Als sich unser Pfarrer David Jochem Rühl am vorletzten Julisonntag von der Gemeinde in seinen wohlverdienten Jahresurlaub verabschiedete, lag wiederum ein anstrengendes Jahr hinter ihm, das zum dritten Mal durch die Corona-Pandemie geprägt war. Neben seinen vielfältigen Alltagsaufgaben hatten ihn große Personalprobleme in der KiTa beschäftigt; im Nachgang zur Sanierung unserer Pfarrkirche war ihm dann noch ein Kompromiss in der kontroversen Kreuzweg-Diskussion gelungen.
Als erster Urlaubsvertreter zelebrierte ein Mitglied des Mainzer Domkapitels mit jahrzehntelangen Verbindungen zu unserer Pfarrgemeinde die Hl. Messe:
Prälat Jürgen Nabbefeld wuchs in Schwalheim auf, bewohnte dann später während seiner Tätigkeit als Gießener Militärpfarrer einige Jahre lang das Haus, an welches die Liebfrauenkapelle vor fünf Jahrzehnten angebaut wurde, und hielt in dieser Zeit dort auch zahlreiche Gottesdienste. Viele ältere Gemeindemitglieder kennen ihn von daher noch gut, andere erlebten ihn als geistlichen Führer einer Bistumsreise ins Heilige Land, und jüngeren spendete er als Bistumsvertreter das Sakrament der Firmung.
Am Sonntag, dem 31.07.2022, zelebrierte der Domkapitular die Hl. Messe zusammen mit Diakon i. R. Dieter Mackrodt, Lektorin Dorothea Herbst und den Geschwistern Skarica als Messdienern.
Unsere Gemeindereferentin Stephanie Veith stellte Ihre Ansprache unter ein Wort aus dem Hebräerbrief: „Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, ein Zutage-Treten von Tatsachen, die man nicht sieht (Hebräer 11, 1)“.
Dabei ging sie besonders darauf ein, welchen Wandel der Wechsel vom Hoffen zum Glauben bewirkt: „Der Glaube kann uns auch helfen, Hoffnungen auf die Spur zu kommen, die wir zwar hegen, die sich aber vielleicht gar nicht als gut für uns erweisen. “ – „ Formulieren Sie Ihre Hoffnung als Glaubenssatz. Wenn es sich gut anfühlt, können Sie sicher sein, dass Ihnen dieser Satz die nötige Energie und den nötigen Segen gibt, dass es tatsächlich auch so kommt wie erhofft. Wenn es sich nicht gut anfühlt, wissen Sie, dass Sie das Erhoffte gar nicht brauchen, oder dass es nicht Ihr Weg ist.“
Als Lektorin wirkte Lioba Bayer in dieser Wortgottesfeier mit.
Den dritten Gottesdienst in Vertretung hielt Pfarrer i. R. Hermann Heil. Der gebürtige Ober Mörler war nach der Priesterweihe 1977 durch den Mainzer Bischof Hermann Volk zunächst Kaplan in Darmstadt und Worms und ab 1981 Pfarrer von St. Peter in Offenbach. 1987 wurde er für 10 Jahre Hochschulpfarrer in Gießen, wo er auch unseren Pfarrer David J. Rühl kennenlernte. Danach wirkte Heil als Pfarrer in Sprendlingen, Badenheim und Gensingen, bis er 2001 Pfarrer von St. Albertus in Gießen und Maria Frieden in Heuchelheim wurde und damit die Leitung der größten Gemeinde der Diözese Mainz übernahm. 2008 erhielt er den Ehrentitel Monsignore (Päpstlicher Ehrenkaplan).
In seiner mit humorvollen Passagen gewürzten Predigt sprach Monsignore Heil zunächst über seine Kindheit „im gut katholischen Dorf hinter dem Johannisberg“, wie er sagte, wo er erst in der Grundschule erfahren habe, dass es außer vielen katholischen auch wenige evangelische Menschen gäbe, und wo Gebet und Kirchgang selbstverständliche Bestandteile des täglichen Lebens waren - als Kind habe er ohne das rituelle Abendgebet seiner Mutter nicht einmal einschlafen können.
Im heutigen Evangelium (Lk 12, 49-53) stelle Jesus die provokante Forderung an seine Jünger, sich bedingungslos für den Glauben an ihn zu entscheiden, auch wenn dies zur Spaltung bis in den engsten Familienkreis führe. Diese Entscheidung müssten auch wir heutigen Christen treffen, wo nicht mehr 50%, sondern nur noch 5% der Gläubigen die Gottesdienste besuchten. Auf dem „Pastoralen Weg“ komme dieser Gedanke oft ein wenig zu kurz, den auch Papst Franziskus mit Bezug auf den Propheten Jesaja in seinem Brief an die deutschen Katholiken betont habe, „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“.
Unser Glaube, so Monsignore Heil, könne durch neu erlerntes Beten gestärkt werden, u. a. in Einkehrtagen und Exerzitien, um Beispiel gebend in die Gesellschaft hinein zu wirken.
Als Lektor und Kommunionhelfer wirkte Dr. Burkhard Heussen in dieser Hl. Messe mit.