Schmuckband Kreuzgang

Weihnachtsgruß

Unser Pfarrer David Jochem Rühl schreibt im Weihnachts-Pfarrbrief:

Die Ikone ist Gegenstand der Gruß-Meditation unseres Pfarrers (c) Pfarrblattverlag
Datum:
Do. 24. Dez. 2020
Von:
David J. Rühl

Liebe Gemeindemitglieder von St. Bonifatius, liebe Gäste,
in diesem Jahr zeigt unser Pfarrbriefmantel ein Bild vom Geschehen in Betlehem, das Ihnen vielleicht zu harmonisch wirkt, wenn wir die Herausforderungen, Einschränkungen, Verluste und Todesfälle bedenken, die uns alle durch Covid19 berühren.

Eine Ikone interpretiert jedoch kein aktuelles Zeitgeschehen, sie ist eher Glaubens-verkündigung im Bild. Zielführend für den Betrachter geht es um die Erkenntnis, was Gottes Menschwerdung in dem Kind für uns Menschen bedeutet.

Vieles wird symbolhaft angedeutet; z. Bsp. Ochs und Esel, die das Kind schauen… vielleicht stellvertretend für die ganze Schöpfung, denn Jesus ist der neue Mensch für den neuen Himmel und die neue Erde; oder die Engel, Boten Gottes aus der Welt Gottes… sie können deutlich machen, dass durch Jesus die Welt Gottes und die Welt der Menschen nicht weiter getrennt sind; die Taube und der Lichtstrahl, der zum Kind führt, wollen verdeutlichen, dass Jesus ganz vom Heiligen Geist erfüllt ist; der Futtertrog, in dem Jesus liegt – er erinnert mehr an einen Altar; und daneben, ganz ungewohnt für ein traditionelles Bild aus der Geburtsgrotte, ein Korb mit Brot und ein Kanne Wein.

Brot und Wein erinnern an die Eucharistie… Jesus wird sich für uns hingeben wie Futter im Trog, wie der Verzehr von Brot und Wein, und in diesen Zeichen wird er immer unter uns sein.

Alles sieht idyllisch aus und provoziert vielleicht in unserer Situation besonders, in der wir Verzicht, Einschränkung, Verlust, Trauer und Zukunftsängste bewältigen müssen.

Gerade mit dem Blick auf das Neugeborene frage ich mich, wie die schwerverletzte Mutter in Trier ihren Schmerz verarbeitet, da ihr 9 Monate altes Baby und ihr Ehemann bei der Amokfahrt getötet worden sind.

Und vielen anderen wird es ebenso gehen, die ihre Eltern und Verwandten in den Senioren- u. Pflegeheimen nicht mehr besuchen konnten.

Die heile Welt der Geburtsikone lässt jedoch leicht übersehen, dass sich auch die Heilige Familie in einer außerordentlichen, wenn nicht sogar gefährlichen Situation befindet … sie ist draußen, wie ausgesetzt fern von ihrem sicheren Zuhause, schon rund 100 km zu Fuß unterwegs, und ausgerechnet jetzt kommt das Kind zur Welt.

Gerade aus diesen Umständen kommt die Botschaft, dass Gott schwierige und durchaus lebensbedrohliche Umstände nicht umgeht und schönreden will, sondern ganz mit uns teilt und sie in Jesus ebenfalls durchlebt und überwindet.

Das soll uns Mut machen und unsere Freude stärken, wenn dieses Jahr unsere Phantasie gefordert ist, damit Einzelne nicht allein bleiben mit ihrer Trauer, ihrem Schicksal und ihren Ängsten und größere Familien diesmal im kleinen Rahmen zusammenkommen.

Ihnen allen von unserem Pfarrteam ein gesegnetes und gnadenreiches Weihnachtsfest und einen hoffnungsvollen Übergang ins Neue Jahr.