Der Mangel an Hauptamtlichen und Kirchenmitgliedern erfordert eine Neuordnung der bestehenden Pastoralpläne. Dazu gehört auch eine Reduzierung der Immobilien auf ca 50% des momentanen Bestandes.
Die geplante Zusammenfassung der bestehenden Pfarreien zu den Großpfarreien Nord, Mitte, Süd erfordert eine neue Konzeption der Zusammenarbeit auf den grundlegenden Ebenen wie Diakonie, Verkündigung und Liturgie und natürlich auch der Verwaltung.
Die St. Bonifatius Gemeinde wird zur Gruppe Nord gehören und zusammen mit Niedermörlen, Obermörlen, Butzbach, Gambach, Münzenberg, Rockenberg, Oppershofen die neue Großpfarrei Nord bilden.
Das TPT-Liturgie setzte sich überwiegend aus Personen jenseits der 50 zusammen. Eine junge Frau um die 20 war vertreten, ebenso alle Kirchengemeinden. Herr Pfarrer Rühl vertrat zusammen mit der Kantorin Frau Anton im Teilprojektteam (TPT) Liturgie die Gemeinde Bad Nauheim und stellte die Ergebnisse im Gottesdienst vor.
In einem ersten Schritt wurden in einer Bestandsaufnahme die eigenen Pfarreiaktivitäten erfasst. Die Perspektive der Zukunft setzt auf Zusammenarbeit, die bislang nur theoretisch angedacht wurde oder in Einzelfällen abgerufen wird.
Ab 2030 spätestens sollen zwei Gemeindereferentinnen und zwei Priester als Hauptamtliche das pastorale Geschehen in der neuen Großpfarrei Nord leiten. Die heute bestehenden Pfarreien werden zugunsten der neuen Pfarrei aufgelöst und werden als Kirchorte bezeichnet.
Der neue pastorale Weg setzt auf mehr Team- und ehrenamtliche Mitarbeit sowie neuen Angeboten im Gottesdienst jenseits der Messfeier, Eucharistie. Vieles an neuen Angeboten wird von der ehrenamtlichen Mitarbeit auch im Bereich Gottesdienst abhängig werden.
Zum Beispiel können Trauerfeiern und Bestattungen nach Schulung und Sendung durchaus von Laien geleitet werden; ebenso vielgestaltige Formen von WortGottesfeiern und Kirchen-musikalische Gottesdienste. Da Musik über Chorarbeit, Kinder-und Jugend-Scholae sehr anspricht, wird besonders in diesem Bereich ein stärkeres Potenzial entdeckt und gefördert werden.
Zur Zeit sind in dem Bereich Nord vier Priester tätig. Allerdings kann sich das schnell ändern, weil derzeit noch keine endgültige Rückmeldung aus Mainz vorhanden ist, wer in Zukunft wo arbeiten wird und mit wieviel Personal.
Der sensibelste Punkt stellt die Feier der Eucharistie dar und wie sie in der Fernperspektive mit zwei Priestern gewährleistet werden kann. Aushilfen gibt es zurzeit schon kaum, geschweige ab 2030.
Vier Priester mit jeweils zwei Eucharistiefeiern am Sonntag könnten an den acht Hauptorten Dienst tun. Mit zwei Priestern könnten jeden Sonntag drei – vier - eigentlich begrenzt das CIC die Zelebration am Sonntag inklusive Vorabendmesse auf maximal drei Eucharistiefeiern.
Das hört sich erstmal leistbar an, nicht aber, wenn die Taufen und Trauungen an Wochenenden mitbedacht werden, die alle eine sehr individuelle Ansprache und Vorbereitung erfordern.
Dazu bedeuten drei Eucharistiefeiern an unterschiedlichen Orten in der neuen Pfarrei, dass sie nicht überall das gleiche Gottesdienstkonzept benutzen können. An einem Kirchort A ist ein Jugend-Gottesdienst und an Kirchort B am gleichen Wochenende ein Familiengottesdienst geplant und am Kirchort C wird am ebenfalls am gleichen Wochenende eine Jubiläumshochzeit integriert, samstags findet noch eine Trauung und sonntags dazu noch eine Taufe statt. Und das Wochentagskonzept ist hier noch nicht eingeschlossen.
Das beschriebene Konzept, können auch Priester nicht 11 Monate im Jahr -ziehen wir ihren 3- 4 wöchigen Urlaub ab, neben anderen Aktivitäten und weiteren Sitzungen und Verwaltung wirklich durchhalten. Das wäre praktisch eine Kurzanleitung zum vorprogrammierten Burnout. Und man muss bedenken, der eine kann mehr, der andere weniger.
Die Grundentscheidung aller Kirchenmitglieder heißt für die Zukunft: Wenn ich Eucharistiefeier am Sonntag aber auch am Werktag mitfeiern will, gehe ich dorthin, wo sie angeboten wird.
WortGottesfeiern sind z.Zt. überwiegend akzeptiert, wo gleichzeitig eine Kommunionausteilung mit angeboten wird. Ansonsten halbiert sich sofort die Teilnahme, soweit die Erfahrung aus Bad Nauheim Kernstadt. Das stellt ein Dilemma da, das wir auch im TPT Liturgie nicht lösen konnten und beschreibt die Ist-Situation.
Gottesdienstmodelle für jüngere Generationen sind auf jeden Fall zu fördern, hier aber geht es zentral nicht um Eucharistie, sondern um Musik und ansprechende Glaubensvermittlung. Aber auch hier ist zu bedenken, dass die angesprochenen auch nicht nach den ersten 2. Angeboten kommen, hier braucht es für die Zukunft einen ziemlich langen Atem und Hauptamtliche mit annäherndem Lebensalter.
Auch die anderen Kirchorte wie Kitas- und Krankhäuser, Alten-u. Pflegeheime, Schulpastoral eine Justizvollzugsanstalt, eine Schwesterngemeinschaft, die in dem Gebiet Nord liegen müssen bei der Organisation mitbedacht werden.
Allein für den Bereich „Gottesdienst“ gibt es vielfältig offene Fragen organisatorischer Struktur, um die Herausforderungen zu bewältigen. Es braucht zum Beispiel einen einheitlichen Pfarrbrief wahrscheinlich als Halbjahres-Planung mit allen Angeboten der Großpfarrei Nord.
Darüber hinaus werden Fahrdienste benötigt um an die Angebotsorte zu kommen und die Bereitschaft der Gemeindemitglieder diese anzunehmen.
Inhaltlich sollten Schwerpunkte auf Aktivitäten gelegt werden, die ein gemeindeüber-greifendes Zusammenarbeiten fördern, darunter gemeinsame Gottesdienste, Ehejubiläen, Krankensalbung u.v.m.
Gemeinsame Jugendveranstaltungen und einen Neuaufbau der Ministrant*innenarbeit sobald Corona vorüber ist sind zu organisieren. Zentrale Familiengottesdienste können ein gutes Fundament für die stärkere Vernetzung bilden. Die Kirchenmusik spricht in Liturgie und Konzert und sie wird eine entscheidende Brückenbauerin zur Vernetzung der Gemeinden und Ihrer Mitglieder sein.
Wir stecken noch ganz in den Anfängen auf dem Weg in eine lebendige Zukunft unserer Kirchorte. Dem ehrenamtlichen Engagement in der Großgemeinde wird dabei eine entscheidende Funktion zukommen.