Mit dem Ökumenischen Adventssingen beginnt alljährlich die Vorfreude auf die Weihnachtszeit. Bereits seit 1982 studieren der Kirchenchor St. Bonifatius und die Kantorei der Dankeskirche gemeinsam ein vorweihnachtliches Programm ein. Am Sonntag waren viele Gläubige beider Konfessionen zum Zuhören und Mitsingen in die Dankeskirche gekommen. Texte zum Nachdenken ergänzten die feierliche Stunde.
„Jetzt ist Licht in Hülle und Fülle. Die Augen werden zum Fenster der Seele. Die Ohren mögen offen sein für das, woran das Herz glaubt." So hieß es in zwei Texten, die Pfarrer Ulrich Becke und die katholische Gemeindereferentin Stephanie Veith vortrugen.
Licht war das alles überstrahlende Thema dieses Adventssingens, Licht, das Trost spendet und Hoffnung weckt, das Angst vertreibt und über Grenzen geht. Das vermag auch die Musik: Die Melodien schwangen sich auf, um Licht zu werden mit alten Adventsliedern wie „Macht hoch die Tür" oder „Tochter Zion freue Dich".
Unter der Leitung von Eva-Maria Anton und Frank Scheffler strahlte der große Chor Vorfreude auf die Ankunft des Herrn aus. „Mache Dich auf und werde Licht, denn Dein Licht kommt": Dieser Kanon erfüllte vierstimmig den ganzen Kirchenraum. In einem romantischen Chorsatz von Eduard Karl Nössler, der in einem jubilierenden Halleluja gipfelte, wurde nach Jesaja der sanftmütige Helfer angekündigt.
Trost und Hilfe beinhaltete auch ein Brief des Dichters Rainer Maria Rilke an einen jungen einsamen Kollegen im Offiziersdienst: „Ihr innerstes Geschehen ist Ihrer ganzen Liebe wert. In sich gehen und stundenlang niemandem begegnen, das muss man erreichen können."
Advent heißt Ankunft, und das setzt Warten voraus. Der stimmungsvolle Chorsatz des Renaissance-Komponisten Hans Leo Hassler, „Dixit Maria", griff die Demut des Wartens auf.
Sich bewusst vorzubereiten ist ein Gedanke des großartigen Bachchorals „Wachet auf, ruft uns die Stimme", den Gemeinde und Chor im Wechsel sangen.
Doch was ist, wenn die negativen Gedanken überwiegen und man nicht glauben kann, dass sich etwas verändert an der schrillen, rasenden Zeit? Ein „Perspektivwechsel", ein Text, der auch von unten nach oben gelesen werden konnte, gab die Antwort: Zweifel wandelt sich in Zuversicht.
Vom Morgenstern und Sternen, die die Nacht erhellen, kündeten die 14 Sängerinnen und Sänger des Kinder- und Jugendchors von St. Bonifatius mit ihren jungen, frischen Stimmen. Sie brachten neben dem eindrucksvollen großen Chor auch solistisch einen besonderen Glanz in die adventliche Stunde.
So fegte die Musik den Geräuschteppich des Alltags beiseite. „Es ist Zeit" hieß es am Schluss. Zeit Gott zu bitten, die Angst aus dem Herzen zu nehmen und uns die Sprache seiner Liebe zu lehren.