnte Symbolik zum Ausdruck bringen.
 
Für jeden Kirchenraum wird ein Kreuzweg empfohlen. Es ist dafür zu sorgen, dass man den Kreuzweg auch tatsächlich gehen kann. Die einzelnen Stationen dürfen nicht in Konkurrenz zu den zwölf Salbungsstellen des Kirchenraumes (den Apostelkreuzen) treten oder mit ihnen verbunden werden.

Liturgische Handreichungen

Zitiert aus DBK_5132 - Seite 36 „Liturgie und Bild - Abschnitt 3.4.2 Kreuzweg“:
 
Die traditionelle Betrachtung des Leidens Christi in 14 Stationen entlang seinem Leidensweg ist eine der verbreitetsten Andachtsübungen. Von seiner Funktion her ein Nachgehen des Weges hinauf nach Golgotha stellt der Kreuzweg eine auch körperliche Verähnlichung der Gläubigen mit dem Geschehen des Karfreitags dar und erleichtert ihnen die Einstimmung in das Geheimnis des Todes Christi.
Zugleich ist das gemeinschaftliche Gehen ein Moment gemeindlichen Vollzugs. Kreuzwegstationen sollten deshalb in einer Reihung errichtet bzw. markiert werden, so dass sie prozessionsartig abgeschritten werden können.
Es ist zu überlegen, ob dieses prozessionsartige Meditieren, das auf eine ganzheitliche Weise den Weg Jesu zu verinnerlichen helfen will, in jedem Fall der äußeren Bilder bedarf.
Die Intention dieser Andachtsform besteht ja in erster Linie darin, Stationen zu markieren, an denen die Prozession innehält und an denen die Menschen still die Bilder erwarten, die in ihrem Inneren wachgerufen werden.
Wo eine österlich geprägte 15. Station realisiert wird, sollte sie formal den `Bruch` zur Kreuzwegthematik und deren Überschreitung angemessen ins Bild setzen. Gegenüber der Erweiterung gibt es auch Kreuzwege mit einer auf die biblisch bezeugten Begebenheiten reduzierten Zahl der Stationen.

PGR bittet um weitere Meinungsäußerungen

Teilen Sie uns ihre Ideen, Argumente und Meinungen zum Thema Kreuzwegtafeln mit, gerne auch in schriftlicher Form per E-Mail an pgr@bwbn.de  oder als Brief an das Pfarrbüro.

Ich bitte in der Diskussion zu bedenken, dass die katholische Kirche und somit auch wir in Bad Nauheim aktuell viel größere und wichtigere Fragen und Probleme lösen müssen.“

Georg Dierschke, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats St. Bonifatius Bad Nauheim

Den Text der Ansprache von Georg Dierschke (ohne die vorstehenden zwei Texte der Deutschen Bischofskonferenz) können Sie auch als DIN-A4-Blatt zum Ausdrucken herunterladen, um ihn an Menschen zu verteilen, die keinen Internet-Zugang haben.

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